Sturmius von Fulda
Gedenktag katholisch: 17. Dezember
Fest im Bistum Fulda: 16. Dezember
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum München und Freising: 16. Dezember
Diözesankalender Mainz
Gedenktag evangelisch: 17. Dezember
Gedenktag orthodox: 17. Dezember
Name bedeutet: der Stürmische (althochdt. - latein.)
Sturmius, aus bayerischem Adel geboren, lernte 735 Bonifatius bei dessen erstem Aufenthalt in Bayern kennen. Bonifatius nahm ihn mit nach Fritzlar, wo er im Kloster von Abt Wigbert ausgebildet und in die Welt der Bibel ebenso eingeführt wurde wie in mönchisches Leben; Sturmius wurde als Bonifatius' Lieblingsschüler bezeichnet. Wohl 739 wurde er zum Priester geweiht. Zunächst wirkte er als Missionar in Hessen, dann lebte er drei Jahre lang als Einsiedler, bis Bonifatius ihn mit der Missionsarbeit in Hessen beauftragte.
In einer um 700 bei den Sachseneinfällen völlig verwüsteten Gegend errichtete Sturmius 744 im Auftrag von Bonifatius mit sieben Gefährten auf ihnen von Karlmann geschenktem Gelände an der Fulda ein Kloster - an der Stelle des heutigen Domes -, dessen erster Abt er wurde. 747 reiste Sturmius nach Rom und zum Kloster Montecassino, um die Regel des Benedikt von Nursia zu studieren und sein Kloster dann als Benediktinerkloster zu führen. Das Kloster Fulda wurde 751 unmittelbar dem Heiligen Stuhl unterstellt, es sollte nach Bonifatius' Plänen ein geistig-spirituelles Zentrum werden und die neu missionierten Länder von innen heraus stärken.
Nach dem Tod von Bonifatius überführte Sturmius 754 die Gebeine des Ermordeten - gegen den Willen von Erzbischof Lullus von Mainz, der Ansprüche erhob - in die Krypta des Klosters Fulda; diese Reliquien brachten dem Kloster hohe Aufmerksamkeit, viele Pilger - auch aus dem angelsächsischen Raum - und große Schenkungen ein, damit war die Grundlage für das Wachstum gelegt, aus dem später die Stadt Fulda entstand.
Sturmius geriet nun immer mehr in die Strudel machtpolitischer Ränke zwischen Bayern, den Karolingern und Erzbischof Lullus von Mainz; der erhob Anspruch auf Fulda und erreichte bei Pippin dem Jüngeren, dass Sturmius 763 ins Kloster Jumièges ins Exil verbannt wurde; dort machte er allerdings viele positive neue Erfahrungen, die er nach seiner Rehabilitation und von König Pippin ermöglichten Heimkehr 765 so nutzbringend einsetzten konnte, dass das Kloster - nun direkt unter den Schutz des Königs gestellt - zu einem der bedeutendsten Klöster im Mittelalter wurde.
Sturmius pflegte gute Kontakte zum Königshof. Karl der Große beauftragte ihn mit Gesandtschaften, bestätigte 773 die Rechte des Klosters, garantierte 774 freie Abtswahl und Immunität. 779 begleitete Sturmius König Karl auf dessen Feldzug gegen die Sachsen. Er kehrte krank zurück, bald darauf starb er.
Sturmius wurde neben Bonifatius in seinem Kloster in Fulda bestattet. Sein Neffe Eigil schrieb - wohl um 796 - seine Lebensgeschichte, führte Feiern zum Todestag ein, überführte die Gebeine ins südliche Seitenschiff der Basilika und sorgte so für bleibendes Gedenken.
Kanonisation: Am 19. April 1139 sprach Papst Innozenz II. Sturmius auf dem 2. Konzil im Lateran heilig.
Worte des Heiligen
Sturmius schildert die Erfahrungen, die er in
Jumièges und anderen Klöstern gemacht hat, und
will eine ähnliche Ordnung in seinem eigenen Kloster gewahrt sehen. Der Abt schreibt:
Die Väter der Klöster wetteifern eifrig und mit größter Sorgfalt, die heilige Mönchsregel zu beobachten, um
ihren Mitbrüdern das Notwendige an Lebensmitteln und Kleidung zu gewährleisten, um ihnen so jeden Anlass zu weltlicher
Sorge zu nehmen, um den todbringenden Virus des Privatbesitzes und Murrens auszuschließen und sie so zur Erfüllung ihrer
Berufung zu befähigen. Denn sie wenden die Schenkung von Almosen oder jede beliebige Gabe oder die Einkünfte aus ihren
Besitzungen besonders dafür auf, um ihren Mitbrüdern das Notwendige, aber nicht Überflüssiges zu verschaffen, damit sie
von ihnen in größerer Freiheit die Einhaltung des heiligen Gelübdes fordern können: So können sie jede ängstliche Sorge
um irdischen Besitz hintanstellen und gemäß den Vorschriften der Regel sich eifrig darum kümmern, die Seelen zu gewinnen.
Im Oratorium [Gebetsraum] herrsche größtes Stillschweigen, höchste Ehrfurcht beim Vortrag der Psalmen, eine höhere
Disziplin beim Singen und größte Ordnung beim Stehen im Chor. Alles, was zu tun ist, geschehe maßvoll, eine ungeordnete
Eile werde bei allem vermieden und, wann immer das Zeichen ertönt, komme man schnellstens zusammen.
Weitere Bestimmungen folgen für das Verhalten in der Sakristei, im Gästetrakt, im Refektorium, im Kloster
selbst, im Schlafraum, außerdem das Verhalten beim gemeinsamen Gebet zu den verschiedenen Gebetszeiten.
Wir sahen auch anderes, was der Beobachtung wert ist, wenn einer zur Vollkommenheit im Schweigen gelangen will:
Keiner der Brüder nahm sich heraus, an irgend einem Ort irgend etwas zu sprechen, außer zwei Brüdern, denen dazu der
Auftrag gegeben war. In der Kirche sprach keiner ein Wort außer dem göttlichen Officium [Stundengebet] und den
Gebetsworten. Wenn einer etwas sagen musste, zupfte er am Gewand des Abtes oder eines anderen Bruders und bezeichnete
durch Nicken diesen oder jenen Ort [an dem er etwas sagen wollte]. Nachdem die Sache mit ganz wenigen vernünftigen Worten
dargelegt war, entfernten sie sich sogleich wieder, aus Furcht, aufgrund der notwendigen Worte in schädliches, unnützes
Geschwätz zu geraten.
Quelle: Migne Patriologia Latina 89, Sp. 1361f
Zitate von von Sturmius:
Sturmius war beeindruckt von der Liebe der Brüder zueinander, wie er sie in einem auswärtigen Kloster
vorfand:
Sie waren von solch großer Liebe zueinander erfüllt, dass im Falle einer längeren Abwesenheit eines Bruders um
des gemeinsamen Nutzens willen alle nach ihm eine so große Sehnsucht hatten, dass keine Mutter eine größere Sehnsucht
nach ihrem einzigen Sohn hätte haben können, bis er zurückkehrte. Wenn er zu den Seinen zurückgekehrt war, fielen sie
ihm sogleich um den Hals und küssten ihn in brüderlicher Zuneigung. So erfüllten sie das Wort, das der Herr im Evangelium
spricht:
Dann werdet ihr wahrhaft meine Jünger sein, wenn ihr einander liebt.
(Johannesevangelium 13, 35)
Die letzten Worte von Sturmius an seine Mitbrüder:
Erzeigt euch immer würdig und seid so in eurem Lebenswandel, dass ich mit Fug und Recht [bei Gott] für euch bitten
kann, dann will ich tun, was ihr verlangt.
Quelle: Migne Patriologia Latina 89, Sp. 1361f
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Schriften von Sturmius gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 12.05.2021
Quellen:
• http://www.glaubenszeugen.de/kalender/s/kals097.htm
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 9. Herder, Freiburg im Breisgau 2000
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.