Ökumenisches Heiligenlexikon

Johannes der Fremde

griechischer Name: ó Xenós, ό Ξένος
auch: der Erbauer, auch: Cyr = Patriarch

1 Gedenktag katholisch: 6. Oktober

1 Gedenktag orthodox: 20. September

Name bedeutet: Gott ist gnädig (hebr.)

Mönch, Glaubensbote, Klostergründer
* 970 in Sivas, heute Ortsteil von Tymbaki auf Kreta in Griechenland
20. September 1031 auf Kreta in Griechenland


Johannes wurde geboren neun Jahre nach der Befreiung Kretas von den Sarazenen durch den byzantinischen Feldherrn und späteren Kaiser Nikephoros II. Phokas. Weil unter der arabischen Herrschaft seit 826 viele Städte und Dörfer zerstört und die Christen, die der Islamisierung entgangen waren, in er Zeit der Unterdrückung ihren Glauben hatten verleugnen müssen, bestand die dringende Notwendigkeit, die Einwohner neu zu evangelisieren.

Kirche in Sivas
Kirche in Sivas

Obwohl seine Eltern wohlhabend waren, widmete Johannes sein Leben schon in jungen Jahren der Askese. Eine Zeit lang lebte er in einer Höhle am Berg Raxos nahe Chromonastiri bei Rethymno, wo er eine Eutychios und Eutychianos geweihte Kirche - die heute in Ruinen liegt - erbaute und von einem älteren Mönch die Tonsur erhielt. Wie zuvor Athanasios der Athonite und Nikon „Metanoites”, die auf Kreta die Neuevangeliserung vorangetrieben hatten, widmete sich auch Johannes der Wiederausbreitung des christlichen Glaubens; anders als diese beiden blieb er aber sein Leben lang auf der Insel; fünfzig Jahre lang predigte er auf der ganzen Insel und erbaute Kirchen und Klöster.

Katholikon des ehemaligen Klosters in Myriokefala
Katholikon des ehemaligen Klosters in Myriokefala

Auf die erste Kirche folgte das der Panagia Antiphonetria, der schnell antwortenden Gottesmutter, geweihte Kloster in Myriokefala bei Argiroúpoli, das Johannes errichtete nach einer Marienerscheinung, bei der er wundersamer Weise das kurz zuvor verlorene Augenlicht wieder erhielt. Es folgten die Kirche Georgios Douvrikas in einem Ort namens Melikas / Melix, von dem Forscher vermuten, der Ort sei das heutige Dramia.

Andere Forscher meinen, Melikas / Melix habe auf Akrotiri, der Halbinsel bei Chania, gelegen, wieder andere identifizieren ihn mit der Kirche Agios Georgios Phalandras nahe Ágios Ioánnis bei Timbaki. Als nächstes errichtete Johannes die Kirche und das Kloster von Georg Psaropiasti 1 - möglicherweise ist das die heutige Friedhofskirche in Pigi bei Rethymno - und wohl auch die im 11. Jahrhundert an der Stelle einer schon im 5./6. Jahrhundert bestehenden Kirche errichtete, Eutychios geweihte Kirche nahe Chronomastri.

Johannes „der Fremde” (rechts) mit der Gottesmutter und Johannes dem Vorläufer, Fresko am Katholikon des ehemaligen Klosters in Myriokefala
Johannes der Fremde (rechts) mit der Gottesmutter und Johannes dem Vorläufer, Fresko am Katholikon des ehemaligen Klosters in Myriokefala
die mit einem Schutzdach versehene Pauluskirche am Strand östlich des heutigen Chora Sfakion
die mit einem Schutzdach versehene Pauluskirche am Strand östlich des heutigen Chora Sfakion
Georgs-Kirche< an den Ruinen der antiken Stadt Falássarn
Georgs-Kirche an den Ruinen der antiken Stadt Falássarna
Inneres der Georgs-Kirche im Ortsteil Ándiri von Azogyres mit Fresko von Georg, um 1320, (links) und in der Mitte der Ikonostase Paulus (links) und Petrus
Inneres der Georgs-Kirche im Ortsteil Ándiri von Azogyres mit Fresko von Georg, um 1320, (links) und in der Mitte der Ikonostase Paulus (links) und Petrus

Es folgten das Patapios von Theben geweihte Kloster nahe Lappa - dem heutigen Argiroúpolis -; die Kirche Ierós Naos Analepseos, Auferstehungskirche, oberhalb von Koufós; die Pauluskirche östlich von Sfakia - dem heutigen Chora Sfakion - oder (wohl eher) die Pauluskirche westlich von Finikas - beide an dem Strand, an dem Paulus sich möglicherweise eine Zeitlang aufhielt; die Georgs-Kirche im Ortsteil Ándiri von Azogyres; die Eustathios geweihte Kirche an der Küste von Falássarna - den heutigen Ruinen bei Kissamos -, möglicherweise erhalten unter der heutigen Georgs-Kirche.

Johannes' Stützpunkt war das Kloster in Myriokephala. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts ging er nach Konstantinopel - das heutige Ístanbul -, wo er für dieses Kloster von Kaiser Romanos III. Argyros die Zusage materieller Unterstützung und von Patriarch Alexios I. Studites die Autonomie des Klosters und das Privileg als Stavropigios-Kloster, d. h. seine direkte Unterstellung unter das ökumenische Patriarchat von Konstantinopel, erhielt. Zudem brachte er von dieser Reise Ikonen und heilige Gefäße mit, auch die bis heute im Kloster verehrte Ikone der Maria, die der Überlieferung zufolge von Lukas geschrieben worden war. Johannes war auch ein großer Gelehrter, er verfasste eine Schrift über das Matthäusevangelium und war wahrscheinlich auch Hymnenschreiber und Übersetzer von Werken des Aristoteles.

Johannes' Schädelreliquie, früher im Kloster in Myriokephala, heute im nach ihm benannten Ágios Ioánnis bei Chora Sfakion
Johannes' Schädelreliquie, früher im Kloster in Myriokephala, heute in der ihm geweihten Kirche im nach ihm benannten Ágios Ioánnis bei Chora Sfakion

Das Kloster in Myriokephala existierte bis zum Einfall der Venezianer auf Kreta 1204, wurde dann wahrscheinlich wie alle orthodoxen Einrichtungen unterdrückt, konnte nach der Machtübernahme durch die Türken 1775 wieder eröffnet werden, wurde von diesen aber schon bald wieder zerstört, 1840 wieder aufgebaut, kurz nach Beginn der Autonomie Kretas aber 1900 aufgegeben, die Kirche ist heute Pfarrkirche.

Die Nachrichten über Johannes stammen aus seinem Testament. Nordwestlich von Alikianós bei Chania steht die Johannes geweihte Kirche Ágios Kúrios Joánnnnes ó Xénos, heiliger Herr Johannes der Fremde, auch Zoodochos Pigi-Kirche, Kirche der lebensspenden Quelle, genannt, mit Fresken aus dem 11. Jahrhundert.

Kanonisation: Johannes wurde 1632 durch Patriarch Cyrill Loukaris von Konstantinopel heiliggesprochen.

1 Das Attribut Psaropiastos, Fischfänger, wurde Georg beigegeben, weil beim Bau dieser Kirche einige Arbeiter zum Fischen geschickt wurden und mit so reichem Fang zurückkehrten, dass die geplante Georgskirche nun an dieses Wunder erinnern sollte.

Vortrag: Heilige in Kreta

Die Pauluskirche am Strand östlich von Chora Sfakion ist über einen zunächst befahrbaren Schotterweg, dann weiter zu Fuß, am Ende aber wegen Felsabsturzes ins Meer nicht mehr auf einem Weg erreichbar. (2019)
Die Eutychios und Eutychianos geweihte, von Johannes dem Fremden auf dem Berg Araxos gebaute Kirche ist über einen ausgewaschenen, aber befahrbaren Schotterweg zu erreichen, aber 250 m davor ist ein verschlossener Zaun auch für Fußgänger unüberwindlich. (2019)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 29.12.2020

Quellen:
• https://www.johnsanidopoulos.com/2016/09/saint-john-stranger-enlightener-of.html - abgerufen am 20.07.2023
• https://de.wikipedia.org/wiki/Chromonastiri - abgerufen am 20.07.2023
• http://www.kretakultur.dk/english/folklore/saints/Xenos%20eng/xenos%20biography.htm - abgerufen am 20.07.2023
• https://www.johnsanidopoulos.com/2011/04/greek-epithets-of-saint-george-great.html - abgerufen am 20.07.2023
• http://digitalcrete.ims.forth.gr/sites_display.php?id=7049&l=2 nicht mehr erreichbar
• Infotafel an der Eutychios-Kirche nahe Chronomastri

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.