Ökumenisches Heiligenlexikon

Justinus der Märtyrer

auch: der Apologet

7 Gedenktag katholisch: 1. Juni
gebotener Gedenktag in der Stadt Cuenca und bei den Rogationisten: 2. Juni
gebotener Gedenktag im Erzbistum Burgos: 3. Juni
gebotener Gedenktag im Erzbistum Bologna: 4. Juni
14. April, Todestag: 13. April
Übertragung der Gebeine nach Pfirt / Ferrette im Elsass: 12. Juni

7 Gedenktag evangelisch: 14. April (EKD), 1. Juni (ELCA, LCMS)

7 Gedenktag anglikanisch: 1. Juni

9 Gedenktag orthodox: 1. Juni

7 Gedenktag armenisch: 4. Mai, 1. Juni

Name bedeutet: der Gerechte (latein.)

Philosoph, Märtyrer, Kirchenvater
* 1251. Hälfte des 2. Jahrhunderts in Flavia Neapolis, heute Nablus in Palästina (?)
um 165 in Rom


Justinus stammte aus einer heidnisch-römischen - oder zumindest romanophilen - Familie. Er studierte Philosophie, insbesondere die Schriften Platons und der stoischen Philosophen mit den Fragen nach der Transzendenz Gottes, dem Verhältnis von Schöpfung und Materie, von Vorsehung und freiem Willen und der Unsterblichkeit der Seele. Das Alte TestamentWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde., das Vorbild der urchristlichen Märtyrer und schließlich das Gespräch mit einem alten Mann bei einem Spaziergang am Strand und dessen Zeugnis von der Christusbotschaft führte ihn zur Entscheidung, sich taufen zu lassen und die Lehren des Christentums zu studieren.

Fresko im Kloster der Verklärung in Meteora in Griechenland
Fresko im Kloster der Verklärung in Meteora in Griechenland

Justinus lehrte dann als christlicher Philosoph in Kleinasien. Er trat auf als Prediger und Missionar und wurde einer der ersten großen Theologen, besonders durch seine Apologien - Bücher, die mit ihrer Argumentation gegen Zweifler und Gegner des Christentums die Richtigkeit der christlichen Lehre darlegen. Werke, die er mit Sicherheit verfasst hat, sind die Erste und die Zweite Apologie zur Verteidigung der Christen gegen die Vorwürfe des Atheismus und der Volksverhetzung im römischen Staat, und der um 158 entstandene Dialog mit dem Juden Tryphon, bei dem es sich um die Aufzeichnung einer tatsächlich stattgefundenen Diskussion in Ephesus - heute Ruinen bei Selçuk - handeln soll, in dem ein Brückenschlag zwischen Juden- und Christentum versucht wurde.

Justinus, im Philosophenmantel auftretend, führte öffentliche Diskurse mit heidnischen, gnostischen und jüdischen Schulmeinungen. Gegen Marcion wandte er sich mit der Methode des alttestamentlichenWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde. Schriftbeweises, der die Erfüllung der Botschaft der Propheten in Jesus Christus erkennt und anerkannte damit Platons Prinzip antiker Wissenschaftlichkeit durch Rückgriff auf autoritative Texte. Als einem der meistbeachteten christlichen Autoren des 2. Jahrhunderts gelang Justinus der Brückenschlag zwischen christlicher Lehre und zeitgenössischer Philosophie: der logos spermatikos, Samen der Wahrheit bei den Philosophen werde durch die älteste, bis auf Mose zurückreichende und gleichzeitig einzig vollständig erhaltene Wahrheitserkenntnis, die Offenbarung des Christus-Logos, ans Ziel gebracht. Justinus gelang, dass das Christentum erstmals auch von den Bildungs-Eliten beachtet wurde.

In Rom wurde Justinus nach langer Wanderschaft endlich sesshaft und gründete eine Schule. Seine Schutzschrift der christlichen Religion legte er um 150 Kaiser Antoninus Pius und dem römischen Senat vor. Er verfasste die ersten Aufzeichnungen römischer Liturgie, lauthals protestierte er gegen die Christenverfolgungen. Zusammen mit seinen Schülern Chariton, dessen Frau Charito (Charita), Euelpistos, Hierax, Paion und Liberianus (Valerianus) - die orthodoxe Tradition fügt noch Justin und Justus hinzu - wurde er daraufhin verhaftet und eingesperrt; als er sich dem Verlangen, heidnischen Göttern zu opfern, widersetzte, wurde er während der Herrschaft des römischen Kaisers Mark Aurel enthauptet.

Reliquien von Justinus werden in der Kirche Santa Maria della Concezione in Rom und in der Stiftskirche San Silvestro in Fabrica di Roma bei Viterbo verehrt.

Justinus' Gedenktag war in der katholischen Kirche früher der 13. oder 14. April; in Angleichung an den orthodoxen Gedenktag ist es jetzt der 1. Juni. In der Ostkirche zählt Justinus zu den altkirchlichen Kirchenvätern.

Kanonisation: Justinus wurde im 9. Jahrhundert ins Martyrologium der römisch-katholischen Kirche aufgenommen
Patron der Philosophen
Bauernregel (für den 14. April): Justin klar, / gutes Jahr.

Worte des Heiligen

Justinus, der als heidnischer Philosoph Platoniker war, wurde Christ, weil er sich nicht mehr nur mit den Keimen des göttlichen Logos (der Weltvernunft) zufriedengeben wollte, sondern in Jesus Christus die Fülle des göttlichen Logos erkennen und lieben lernte:
Als Christ erfunden zu werden, das ist, ich gestehe es, der Gegenstand meines Gebetes und meines angestrengten Ringens, nicht als ob die Lehren Platons denen Christi fremd seien, sondern weil sie ihnen nicht in allem gleichkommen, und ebensowenig die der anderen: der Stoiker, Dichter und Geschichtsschreiber. Denn jeder von diesen hat, soweit er Anteil hat an dem in Keimen ausgestreuten göttlichen Logos [spermatikos theios logos] und für das diesem Verwandte ein Auge hat, treffliche Aussprüche getan. Da sie sich aber in wesentlicheren Punkten widersprechen, zeigen sie damit, dass sie es nicht zu einem weit blickenden Wissen und zu einer unwiderlegbaren Erkenntnis gebracht haben. Was immer also bei ihnen trefflich gesagt ist, ist [geistiges] Eigentum von uns Christen; denn wir beten nach Gott den von dem ungezeugten und unnennbaren Gott ausgegangenen Logos an und lieben ihn, da er unseretwegen Mensch geworden ist, um auch an unseren Leiden teilzuhaben und [dadurch] Heilung zu schaffen. Alle jene Schriftsteller konnten also aufgrund des ihnen einwohnenden, angeborenen Logos-Keims nur dunkel das Wahre schauen. Denn etwas anderes ist der Keim einer Sache und ihr Abbild, die entsprechend der [natürlichen] Fähigkeit verliehen werden, und etwas anderes die Sache selbst, deren Mitteilung und Abbildung entsprechend der von ihr kommenden Gnade geschieht.

Justinus verteidigt in seinen beiden Apologien (Verteidigungsschriften) das Christentum gegen völlig abwegige Vorwürfe (z.B. des Inzests und Kannibalismus): Vielmehr habe die Bekehrung zum Christentum eine sittliche Umkehr bewirkt:
Hatten wir früher an unzüchtigen Dingen Gefallen, so huldigen wir: jetzt der Keuschheit allein; gaben wir uns mit Zauberkünsten ab, so haben wir uns jetzt dem guten und ungezeugten Gotte geweiht; wenn wir Geldmittel und Besitz über alles schätzten, so stellen wir jetzt, was wir haben, in den Dienst der Allgemeinheit und teilen jedem Dürftigen davon mit; hassten und mordeten wir einander und hielten wir mit denen, die nicht unseres Stammes sind, wegen der verschiedenen Stammesgewohnheiten nicht einmal Herdgemeinschaft, so leben wir jetzt nach Christi Erscheinen als Tischgenossen zusammen, beten für unsere Feinde und suchen die, welche uns mit Unrecht hassen, zu bereden, dass auch sie nach Christi schönen Weisungen leben und guter Hoffnung seien, dass auch sie dieselben Güter wie wir von dem allherrschenden Gott erlangen werden.

Quelle: Justinus: 2. Apologie 13. In: Patrologia Graeca 6, Sp. 465 - 468. = BKV2 12, S. 154 (bearbeitet)
Justinus: 1. Apologie 14. In: Patrologia Graeca 6, Sp. 347f. = BKV2 12, S. 78 (bearbeitet)

Zitate von Justinus:

Die Christen sind auch nicht, wie behauptet wurde, Feinde des Staatswesens, sie sind vielmehr loyale Staatsbürger und setzen sich für dessen Wohl ein:
Abgaben und Steuern suchen wir überall vor allen anderen euren Beamten zu entrichten, wie wir von ihm (Jesus) angeleitet worden sind ist. … Darum beten wir zwar Gott allein an, euch aber leisten wir im übrigen freudigen Gehorsam, indem wir euch als Könige und Herrscher der Menschen anerkennen und beten, dass ihr nebst eurer Herrschermacht auch im Besitze vernünftiger Einsicht erfunden werdet.

Niemand ist so weit gegangen, für Sokrates und seine Lehren in den Tod zu gehen, anders verhält es sich mit Christus: Dem Sokrates hat niemand soweit geglaubt, dass er für diese Lehre in den Tod gegangen wäre; dem Christus aber … haben nicht allein Philosophen und Gelehrte geglaubt sondern auch Handwerker und ganz gewöhnliche Leute, und zwar mit Hintansetzung von Ehre, Furcht und Tod; denn er ist die Kraft des unnennbaren Vaters und nicht das Gefäß menschlicher Vernunft.

Quelle: Justinus: 1. Apologie 17. In: Patrologia Graeca 6. = BKV2 12, S. 83
Justinus: 2. Apologie 10. In: Patrologia Graeca 6. = BKV2 12, S. 150f]

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Die Akten des Prozesses gegen Justinus und seine Gefährten sind bis heute erhalten.

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon: Justinus der Märtyrer
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon: Justinus, Chariton und Gefährten

Acta Sanctorum

Catholic Encyclopedia

Werke von Justinus gibt es auf Deutsch in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg. Auch die Märtyrerakten des Justinus und seiner Gefährten sowie seine Gerichtsakten gibt es dort auf Deutsch, ebenso die Schilderungen von Eusebius von Cäsarea aus seiner Kirchengeschichte: Kirchliche Schriftsteller, Der Philosoph Justin erleidet … den Martertod und Die auf uns gekommenen Schriften Justins.

weitere Schriften von und über Justinus und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 14.12.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• http://www.bauernregeln.net/juni.html nicht mehr erreichbar
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl. Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.