Ökumenisches Heiligenlexikon

Eugen von Mazenod

ganzer französischer Name: Charles-Joseph-Eugène de Mazenod

1 Gedenktag katholisch: 21. Mai
Hochfest bei den Missionsoblaten der Maria Immaculata
nicht gebotener Gedenktag in Kanada und im Bistum Fulda

Name bedeutet: K: der Tüchtige (althochdt.)
J: Gott hat hinzugefügt (hebr.)
E: der edel Geborene (griech.)

Bischof von Marseille, Ordensgründer
* 1. August 1782 in Aix-en-Provence in Frankreich
21. Mai 1861 in Marseille in Frankreich


Kirche San Filippo Neri und ehemaliges Jesuitenkolleg der Adligen in Turin
Kirche San Filippo Neri und ehemaliges Jesuitenkolleg der Adligen in Turin

Karl Joseph Eugen von Mazenod war der einzige Sohn einer Adelsfamilie, die im Frühjahr 1794 vor der Französischen Revolution nach Italien floh, wo Eugen aufwuchs. In Turin besuchte er das von den Jesuiten geführte damalige Kolleg der Adligen an der Kirche San Filippo Neri. Als seine Familie nach Venedig zog, erhielt er Privatunterricht durch den Priester Don Bartolo Zinelli, der an der Schule an der Jesuitenkirche Santa Maria Assunta dei Gesuiti wirkte in dieser Zeit, da der Orden in Venedig unterdrückt war 1.

Andachtsbild
Andachtsbild

Damals begann Eugen von Mazenods Berufung zum Priestertum zu wachsen. Als er 20 Jahre alt war, kam die Familie zurück nach Frankreich. In Aix-en-Provence drohte er zunächst in den Vergnügungen jener Zeit zu versinken, aber dann langweilte ihn das Leben der gehobenen Gesellschaft. Er lehnte einige Heiratsangebote ab und sehnte sich danach, seinem Leben einen tieferen Sinn zu geben; 1807 erlebte er seine persönliche Bekehrung. 1808 trat er ins Seminar der Sulpizianer in Paris ein; obwohl er erst Diakon war, wurde ihm schon bald die Leitung des Seminars anvertraut und er zum Rektor ernannt.

1811 wurde Eugen zum Priester geweiht. Die angebotene Position als Generalvikar des Bischofs von Paris lehnte er ab und begab sich als Volksmissionar in die Provence, um dort den Glauben neu zu entfachen, der unter den Armen zu erlöschen drohte. Er widmete sich vor allem der Erziehung der Jugend, die von der Ideologie der Revolution beeinflusst war, und er predigte in Provençal, dem örtlichen Dialekt.

Oblatenkapelle in Aix-en-Provence
Oblatenkapelle in Aix-en-Provence

Mit einigen gleichgesinnten jungen Priestern gründete von Mazenod 1816 in den Räumen des ehemaligen, 1792 in der Französischen Revolution zwangsweise aufgelösten Karmelitinnenklosters in Aix-en-Provence die Gemeinschaft der Missionare der Provence, mit Aufgaben in der Volksmission und übernahm das Amt des Generaloberen, das er bis zu seinem Tod innehatte; Papst Leo XII. erkannte die nun Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria genannte Kongregation 1826 trotz des Widerstandes einiger französischer Bischöfe an. Eugen verfasste die Konstitutionen und sandte Missionare 1841 auch nach Kanada, 1847 nach Ceylon / Sri Lanka und in die USA, 1852 nach Südafrika und 1856 nach Mexiko.

1821 war die Wiedereinrichtung der Diözese Marseille mit Sitz an der damaligen Kathedrale Vieille Majeure auch dem Wirken von Eugen von Mazenod zu verdanken; Bischof wurde zunächst sein Onkel, der das Amt 1823 antreten konnt und dabei die Bedingung stellte, dass Karl Eugen sein Generalvikar wird. 1832 wurde Karl Eugen zum Titularbischof von Icosium - dem heutigen Algier in Algerien - geweiht und dann 1837 als Nachfolger seines zurückgetretenen Onkels Bischof von Marseille.

Von Mazenod ließ zahlreiche Kirchen bauen, darunter ab 1852 die neue Kathedrale Sainte-Marie-Majeure in Marseille und 1853 bis 1864 die Wallfahrtskirche Notre-Dame-de-la-Garde. Er kümmerte sich besonders um die Einwanderer und Fremdarbeiter in der Hafenstadt und gründete 22 neue Pfarreien und Seminare in seiner Diözese.

Uwe Esperester: Bild im Mazenodsaal des Klosters Mariengarden in Burlo, dem Stadtteil von Borken am Niederrhein
Uwe Esperester: Bild im Mazenodsaal des Klosters Mariengarden in Burlo, dem Stadtteil von Borken am Niederrhein

Währenddes Episkopates von Eugen von Mazenod wurden in der Diözese Marseille 31 Ordensgemeinschaften neu gegründet oder zugelassen, dazu gründete er caritative Institutionen. Theologisch und liturgisch an Rom ausgerichtet, trug er zur Überwindung des Jansenismus und der französischen Distanz zu Rom bei. Leidenschaftlich kämpfte er für das Recht auf Religionsunterricht.

1856 wurde er zum Senator des französischen Kaisers in der Stadt Marseille ernannt. 1859 sollte er zum Kardinal ernannt werden, wegen der Spannungen zwischen dem Vatikan und Frankreich wurde dann doch darauf verzichtet. Eugen hatte, laut dem Zeugnis eines Bischofskollegen, ein Herz, weit wie die Welt. Sein zentrales Anliegen war den Menschen zu zeigen, wer Jesus Christus ist.

Die von Eugen gegründeten Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria waren bis zu seinem Todesjahr auf 400 Mitglieder angewachsen. Im Jahr 2010 arbeiteten mehr als 4500 Oblaten in allen Erdteilen. In Deutschland nennt man sie, nach ihrem Gründungshaus auch Hünfelder Oblaten, dort ist der Sitz der Mitteleuropäischen Provinz.

Kanonisation: Eugen von Mazenod wurde am Weltmissionssonntag, dem 19. Oktober 1975 von Papst Paul VI. seliggesprochen, die Heiligsprechung durch Papst Johannes Paul II. erfolgte am 3. Dezember 1995, dem Gedenktag von Franz Xaver, dem Patron der Missionen.

1 Die Jesuitenkirche und das Kloster an Santa Maria Assunta dei Gesuiti in Venedig wurden 1773 mit der Unterdrückung des Ordens in der Stadt geschlossen, das Kloster wurde als Schule und nach 1807 als Kaserne genutzt, bis der Orden 1844 wieder erlaubt wurde.

Worte des Heiligen

In seinem Fastenhirtenbrief von 1860 wirbt Eugen von Mazenod um die Liebe zu Christus und zur Kirche. Darin führt er aus:

Alles muss gewagt werden, das Reich des Erlösers auszubreiten, das Reich der Hölle zu zerstören, zahllose Frevel zu verhindern, der Tugend Achtung und Geltung zu verschaffen, die Menschen wieder zur Vernunft zu bringen, sie zu echten Christen zu formen und auf den Weg der Heiligkeit zu führen.
Wer zu uns gehören will, muss brennen vom Verlangen, heilig zu werden; er muss entflammt sein von der Liebe zu Christus und seiner Kirche; er muss sich verzehren im Eifer für das Heil der Menschen. Christus lieben bedeutet die Kirche lieben. Wie ist es möglich, unsere Liebe zu Jesus Christus von der Liebe, die wir der Kirche schulden, zu trennen?
Jesus Christus hat in sich auf mystische Weise die Menschenkinder vereinigt, um mit ihnen eins zu sein. Er lässt jedoch die Persönlichkeit eines jeden, der sich ihm anschließen will, bestehen. So wie in Jesus Christus nur eine einzige Person existiert, so müssen alle Christen mit ihm einen einzigen Leib bilden. Er ist das Haupt, und alle anderen die Glieder.
Die Kirche ist der Preis des Blutes Jesu Christi und Gegenstand seiner unendlichen Liebe für die Menschen. Er hat die Kirche mehr als sein eigenes Leben geliebt. Seinetwegen ist sie Gott Vater wertvoll. Er hat sie schon von Ewigkeit an so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hingegeben hat: Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab (Johannesevangelium 3, 16).
Auch der Heilige Geist, den uns der göttliche Heiland verheißen hat, hat sich mit ihr vereint, um sich nie wieder von ihr zu trennen, um wie ihre Seele zu sein, um sie zu inspirieren, zu erleuchten, zu lenken, zu unterstützen und in ihr die großen Taten Gottes zu erfüllen (Apostelgeschichte 2, 11).
All diejenigen, die Glieder der Kirche sind, leben im geistigen Hause Gottes, oder besser gesagt, sie sind selbst dieses Haus, ein mächtiger Tempel, in dem das ganze Universum eintreten muss und in dem alle Steine lebendig sind. … Gott selbst hat dieses Haus mit göttlichem Zement erbaut.
Nun fragen wir euch, liebe Brüder: Die Braut Jesu Christi, die er uns als Mutter gegeben hat, die Familie des Gott-Menschen, sein lebendiges Haus, seinen heiligen Tempel, seine irdische Stadt, Ebenbild der himmlischen Stadt, sein Reich, seine Herde, die Gemeinschaft, die er gegründet hat – in einem Wort: das Werk, das Gegenstand all seines Wirkens war und das Gegenstand seines ganzen Wohlgefallens hier unten ist, nicht mit einer kindlichen Liebe zu lieben, bedeutet das nicht, ihn selbst nicht lieben zu wollen? Heißt das nicht, die Pläne seiner Barmherzigkeit, die Rechte seiner Liebe und seiner Macht zu verkennen? Heißt das nicht, ihn selbst als Heiland zu verkennen, als Erlöser der Menschen, als Sieger über die Hölle und den Tod und als den höchsten Herren, dem alle Völker der Erde zum Erbe gegeben worden sind? (Psalm 2, 8).

Quelle: Kathpedia - Eugen von Mazenod

Zitate von von Eugen von Mazenod:

Ich habe mich in den Dienst der Kirche gestellt, gerade weil sie in Bedrängnis ist, gerade weil es in ihr Kräfte gibt, die den Glauben aushöhlen und Spaltungen heraufbeschwören. Es ließ mir keine Ruhe, als ich sah, dass kaum noch jemand bereit ist, sich für den ungeschmälerten Glauben einzusetzen, dafür auch etwas dranzugeben und auf ein ruhiges und bequemes Leben zu verzichten. Und ich vertraue darauf, dass Gott mir die nötige Kraft geben wird, mich auf eine solche – menschlich gesprochen – höchst bedenkliche Sache einzulassen.

Tagebuch vom 16. April 1850: Unser Gott, wir glauben alle Wahrheiten, die du deine Kirche gelehrt hast; wir hoffen auf alle deine Verheißungen; wir lieben dich aus unserem ganzen Herzen, und wir wollten dich noch mehr lieben, denn du bist unserer Liebe so überaus würdig. Unsere Herzen sind [von dieser Liebe] berührt und sehnen sich nach dir; komm doch, Herr Jesus! Komm und zögere nicht länger: Veni, noli tardare!

Quelle: Saint Eugène Mazenod: Journal 1849 - 1860. Rom 2003, S. 62; eigene Übersetzung

Mazenods letzte Worte sind wie folgt überliefert: Habt untereinander die Liebe, die Liebe, die Liebe, und in der Welt den Eifer für die Seelen.

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Die Missionare Oblaten M. I. in Deutschland informieren auf ihrer Homepage über den Gründer und die Arbeit der Gemeinschaft.

Seit dem 3. Dezember 2010, dem 15. Jahrestag seiner Heiligsprechung, wird täglich ein kurzer Abschnitt aus seinen Schriften veröffentlicht im Blog Eugen von Mazenod, damit man ihn etwas näher kennenlernen kann.

Die Kirche Santa Maria Assunta dei Gesuiti in Venedig ist täglich von 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr und von 16.30 Uhr bis 18.30 Uhr - freitags, samstags und sonntags am Nachmittag von 15 Uhr bis 19 Uhr - geöffnet, der Eintritt beträgt 3 €. (2020)
Die Kathedrale Sainte-Marie-Majeure in Marseille ist täglich von 10 Uhr bis 19 Uhr - von November bis März nuur bis 17.30 Uhr - geöffnet. (2024)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 14.05.2024

Quellen:
• https://generalpostulationomide.weebly.com/mazenod.html - abgerufen am 20.07.2023
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 3. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
• Pater Martin Benning OMI vom Kloster Mariengarden in 46325 Borken, E-Mail vom 26. November 2013
• https://it.wikipedia.org/wiki/Chiesa_dei_Gesuiti_(Venezia) - abgerufen am 20.07.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.