Ökumenisches Heiligenlexikon

Romanos Melodos

deutscher Beiname: der Sänger

1 Gedenktag katholisch: 1. Oktober

1 Gedenktag orthodox: 1. Oktober

1 Gedenktag armenisch: 4. Oktober
liturgische Feier am 2. Samstag nach dem Kreuzerhöhungssonntag

Name bedeutet: der Römer (griech.)

Diakon, Dichter
* um 485 in Emesa, heute Hims in Syrien
um 558 in Konstantinopel, heute Ístanbul in der Türkei


Romanos, Sohn christlicher Eltern mit wohl jüdischer Abstammung, erhielt in Berytos - dem heutigen Beirut - eine juristische Ausbildung, wurde dann dort um 510 zum Diakon geweiht und wirkte an der Auferstehungskirche. Zur Zeit des Kaisers Anastasios I. kam er nach Konstantinopel und wirkte als KlerikerEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. an der Kirche der Gottesmutter in der Kyros-Stiftung, später vielleicht auch an der Hagia Sophia; möglicherweise war er auch als Vorsänger am Kaiserhof tätig.

Romanos im Diakonsgewand - vor der Ikonostase, der Bilderwand, einen Hymnus vortragend
Romanos im Diakonsgewand - vor der Ikonostase, der Bilderwand, einen Hymnus vortragend

Die Legende berichtet, dass Romanos neben der der Gottesmutter geweihten Kirche wohnte; diese sei ihm am Abend der Geburt Christi im Traum erscheinen, habe ihm ein Papyrusblatt gereicht und befohlen, dieses zu verschlingen. Nachdem er das getan hatte, erwachte er, bestieg er den Ambo und begann zu singen. Romanos wurde daraufhin bekannt.

Romanos wurde der überragende Vertreter des Kontakions, der Hymnen mit rhythmischen Strophen, die der Verkündigung dienen. Seine Hymnen sind in besonderer Weise lebendig, mit Liebe zum Detail und bildreicher Sprache, oft mit Dialogen und Paradoxa - und oft geprägt von der Form der Hymnen des Alten TestamentsWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde.. Dabei verwendete Romanus nicht das byzantinische Griechisch des Hofes, sondern ein einfaches Griechisch, das der Sprache des Volkes nahestand. Ihm werden etwa tausend Hymnen auf die Feste des Kirchenjahrs und auf die Gedenktage von Heiligen zugeschrieben. 89 ihm zugeordnete Hymnen sind erhalten, davon gelten 60 als authentisch. Ein Epigramm beschreibt Romanos, wohl kurz nach seinem Tod: Der Teil hat am Chor der Engel im Himmel / singt auch auf Erden jene (himmlischen) Melodien!

Worte des Heiligen

Hymnen und Gebete an Christus:

Eilet herbei, alle Gläubigen, lasset uns anbeten
den Retter Christus, den Menschenliebenden,
den Sohn Gottes, den Langmütigen,
den Herrscher, den allein Unsterblichen!
Ihn besingen die Heerscharen der Engel,
ihn lobpreisen die Gilden der Körperlosen.
Mit feurigen Zungen rufen sie empor,
mit dreimal heiligen Stimmen singen sie empor,
lassen den dreimal heiligen Hymnus erklingen.
Einen Siegesgesang bringen sie dar:
Den Vater und Herrn besingen sie,
den Sohn, der mit dem Geist gemeinsam thront.
Im Wesen ist er unteilbare Einheit,
in drei Personen geteilt.
Die höchste göttliche Kraft wird verehrt,
von der gesamten Schöpfung wird sie besungen.


Was soll ich tun? Ich Unseliger weiß es nicht;
so rufe ich nur dies: Ich habe gesündigt!
Wie der verlorene Sohn komme ich und flehe,
wie die Dirne lasse ich die Tränen fließen.
Du aber, Herr, Herr, zieh mich heraus
aus dem Sumpf meiner Taten, und rette mich!
Als guter Hirte lass mich nicht
im Abgrund der Leidenschaften zurück!
Mich, den in die Leidenschaften verstrickten, reiß heraus
und reinige mich mit Deinem göttlichen Licht,
damit ich Dein göttliches Bild
mit reinem Gewissen schauen und sprechen kann:
Dir gebührt Ehre und Anbetung,
dem Vater und dem Sohn mit dem Geist
von der gesamten Schöpfung immerdar
in alle Ewigkeit, Du Menschenliebender!

Quelle: Romanos Melodos: Die Hymnen. Übersetzt on. Johannes Koder, 2. Halbbd. Anton Hiersemann, Stuttgart 2006, S. 724 und 726

Gebet von Romanos Melodos

Dann rette mich, Herr! Herr,
erlöse mich von dem unauslöschlichen Brand,
damit nicht Satan mich packe, der ganz Böse,
damit Du mich nicht erweisest als der Dämonen Gespött,
denn ich allein habe gefehlt,
die Seele und den Leib befleckt,
mein ganzes Leben beschmutzt.

Quelle: Romanos Melodos: Die Hymnen. Übersetzt on. Johannes Koder, 2. Halbbd. Anton Hiersemann, Stuttgart 2006, S. 725

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 18.10.2020

Quellen:
• Informationen und die Bilder: Dank an Maria H. Duffner
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999
• https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/wochenheiliger/1-oktober-der-heilige-romanus-melodus;art4876,212425 - abgerufen am 08.02.2024

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.