Philipp Melanchthon
Gedenktag evangelisch: 19. April (EKD)
16. Februar (LCMS)
25. Juni (ELCA)
Name bedeutet: der Pferdefreund (griech.)
Philipp Schwarzerdt (griechisch: Melanchthon) wurde als erstes von fünf Kindern geboren und zu Ehren des Landesherren Philipp genannt. Der Vater war Meister der Geschützgießerei sowie des Plattnerhandwerks - der Kunst, möglichst leichte, aber dennoch feste Rüstungen zu schmieden; er wurde ins Amt des kurfürstlichen Rüstmeisters erhoben. Melanchthons Mutter Barbara stammte aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie, ihr Vater sorgte für eine gründliche Ausbildung ihres Sohnes. Als Melanchthons Vater sowie sein Großvater starben, war für den Elfjährigen die Kindheit beendet.
Philipp besuchte die Lateinschule in Pforzheim;
als Klassenbester bekam er die Möglichkeit, auch die griechische Sprache zu erlernen. 1509 verlieh ihm Johannes Reuchlin
den Humanistennamen Melanchthon; er soll gesagt haben: Schwarzerdt heißt du, ein Grieche bist du, griechisch soll auch
dein Name lauten.
Schon mit zwölfeinhalb Jahren konnte Philipp die
Universität in Heidelberg besuchen, er beendete
sein Studium 1511, zum frühest möglichen Zeitpunkt. Als er 1512 zum Magister promovieren wollte, verweigerten die
Professoren dem schmächtigen Fünfzehnjährigen die Zulassung; 1514 legte er, nach Fortsetzung seines Studiums in
Tübingen, an der philosophischen Fakultät seine
Magisterprüfung ab. Dem folgte eine intensive Lehrtätigkeit an der Universität und die Abfassung erster bedeutender,
humanistisch geprägter Schriften.
Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen suchte für den Lehrstuhl
für griechische Literatur an seiner 1502 neu gegründeten
Universität Leucorea
in Wittenberg
einen Professor, Melanchthon wurde von Reuchlin empfohlen. 1518 hielt Melanchthon seine begeisternde Antrittsrede Über
die Umgestaltung des Jugendunterrichts
. Neben seiner Lehrtätigkeit studierte er bei
Martin Luther Theologie, 1519 erlangte er den ersten theologischen Grad
eines Baccalaureus biblicus. Seine eigenen Vorlesungen wurden von den Studenten begeistert aufgenommen, auch von Luther,
der Melanchthons griechische Vorlesungen besuchte. Die Freundschaft des 14 Jahre jüngeren Melanchthons mit Luther blieb bis
zu dessen Tod erhalten.
Schon bei der ersten großen Auseinandersetzung zwischen Luther und
der (katholischen) Kirche, der Leipziger Disputation
- sie fand statt in der damaligen
Pleißenburg an der Stelle des heutigen Neuen
Rathauses - im Jahr 1519, war Melanchthon zugegen. Er schrieb Luther während dieses Streitgespräches mit Dr. Johannes Eck, einem
scharfsinnigen päpstlichen Theologen, kleine Zettel mit Bibelstellen, die die Vorrangstellung des Papstes - der Streitpunkt
des Gespräches - widerlegten. Zornig soll Eck ausgerufen haben: Schweige Philipp, kümmere dich um deine Studien und störe
mich nicht
. Luther bekannte: Dieser kleine Grieche übertrifft mich auch in der Theologie.
Eck wurde so in die
Enge getrieben, dass das Gespräch ohne Entscheidung endete. Luther lobte Melanchthon: In meinem ganzen Lehramt achte
ich nichts höher als den Rat Philipps
. Luther wollte ihm sogar die Leitung der Reformation übertragen, sollte er von
dem Reichstag in Worms, der ja mit seiner Ächtung
endete, nicht lebend zurückkehren.
Weil man Melanchthon an der Universität in
Wittenberg festhalten wollte, riet man ihm, sich zu vermählen. Er lehnte zunächst ab, aber schon im November 1520 heiratete
er Katharina, die Tochter des Wittenberger Bürgermeisters Hieronymus Krapp, und bezog mit ihr das
Haus, das heute als Melanchthon-Haus
Museum
ist. Luther hatte Melanchthon von der Sache der Reformation schnell
überzeugen können, schon früh war aus der gemeinsamen Arbeit an der Universität eine innige Freundschaft geworden. Ich
würde lieber sterben als von diesem Manne getrennt zu sein
, sagte Melanchthon. Luther arbeitete unermüdlich an der
neuen Theologie - nur fehlte ihm dabei oft die Systematik. Diese Aufgabe übernahm Melanchthon: er schrieb 1521 die erste
gültige Zusammenfassung der reformatorischen Lehre, die Loci Communes
. Luther war so begeistert von diesem Buch,
dass er es gar in die Bibel aufnehmen mochte.
Melanchthon motivierte Luther, die Bibel in ein für das Volk verständliches Deutsch zu übersetzen. Luther begann damit 1521/22 auf der Wartburg und hat an dieser Übersetzung nach seiner Rückkehr nach Wittenberg im Frühjahr 1522 mit Melanchthon in vielen Stunden mühsamer Arbeit gefeilt. Während Luther aus Sicherheitsgründen auf der Wartburg versteckt wurde, übernahm Melanchthon an der Universität in Wittenberg Luthers Vorlesungen über biblische Schriften.
Melanchthon war an zahlreichen Visitationen beteiligt bei den Gemeinden, die sich jetzt der Reformation angeschlossen
hatten; Ergebnis dieser Reisen war auch die Sorge um die kümmerliche Pädagogik jener Zeit. Melanchthon schrieb deshalb
zahlreiche Lehrbücher und entwickelte Konzeptionen für Neugründungen von Schulen und Universitäten. Als erste der neuen
Lateinschulen eröffnete er 1526 im ehemaligen Schottenkloster
an der
Egidienkirche in Nürnberg; diese Schulen sind
die Vorläufer der heutigen Gymnasien, das humanistische Bildungskonzept prägte für Jahrhunderte das deutsche Bildungswesen.
Auf dem 1530 im Rathaus in Augsburg
abgehaltenen Reichstag vertrat Melanchthon die Sache der Reformation, da Luther
wegen des über ihn verhängten Banns Kursachsen nicht verlassen kann. Die Schwierigkeiten der Verhandlungen mit der
katholischen Seite bewältigte Melanchthon meisterhaft. Er zeigte sich kompromissbereit, was ihm die Kritik einiger seiner
Zeitgenossen einbrachte; Luther war jedoch mit den Ergebnissen zufrieden. Melanchthon verfasste anhand verschiedener
vorbereiteter Schriften und der Verhandlungen in Augsburg das erste große Bekenntnis der Reformation. Nach dem Ort der
Übergabe an den Kaiser wird diese Schrift Augsburger Bekenntnis
,
Confessio Augustana
, genannt. Noch heute werden evangelische Pfarrer u. a. auf dieses Bekenntnis ordiniert.
Gestützt auf seine Vorlesungen zu ethischen und politischen Schriften des Aristoteles und Ciceros publizierte Melanchthon
ab 1538 sein eigenes System der Ethik bzw. seit 1550 dessen verbesserte Fassung. 1540 veröffentlichte er den ersten Teil
seiner Lehre vom Menschen unter dem Titel De anima
, die endgültige Fassung erschien 1553, 1549 wurde sein
physikalisches Werk publiziert, in dem er sich auch zu dem gerade veröffentlichten kopernikanischen Weltbild äußerte. Neben
der Vielzahl seiner Werke kommentierte er auch neutestamentische Schriften: 1527 publizierte er seinen Kommentar zum
Kolosserbrief sowie 1529 bis 1556 den zum Römerbrief. 1523/24 bzw. 1538 bekleidete er das Amt des Rektors der
Universität Leucorea
in Wittenberg und
1535/36 bzw. 1546 bis 1548 das Amt des Dekans der philosophischen Fakultät. Ab 1555 hielt Melanchthon dort Vorlesungen über
die Weltgeschichte; das dazu entstandene Werk veröffentlichte er aber unter dem Namen des
Berliner Hofastrologen Johann Carion.
Nach dem Tod Luthers wurde Melanchthon zum Wortführer der Reformation:
Nachdem Luther aus diesem sterblichen Leben abgerufen ist, habe ich außer dem Schmerz noch mehr Sorgen und Arbeiten.
Zwar nicht unumstritten, war Melanchthon bis zu seinem Lebensende der herausragende Exponent der deutschen Reformation.
Mitte August 1557 reiste Melanchthon auf Befehl des Kurfürsten August zum
Wormser Religionsgespräch. Im Oktober erfuhr er
vom Tode seiner Frau, musste jedoch bis Mitte Dezember 1557 in Worms verharren. Mittlerweile war aus Melanchthon ein alter,
kränkelnder und von vielen Seiten angefochtener Mann geworden.
1560 erkältete sich Melanchton und erkrankte am bösartigen Wechselfieber; am 11. April hielt er im großen Hörsaal des
Augustinerklosters in Wittenberg seine letzte
öffentliche Ansprache, acht Tage danach verstarb der nunmehr 63-jährige, der nie Angst vor dem Tode gehabt hatte. Sein
Wahlspruch war: Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein.
(Römer 8, 31)
Wegen seiner großen Verdienste im Bildungswesen galt Melanchthon schon zu Lebzeiten als Praeceptor Germaniae
,
Lehrer Deutschlands
. Sein Grabmal ist in der Wittenberger
Schlosskirche. An der Stelle seines Geburtshauses
in Bretten wurde 1897 bis 1903 das Melanchtonhaus
errichtet, das ein Museum zur Geschichte der Reformation und Forschungseinrichtungen zu Philipp Melanchthon beherbergt.
Drei wissenschaftliche Reden von Kurt-Victor Selge, Kirchengeschichtler, Reimer Hansen, Neuzeithistoriker, und Christof Gestrich, Systematischer Theologe, vorgetragen am Melanchthon-Tag der Theologischen Fakultät in der Humboldt-Universität zu Berlin am 23. April 1997, gibt es als pdf-Datei.
Zum Melanchthon-Jahr 1997 erstellte die Kommunale Datenverarbeitungsgesellschaft der Lutherstadt Wittenberg eine nette Melanchthon-Seite.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Das
Melanchtonhaus in Bretten ist von Mitte
Februar bis Ende November täglich außer montags von 14 Uhr bis 17 Uhr, samstags und sonntags auch von 11 Uhr bis 13 Uhr
geöffnet, der Eintritt beträgt 2 €. (2018)
Das Lutherhaus in Wittenberg ist täglich von
9 Uhr bis 18 Uhr - von November bis März nur von 10 Uhr bis 17 Uhr und nicht montags - geöffnet, der Eintritt beträgt 6 €, in
Kombination mit dem Melanchthonhaus 8 €. (2023)
Das Melanchtonhaus in Wittenberg ist täglich
von 10 Uhr bis 18 Uhr - von November bis März nur von 10 Uhr bis 17 Uhr und nicht montags - geöffnet, der Eintritt beträgt 6 €,
in Kombination mit dem Lutherhaus 8 €. (2023)
Die Schlosskirche in Wittenberg ist zugänglich
durch den Eingang zum Schloss, in dem heute das
Predigerseminar der Evangelischen Kirche in Anahlt untergebracht ist. Sie ist täglich von 10 Uhr bis 16.30 Uhr geöffnet, der
Eintritt beträgt 3 €. (2023)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
Artikel kommentieren / Fehler melden
Suchen bei amazon: Bücher über Philipp Melanchthon
Wikipedia: Artikel über Philipp Melanchthon
Fragen? - unsere FAQs antworten!
Impressum - Datenschutzerklärung
Schauen Sie sich zufällige Biografien an:
Antonius von Stroncone
Pompilius Nikolaus
Oglerius von Trino
Unser Reise-Blog:
Reisen zu den Orten, an denen die
Heiligen lebten und verehrt werden.
Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 18.10.2023
Quellen:
• https://www.melanchthon.de - abgerufen am 11.10.2023
• Thomas Küntzel / Folke Damminger: Zur Untersuchung von Dominikanerkloster und Stadtkirche St. Stephanus auf dem
heutigen Rathaushof in Pforzheim. In: Denkmalpfelge in Baden-Württemberg 4/2016
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.