Ökumenisches Heiligenlexikon

Joseph der Hymnenschreiber

auch: Joseph Melodos

1 Gedenktag katholisch: 3. April

1 Gedenktag orthodox: 3. April, 4. April

Name bedeutet: Gott hat hinzugefügt (hebr.)

Mönch, Priester
* um 816 in Palermo oder in Syrakusai, heute Siracusa auf Sizilien in Italien
3. April 886 in Konstantinopel, heute Ístanbul in der Türkei


Josephs christliche Eltern flüchteten nach dem Einfall der Muslime aus ihrer Heimat nach Griechenland auf den Peloponnes. Joseph wurde dann in Thessaloniki Basilianermönch und zum Priester geweiht. Er wurde ein Freund von Gregor von Dekapolis, mit dem er nach Konstantinopel ging. Hier kämpfte er gegen die Gegner der Ikonenverehrung und den Bildersturm unter Kaiser Leo V. dem Armenier. Während einer Reise nach Rom zu Papst Gregor IV., wo er die Bilderstürmer anklagen und die Unterstützung des Papstes zur Eindämmung ihres Tuns erhalten wollte, wurde er 841 von Sarazenen überfallen und auf Kreta als Sklave gehalten. 842/43 kam er frei 1 - die Überlieferung schreibt dies einem Wunder von Nikolaus zu -, gerade als mit dem Tod von Kaiser Theophilos das Ende des Bilderverbots erreicht war. Auf dem Heimweg nach Konstantinopel gelangte er in den Besitz von Reliquien von Bartholomäus, für die er dann eine Kirche erbaute. In einer Vision schenkte Bartholomäus ihm die Gabe der Dichtkunst.

850 gründete Joseph in der Nähe des Grabes von Johannes Chrysostomos ein Kloster. Hier schrieb er nun seine zahlreichen berühmten Hymnen; sie sind in der Form des Akrostichon gehalten, d. h., dass die Anfangsbuchstaben der Verse jeweils wieder den Titel der Ode ergeben. 858 wurde er zusammen mit Patriarch Ignatius I. von Konstantinopel von Kaiser Michael III. nach Chersones - heute Ruinen bei Sewastopol auf der Halbinsel Krim - verbannt. 867 konnte er nach der Vertreibung des Patriarchen Photios wieder nach Hause gehen und wurde nun Verwalter der Kathedrale Hagia Sophia in Konstantinopel . Kurz vor seinem Tod gab er dieses wichtige Amt ab.

An Josephs Grab ereigneten sich viele Wunder. Diakon Johannes von Constantinopel, ebenfalls ein Schüler von Gregor von Dekapolis, verfasste Josephs Lebensgeschichte. Joseph war nach Romanos einer der bedeutendsten byzantinischen Hymnographen, ein Teil seines Schaffens ist in der Ostkirche noch immer lebendig. Er darf aber nicht mit Joseph von Thessaloniki verwechselt werden, der ebenfalls viele Hymnen verfasste.

1 Die hagiographische Überlieferung erzählt - fälschlich - von sechs Jahren Sklaverei auf Kreta, um die Strapazen der Reise zu verdeutlichen.

Worte des Heiligen

Der Kanon Parakletikos ist ein Trostgesang, der sich in Not und Bedrängnis an Maria wendet. Er besteht in der Fastenzeit aus neun, sonst aus acht Oden -, daher folgt auf Ode 1 gleich Ode 3 -, an die sich jeweils ein Theotokion, ein Hymnus an die Gottesgebärerin anschließt.

Ode 1
O, du heiligste, ganz unbefleckte und reine, die du das Wort Gottes, das über alle Heiligkeit hinausgeht, auf übernatürliche Weise geboren hast, heilige alle und leite sie und reinige sie von allen Leidenschaften, und befreie sie unverzüglich von andrängender Gefahr!

Theotokion
O du Schutz aller Gläubigen, steh mir bei und hilf mir, der ich von den Beschwerlichkeiten des Lebens umgeben bin, und lass nicht zu, dass ich von seinen gewaltigen Fluten hin und her getrieben und zerrieben werde, sondern strecke deine hilfreiche Hand aus, so bitte ich dich, o junge Frau.

Ode 3
O du reine Quelle, aus der Christus seinen Ursprung nahm, bewässere meine Seele, die durch die Hitze aller Leidenschaften versengt wird, und rette mich vor den hereinbrechenden Beschwerlichkeiten.

Theotokion
O du reine Jungfrau, du Schutz aller, der nie zuschanden wird, beschütze mich und befreie mich, so bitte ich dich, von allen schmachvollen Werken und von den Menschen, die stets danach trachten, mir Böses zuzufügen!

Ode 4
O Herrin, ich flehe dich in deiner Güte an, komm mir zu Hilfe, wenn Drangsale und Versuchungen über mich kommen und in heftigstem Sturm mein Herz aufwühlen.

Theotokion
Verachte mich nicht, wenn ich vom Sturmwind gebeutelt werde; verlass mich nicht, wenn ich von Unheil umgeben und beständig aufgerieben werde, o Gottesgebärerin, Hilfe der Gläubigen.

Ode 5
Von schrecklicher Untersuchung und Verdammnis, von ungerechten Menschen, die mich ohne Grund in Verwirrung bringen, und von jeder Not, die mich befällt, befreie mich, deinen unnützen Diener, der sich, du keuscheste, in glühender Liebe flehentlich an dich wendet.

Theotokion
Gewähre mir, du Herrin, Ströme von Tränen, durch die der Schmutz meines elenden Herzens abgewaschen wird, und befreie mich von auf mich eindringenden Gefahren, o dass ich dir, von Gott Geliebteste, mit Freuden Ehre erweise.

Ode 8
Als solche, die du göttlichen Regen empfangen hast, trockne durch dein Eintreten die Ströme meiner Verfehlungen und vermindere die Fluten der Versuchungen und rette mich.

Theotokion
O du reine Herrin, die du in deiner Erhabenheit die Himmel überschreitest, befreie uns, deine Schutzflehenden, aus jeder Not; und tröste in der Bedrängnis alle mit deinem weiten Herzen in deiner Güte alle, damit wir dich lobpreisen können.

Ode 9
O Herrin und Jungfrau, entreiße mich dem Schmutz der Sünde, in dem ich stecke; und befreie mich, der ich in Gefahr bin, von den Angriffen der mir feindlichen und schlechten Menschen, die mich ohne Grund in Verwirrung bringen und heftig auf mich eindringen.

Theotokion
Du, die du Wohnstätte des Lichtes bist, o ganz Unbefleckte; vertreibe unverzüglich die Dunkelheit meiner Seele und die Nebel der Versuchungen, und rette mich vor dem Bösen, das auf mich einstürmt, so bitte ich, da ich dich doch voll Glauben lobpreise.

Quelle: Josephus Hymnographus: Theotocia. In: Patrologia Graeca, t. 105, Sp. 1039f; eigene Übersetzung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 01.05.2023

Quellen:

• Vollständiges Heiligen-Lexikon …, 3. Band: [I]K-L. Herausgegeben von Johann Evangelist Stadler, B. Schmid'sche Verlagsbuchhandlung (A. Manz), Augsburg, 1869

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.