Johann Schwingshackl
Gedenktag katholisch: 27. Februar
Name bedeutet: Gott ist gnädig (hebr.)
Johann Schwingshackl, Sohn einer Bauernfamilie, von deren zwölf Kindern fünf Nonnen, zwei Priester und eines Missionsbruder wurden, war zunächst Knecht auf dem Hof seines Vaters. Erst mit 23 Jahren konnte er sein Studium privat beginnen, dann am fürstbischöflichen k.u.k. Gymnasium Vinzentinum in Brixen fortsetzen. Nach seiner Einberufung zu den Kaiserjägern wurde er im 1. Weltkrieg schwer verwundet, dann in russischer Kriegsgefangenschaft in Sibirien gehalten. 1919 konnte er bei den Jesuiten im Noviziatshaus in St. Andrä im Lavanttal eintreten, 1924 wurde er zum Priester geweiht.
Nach einer längeren Zeit der Krankheit - er litt an Tuberkulose infolge seiner Kriegsgefangenschaft - wurde er 1928
zuständig für Fragen der Verwaltung im Studienhaus
Canisianum in Innsbruck, 1931 Novizenmeister,
1933 nach seinem Wunsch Volksmissionar, 1936 Novizenmeister im
Kloster bei den Missionsschwestern von
Regina Apostolorum
in Straßhof an der Nordbahn in Niederösterreich.
1938 wurde Johann Schwingshackl Rektor - also leitender Pfarrer - an der
Kirche St. Martin im Stadtteil Aspern in Wien.
Wegen seiner unerschrockenen Predigten wurde er 1941 an einen ungefährlicheren Ort versetzt, nach
Bad Schallerbach bei Wels. Dort wurde er im
Februar 1944 wegen seiner Predigt- und Seelsorgertätigkeit und speziell wegen eines Briefes an seinen Provinzial verhaftet
und unter der Anschuldigung des Defaitismus
im Dezember 1944 vom
Landgericht in Salzburg zum Tod verurteilt.
Er starb wenige Tage vor der Vollstreckung des Urteils an Tuberkulose im
Gefängnis in München-Stadelheim.
Sein harter Tirolerkopf und sein weiches Herz gaben ihm ein ganz besonderes Gepräge. Er konnte so streng in seinen Ansichten sein, und doch leuchtete aus ihm eine große, echt priesterliche Güte … Ich bin fest überzeugt, wenn die Jesuiten in der letzten Zeit einen Märtyrer hatten, dann ist es Pater Schwingshackl. Mir kam er immer vor wie ein Johannes der Täufer in seiner Strenge und geradezu manchmal herben Wahrhaftigkeit. Sein Beispiel hat uns in der qualvollen Lage viel gegeben.
Johann Schwingshackl wurde zunächst auf dem Perlacher Friedhof in München bestattet; 1946 wurde er auf den Friedhof der Jesuiten in Pullach bei München überführt, 1985 in die Gruft der Jesuitenkirche nach Innsbruck. In der Pfarrkirche in Bad Schallerbach erinnert eine kleine Gedenkstätte an ihn.
Worte von Johann Schwingshackl
In seinem Abschiedsbrief schreibt er an Geschwister und Verwandten:
Nun nehmen wir Abschied. ich bin oft von daheim und von Euch gegangen. Nie so leicht und beglückt wie diesmal,
obwohl ich Euch alle mit tiefer Liebe im Herzen trage. Wie es mir geht, wollt Ihr wissen. Wenn ich sage, gut, ich sei
glücklich, so ist das zu wenig. Ich bin selig. Klar hat die Untersuchung, besonders die Art der Verurteilung gezeigt,
dass ich nur für die Sache Christi sterbe. Ich habe vor eineinhalb Jahren ein großes Schriftstück an meinen Provinzial
geschrieben. Dort schrieb ich mit erschreckender Offenheit unsere Fehler im katholischen Lager und Arbeiten und machte
Vorschläge. Der Provinzial antwortete mit ein paar unwirksamen Gedanken.
Die Nationalsozialisten erkannten gleich und ganz. Die
Gestapo in Linz gab es klar zu, wie recht
ich habe und wie mein Plan und ich (so urteilte diese) geeignet wären, katholisches Leben zu wecken. Sie zollten deutlich
Bewunderung, da sie aber solches nicht brauchen können und solch aufsprießendes Leben ihre Pläne durchkreuzt, so soll
ich aus der Welt geschafft werden. Ich war verurteilt vor der Verhandlung. Ich kann Euch nicht sagen, wie glücklich ich
bin, dass mein Sterben nur für die Sache Christi ist. Zudem ist gerade der Punkt, für den ich seit August 1927 denke,
arbeite und soviel gelitten habe (wohl: Weckung echten Lebens im katholischen Lager; Anm. d. Verf.). Es könnte wahrhaftig
nicht herrlicher sein.
Zudem wird mein Sterben ein vollständig freies. Denn ich sah es ganz deutlich und sagte es auch immer voraus, dass
so etwas kommen werde und ging doch festesten Schrittes meinen Weg. Es war zu klar. Nun stehe ich vor der Hinrichtung.
Es ist der Kelch gewiss ziemlich randvoll.
Ich war ein Deutscher, durch und durch, mein Leben lang. … Nun hat das höchste Gericht (Präsident Freisler)
Deutschlands mich für ehrverlustig für Zeit und Ewigkeit
erklärt. Ich habe mich am deutschen Volke so vergangen,
dass ich so ausgelöscht werden müsste, als hätte ich nie existiert. Gar so scharf war man, weil ich
Jesuit bin. Die fürchtet man.
Und nun der Plan, den ich im Schriftstück entwickelte. Ich wollte ein rechter Priester sein. …
So warte ich auf das Letzte, auf das Blutopfer. Ich warte, und das ist ein eigenes Leiden, ohne zu wissen, wann das
sein wird. Es kann zu jeder Minute, Tag und Nacht sein. Jede Minute kann die Tür geöffnet werden und hereingerufen
werden: Schwingshackl, kommen Sie.
Es kann noch verschiedene Wochen sein. …
Ja, der Kelch ist voll - aber das ist das Schöne - so voll der Kelch ist - so überaus groß und lieblich ist die
göttliche Gnade. Ich bin geradezu selig, dass ich dem Heiland meine Liebe in dieser Weise zeigen darf. Wie oft beten wir,
wir möchten mit unserem Blute ihm unsere Liebe bezeigen, oder die Sünden der Menschen sühnen. Das kam mir immer so wie
eine schwulstige Freundschaftsbezeugung in guten Tagen vor. Jetzt kann ich sagen: Heiland, mir ist ernst.
Quelle: Josef Innerhofer: Südtiroler Blutzeugen zur Zeit des Nationalsozialismus. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 1985, S. 63 - 67
Zitate von Johann Schwingshackl:
Ich bin froh, bestimmt zu sein. Leiden zu tragen und nicht Leiden zu verursachen. Ich habe dem
lieben Gott gerade für diese Gnade in den letzten Tagen viel gedankt.
Wann wird diese Seele einmal sich zur Ruhe legen dürfen, die allen zu streng ist und die doch in heiliger Schau
sieht, dass es für unsere Zeit ebensoviel braucht, und die daher nicht anders kann, so sehr es sie zermartert, dass es
immer heißt, ich sei zu streng.
Gerade in den Fällen, in denen es sich um Reformation handelt, wo tief zugegriffen werden müsste, wo es dornig
hergeht, wo es Prügel abgibt, wenn man arbeitet, gerade da vertrösten wir uns oft mit dem
Kannst halt nichts machen
,
Man muss nur beten
. … Dann schlüpft man in die Pantoffeln, zündet sich das gemütliche Pfeifchen an, lässt
sich eine Halbe Wein aufstellen und sinkt ins Sofa; solches Beten hilft sozusagen nichts.
Schwingshackl zu einem Primizianten: Es geht alles vorbei, wenn wir nur immer dort, wo wir stehen, ganz
stehen.
Quelle: Josef Innerhofer: Südtiroler Blutzeugen zur Zeit des Nationalsozialismus. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 1985,S. 27, 53, 59
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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- zuletzt aktualisiert am 03.07.2021
Quellen:
• http://dioezesefiles.x4content.com/page-downloads/direktorium_ibk.pdf
• Ekkart Sauser. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches
Kirchenlexikon, Bd. IX, Herzberg 1995
• http://www.jesuiten.at/index.php?id=199&tx_sihistory_pi1%5Buid%5D=101&cHash=1c418ee9dc
• http://www.gaenserndorfundmehr.at/klosterkirche.htm
• https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Johann_Schwingshackl
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.