Johannes Baptist Berthier
französischer Name: Jean-Baptiste
Gedenktag katholisch: 16. Oktober
Name bedeutet: J: Gott ist gnädig (hebr.)
B: der Täufer (griech.)
Johannes Baptist Berthier war Sohn eines Bauern. Seiner Wallfahrt zum heiligen
Berg von La Salette
, auf dem 1846
Maria zwei Hirtenkindern erschienen war, folgte der Beitritt zur Kongregation der
Missionare von La Salette
und 1862 im neuen Sanktuarium die Priesterweihe. Hier wirkte er zunächst an der neuen
Wallfahrtskirche, dann in 16 Diözesen in ganz Frankreich als Volksmissionar. 1895 gründete er in
Grave die Kongregation der Missionare von der
Heiligen Familie
für spätberufene und minderbemittelte
Priesteramtskandidaten. Berthier verfasste 36 theologisch-asketische Bücher für die Volksmission.
Die Kongregation der Missionare von der Heiligen Familie
wirkt
heute in fast 20 Ländern auf vier Kontinenten, auch in der Heidenmission; sie wurde 1939 päpstlich anerkannt.
Kanonisation: Der Prozess zur Seligsprechung ist seit 1953 im Gange.
Die Marienerscheinung von La Salette
Worte von Johannes Baptist Berthier
Was heißt Vollkommenheit?
Den Fußstapfen des hl. Thomas folgend sagt (der spanische
Jesuit, Theologe und Philosoph Francisco) Suárez (1548 - 1617): Nach Theologen
besteht die Vollkommenheit christlichen Lebens in der Vollkommenheit der Liebe. Dies ist auch die Lehre der heiligen
Väter. Der Grund dafür ist folgender: Das, was die Vollkommenheit einer Sache ausmacht, ist seine Einheit mit seinem
letzten Ziel. Nun, unser letztes Ziel ist Gott, der im Glauben erkannt wird; darum besteht unsere Vollkommenheit in
der Einheit mit Gott. Aber es ist die Liebe, die uns mit ihm verbindet. Durch sie verbinden wir uns eng mit Gott und
werden ein Geist mit ihm, wie der hl. Paulus es ausdrückt und wie es der hl.
Johannes in folgenden Worten ausdrückt:
Gott ist Liebe und wer in der Liebe bleibt, bleibt
in Gott und Gott bleibt in ihm.
(1. Johannesbrief 4, 16) Der hl.
Prosper sagt, dass die Liebe der stärkste von allen
Affekten ist. Daher vereinigt sie uns stärker mit Gott als jeder andere Affekt; und in diesem Leben können wir durch
nichts anderes als durch Liebe mit ihm verbunden werden, denn die Liebe führt zu Gott in sich selbst, sie unterwirft
ihm den Menschen in einer wunderbaren Weise und macht ihn seinem immer anbetungswürdigen Willen gleichförmig. Deshalb
liegt die ganze Vollkommenheit des christlichen Lebens in der Liebe. Jedoch, Liebe ist, was die Vollkommenheit betrifft,
nicht so ausreichend, dass sie nicht auch anderes einschließen müsste: Andere Tugenden müssen sie begleiten und auf ihr
beruhen.
In diesem Leben kann die vollkommene Liebe auf zwei Weisen bestehen. Erstens, insofern sie aus dem Herzen eines
Menschen das verbannt, was der Liebe entgegengesetzt ist, wie z. B. die Todsünde. Ohne diese Vollkommenheit kommt Liebe
nicht in Frage, darum ist sie für das Heil erforderlich. Zweitens, vollkommene Liebe kann in diesem Leben bestehen in
dem Sinn, dass sie aus der Seele des Menschen nicht einfach nur das ausschließt, was der Liebe entgegengesetzt ist,
sondern alles, was die Seele hindert, voll zu Gott voranzuschreiten.
Im ersten Licht besehen, wird diese Vollkommenheit der Liebe als wesentlich bezeichnet; sie setzt voraus, dass wir
nichts über, gegen oder mehr als Gott lieben. Das erfordert in der Seele eine Bereitschaft, alle Gebote zu halten.
Jesus Christus spricht von dieser Vollkommenheit, wenn er zu allen Menschen sagt: Seid vollkommen, wie euer
himmlischer Vater vollkommen ist!
(Matthäusevangelium 5, 48) Diese wesentliche Vollkommenheit betrifft das
gemeinsame Für, obwohl alle, die in diesem Zustand sind, diesen Grad der Vollkommenheit noch nicht erreicht haben und
konsequenterweise noch kein geistliches Leben führen, nichtsdestoweniger sind alle in der Verfassung, dass sie daran
gebunden sind, diese Vollkommenheit anzustreben und zu erwerben, und sie sind mit umfangreichen Mitteln ausgestattet,
sie zu erreichen.
Die Vollendung der Liebe vom zweiten Gesichtspunkt aus gesehen, d. h. insofern sie nicht nur die Todsünde ausschließt,
sondern all das, was die Seele hindert, ganz Gott zu gehören, kann als nicht notwendig bezeichnet werden. Es ist ein
besserer und vorteilhafterer Grad, und es ist von der Art, wen der Herr spricht: Wenn du vollkommen sein willst,
dann geh und verkauf alles, was du hast!
(Matthäusevangelium 19, 21)
Quelle: Jean-Baptiste Berthier: States of Christian Life and Vocation according to the Doctors and Theologians of the Church, St Athanasius Press, Wisconsin, USA 2018, S. 67f; eigene Übersetzung
Zitate von Johannes Baptist Berthier:
Berthier empfiehlt Menschen, die vor einer entscheidenden Lebenswahl stehen, folgende Gebete von
Alfons Maria von Liguori:
Herr Jesus Christus, der du starbst, um mich zu retten: Ich flehe dich an bei den Verdiensten deines Blutes,
mir das Licht und die Kraft zu geben, die ich brauche, um den Stand zu wählen, der für mein Heil am zuträglichsten ist!
Meine liebende Mutter Maria, du immerwährende Jungfrau, erlange für mich diese
Gnade durch deine mächtige Fürsprache!
Mein Gott, ich bin ein unglückliches Geschöpf, das dich in vergangenen Zeiten missachtet hat. Heute aber, indes,
schätze und liebe ich dich über alles und ich wünsche niemand und nichts mehr zu lieben. Du wünscht, mich ganz für
dich zu haben und ich wünsche ganz dir zu gehören. Sprich, Herr! Dein Diener hört. Mache mir bekannt, was du von mir
willst: Mein Wunsch ist, gänzlich mit deinem Willen übereinzustimmen. Vor allem bitte ich dich, mir wissen zu lassen,
in welchem Stand du willst, dass ich dir diene!
Hier bin ich, Herr! Ich gehöre nicht länger mir selbst: Ich bin gänzlich dein. Ich habe mich dir schon übergeben
und jetzt übergebe ich mich dir wieder. Lass dich herab, mein Angebot anzunehmen, gib mir die Festigkeit, dir treu zu
sein und mich sobald als möglich in dein heiliges Haus zurückzuziehen!
Quelle: Jean-Baptiste Berthier: States of Christian Life and Vocation according to the Doctors and Theologians of the Church, St Athanasius Press, Wisconsin, USA 2018, S. 185; eigene Übersetzung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 08.10.2021
Quellen:
•
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. I, Hamm 1990
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.