Maria Theresia von Jesus Gerhardinger
Taufname: Karolina
Gedenktag katholisch: 9. Mai
gebotener Gedenktag im Erzbistum München und Freising
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Augsburg und Regensburg
Name bedeutet: M: die Beleibte / die Schöne / die Bittere / die von Gott Geliebte (aramäisch)
T: von der Insel Thera (der heutigen Insel Santorin) stammend (griech.)
K: die Tüchtige (althochdt.)
Karolina Gerhardinger war das einzige Kind des Schiffsmeisters Willibald Gerhardinger und seiner Frau Franziska. Schon im Alter von zwölf Jahren wurde sie Hilfslehrerin und mit 15 Jahren königliche Lehrerin an der damaligen Mädchenschule in Stadtamhof - dem heutigen Stadtteil von Regensburg.
1815 bat Karolina Gerhardinger den Regensburger Dompfarrer, den späteren Bischof Georg Michael Wittmann, um Anleitung zu einem klösterlichen Leben. Nach Wittmanns Plan sollte sie in keinen bisherigen Orden eintreten, sondern ein Kloster in zeitgemäßer Form für die Erziehung und den Unterricht der weiblichen Jugend gründen und so die durch die Säkularisation beendete Schultätigkeit der Augustiner-Chorfrauen wieder aufnehmen.
Der Magistrat von Stadtamhof war
aus finanziellen Gründen gegen eine Klostergründung, Karolina Gerhardinger ging 1833 mit zwei Gefährtinnen nach
Neunburg vorm Wald, um dort ein gemeinsames
klösterliches Leben zu führen. König Ludwig I. von Bayern erteilte 1834 die landesherrliche Genehmigung des klösterlichen
Instituts der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau
.
1835 legte Karolina Gerhardinger in Regensburg
ihre Ordensgelübde ab, nahm den Namen Maria Theresia von Jesus
an und
wurde Oberin des neuen Instituts. Die in Neunburg von ihr geführte
Schule in Neunburg vorm Wald wurde bald zu
einer Musterschule, Maria Theresia wirkte bahnbrechend durch ihren ganzheitlichen Ansatz mit modernem Anschauungsunterricht,
hauswirtschaftlichen und kaufmännischen Fächern, Fremdsprachen, musischer Bildung und Turnen.
1843 überließ König Ludwig I. dem Institut das frühere
Kloster am Anger
der
Klarissen in München als neues Mutterhaus. Die Kongregation konnte
sich rasch in vielen Ländern ausbreiten. 1847 ging Maria Theresia nach Nordamerika, legte dort - teilweise im Ochsenkarren
- über 4000 Kilometer zurück und bereitete sieben Schulgründungen vor. Papst
Pius IX. bestätigte 1865 die von Maria Theresia ausgearbeitete Satzung der
Armen Schulschwestern Unserer Lieben Frau
, in der Mutter Theresia die
zentrale Leitung ihrer Gemeinschaft als Generaloberin zuerkannt wurde, was bis dahin männlichen Orden vorbehalten war.
Maria Theresia starb im Mutterhaus in München und wurde in der Klostergruft bestattet. Damals gab es schon 166 Niederlassungen des Ordens in Europa und 125 in Nordamerika, insgesamt gehörten ihm 3000 Schulschwestern an.
Während des Dritten Reiches
wurden in Deutschland fast alle Schulen des Ordens geschlossen, viele
Ordensschwestern wanderten in andere europäische Länder oder nach Nord- und Südamerika aus. 1937 kamen sie nach Brasilien,
1939 nach Argentinien und nach dem 2. Weltkrieg auch nach Japan, Bolivien, Guatemala und Honduras. 1957 wurde das Generalat
der Kongregation nach Rom verlegt.
Die Gebeine der Gründerin wurden 1985 in die Grabkapelle der Institutskirche
St. Jakob am Anger in München übertragen;
auf der Grabplatte findet sich ihr Leitwort: Alle Werke Gottes gehen leidvoll
. 1998 wurde auf Beschluss der
Bayerischen Staatsregierung Maria Theresias Büste in der
Walhalla in Donaustauf bei Regensburg, der
Ruhmeshalle für herausragende Persönlichkeiten, aufgestellt, um ihr bahnbrechendes Wirken im Erziehungs- und Bildungswesen
zu würdigen.
1997 arbeiteten weltweit in mehr als 30 Ländern der Erde etwa 5000 Schulschwestern in Kindergärten, Kinder- und Jugendheimen, an allgemein- und berufsbildenden Schulen.
Kanonisation: Die Seligsprechung von Maria Theresia von Jesu erfolgte am 17. November 1985 durch Papst Johannes Paul II.
Worte der Seligen
Der folgende Text, geschrieben um das Jahr 1869, spricht die hohen Anforderungen an den Lehrberuf an.
Aber auch die Kinder sollen nicht unterfordert werden. Das wichtigste Erziehungsmittel ist die Liebe und Zuwendung zu
den Kindern:
Das Schulehalten wird mit jedem Tag schwerer; Kinder sollen mehr als je können, dabei aber sich nicht anstrengen,
nichts lernen dürfen; sie sehen und hören allenthalben nur Schlimmes, kommen voll Fehler und Unarten zur Schule, sollen
da erzogen, ordentliche Leute, aber ja nicht gestraft werden!
Bedürfen wir in solcher Lage nicht des allmächtigen Beistandes Gottes, um das rechte zu treffen und durchzukommen?
… auf dass wir die Kinder mehr durch unser Beispiel als durch schale Worte für das Gute gewinnen, wie die hl.
Missionäre getan und dadurch selbst die Wilden in sanfte hl. Christen umwandelten und bekehrten.
Durch Strenge, Härte, Strafen die Schuldisziplin herstellen oder aufrecht erhalten wollen, hieße Öl ins Feuer gießen,
da heutzutage Groß und Klein dagegen sich sträubt; das gäbe den lauernden Feinden erwünschte Gelegenheit, uns zu stürzen
und dann über uns zu frohlocken.
Tun wir uns demnach, liebe Schwestern, eine heilige Gewalt an; uns selbst zu überwinden, sanft zu werden, um durch
liebevollen Ernst die rohen und leichtsinnigen Kinder im Zaume zu halten - die hl. Engel werden uns dabei zu Hilfe kommen
und beistehen und ersetzen, was wir in unserer Ohnmacht nicht vermögen.
Glauben wir's doch, liebe Schwestern, nur durch Liebe werden wir die Liebe der Kinder gewinnen, ihre Herzen zu Gott
hinziehen; durch die Kinder auf die Mütter und durch die Mütter auf die Väter gut einwirken und sie uns geneigt machen.
Andererseits ist es ebenso unabweislich, dass wir mit Eifer uns fortbilden, um den in unserer Zeit überhoch
gesteigerten Anforderungen an die Schule, so viel möglich, notwendige Rechnung zu tragen. Wie werden wir aber das, wenn
wir uns, liebe Schwestern, nicht Tag für Tag eifrigst für die Schule auf jede Lektion vorbereiten und das nicht treu
benützen und anwenden, was vom Mutterhaus in dieser Beziehung mitgeteilt wird?
Quelle: aus dem Klosterarchiv
Zitate von >Maria Theresia von Jesus Gerhardinger:
1839 an den Erzbischof von
München-Freising: Während die
Barmherzigen Schwestern größtenteils die aus der Welt Scheidenden pflegen, dienen auch unsere Schwestern dem nämlichen
Staate und Herrn Jesus in seinen Lieblingen, den Kindern, die erst in die Welt eintreten, und ihren Lebenslauf beginnen,
stehen ihnen in ihren mannigfaltigen Seelenkrankheiten bei, und suchen durch Übernahme von Bewahranstalten, Volksschulen
und Zöglingen vor allem fromme Mütter zu erziehen …; denn fromme Mütter sind notwendig, … wenn eine bessere
Generation nachkommen soll.
Kinderseelen sind uns gleich, sie mögen in der Stadt oder auf dem Lande uns anvertraut werden, da alle Gottes
Ebenbild, durch Jesu Blut erlöst, für den Himmel bestimmt sind.
Je mehr man daran arbeitet, die Schulen der Kirche zu entfremden, desto mehr müssen wir Ordenspersonen, so
lange wir Schulen haben, die Religion wohl kurz, aber gemütlich, jedoch ferne von aller Sonderlichkeit (z. B. Altärchen,
Krippen, etc. in der Schule aufrichten) den Kindern ans Herz legen.
Ihr Leitwort, eingemeißelt auf ihre Grabplatte: Alle Werke Gottes gehen langsam und leidvoll vor sich,
dann aber stehen sie desto fester und blühen desto herrlicher.
Quelle: Maria Theresia von Jesu Gerhardinger: Vertrauen und Wagnis - Worte in den Tag. Regensburg 1985
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 29.03.2021
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Ferdinand Holböck: Die neuen Heiligen der katholischen Kirche, Band 2. Christiana, Stein am Rhein 1992
• http://pressemitteilung.ws/node/view/8483 nicht mehr erreichbar
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. II,
Hamm 1990
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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