Maria Theresia Gräfin Ledóchowska
Deckname: Alexander Halka
Gedenktag katholisch: 6. Juli
gebotener Gedenktag in Polen und im Bistum Sankt Pölten
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Graz-Seckau und Salzburg
Name bedeutet: M: die Beleibte / die Schöne / die Bittere / die von Gott Geliebte (aramäisch)
T: von der Insel Thera (der heutigen Insel Santorin) stammend (griech.)
Maria Theresia, die ältere Schwester von Julia Gräfin Ledóchowska,
war Tochter eines Adelsgeschlechts, von dessen Angehörigen viele im Dienst der Habsburger Monarchie sowie der katholischen
Kirche standen. 1873 verlor ihr Vater beim Bankenkrach große Teile seines Vermögens, die Familie musste aus finanziellen
Gründen von ihrem Schloss Sitzenthal in Loosdorf
nach St. Pölten umziehen, wo sie in der Schneckgasse wohnte und Maria Theresia die nahe
Schule der Englischen Fräulein
besuchte.
1883 zog die Familie nach Lipnica in Polen.
1885 starb der Vater an einer Pockeninfektion, an der auch Maria Teresa infiziert wurde; lange Zeit verbrachte sie im
Krankenbett, gepflegt von einer Ordensschwester und ihrer Schwester
Julia. Ab 1885 wirkte sie im Dienst der Großherzogin
Alice von Toskana in
Salzburg. Ein Vortrag von Kardinal
Charles-Martial-Allemand Lavigerie über das Wirken
der Weißen Väter
in Afrika beeindruckte sie. Bei einem Zusammentreffen mit dem Kardinal ermutigte der sie,
Komitees zur Abschaffung der Sklaverei zu gründen, was sie an verschiedenen Orten in Österreich und Polen tat. Sie
selbst zog nun in ein kleines Zimmer um, das ihr von den
Barmherzigen Schwestern zur Verfügung gestellt
wurde; hier verfasste sie Zaida das Negermädchen - Volksdrama in fünf Aufzügen
, erschienen 1899, in dem sie die
schrecklichen Folgen der Sklaverei vor allem für Frauen thematisierte, sowie weitere Schriften gegen den Sklavenhandel.
Ab 1884 sammelte Maria Theresia Ledochowska Mitarbeiterinnen um sich, daraus entstand 1888 eine Vereinigung zum Kampf
gegen die Sklaverei in Afrika, die 1894 zur Petrus-Claver-Sodalität
für die Afrikanischen Missionen
und 1910 von Papst Pius X. als Ordensinstitut
anerkannt wurde; deren Aufgabe war die Unterstützung der Missionare, vor allem durch die Beschaffung finanzieller Mittel
und die Herstellung religiöser Bücher wie Katechismen und Gesangbücher in afrikanischen Sprachen; dafür wurde im
Missionshaus Maria Sorg
in Bergheim
bei Salzburg eine eigene Druckerei errichtet.
1889 gründete Maria Theresia die Zeitschrift Echo aus Afrika
zur Verbreitung von Nachrichten aus Afrika. 1905
konnte in Rom das Generalatshaus eröffnet
werden, Maria Theresia wurde die erste Generaloberin. 1920 gründete sie die Stiftung Werk der Afrikanischen Presse
.
Sie starb im Generalat in Rom.
Maria Theresia Ledochowska wurde im Generalat
in Rom bestattet. Die Petrus-Claver-Sodalität
wurde 1947 umbenannt in Missionsschwestern vom heiligen
Petrus-Claver
. Sie sind auf allen Kontinenten vertreten und fördern
junge Kirchen in den Entwicklungsländern durch pastorale und humanitäre Projekte mit Schwerpunkt auf der
Erst-Evangelisierung. Bis 1991 druckten sie 12.371.880 Bücher in 263 afrikanischen Sprachen, das Echo aus Afrika
-
inzwischen mit dem Zusatz und aus anderen Erdteilen
- erschien 1993 in acht europäischen Sprachen, in jenem Jahr
hatte die Gemeinschaft rund 300 Mitglieder in weltweit 34 Häusern.
Kanonisation: Maria Theresia wurde am 19. Oktober 1975 von Papst Paul VI. seliggesprochen.
Worte der Seligen
In einem 1917 gehaltenen Vortrag Ein Hilfswerk für Afrika
wirbt Ledochowska in der Sprache ihrer
Zeit um Unterstützung ihres Werkes:
Man wird Ihnen sagen: 1. Ihr tätet doch besser, die Schwarzen in Ruhe zu lassen!
Ja, da muss man eben unterscheiden, wer die Schwarzen in Ruhe lassen soll. Wenn gewisse Herren Europäer nach Afrika
ziehen, nur um dort die Schwarzen zu knechten, ihnen das Beispiel der Sittenlosigkeit zu geben, als die Herren des
Landes sich einzusetzen und den armen Schwarzen die Wohltaten
der Steuern aufzubürden, dann wären die Schwarzen
freilich besser in Ruhe gelassen. Wenn aber die Missionar hinziehen, und die Schwarzen … zu Christen zu machen und
ihren Seelen die Freuden des Himmels zu erschließen, dann kann und muss doch jeder gläubige Christ diese Ruhestörung
in Interesse der armen Schwarzen preisen.
Man sagt weiter: 2. Wozu denn soviel Geld aus dem Land schleppen? Hier gibt es Not genug zu stillen. Wir brauchen
das Geld für uns!
… Die dies sagen, sind nicht die, welche geben, sondern die, welche nicht geben. Durch die Unterstützung der
Missionen soll den caritativen Werken im Land kein Heller entzogen werden. Für uns handelt es sich darum, noch ein
Übriges zu tun für die Missionen. Man soll das eine tun und das andere nicht lassen. Meiner Überzeugung nach gibt es
im Land noch genug Geld für die Armen hier und für die Armen drüben, wenn es nur richtig verteilt wird. …
Endlich sagt man: 3. Wir haben hier der Heiden genug, wir haben unter uns genug zu bekehren. Was gehen uns die Heiden
in Afrika an?
Ich erwidere: Das weiß ich schon, dass es hier in den Ländern der Kultur Arbeit gibt und auch Missionsarbeit genug,
und dafür beruft der liebe Gott ohnehin die weitaus größere Zahl der Arbeiter und Arbeiterinnen. Aber wenn Er auch dem
Werk der afrikanischen Missionen einen Brosamen zudenkt und einer Seele den Gedanken eingibt - wie er mir und meinen
Gefährtinnen die Gnade erwies - sich Ihm für die Seelen der Schwarzen zur Verfügung zu stellen, darf man da nein
sagen? Wie Gott einen jeden berufen hat, also wandle er, sagt der hl. Paulus.
Schreibt etwa der Steinblock dem Bildhauer vor, was er aus ihm meißeln soll oder befiehlt das Laststier seinem Führer,
wohin er es führen soll?
Quelle: Vortrag von Gräfin Maria Theresia Ledóchowska: Ein Hilfswerk für Afrika, 4. Aufl. Salzburg 1917, S. 20 - 22
Zitat von Maria Theresia Gräfin Ledóchowska:
Das Werk der Heidenmission ist so alt wie die katholische Kirche selbst. Von dem Augenblick an, da
der Herr seinen Aposteln, ihnen gleichsam ein Testament hinterlassend, den Auftrag gab, hinauszuziehen in die ganze Welt
und das Evangelium allen Völkern zu verkünden, hat es Missionare gegeben.
Entweder wird Afrika christlich - dank der Missionare - oder es fällt dem Mohammedanismus [Islam] als Beute
anheim.
Das Leben ist kurz und die Ewigkeit ist lang. Hinübernehmen können wir gar nichts, der Reiche so wenig wie
der Arme, aber wiederfinden können wir alles, nämlich die Almosen, die wir gegeben haben hier und den Armen drüben [in
Afrika], und auch die Zeit, die wir verwendet haben für Gott und seine Ehre.
Nicht den Aposteln, nicht einmal dem Apostelfürsten Petrus, wohl aber einem Weibe, einer ehemaligen Sünderin
würdigt sich der Herr zuerst zu erscheinen: Maria! - Gehe hin und sage meinen Brüdern. -
Sage
meinen Brüdern.
Bemerken wir hier wohl: Bis jetzt hat der Heiland nur die materielle Hilfeleistung der Frauen
angenommen. Welche Ehre erweist Er ihnen aber mit diesem merkwürdigen Auftrag? Er will sich jetzt der Worte
Maria Magdalenas, der einstigen Sünderin bedienen, um die frohe Botschaft Seiner
Auferstehung den Männern, den Aposteln zu verkünden. Von nun an wird die Frau wahrhaft apostolisch, und berufen durch
Wort und Tat, ergänzend, mithelfend eingreifen dürfen bei dem göttlichsten der Werke, der Arbeit an dem Heil der Seelen.
Quelle: Vortrag von Gräfin Maria Theresia Ledóchowska: Ein Hilfswerk für Afrika, 4. Aufl. Salzburg 1917,
S. 2, 4f, 24
Vortrag v. Gräfin M. Theresia Ledóchowska: Die Frau im Dienste der afrikanischen Missionen. Salzburg 1907, S. 3
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 21.11.2019
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 6., Herder, Freiburg im Breisgau 1997
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999
• https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/Die-Wochenheilige;art312,190072
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.
21.11.2019