Ökumenisches Heiligenlexikon

Petrus von Alcántara

spanischer Name: Pedro
Taufname: Juan Garabito Vilela de Sanabria

1 Gedenktag katholisch: 18. Oktober
Hochfest im Bistum Coria-Cáceres: 19. Oktober
Fest im Bistum Plasencia: 19. Oktober
gebotener Gedenktag in den Bistümern Ávila und Mérida-Badajoz sowie im Orden der Franziskaner-Observanten: 19. Oktober
nicht gebotener Gedenktag in Spanien und im Kapuzinerorden: 19. Oktober
Gedenktag III. Klasse      Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.
: 19. Oktober, Todestag: 18. Oktober

Name bedeutet: P: der Fels (griech. - latein.)
J: Gott ist gnädig (hebr.)

Ordensmann, Priester
* 1499 in Alcántara bei Cáceres in Spanien
18. Oktober 1562 im Kloster nahe Arenas, heute Arenas de San Pedro bei Ávila in Spanien


Juan Garabito Vilela aus dem Adelsgeschlecht de Sanabria von Alcántara studierte ab 1511 Philosophie und Jura in Salamanca. Danach trat er als Fünfzehnjähriger in den Franziskanerorden ein, mit 19 Jahren wurde er Pförtner des kleinen Klosters El Palancar nahe Pedroso de Acim.

Melchor Pérez Holguín: Petrus in Ekstase, 18. Jahrhundert, im Museo Nacional de Arte in Bolivien
Melchor Pérez Holguín: Petrus in Ekstase, 18. Jahrhundert, im Museo Nacional de Arte in Bolivien

Fünf Jahre später wurde er zum Priester geweiht und bald ein gefragter Prediger. Sein Ruf drang bis zum portugiesischen Königshof in Lissabon, an den man ihn schließlich berief. Er bekehrte einige Prominente, darunter des Königs Schwester. Dann kehrte Petrus zurück in sein Kloster nach Pedroso de Acim. 1538 wurde er Ordensprovinzial und engagierte sich für eine Reform seines Ordens, den er zu den ursprünglichen Idealen von Armut und Strenge zurückführen wollte.

1539 war Petrus zusammen mit Johannes von Ávila beteiligt an der Gründung der Universität in Baeza. Mit Unterstützung durch Papst Paul IV. engagierte Petrus sich für eine Reform des Franziskanerordens, daraus hervor ging die Gemeinschaft der Discalceaten, der Unbeschuhten, - später auch nach dem Gründer Alcantariner genannt - mit einer Ordnung von einer bis dahin nicht gekannten strengen Zucht: die Ordensmitglieder gingen nur barfuß, schliefen auf Brettern, waren strengste Vegetarier.

Petrus' Zelle, nicht lang und hoch genug, um sich auszustrecken und mit einem Stein als Stuhl und Kopfkissen, im Kloster El Palancar
Petrus' Zelle, nicht lang und hoch genug, um sich auszustrecken und mit einem Stein als Stuhl und Kopfkissen, im Kloster El Palancar

Petrus selbst führte einen Kampf gegen den eigenen Körper durch Hungern, Fasten, stundenlanges Knien, tägliches Geißeln; er schlief nie länger als eineinhalb Stunden - daher sein Patronat für Nachtwächter - und trug ein Hemd aus scharfkantigem Blech. Aus dem Geist seiner Zeit zu erklären war sein demonstrativer Protest gegen heidnische Leibesvergötzung, worin sich auch der Einfluss des leibfeindlichen Denkens des Manichäismus zeigte. Drei Klostergründungen gingen auch aus dieser Bewegung hervor.

Manuel Aznar Sanchez: Denkmal in Arenas de San Pedro am Weg zum Petrus geweihten Kloster
Manuel Aznar Sanchez: Denkmal in Arenas de San Pedro am Weg zu Petrus' Kloster

Petrus erntete Widerstand, anderereits faszinierte er viele Menschen. 1555 zog er sich als Einsiedler zurück. 1557 wurde er Generalkommissar der reformierten Franziskaner-Konventualen. 1599 nahm er am Generalkapitel in L'Aquila teil. 1560 traf er Teresa von Ávila - ihre Erlebnisse und Bedrängnisse teilte er aus eigener Erfahrung - , die seinen Bußeifer und seine Strenge in ihrem Leben beschrieb: Als ich ihn kennen lernte, war er schon alt und so abgemagert, dass er aussah, als wäre er aus Baumwurzeln zusammengeflochten.

Im selben Jahr reformierte Petrus die kleine, um 1520 errichtete und San Andrés del Monte geweihte Einsiedelei nahe Arenas de San Pedro; er befand, Gott hat große Pläne an diesem Ort und trat im Frühjahr 1562 selbst in dieses Kloster ein.

Das von Petrus reformierte Kloster nahe Arenas de San Pedro
die große, an die kleine Kirche angebauten Grabkapelle
Das von Petrus reformierte Kloster nahe Arenas de San Pedro …
… und die große, an die kleine Kirche angebauten Grabkapelle

Petrus' Schriften waren weit verbreitet, das von ihm 1532 verfasste Lehrbuch Tratado de la oración y meditación, Abhandlung über Anbetung und Versenkung, erreichte mehr als 200 Auflagen. Petrus wurde in seinem Kloster bei Arenas bestattet; über seinem Grab an der Klosterkirche ließ König Karl III. von Spanien 1757 bis 1775 eine große Grabkapelle errichten, die eine Kopie der königlichen Kapelle im Königspalast in Madrid ist.

Teresa von Ávila berichtete, Petrus sei ihr auch nach seinem Tod erschienen und näher gewesen als zu Lebzeiten. Auch Jesus sei ihr erschienen und habe ihr versichert, keine Bitte werde abgeschlagen, die man im Namen des Petrus von Alcántara an ihn richte.

Navarro Gabaldón: Statue hinter der Petrus geweihten Kirche in Alcántara
Navarro Gabaldón: Statue hinter der Petrus geweihten Kirche in Alcántara

An der Stelle von Petrus' Geburtshauses in Alcántara wurde Mitte des 17. Jahrhunderts anlässlich der Seligsprechung die Petrus geweihte Kirche erbaut. Arenas schmückt sich nun mit dem Zusatz de San Pedro.

Der Ordenszweig der Alcantariner schloss sich 1897 den Franziskaner-Minoriten an.

Kanonisation: Papst Grgor XV. sprach Petrus am 18. April 1622 selig, Papst Clemens IX. sprach ihn am 28. April 1669 heilig.

Statue im Petersdom in Rom
Statue im Petersdom in Rom

Patron von Brasilien und der Extremadura, von Arenas de San Pedro; der Nachtwächter; gegen Fieber


Worte des Heiligen

Von den sechs Teilen, die zur Übung des innerlichen Gebets gehören:
Das sind, christlicher Leser, die Betrachtungen, in welchen du dich in den Tagen der Woche üben kannst, damit dir so niemals der Stoff fehle, woran du denken kannst: …
1. Ehe man die Betrachtung beginnt, ist es notwendig, dass der Geist und die Seele zu dieser heiligen Übung sich fleißig vorbereite, so wie auch die Saiten auf der Zither vorher gehörig gestimmt werden müssen, wenn sie eine liebliche Melodie hervorbringen sollen.
2. Auf die Vorbereitung muss die Lesung jenes Geheimnisses folgen, welches nach der Einteilung der Wochentage an diesem Tag betrachtet werden soll. Besonders ist dies am Anfang nötig, bis sich später durch den beständigen Gebrauch und die Gewohnheit der Gegenstand der Betrachtung von selbst dem Gedächtnis darbietet.
3. Auf die Lesung folgt die Betrachtung [d. h. der Betrachtende lässt die Lesung auf sich wirken, ich achte dabei vor allem auf die Bewegungen der Seele, z. B. Gefühle der Freude, des Trostes, der Trauer, der inneren Abwehr.]
4. An die Betrachtung schließe man eine andächtige Danksagung für die empfangenen Gnadenerweisungen.
5. Allgemeine Aufopferung des ganzen Lebens Christi und unserer Werke zu irgend einer Vergeltung der Wohltaten.
6. Endlich folgt die Bitte, welche vorzüglich inneres Gebet genannt wird, wo man um alles bittet, was zu unserem Heil und Wohl so wie zu dem des Nächsten und der ganzen Kirche notwendig und ersprießlich ist.
Diese sechs Teile werden zum inneren Gebet oder zur Betrachtung erfordert und sie haben außer vielen anderen Vorteilen auch diesen Nutzen für den Betrachtenden, indem sie ihm gleichsam verschiedene Arten von Speisen vorsetzen, so dass er, wenn die eine seinem Geschmack nicht zusagt, die andere nehmen, und wenn es ihm mit der einen Betrachtung nicht gelingt, bei der anderen seinen Geist beschäftigen und zur Andacht entflammen kann. Übrigens sind nicht bei jeder Betrachtung alle diese sechs Teile notwendig, noch auch braucht man immer dieselbe Ordnung beobachten; jedoch ist es für den Anfänger von großem Nutzen, dass sie eine bestimmte Anweisung haben, wonach sie im Anfang sich richten können.

Quelle: Das goldene Büchlein des heiligen Petrus von Alkantara über die Betrachtung und das innerliche Gebet, aus dem Spanischen übersetzt von P. Philibert Seeböck O.F.M. Würzburg 1900. S. 130 - 132

Zitat von :

Das Gebet ist die Nahrung der Liebe, die Stärkung des Glaubens, die Festigung der Hoffnung und Freude für das Herz. Es hilft, die Wahrheit zu entdecken, Versuchungen zu überwinden, den Schmerz in den Griff zu bekommen, die Vorsätze zu erneuern und die Mittelmäßigkeit zu überwinden. Das Gebet verzehrt den Rost der Sünde und entflammt das Feuer der Liebe. Das Gebet vermag den Himmel zu öffnen.

Seid euch stets der Gegenwart Gottes bewusst. Macht es wie die Fische: Wenn sich ein Sturm erhebt und der Wind die Wellen hochpeitscht, bleibt der Fisch gewiss nicht an der Oberfläche des Wassers. Er taucht in die silberne Tiefe hinab und findet dort Ruhe. Macht es wie der Fisch: Wenn ihr spürt, dass sich ein Tumult erhebt, vertieft euch sogleich in die Betrachtung, bergt euch in den Armen Christi, und ihr werdet gegen jede Anfechtung der Welt und der dunklen Kräfte geschützt sein.

Quelle: Peter Dyckhoff: Über die Brücke gehen - Exerzitien im Alltag nach Petrus von Alcántara. Don Bosco Verlag München 2001, S. 313 - 316

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Catholic Encyclopedia

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Das Kloster El Palancar kann täglich außer sonntags mit einer Führung durch einen Pater besichtigt Werden. Die Führungen beginnen von 10 Uhr bis 13 Uhr und von 16.30 Uhr bis 18.45 Uhr alle ¾ Stunde; sie sind ohne Eintritt, natürlich wird eine Spende und / oder der Kauf von angebotenen Devotonalien erwartet. (2015)
Das Kloster bei Arenas de San Pedro sowie die Grabkapelle können täglich außer montags von 10 Uhr bis 12 Uhr und von 16 Uhr bis 19 Uhr besichtigt werden, der Eintritt beträgt 2 €. Die Klosterkirche ist durchgängig geöffnet. (2016)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 14.10.2022

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Erhard Gorys: Lexikon der Heiligen. dtv, München 1997
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999
• http://www.treccani.it/enciclopedia/michel-maille_(Dizionario-Biografico)/

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.