Ludwig von Casoria
italienischer Name: Ludovico
Taufname: Arcangelo Palmentieri
Gedenktag katholisch: 30. März
Name bedeutet: der berühmte Krieger (althochdt.)
Arcangelo, drittes Kind des Weinhändlers Vincenzo Palmentieri und der Candida geb. Zenga, wurde von seinen Eltern christlich erzogen. Auf Wunsch des Vaters begann er zunächst eine Lehre als Schreiner, brach diese aber ab, um zu studieren und gemäß dem Wunsch der Mutter Priester zu werden. Weil seine Eltern ihm das Studium nicht finanzieren konnten, schloss er sich 1832 im Konvent San Giovanni del Palco in Taurano bei Avellino dem Orden der Franziskaner-Minoriten an mit dem Ordensnamen Ludwig; 1837 wurde er in Neapel zum Priester geweiht und war ab 1841 Lehrer für Philosophie und Mathematik an der dem Franziskanerkonvent San Pietro a Majella angeschlossenen Musikhochschule in Neapel.
1847 erlebte Ludwig betend vor dem TabernakelDer Tabernakel (latein für Hütte, Zelt) ist in den katholischen Kirchen ein - künstlerisch gestaltetes - Sakramentshaus mit verschließbarer Tür; er dient als Aufbewahrungsort der in der Heiligen Messe gewandelten Hostien und des Weines, die nach katholischem Glauben Leib und Blut Christi sind. Das ewige Licht am Tabernakel zeigt die Aufbewahrung der Eucharistie im Tabernakel an.
in der Kirche San Giuseppe dei Ruffi in Neapel
seine - wie er es nannte - Läuterung
: er verlor das Bewusstsein und fiel ohnmächtig zu Boden; Gott wies ihm den Weg
des Dienstes an den Armen und Kranken. Für seine Ordensbrüder richtete er in seiner Zelle im Kloster
San Pietro ad Aram eine Apotheke ein und kaufte
im Stadtteil Scudillo die Villa La Palma
, die er für die kranken Brüder der gesamten Ordensprovinz zur Krankenstation
Institut Sant'Antonio La Palma ausbaute. Ab 1854
sah er seine Aufgabe aber besonders in der Ausbildung von Einheimischen für die Mission in Afrika; deshalb kaufte er Kinder
von Sklaven frei, um sie in seiner in dieser Villa La Palma eröffneten Schule für die Mission zu ertüchtigen unter dem
Motto, das sein Freund Daniel Comboni ausgegeben hatte: Afrika muss
Afrika bekehren
. Besondere Unterstützung erhielt er bei diesen Aktivitäten von
Katharina Volpicelli, der er als Seelenführer diente.
1856 erklärte Ferdinand II., der König beider Sizilien
- also von
Sizilien und Neapel -, seine Unterstützung; Ludwig reiste noch
im selben Jahr nach Kairo und kaufte dort
weitere zwölf Kinder frei. 1858 besuchten schon 38 losgekaufte Schwarze die Schule im
Institut Sant'Antonio. Eine ähnliche
Einrichtung für schwarze Mädchen, das Kolleg
delle Morette
- heute ein Grand-Hotel -, wurde 1859 im Stadtteil Capodimonte eröffnet.
1864 gründete Ludwig im aufgehobenen Kloster an
Santa Lucia al Monte in Neapel eine
Katholische Akademie für Religion und Wissenschaften
, um die katholische Kirche gegen die Angriffe des aufkommenden
Liberalismus zu verteidigen; denselben Zweck hatte die Gründung der Zeitschrift La Carità
und des gleichnamigen
Kollegs. Ergänzt wurde all dies durch die Veröffentlichung von vier weiteren Zeitschriften, die Herausgabe der sämtlichen
Werke von Bonaventura in italienischer Sprache, eine
Taschenbuchausgabe der Bibel sowie der Gründung von Druckereien und Musikkapellen.
Zur Unterstützung dieser missionarischen Arbeit und für weitere caritative Aufgaben gründete Ludwig einen Zweig des
Dritten Ordens der Franziskaner, woraus 1859 die Frati della Carità
,
Brüder der Liebe
, kurz Frati Bigi
, graue Brüder
, genannt nach ihrem aschgrauen Ordensgewand, die
sich besonders um Taubstumme und Waisen kümmerten und im
Kloster in Afragola bei Neapel lebten
1. Ludwig baute ab 1862 auch eine Kongregation für Frauen
auf, die ihre Wurzeln in der Betreuung eines Waisenhauses in Neapel hatte und dann zur
Niederlassung der Francescane
Elisabettine
, der franziskanischen Elisabethinnen
- auch Suore Bigie
, graue Schwestern
genannt -
wurde.
1861 erhielt Ludwig für den Franziskanerorden die Missionierung Zentralafrikas übertragen; 1865 reiste er zusammen mit Daniel Comboni und drei in Neapel augebildeten Afrikanern ab, um bei Gondokoro in Nubien - heute Sudan - die Missionsstation Scellal aufzubauen; 1867 musste er das Haus aber an die Glaubenskongregation abtreten; ungeachtet dieses Misserfolgs setzte er seine Arbeit mit den farbigen Kindern fort. Außerdem sandte er Missionare nach Süditalien.
Es folgten weitere karitative Einrichtungen, so in
Rom, 1871 das
Seraphische Institut
für Gehörlose und
Blinde in Assisi - damals in der Via Frate Elia -, dann die 1874 bis 1877 errichtete Kirche
Sacro Cuore für die Frati Bigi
in
Florenz. 1875 wurde Ludwig schwer krank und erholte sich bis zu seinem Tod nicht mehr. Er starb im
Ospizio Marino
, dem Seeleute-Hospiz
in Neapel, das er kurz zuvor für betagte Matrosen, v. a. Fischer, gegründet hatte.
In diesem Seeleute-Hospiz
, das nun
seinen Namen trägt und von den Grauen Schwestern
geleitet wird, ruhen Ludwigs
Gebeine.
Kanonisation: Ludwig wurde am 18. April 1993 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen; am 23. November 2014 wurde er durch Papst Franziskus heiliggesprochen.
1 ▲ Die Frati Bigi
hatten 1961 noch zehn Ordenshäuser und 46 Brüder, 1972 wurden sie aufgelöst.
1 ▲ Die
franziskanischen Elisabethinnen
hatten 2005 insgesamt 259 Ordensfrauen in 38 Häusern in Italien , den USA, in Panama,
auf den Philippinen, in Indien und Afrika.
Worte des Heiligen
Ludwig hat einer Franziskanerin anlässlich des Herz-Jesu-Festes
1878 einen Brief über die wahre Herz-Jesu-Verehrung geschrieben. Darin heißt es:
Weder du noch ich sind bis jetzt wahre Freunde des Herzens Jesu. Wir haben gute Vorsätze in schöne Worte
gepackt; aber wir wollen tun, was uns gut scheint und gefällt, um Trost, Vergnügen und Geschmack an Jesus Christus zu
empfinden. Dies gefiel mir in meiner Jugendzeit, als mein Geist es liebte, sich an den Wonnen der Liebe und Zuneigung,
wozu wir von unserer Natur aus geneigt sind, zu erquicken und sie zu verkosten. Wenn unsere Natur aber nicht von der Liebe
Christi, vom Leiden und von den Schmerzen des geduldigen Jesus gedemütigt wird, wenn wir nicht die Wunden Christi in
unserer Seele und in unserem Leib tragen, lieben wir das Herz Jesu nicht. Wenn wir nicht in das Herz Jesu eintreten, wenn
wir nicht mit Ihm ans Kreuz steigen und wir nicht weinend danach verlangen, wie Er aus Liebe und aus Schmerz am Kreuz
gequält zu sein, ohne irgend einen Trost, ohne irgend ein Geschöpf, das uns tröstet, uns hilft, mit uns leidet, das uns
statt frischem Wasser Galle, Bitterkeit und Undank reicht und eine Lanze ins Herz sticht – wahrhaftig, nur so werden wird
wahre Verehrer des Herzens Jesu sein, nur dann werden wir sagen können: Ich bin ein Kind des Herzens Gottes, ich komme
vom Herzen und ich kenne das Herz meines Gottes Jesus.
Wo sind diese großen Seelen? Es ist besser, sich immer in der Wunde Christi aufzuhalten als im heiligen Paradies,
weil die höchste Liebe keine Ruhe sucht. Ihre Ruhe ist der gekreuzigte Christus. Solange die Seele nicht eintritt und sich
nicht umbildet in den gekreuzigten Jesus, findet sie keinen Frieden, ist ihr Genuss kein Genuss; ihr wahrer Genuss ist
vielmehr die Verlassenheit, die Missachtung, die serafische Armut [des heiligen
Franziskus]. Das Herz Jesu ist angenehme Wonne für die schwachen
jugendlichen Seelen, für die Anfänger auf dem Weg des Herrn. Aber diejenigen, die aufsteigen, einen großen Schritt nach
oben machen wollen, müssen ihr Fleisch und ihren Geist kreuzigen. Sie müssen den heiligen Franziskus mit seinen Wundmalen
lieben und nachahmen. Sie müssen dem inneren Stolz, ihren Skrupeln und geistlichen Fantasien entsagen.
Quelle: P. Ludovico (Palmentieri) da Casoria: Epistolario, a cura di P. Giocchino (Francesco) d'Andrea, vol. 2, Napoli 1989, S. 977
Zitate von Ludwig von Casoria:
Wer sich vornimmt, Jesus zu lieben, muss sich vornehmen, Jesus in seiner Geburt, in seinem Leben und
in seinem Tod zu folgen.
Jesus ist mit uns. Wir wollen ihn lieben in den Bedrängnissen und Freuden, in Liebe und Hass, in Missachtung und
Ehre, im Leben und im Tod.
Glaube, Mut und Liebe sind die Waffen, mit denen wir die Teufel und ihr Gefolge bekämpfen können. Je mehr wir kämpfen,
desto mehr wird sich das Werk des Herrn ausbreiten. Wer weniger kämpft, bewirkt weniger; wer mehr kämpft, gefällt Jesus
Christus mehr, für den wir leben und sterben sollen.
Wie schön ist die Vorsehung! … Aber wie wird sie geliebt? Wenn wir aus Liebe zu Gott Tag und Nacht arbeiten. Und
das Gebet soll Arbeit sein, keine Begeisterung, die schnell erlischt.
Quelle: P. Ludovico (Palmentieri) da Casoria: Epistolario, a cura di P. Giocchino (Francesco) d'Andrea, vol. 2, Napoli 1989, S. 617, 986f
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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- zuletzt aktualisiert am 08.05.2023
Quellen:
•
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 6. Herder, Freiburg im Breisgau 1997
• Ferdinand Holböck: Die neuen Heiligen der katholischen Kirche, Band 4. Christiana, Stein am Rhein 2000
• http://www.igw-resch-verlag.at/seligeheilige/index.html?band3/palmentieri.html nicht mehr erreichbar
• https://it.wikipedia.org/wiki/Ludovico_da_Casoria - abgerufen am 20.07.2023
• https://it.wikipedia.org/wiki/Ospizio_Marino_Padre_Ludovico_da_Casoria - abgerufen am 20.07.2023
• https://www.grandhotelcapodimonte.it/en/hotel-4-stars-naples nicht mehr erreichbar
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.