Ökumenisches Heiligenlexikon

Petrus Waldus

auch: Valdes, Valdus

1 Gedenktag evangelisch: 12. April

Name bedeutet: der Fels (griech. - latein.)

Prediger, Kirchengründer
* um 1140 in Vaulx-en-Velin (?) bei Lyon in Frankreich
nach 1206


Petrus Valdes war Kaufmann in Lyon. Er gewann Interesse am unverfälschten Evangelium von Jesus, das damals für normale Gläubige nicht in der Bibel nachlesbar war, und beauftragte einen Priester mit der Übersetzung der Evangelien und der Schriften einiger Kirchenväter ins Französische. Um 1170 verließ er seine Familie, verteilte seinen Reichtum unter die Armen und begann, als Bußprediger auf den Plätzen in Lyon zu predigen; mehrere Männer und Frauen schlossen sich ihm an. Der Ortsbischof hielt seine Kritik an der Kirche für ungebührlich, Valdes sandte deshalb 1179 zwei Brüder zum 3. Laterankonzil mit der Bitte um Anerkennung seiner Gruppe. Diese wurde ihm wegen der scheinbaren Nähe zu den Katharern versagt. Der Ortsbischof legte Valdes 1180 ein Glaubensbekenntnis vor, das das Armutsgelübde gut hieß, aber die freie Verkündigung verbot. Als seine Anhänger weiter als Wanderprediger wirkten, wurden sie und Valdes 1182 vom Ortsbischof exkommuniziert und der Stadt verwiesen.

Valdes und seine Anhänger wirkten nun als Wanderprediger, die Bewegung breitete sich besonders in Südwest- und Nordostfrankreich sowie in der Lombardei aus, wo sie sich mit den Humiliaten - einer in Mailand entstandenen Armutsbewegung - verband. Gemeinden der Waldenser gab es bald in Süddeutschland, Ungarn, Böhmen und Polen. Als Glaubensgrundsatz galt die alleinige Autorität der Heiligen Schrift; nur die drei Sakramente Taufe, Abendmahl und Beichte wurden anerkannt; Eid wurde ebenso wie Kriegsdienst und Todesstrafe abgelehnt.

Es kam dann zu Spaltungen innerhalb der Gruppe der wandernden Bußprediger; ein Teil kehrte 1208 als katholische Armee, der die Wanderpredigt erlaubt war, zur katholischen Kirche zurück; 1245 wurde diese Gruppe dem Augustinerorden eingegliedert. Die Waldenser wurden 1215 zu Ketzern erklärt und von der Inquisition verfolgt. Viele zogen sich in unzugängliche Alpentäler zurück. All dies erlebte Valdes nicht mehr, er starb zu unbekannter Zeit - wohl bald nach 1206 - an unbekanntem Ort.

Eine Legende des 14. Jahrhunderts versuchte, die Anfänge der Waldenser in die Zeit der Apostel zurück zu verlegen. So entstand auch der Vorname Petrus für Valdes, dessen eigentlicher Name unbekannt ist; er sei demnach Priester unter Papst Silvester gewesen.

In Italien besteht die Waldenserkirche bis heute; andere Gemeinden gingen im Zuge der Reformation im 16. Jahrhundert in den Böhmischen Brüdern bzw. den Calvinisten auf, viele französische Waldenser kamen wegen der anhaltenden Verfolgung 1699 nach Deutschland, wo sie sich 1820 der evangelischen Kirche anschlossen.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 29.06.2024

Quellen:

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.