Pontius Pilatus
Gedenktag äthiopisch-orthodox: 19. Juni
Name bedeutet: Po: Name eines Geschlechts aus Samnium und Kampanien
Pi: der Wurfspeer (latein.) (?)
Pontius Pilatus stammte wohl aus niederem römischen Adel. Gefördert vom Präfekten der Kaisergarde in Rom, Lucius Aelius Seianus, wurde er im Jahr 26 Präfekt von Judäa und Samaria. Die liberale Haltung seiner Vorgänger gegenüber der Religion der Juden gab er auf zugunsten von Symbolen römischer Macht: er ließ Standarten mit dem Bild des Kaisers in Jerusalem aufstellen und als erster Münzen mit den Symbolen römischer Macht prägen, was die Juden mit Aktionen von passivem Widerstand beantworteten. Von der Hinrichtung galiläischer Pilger berichtet das Lukasevangelium 13, 1.
Berühmt und deshalb bis heute im christlichen Glaubensbekenntnis erwähnt wurde Pontius Pilatus als der, der das Todesurteil des Hohen Rates am Tempel von Jerusalem gegen Jesus von Nazarteth bestätigte und die Hinrichtung am Kreuz vollziehen ließ (Markusevangelium 15, 15). Als eine religiöse Volksbewegung der Samaritaner von ihm gewaltsam niedergeschlagen wurde, musste er im Jahr 35 zum Rapport beim Kaiser nach Rom reisen; Kaiser Tiberius war aber vor seiner Ankunft gestorben, der Nachfolger Caligula hatte offenbar kein Interesse an seiner Verurteilung.
Pilatus' weiteres Schicksal liegt im Dunkeln, es gibt Berichte über eine Verbannung durch Kaiser Caligula und eine Verurteilung in Vienne, wobei der bis heute erhaltene Tempel des Augustus und der Kybele der Gerichtsort gewesen sei, in dem Pilatus' Enthauptung beschlossen wurde; Eusebius von Cäsarea spricht vom Selbstmord in Vienne durch einen Sturz in die Rhône; die in Vienne erhaltene römische Pyramide - tatsächlich markierte sie das Zentrum des Zirkusses - gilt als sein Grabmal. Andere Versionen erzählen, Pilatus sei auf dem westlich von Vienne liegenden, nun nach ihm benannten Bergmassiv in eine Grube geworfen worden. Auch Lyon erhob den Anspruch, Pilatus' Verbannungs- und Todesort gewesen zu sein. Tatsächlich wurde der Statthalter Judäas Archelaos, der Sohn von Herodes dem Großen, nach Vienne und Herodes Antipas nach Lyon verbannt.
Andere Legenden erzählen von Pilatus' Enthauptung unter Kaiser => Nero oder von seinem Selbstmord unter Kaiser Caligula, der ihn bedroht hatte; seine Leiche sei in Rom in den Tiber geworfen worden, der danach Hochwasser geführt und eine furchtbare Überschwemmung verursacht habe; deshalb habe man den Leichnam nach Frankreich gebracht und in die Rhone geworfen, worauf ein schrecklicher Sturm losbrach; so habe man seine Überreste schließlich in den tiefen - heute weitgehend verlandeten - Pilatussee am deshalb nach Pilatus benannten Berg nahe Luzern in der Schweiz geworfen. Weil rund um den Berg seine Seele spukt, war es lange verboten, den Berg zu besteigen. Noch heute breche dort immer, wenn man etwas in den See wirft, ein Unwetter aus und am Karfreitag hole der Teufel Pilatus aus dem See und setze ihn auf einen Thron, damit er seine Hände in Unschuld wasche.
Eine ähnliche Legende wird in den italienischen Marken erzählt:
Pontius Pilatus wurde demnach auf Befehl von Kaiser Vespasian hingerichtet, weil er die Kreuzigung
Jesu nicht verhindert hatte. Der Leichnam wurde auf einen Karren geladen,
der von zwei Büffeln gezogen wurde, die ihn von Rom
in die Sibillinischen Berge brachten und sich schließlich vom scharfen Kamm des Cima del Redentore - deutsch: Spitze des
Erlösers
-, einem der höchsten Gipfel dieses Gebirges, wo die Räder des
Wagens noch sichtbar seien, in den Lago di Pilato
bei Montemonaco nahe Ascoli Piceno stürzten.
Eine spanische Legende berichtet von == Judas Ischariot als Knecht von Pilatus. Schon Tertullian beschrieb Pontius Pilatus als gläubig gewordenen Christen, die Koptische Kirche verehrt ihn ob seines angeblichen Märtyrertodes. Die Äthiopische Kirche verehrt ihn als Heiligen, weil er seinen Teil dazu beigetragen hat, dass Jesus am Kreuz starb und so die Erlösung für die ganze Menschheit ermöglichte.
Der großartige Autor Eric-Emmanuel Schmitt hat in seinem Roman
Das Evangelium nach Pilatus
versucht einen Pilatus zu zeichnen, der am Ende vielleicht der erste Christ
wurde, bekehrt nicht zuletzt von seiner
Frau (Claudia) Procula. Wie sagt ein Leser zutreffend über dieses Buch:
Ein
schwaches
Werk von E.-E. Schmitt reicht immer noch weit über die guten
von anderen Autoren hinaus.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 09.10.2024
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