Ökumenisches Heiligenlexikon

Johann Peter Hebel

1 Gedenktag evangelisch: 22. September

Name bedeutet: J: Gott ist gnädig (hebr.)
P: der Fels (griech.)

Dichter, Prälat
* 10. Mai 1760 in Basel in der Schweiz
22. September 1826 in Schwetzingen in Baden-Württemberg


Johann Peter Hebel
P. J. Becker: Johann Peter Hebel

Johann Peter Hebel war der Sohn des Dienstboten Johann Jakob und der Hausangestellten Ursula geb. Oertlin , die im Sommer in Basel, im Winter in Hausen im Wiesental in Baden-Württemberg, der Heimat der Mutter, arbeiteten. Schon im Alter von zwei Jahren verlor Johann Peter den Vater, mit 13 Jahren die Mutter, deren Tod er neben ihr auf einem Ochsenkarren erlebte, der sie zum erwarteten Sterben in ihr Heimatdorf bringen sollte. Sie hat mich beten gelehrt und auf Gott vertrauen. Der frühe Verlust der Eltern ist wohl ein Schlüssel für Hebels lebenslange Suche nach Heimat, die er immer neu thematisiert. Durch die Erfahrung, bald in einem einsamen Dorf, bald in den vornehmen Häusern einer berühmten Stadt daheim zu sein, habe ich frühe gelernt, arm zu sein und reich zu sein, schrieb er 1820.

ehemalige Lateinschule in Schopfheim, in der Hebel nach dem Tod seiner Mutter 1773/1774 lebte und lernte
ehemalige Lateinschule in Schopfheim, in der Hebel nach dem Tod seiner Mutter 1773/1774 lebte und lernte

Hebel erhielt trotz des Todes der Eltern eine gute Ausbildung, konnte ab 1778 an der Theologischen Fakultät - damals noch untergebracht in der Ritterakademie in Erlangen studieren und arbeitete ab 1780 als Hauslehrer, ab 1783 als Lehrer für Latein, Religion, Griechisch, Geometrie, Rechnen, Geografie und Deutsch am Pädagogikum in Lörrach; 1790 empfahl er der Schulbehörde in einer Eingabe, den Unterricht in den alten Sprachen zu reduzieren und dafür Naturgeschichte und Mechanik als neue Fächer einzuführen. 1792 wurde er Lehrer an der Fürstenschule in Karlsruhe und 1798 Professor für Hebräisch, Griechisch, Latein und Naturwissenschaften; nach dem Umzug der Fürstenschule und deren Umbenennung in Lyceum 1807 war er von 1808 bis 1814 dessen Direktor. Er verehrte Martin Luther wegen seiner Sprache und Unabhängigkeit, aber er erkannte auch die befreiende Gabe menschlicher Vernunft. So machte er sich eigene, unkonventionelle Gedanken über die Auferstehung Christi, über Ethik und Moral und das Schicksal der Juden, deren Fremdheit er liebte.

In den Jahren 1799 bis 1802 schrieb Hebel mundartliche Alemannische Gedichte, in denen er seine Sehnsucht nach der südbadischen ländlichen Heimat zum Ausdruck brachte und die er 1803 anonym veröffentlichte. Dem alemannischen Dialekt verhalf er damit zu literarischem Ruhm, 1820 erschien schon die fünfte Auflage. 1805 wurde er zum Kirchenrat ernannt, 1808 wurde er zum Direktor seiner Schule berufen, ab diesem Jahr war er Herausgeber des Rheinländischen Hausfreundes, einer Zeitschrift mit volkstümlichen Kurz- und Kalendergeschichten. Ihre Leichtigkeit und sanfte Ironie lassen aufatmen und beschreiben die Dinge des Alltags, bei denen es eben nicht um Letztes, sondern Vorläufiges gehe. Die scheinbare Allmacht der Gegenwart wird relativiert und mit Humor gewürzt. Im prallen Leben der Alltagsgeschichten wird das Wirken Gottes als Schöpfer und Bewahrer des Lebens sichtbar, der den Menschen nahe ist und sich nicht rein intellektuell erschließt: Unser dermaliger philosophischer Gott steht, fürchte ich, auf einem schwachen Grund … und seine Verehrer … beten eine Definition an, und zwar eine selbstgemachte. Ihr Gott bleibt ewig ein Abstraktum und wird nie concret. Im Alltag, im Kleinen und Unscheinbaren soll Gott entdeckt werden.

Denkmal gegenüber dem Hebelhaus in Hausen im Wiesental
Denkmal gegenüber dem Hebelhaus in Hausen im Wiesental

1811 erschien die Sammlung der von Hebel selbst verfassten Beiträge im Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes, einer in ihrem Humor bei treffsicherem Ausdruck einzigartigen und zur Erneuerung der deutschen Sprache Wesentliches beitragenden Schrift. Material für seine Erzählungen und seine Lyrik sammelte er beim Besuch einfacher Menschen in ihren Häusern - daher der Titel der Geschichten; deren vielfältigen Erlebnisse und Erfahrungen, dazu Berichte aus aller Welt in den Zeitungen verwandte er, um anderen die Vielfalt der Welt nahezubringen, die in alledem unter Gottes Güte steht. Seine Erzählungen strahlen epische Weisheit und politische Klugheit aus, stellen das Leben des einzelnen eingebettet in die große Geschichte der Welt und die noch größere der Natur unter der barmherzigen Hand Gottes vor. Dabei erheben seine Geschichten nie den moralischen Zeigefinger, sondern laden ein zum Nachdenken und werben um Einverständnis.

Mit Unverhofftes Wiedersehen schrieb Hebel die schönste Geschichte der Welt - in diesem Urteil waren sich Franz Kafka und Ernst Bloch einig: eine Auferstehungserzählung, in der eine alte Frau ihren 50 Jahre zuvor bei einem Unglück verschütteten Verlobten wiederfindet.

Haus des Garteninspektors des Schlosses in Schwetzingen, heute Amtsgericht
Haus des Garteninspektors des Schlosses in Schwetzingen, heute Amtsgericht

1814 wurde Hebel Mitglied der Schul- und Kirchenleitung in Baden, 1819 Prälat und damit oberster Leiter der badischen Landeskirche, damit zugleich auch Mitglied der 1. Kammer, der Stände-Kammer, des Badischen Landtags. 1821 wurde er für seine Verdienste um die Union der reformierten und der lutherischen Kirche in Baden zum Ehrendoktor der Theologischen Fakultät Heidelberg ernannt. 1824 erschienen von ihm nacherzählte Biblische Geschichten, erst posthum ein von ihm verfasster Katechismus.

Hebel starb bei einem Besuch im Haus des Garteninspektors des Schlosses in Schwetzingen und wurde dort auf dem damaligen Friedhof bestattet. Nach dessen Auflösung wurde sein Grab erhalten

Ernst Bloch gab 1965 Hebels Kalendergeschichten neu heraus, nachdem er sich schon 1926 in einer Monografie mit Hebel befasst hatte.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Das Hebelhaus in Hausen im Wiesental ist - außer im Januar - jeden Mittwoch, Samstag und Sonntag von 13.30 Uhr bis 17 Uhr und für Gruppen nach Vereinbarung geöffnet, der Eintritt beträgt 3 €. (2014)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 31.03.2021

Quellen:

• http://www.br-online.de/alpha/forum/vor0506/20050611_i.shtml - Dank an C. S., Brief vom 27. August 2005
• Walther Eisinger: Dichter, Aufklärer, Prälat. Evang. Gemeindeblatt für Württemberg 39/2001
• Julia Schröder: Selbiges Häuslein kauf ich alsdann, Stuttgarter Zeitung 10. Mai 2010
• Uwe Hauser: Gott wirkt durch eine Laus. zeitzeichen 3/2010
• http://www.altbasel.ch/haushof/hebelhaus.html

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.