Ökumenisches Heiligenlexikon

Josef Pignatelli

spanischer Name: José
italienischer Name: Giuseppe

1 Gedenktag katholisch: 15. November
gebotener Gedenktag im Erzbistum Zaragoza und im Jesuitenorden: 14. November

Name bedeutet: Gott hat hinzugefügt (hebr.)

Priester, Ordensprovinzial
* 27. Dezember 1737 in Saragossa in Spanien
15. November 1811 in Neapel in Italien


Joseph Pignatelli
Josef Pignatelli

Josef war das Kind des vornehmen, aus Neapel stammenden Prinzen Antonio Pignatelli Aragona Cortés, dessen Familie schon mehrere Kardinäle sowie einen Papst hervorgebracht hatte, und der Maria Francesca de Moncayo Blanes y Centelles, Gräfin von Fuentes. Mit 15 Jahren trat Josef in Tarragona in den Jesuitenorden ein.

Josef studierte am Kolleg der Jesuiten in Calatayud und am Kolleg in Saragossa, wurde 1762 zum Priester geweiht und war dann als Lehrer und Gefängnisseelsorger in Saragossa tätig. Seine Glaube war geprägt durch das Vorbild von Franz de Borja. 1767, nachdem die Kirche den Jesuiten das Wirken in Spanien verboten und König Karl III. sie des Landes verwies hatte, ließ er sich zusammen mit rund 600 anderen Jesuiten mit einem 40-tägigen Schiffstransport aus Spanien auf die Insel Korsika und dann nach Italien deportieren, wo er zunächst nach Ferrara kam. Unter den verzweifelten Verschleppten wirkte er Berichten zufolge wie ein Fels in der Brandung; er gab seinen Brüdern Mut zum Durchhalten, auch als der Orden 1773 unter dem Druck europäischer Fürsten von Papst Clemens XIV. ganz aufgelöst wurde.

Josef arbeitete ab 1773 als WeltpriesterWeltpriester - oder auch Diözesanpriester - sind in der römisch-katholischen Kirche alle Priester, die keinem Orden angehören. in Bologna, wo das 1532 eröffnete Kolleg im Palazzo Ancarano mit der Kirche Sant'Ignazio - heute Sitz der Pinakothek - mit der päpstlichen Aufhebung des 1773 Jesuitenordens geschlossen wurde. Er bemühte sich gleichzeitig, bei Papst Pius VI. und dessen Nachfolger Pius VII. die Wiederzulassung des Ordens zu erwirken. 1797 lud Herzog Ferdinand von Parma Josef ein, als Lehrer an das Kolleg zu kommen, das er 1793 mit Jesuiten aus Russland im Gebäude des 1772 geschlossenen Kollegs der Adeligen - heute Justizgebäude - dort neu eröffnet hatte; in Russland war der Orden nicht aufgelöst worden. 1798 suchte Josef Papst Pius VI. in der Kartause San Lorenzo bei Florenz auf, wo dieser nach seiner Absetzung durch Napoleon Bonaparte gefangen gehalten wurde; Pius gestattete Pignatelli die Errichtung eines Jesuitennoviziats im Komplex des Schlosses des Herzogs Ferdinand von Bourbon in Colorno bei Parma.

1799 wurde Josef vom russischen Generalvikar der Jesuiten zum Generalvikar und Novizenmeister dieses neuen und in ganz Westeuropa einzigen Konvents mit zunächst sechs Novizen ernannt, 1803 als Provinzial für Italien eingesetzt. Nun konnte er auch offiziell an der Wiederherstellung der Jesuiten arbeiten und gründete 1804 zunächst die Ordensniederlassung an del Gesù Nuovo in Neapel, dann das Kolleg an der Kirche Il Gesù in Rom. Von hier aus arbeitete er am weiteren Wiederaufbau, der dann auch in Orvieto und in Tivoli gelang. 1807 erreichte er die Zulassung der Jesuiten in Sizilien. Die vollständige erneute Anerkennung erfolgte allerdings erst drei Jahre nach seinem Tod durch Papst Pius VII., dennoch gilt er als Wiederhersteller des Jesuitenordens.

Schon zu seinen Lebzeiten wurden Josefs Demut und Liebenswürdigkeit gepreiesen und er wegen seiner caritativen Fürsorge verehrt.

Josef wurde im Hochchor in der Jesuitenkirche Il Gesù in Rom beigesetzt.

Kanonisation: Joseph Pignatelli wurde am 21. Mai 1933 durch Papst Pius XI. seliggesprochen; die Heiligsprechung erfolgte am 12. Juni 1954 durch Papst Pius XII.

Worte des Heiligen

In einem Brief an einen Mitbruder in Rom schreibt Pignatelli am 3. Juni 1767 über die innere und äußere Situation der aus Spanien vertriebenen Mitbrüder:
Es ist wahr, weder im Gefängnis noch auf der längeren Reise haben uns Leiden gefehlt, wie sie für den niederen Teil der menschlichen Natur nicht leicht zu ertragen sind. Aber die Güte Gottes ist so groß, dass er das alles leicht gemacht hat, ja, er hat bei allein eine unerschütterliche Seelenruhe gegeben; denn eine wahre Freude, so möchte ich sagen, leuchtet auf dem Antlitz aller unserer Patres und Brüder, die sich als wahre Söhne des hl. Ignatius zeigen und sich von seinem Geiste leiten lassen. Nichts schmeckt ihnen schlecht, wenn es darum geht, der göttlichen Berufung zu folgen.
Ich für meinen Teil kann euch, Euer Hochwürden, versichern, dass ich seiner göttlichen Majestät unendlichen Dank sage, weil er sich herabgelassen hast, mich, ohne mein Verdienst in seine Gesellschaft zu berufen und zwar auf besondere Weise, dass er dies in dieser Zeit getan hast, in der sie, wie ich glaube, im Herrn nicht weniger geliebt wird, da sie in der Welt mehr verfolgt wird. …
Versichere seiner sehr verehrten Paternität [dem Ordensgeneral], dass alle seine geliebten Söhne voller Freude sind, weil sie gewürdigt wurden, für den Namen Jesu Schmach zu erleiden [Apostelgeschichte 5, 41].


In einem Brief vom 8. Juli 1767 schreibt Pignatelli an einen seiner Brüder, der ihm den Rat gab, in einen anderen Orden überzuwechseln:
Seit vierzehn Jahren bin ich Ordensmann in der Gesellschaft Jesu, mit der Erlaubnis unseres Herrschers Ferdinand VI. Ich sehnte mich danach, zu den Missionen Indiens zu gehen, aber es wurde mir von meinen Vorgesetzten nicht erlaubt, um meiner Familie kein Leid zuzufügen. Ich habe jetzt keinen Grund, meinen Ordensberuf aufzugeben, im Gegenteil, ich bin entschlossen, darin zu leben und zu sterben. …
Wenn du mir noch einmal schreibst, berühre nicht den Punkt, dass ich meine Berufung verlassen solle. Bitte trete nicht in Rom dafür ein, für mich die Möglichkeit zu erlangen, in einen anderen Orden überzuwechseln; denn dass werde ich niemals tun, auch wenn ich mein Leben tausend Mal verlieren müsste.

Quelle: Celestino Testore S. J.: Il restauratore della Compagnia di Gesú in Italia / S. Giuseppe Pignatelli S. J. Rom 1954, S. 80, 86; eigene Übersetzung

Zitat von Josef Pignatelli:

Pignatelli wendet sich gegen Jansenisten, die eine rigorosere Bußpraxis fordern: "Ich denke, dass Gott die Verwaltung des Sakraments der Buße den Menschen und nicht den Engeln anvertraut hat, und dass er sie für ihr Heil einrichtete. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um sie [die Beichtenden] gut vorzubereiten, und dann werde ich sagen: Herr, ich habe für das Heil dieser Seele getan, so viel ich konnte, tu jetzt du deinen Teil; und ich gebe ihm die Absolution; und ich versichere dir, dass ich mehrmals das Werk Gottes in ihrer Bekehrung deutlich gesehen habe, während ich die Absolution gab." "Gott, sagte er, hat unendliche Mittel vor uns verborgen, um eine Seele zu bekehren, dies noch am Ende ihres Lebens: Und warum wollen wir ihm den Ruhm nehmen, viele Male den Triumph seiner Barmherzigkeit zu feiern? als Triumph seiner Barmherzigkeit zu dienen? Wird Gott jemals etwas Größeres tun, als ein Mensch zu werden und zu sterben, um uns zu retten?"

Quelle: Celestino Testore S. J.: Il restauratore della Compagnia di Gesú in Italia / S. Giuseppe Pignatelli S. J. Rom 1954, S. 173; eigene Übersetzung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Martyrologium Romanum Flori-Legium

Catholic Encyclopedia

Die Kirche Il Gesù in Rom ist täglich von 7 Uhr bis 12.30 Uhr und von 16 Uhr bis 19.45 Uhr geöffnet. (2017)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 20.04.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/wochenheiliger/15-November-Der-heilige-Giuseppe-Pignatelli-SJ;art4876,202992 - abgerufen am 12.06.2022
• https://www.tibursuperbum.it/ita/monumenti/chiesescomparse/ChiesadelGesu.htm - abgerufen am 12.06.2022
• https://sabapbo.beniculturali.it/it/158/la-storia-della-sede - abgerufen am 21.04.2023
• https://archiviopossessori.it/archivio/1408-collegio-dei-gesuiti-di-bologna - abgerufen am 21.04.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.