(Tyrannus) Rufinus
Name bedeutet: T: der Herrscher (latein.)
R: der Rothaarige (latein.)
Rufinus stammte aus wohlhabender Familie, schon im Alter von 14 Jahren konnte er zur Fortsetzung seiner Ausbildung in Rhetorik und Philosophie nach Rom gehen. Hier lernte er Hieronymus kennen und wurde sein Freund. Um 370 ging er nach Aquileia, wo er sich der Mönchsgemeinschaft anschloss, 371 von Bischof Valerianus getauft wurde und als Gehilfe von Chromatius wirkte. 373 reiste er nach Alexandria zur Schule von Didymus, wo er die Werke von Origenes kennen lernte.
Dann begab er sich ins Heilige Land und wirkte etwa ab 380 auf dem Ölberg bei Jerusalem als Leiter des von Melania von Rom gegründeten Klosters zur Unterstützung von Pilgern; durch die Begegnung mit ihnen verbreitete sich sein Ruf als Gelehrter. Beim Besuch von Hieronymus gerieten die beiden in Streit über die Lehren von Origenes, den Rufinus verteidigte.
Um 397 nach Aquileia zurückgekehrt, übersetzte er griechische christliche Texte - darunter solche von Basilius dem Großen, Gregor von Nazianz, Origenes und Eusebius von Cäsarea - ins Lateinische und wirkte damit deren Vergessen entgegen; die Kirchengeschichte des Letzteren setzte er selbst bis ins Jahr 395 fort. Um 404 verfasste er einen Kommentar zum Glaubensbekenntnis, wie es damals in der Kirche in Rom benutzt wurde, und schuf damit eine grundlegende Zusammenfassung der Lehren der Kirche. Zwei Apologien gegen Hieronymus und weitere Werke begründen seinen Ruf als wichtigen Kirchenschriftsteller.
Das Credo von Aquileia
Das von Rufinus ausgelegte Glaubensbekenntnis wird noch heute in Aquileia zu besonderen Anlässen benützt:
Ich glaube an Gottvater, den Allmächtigen, Unsichtbaren und Unveränderlichen.
Ich glaube an Jesus Christus, einzigen Sohn des Vaters, unseren Herrn,
der kraft des Geistes von Maria der Jungfrau geboren wurde,
der gekreuzigt wurde unter Pontius Pilatus,
der gestorben und hinabgestiegen ist in das Reich des Todes,
auferstanden am dritten Tag,
aufgefahren in den Himmel,
wo er an der Rechten des Vaters sitzt.
Von dort wird er kommen und Lebende wie Verstorbene richten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige Kirche,
die Vergebung der Sünden,
die Auferstehung dieses unseres Fleisches.
Anderen Glauben als diesen, der in Rom,
Alexandrien und
Aquileia sowie in
Jerusalem bekannt wird, habe ich nie vertreten
und werde es auch nie tun.
Im Namen Jesu Christi. Amen.
Als die Langobarden Aquileia bedrohten, begab Rufinus sich wieder nach Rom, dann nach Sizilien, wo er in Messina starb. 1.
Rufinus' Lehren über christliche Moral und Askese waren lange von großer Wirkkraft; das Mönchtum im Westen bediente
sich der von ihm gelieferten Modelle. Paulinus von Nola bezeichnete
Rufinus als wirklich heilig und hochgebildet
.
1 ▲ Reste der früchristlichen Kirche in Messina wurden östlich der Kathedrale frei gelegt.
Rufinus' Kommentar zum apostolischen Glaubensbekenntnis gibt es in deutscher Übersetzung in der Biliothek der Kirchenväter der Université Fribourg.
Schriften von Rufinus gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 01.05.2023
Quellen:
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler,
Stuttgart / Weimar 2000
• Kulturverein Rufino Turranio
: Anfänge des Christentums in Concordia. Concordia Sagittaria o.J.
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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