Ökumenisches Heiligenlexikon

Philipp Jeningen

1 Gedenktag katholisch: 8. Februar

Name bedeutet: der Pferdefreund (griech.)

Ordensmann, Priester, Mystiker
* 5. Januar 1642 in Eichstätt in Bayern
8. Februar 1704 in Ellwangen in Baden-Württemberg


Emil Böhm: Gemälde in der Vituskirche in Ellwangen
Emil Böhm: Gemälde in der Vituskirche in Ellwangen

Philipp wurde als viertes von 13 Kindern eines Goldschmieds geboren und im Dom in Eichstätt getauft. Seinen Entschluss, in den Jesuitenorden einzutreten, konnte er gegen den Widerstand des Vaters erst 1663 durchsetzen. Nach dem Ordenseintritt und dem Studium am Jesuitenkolleg in Ingolstadt wurde er 1672 in Eichstätt zum Priester geweiht und war dann als Lehrer am Gymnasium in Dillingen und anschließend bis 1675 am Jesuitengymnasium in Mindelheim tätig.

Kirche „Zu Unserer Lieben Frau” auf dem Schönenberg bei Ellwangen
Kirche Zu Unserer Lieben Frau auf dem Schönenberg bei Ellwangen

Ab 1680 wirkte Philipp Jeningen als Wallfahrtsseelsorger der Kirche auf dem Schönenberg bei Ellwangen, deren Neubau ab 1709 nach einem Brand mit auf seine Bemühungen zurückgeht; nach einem Blitzeinschlag in der Stadt konnte er den Fürstbischof dafür gewinnen. Diese Marienwallfahrt war im 30-jährigen Krieg entstanden, als Jesuiten dort eine Kopie des Marienbildes aus Foy-Notre-Dame aufgestellt hatten. Unermüdlich, oft mehr als zehn Stunden am Tag, stand Philipp Jeningen im Beichtstuhl zur Verfügung. Als Volksmissionar war er im Bereich der Fürstpropstei Ellwangen und darüber hinaus tätig, auf fünf großen Missionsreisen besuchte er die Gemeinden und wurde von der Bevölkerung als der gute Pater Philipp verehrt, obwohl er kein rhetorisch geschliffener Prediger war.

Philipp Jeningen war Berater des Fürstbischofs und mystisch hoch begnadet, hatte oft Visionen von Jesus Christus, Maria und vielen Heiligen, so schon als Student eine von Franz Xaver; Philipps Wunsch, selbst Missionar zu werden, hielt bis ins Alter an, dem wurde aber vom Orden - wohl ob seiner schwächlichen Gesundheit - nie stattgegeben.

Philipp Jeningen wurde im Kreuzgang der Stiftskirche St. Vitus in Ellwangen bestattet. 1953 wurden seine Gebeine erhoben und in der Marienkapelle des Kreuzgangs der Stiftskirche St. Vitus in Ellwangen wieder beigesetzt. An seinem Geburtshaus in Eichstätt erinnert eine Tafel an Philipp Jeningen.

Kanonisation: Philipp Jeningen wurde am 16. Juli 2022 in Ellwangen vor der Stiftskirche St. Vitus durch den Luxemburger Kardinal Präsidenten der EU-Bischofskommission Jean-Claude Hollerich im Auftrag von Papst Franziskus seliggesprochen.
Attribute: Kruzifix, Reisestab und Rosenkranz

Worte von Philipp Jeningen

Was P. Jenningen hier aus eigener Erfahrung erzählt, erinnert an die Beispielerzählung Jesu vom reichen Mann und armen Lazarus (Lukasevangelium 16, 19 - 31):
Ich schreibe hiermit noch etwas, was die Unbarmherzigen zur Barmherzigkeit, die Barmherzigen zu noch größerem Eifer in dieser Tugend bewegen mag. Im Juli dieses Jahres 1696 kam ein Ordensmann [P. Jenningen selbst] zu einem Pfarrer und nahm mit diesem an einem offenen Platz in der Nähe der Haustür das Mahl ein. Der betagte Pfarrer war ein guter Hirt seiner Gemeinde, offen und gerade, unbescholten, ein guter Wirtschafter, gegen Arme und Ordensleute sehr gastfreundlich, doch, wie man sagte, gegen gewöhnliche Arme, die täglich an die Türe klopfen, etwas hart. Man kann zwar eine solche Härte entschuldigen in Anbetracht der Unverschämtheit kräftiger und anderer Bettler; doch der Ordensmann entsetzte sich insgeheim, als eine arme Person, die nicht weit vom Tisch entfernt um Almosen bat, weggeschickt und vom Hund des Pfarrers zum Weinen und Schreien gebracht wurde. Der Mann Gottes wurde nachdenklich und dachte bei sich: Wenn aber in dieser Bettlerin die seligste Jungfrau um Almosen gebeten hätte? Er hörte auch eine innere Stimme sagen, dass es bald um Gesundheit und Leben des Pfarrers geschehen sei.
Tatsächlich ergriff den sonst verdienten und schon hochbetagten Pfarrer bald darauf eine gefährliche Krankheit und brachte ihn im Monat Oktober dem Tode nahe. Gott fügte es, dass der genannte Ordensmann in das Pfarrhaus kam und den Kranken besuchte. Er wurde sehr freundlich aufgenommen und gebeten zu bleiben. Da ihn aber dringende Aufgaben zum Heil der Seelen zum Weitergehen zwangen, gab der Gottesmann [erst] vom folgenden Tag an dem Kranken ein Triduum zum Heil seiner Seele. Hierauf kehrte er nach Hause zurück. Sehr müde vom zurückgelegten Weg und von der Arbeit, stand er am nächsten Montag nicht um vier Uhr auf, wurde aber durch eine deutliche Stimme beim Namen gerufen und geweckt. Er fragt, was man wolle, erhält aber keine Antwort. Bei genauem Nachdenken und Prüfen wird ihm klar, dass es nicht die Stimme eines Hausbewohners gewesen sei. Da fiel ihm ein, dass diese Stimme ganz der des kranken Pfarrers ähnlich war und er nahm an, dass dieser entweder gestorben sei oder ihm nahelegen wolle, auch in Abwesenheit ihm durch Gebet zu Hilfe zu kommen, da er nicht bei ihm sein könne. Zugleich wurde der Ordensmann innerlich gemahnt, was er zum Trost der Seele des Verstorbenen tun solle. Die Stimme wurde am Montag früh gehört, am Dienstag starb der Pfarrer, über dessen Seelenheil der Ordensmann die beste Hoffnung hat.

Quelle: Auch auf Erd ist Gott mein Himmel. Pater Philipp Jeningen SJ - Missionar und Mystiker, Leben und Briefe. Hrsg. von Julius Oswald SJ, Ostfildern 2004, S. 64f

Zitate von Philipp Jeningen:

In diesem Tal der Tränen und in dieser Armseligkeit haben wir einen doppelten Reichtum zu Gebote und im Unglück wie im Glück eine doppelte Freude: zu allererst die heiligste Gegenwart des besten, gütigsten, liebevollsten, geliebten Gottes. Er bleibt, wenn alles übrige vergeht, er verlässt uns nicht, wenn alles uns verlässt. Im allgegenwärtigen Gott besteht das Gegenwärtige, vergeht das Vergangene nicht und ist das Kommende gleichsam schon gegenwärtig. …
Zu diesem ersten Reichtum, der alles in sich schließt, kommt hinzu Christus Jesus im Himmel und im heiligsten Sakrament. Auch wenn wir ferne sind, ist er uns da ganz nahe. Er kommt auch hinzu eine doppelte Freude, die große Liebe der dreimal wunderbaren Mutter und die dauernde himmlische Huld der Himmelsbewohner.


Es gibt in dieser Welt keinen größeren Gewinn, als aus Liebe zu Gott und zur seligsten Jungfrau Maria zu leiden und die Welt ständig zu verachten, die nicht leiden will und dennoch leiden muss und leiden wird in Ewigkeit. Wirklich gut sind Leiden, die das Herz und das Verhalten in Ordnung bringen und uns selber absterben lassen, damit das ewige Leben umso mehr in uns sich festige.

Quelle: Auch auf Erd ist Gott mein Himmel. Pater Philipp Jeningen SJ - Missionar und Mystiker, Leben und Briefe. Hrsg. von Julius Oswald SJ, Ostfildern 2004, S. 63f, 60

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 28.09.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Pater Felix von Löwenstein SJ: Philipp Jeningen SJ. Schwabenverlag Ellwangen 1983

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.