Ökumenisches Heiligenlexikon

Lukas

1 Gedenktag katholisch: 18. Oktober
Fest
Hochfest in der Stadt Sanlúcar de Barrameda im Bistum Cádiz
18. Oktober (Todestag), 9. Mai (Übertragung der Gebeine)
Übertragung von Reliquien in die Jesuitenkirche São Roque nach Lissabon: 25. Januar
Übertragung der Gebeine nach Konstantinopel unter Kaiser Konstantin: 3. März
2. Übertragung der Gebeine: 2. Mai

Übertragung der Gebeine nach Konstantinopel: 8. Mai, 9. Mai

1 Gedenktag evangelisch: 18. Oktober

1 Gedenktag anglikanisch: 18. Oktober

1 Gedenktag orthodox: 4. Januar, 22. April, 18. Oktober
Übertragung der Gebeine und Kleider in die Kirche der Heiligen Apostel in Konstantinopel 956 - 970: 20. Juni

1 Gedenktag armenisch: 9. April, 18. Oktober
liturgische Feier am 5. Samstag nach dem Kreuzerhöhungssonntag

1 Gedenktag koptisch: 19. Oktober
Auffindung der Reliquien: 27. Mai

1 Gedenktag äthiopisch-orthodox: 19. Oktober

1 Gedenktag syrisch-orthodox: 20. Mai, 2. Juni, 18. Oktober, 19. Oktober

Name bedeutet: aus Lukanien stammend (griech. - latein.)

Apostel, Evangelist, Märtyrer (?)
* in Antiochia, heute Antakya in der Türkei (?)
um 80 in Theben in Böotien, heute Thiva in Griechenland oder in Bithynien in der Türkei (?) oder in der Achaia in Griechenland (?)


Lukas stammte vermutlich aus Antiochia, war Heidenchrist und der Überlieferung nach von Beruf Arzt (Kolosserbrief 4, 14) - im 2. Jahrhundert wird er auch als Jurist bezeichnet; er lebte in Böotien, dem Landstrich um Theben - dem heutigen Thiva in Griechenland. Über seine Bekehrung zum Christentum ist nichts bekannt. Lukas schloss sich demnach in (Alexandria) Troas - heute Ruinen bei Dalyan - Paulus an und begleitete diesen als Gefährte und treuer Freund auf dessen zweiter und dritter Reise, auf der Reise nach Rom und während der Gefangenschaft dort (Phlilemonbrief 24; 2. Timotheusbrief 4, 11).

Mabuse (Jan Gossaert): Lukas malt die Madonna, 1520 - 25, im Kunsthistorischen Museum in Wien
Mabuse (Jan Gossaert): Lukas malt die Madonna, 1520 - 25, im Kunsthistorischen Museum in Wien

Dieser Lukas gilt seit dem 2. Jahrhundert als Verfasser des gleichnamigen Evangeliums und als Autor der Apostelgeschichte, so auch bei Irenäus von Lyon. Als deren Entstehungszeit werden heute allgemein die Jahre zwischen 70 und 80 angesehen; die Identifizierung des Autors dieser Schriften mit dem bei Paulus erwähnten Lukas ist höchst unwahrscheinlich; die theologischen und sachlichen Unterschiede zwischen Lukas' und Paulus' Werken schließen eine Gleichsetzung praktisch aus: Im lukanischen Werk fehlt die Deutung des Todes Jesu als Sühnetod (vgl. Lukasevangelium 22, 19; Apostelgeschichte 20, 28) und die bei Paulus zentrale Rechtfertigung aus Glauben (vgl. Apostelgeschichte 13, 38).

Zudem wird Paulus nie als Apostel bezeichnet, wobei dieser gerade darauf großen Wert legte; und es gibt in der Apostelgeschichte erhebliche Widersprüche zu den Angaben von Paulus in seinen eigenen Briefen, was sein Wirken betrifft, so z. B. bei der Darstellung des wichtigen Apostelkonzils in Jerusalem (Apostelgeschichte 15, 6 - 29 gegen Galaterbrief 2, 2 - 10). Da der Kolosser- und die Timotheusbriefe nicht von Paulus stammen, können auch sie nicht als Beleg gelten. Weder das Evangelium noch die Apostelgeschichte haben einen Hinweis auf Lukas als Autor. Auch die Überlieferung, Lukas sei der Übersetzer des von Paulus verfassten Hebräerbriefes gewesen, ist unhaltbar, der Brief stammt nicht von Paulus selbst.

Cimabue: Lukas (Detail), 1280 - 83, Fresko in der Oberen Kirche der Basilika di San Francesco in Assisi
Cimabue: Lukas (Detail), 1280 - 83, Fresko in der Oberen Kirche der Basilika di San Francesco in Assisi

Der Verfasser des Lukasevangeliums und der Apostelgeschichte war nach eigenen Angaben kein Augenzeuge Jesu (Lukasevangelium 1, 3) und stammte offenbar nicht aus Palästina, da er schlechte Ortskenntnisse hatte (z. B. Lukasevangelium 4, 44). Er war ein gebildeter, griechisch schreibender Stadtbewohner wohl in einer Stadt in den von Paulus missionierten Gebieten. Er war wohl Jude oder der Synagoge nahestehend, was seine Vertrautheit mit dem Alten TestamentWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde., und die Vertrautheit mit dem jüdischen Gottesdienst aufweisen. Das Evangelium entstand auf jeden Fall nach 70 n. Chr., später die Apostelgeschichte (Apostelgeschichte 1, 1), da der Verfasser von der Eroberung Jerusalems und der Zerstörung des Tempels durch die Römer im Jahre 70 wusste (z. B. Lukasevangelium 19, 43 - 44).

Relief, um 1485, im Kreuzgang der Basilika San Giovanni in Laterano in Rom
Relief, um 1485, im Kreuzgang der Basilika San Giovanni in Laterano in Rom

Lukas entwickelte eine eigene heilsgeschichtliche Konzeption, in der Jesus die Mitte der Heilsgeschichte ist: Nach der Zeit Israels kommt mit Jesus der Übergang zur Zeit der Kirche, die bis zu Wiederkunft Christi wirkt durch die Gabe des Geistes, der Kraft aus der Höhe (Lukasevangelium 24, 49; Apostelgeschichte 1, 8; 2, 1 ff.) und das noch ausstehende endgültige Heil ansagt und vorwegnimmt. Starke soziale Züge kennzeichnen sein Werk mit vielen Erzählungen, in denen sich Jesus den Armen, Verachteten und Verlassenen zuwendet (z. B. Lukasevangelium 16, 19 - 31) sowie der Darstellung der Jerusalemer Urgemeinde als kommunitaristische Gemeinschaft (Apostelgeschichte 4, 32 - 37). Politisch vermeidet er bewusst eine Konfrontation mit dem römischen Staat, was die Darstellung von Pontius Pilatus als schuldlos (Lukasevangelium 23, 1 - 25) aufweist.

Keltische Illumination aus dem Book of Mac Durnan, 9. Jahrhundert
Keltische Illumination aus dem Book of Mac Durnan, 9. Jahrhundert

Spätere Legenden, so bei Gregor „dem Großen”, nennen Lukas einen der 72 weiteren Jünger Jesu (Lukasevangelium 10, 1) oder auch den zweiten - den namentlich nicht genannten - der beiden Jünger, die Jesus auf ihrem Weg nach Emmaus begleiteten (Lukasevangelium 24, 13 - 32).

Das Lukasevangelium war vorrangig für die Unterweisung von Nichtchristen bestimmt. Der Evangelist war bestrebt, Person und Wirken Jesu in einen zeit- und weltgeschichtlichen Rahmen zu rücken; auch seine Geschichte und Vorgeschichte der Geburt Jesu (Lukasevangelium 1, 1 - 2, 20) soll auf die universale Bedeutung Christi hinweisen. Deutlich ist Lukas' Interesse zu erkennen, das Heil, das in Jesus in die Welt gekommen ist, als universal darzustellen, nicht einzugrenzen durch nationale, rassische oder religiöse Barrieren. Die Apostelgeschichte will zeigen, wie die Verkündigung geradezu unaufhaltsam ins Herz- und Machtzentrum der damaligen Welt, nach Rom, vorstieß. Wichtig war dem Verfasser Jesu Bemühen um die Sünder und Geächteten der Gesellschaft sowie sein Wohlwollen gegenüber den Frauen.

Lukas' Grab, 2. Jahrhunder, ursprünglich Grabmal der römischen Familie Nidimos-Zosimos, in der Lukaskirche in Theben - dem heutigen Thiva
Lukas' Grab, 2. Jahrhundert, ursprünglich Grabmal der römischen Familie Nidimos-Zosimos, in der Lukaskirche in Theben - dem heutigen Thiva

Legenden lassen Lukas einen Martertod erleiden, so bei Gregor von Nazianz; demnach wurde er an einem Olivenbaum gekreuzigt. Hieronymus berichtete, dass er mit 84 Jahren in Bithynien starb; nach anderen Quellen erlitt er den Märtyrertod in Theben in Böotien, wo er zuvor als Glaubensbote wirkte, an der Stelle der heutigen Lukaskirche; tatsächlich gab es in der Stadt schon um 55 eine christliche Gemeinde, deren Bischof Rufus der Auserwählte war. Wieder andere sagen, dass Lukas im Alter von 89 Jahren in der Achaia sein Leben friedlich vollendet habe. Von Eusebius von Cäsarea stammt die Nachricht, Lukas sei in Antiochia geboren. Wegen der Schilderung der Maria in den ersten Kapiteln seines Evangeliums gilt Lukas als Marienverehrer, ist nach späteren Legenden Maler des ersten Madonnenbildes und wird oft als Maler von Marienbildern dargestellt.

Lukas' Gebeine wurden 357 aus der Achaia - nach anderen Quellen aus seinem Grab in Theben, dem heutigen Thiva in Griechenland - in die Apostelkirche nach Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul - überführt. Nach der Besetzung der Stadt durch die Ritter des 4. Kreuzzugs brachte man sie - der Überlieferung zufolge durch Julianus Urius - nach Padua in die Basilika Santa Giustina. Lukas' Kopf wird im russisch-orthodoxen Kloster Pantaleímonos auf dem Athos verehrt. Teile der Reliquien aus Padua wurden 2000 in die Lukaskirche nach Thiva zurückgegeben.

Lukas' Gebeine bei der Untersuchung im Jahr 1998, Foto in der Basilika Santa Giustina in Padua
Lukas' Gebeine bei der Untersuchung im Jahr 1998, Foto in der Basilika Santa Giustina in Padua

Andere Überlieferung berichtet, dass Lukas' Gebeine - zusammen mit jenen von Matthias - schon um 362 oder im 8. Jahrhundert zur Zeit der Bilderstürmer aus Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul - nach Padua kamen in den Vorgängerbau der Basilika Santa Giustina und dort 1177 aufgefunden wurden. Um 1313 wurden sie dort in einen Marmorsarg übertragen. 1354 wurde die Kopfreliquie entnommen und vom späteren Kaiser Karl IV. in den Veitsdom nach Praha / Prag gebracht. Als 1463 die Franziskaner von San Giobbe in Venedig den Anspruch erhoben, sie besäßen die echten Lukas-Gebeine, werden die Reliquien untersucht; die Echtheit derer in Padua wird bestätigt, jene in Venedig sind die von Lukas von Griechenland. 1562 wird der Marmorsarg des Lukas an den heutigen Standort in der Basilika Santa Giustina gestellt. 1992 erfolgte eine erneute, wissenschaftliche Untersuchung der Gebeine, die sie bestätigten als jene eines 70 bis 85 Jahre alten Mannes von 163 cm Größe, der an Osteoporose und Arthrose zu leiden hatte und in der Antike im Osten starb. Der gute Zustand lässt auf frühe sorgfältige Konservierung, also auf hohe Verehrung schließen. 2000 erhielt der orthodoxe Metropolit von Thiva in Griechenland auf seine Bitte hin davon eine Rippe geschenkt.

Lukas' jetziger Sarkophag, 1562, in der Basilika Santa Giustina in Padua
Lukas' jetziger Sarkophag, 1562, in der Basilika Santa Giustina in Padua

Dem Vieh gab man früher am Lukas-Tag geweihte Zettel mit Bibelversen seines Evangeliums zum Essen, um es vor Seuchen und Unfällen zu schützen. Lukas-Zettel wurden auch unheilbar Kranken und Frauen bei schwerer Geburt gegeben. Der Lukas-Tag bedeutete für Bauern den Beginn der Rübenernte. Lukas-Gilden sind seit dem Mittelalter bestehende Zünfte der Maler, die sich Lukas als Patron erwählt haben, weil er als Maler der Muttergottes besonders verehrt wurde. In Paris fand sich eine solche Gilde schon 1391; große Verbreitung fanden diese Zünfte in Flandern, fast alle bedeutenden Maler, so Hans Memling oder Peter Paul Rubens, waren Mitglieder in diesen Gilden.

Im 19. Jahrhundert fand eine Wiederbelebung an der Wiener Kunstakademie statt durch Künstler der Romantik, die Nazarener, darunter Johann Friedrich Overbeck und Franz Pforr, die sich 1808 als Lukasbrüder zusammenschlossen und 1809 den Lukasbund gründeten. Sie wollten damit einen Gegenentwurf zum Klassizismus und seinem Kunstideal setzen, indem sie die altdeutschen Meister wie Albrecht Dürer und Hans Holbein zu ihren Vorbildern erhoben. 1810 wurden viele dieser Künstler aus Wien verstoßen und zogen nach Rom, wo sie in der Abgeschiedenheit des Klosters an San Isidoro und nach dem Vorbild der Werke von Raffael, Fra Angelico und Giotto ihre Ideale zu verwirklichen suchten. Bald schon fand ihr Bund und die sich daraus entwickelnde Kunst der Nazaraner großen Anklang und viele Nachahmer. 1932 wurde eine Lukas-Gilde von katholischen Ärzten in Wien gegründet, 1938 in der Nazi-Zeit verboten und 1945 als katholische Ärztegilde wieder gegründet; sie ist vor allem auf Österreich beschränkt.

Attribute: Stier, denn Lukas deutet am innigsten auf den Opfertod Christi hin; Marienbild, Arztgeräte
Patron von Bologna, Padua und Reutlingen; der Ärzte, Chirurgen, Kranken, Künstler, Goldschmiede, Glasmaler, Bildhauer, Sticker, Buchbinder, Notare und Metzger; der christlichen Kunst; des Viehs und des Wetters
Bauernregeln: St. Lukas mild und warm, / Winterkält' dass Gott erbarm'.
Wer an Lukas Roggen streut, / es im Jahr d'rauf nicht bereut.
An Lukas soll das Korn gesät sein.

Catholic Encyclopedia

Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet bietet in seinem Artikel über das Lukasevangelium umfassende und fundierte Informationen.

Über das Lukas-Grab in Padua informiert ausführlich Erich Künzi auf seiner Website.

Die Basilika Santa Giustina in Padua ist werktags von 7.30 Uhr bis 12 Uhr und von 15 Uhr bis 18 Uhr, sonntags von 8 Uhr bis 12.15 Uhr und von 15 Uhr bis 19.30 Uhr geöffnet. (2021)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 15.07.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• http://www.bauernregeln.net/oktober.html nicht mehr erreichbar
• http://de.rian.ru/culture/20070609/66993124.html nicht mehr erreichbar
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 6. Herder, Freiburg im Breisgau 1997
• Frank Schumann. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz † (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. V, Herzberg 1993 (2 x)
• http://www.religiousgreece.gr/central-greece/-/asset_publisher/wogy5Y4x6Xn2/content/agios-loukas-theba- - abgerufen am 20.06.2023
• Benediktinerabtei Santa Giustia: Das Grab des heiligen Lukas des Evangelisten. Faltblatt, Padua 2017

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.