Ökumenisches Heiligenlexikon

Veronika Giuliani

italienischer Name: Veronica
Taufname: Orsola, deutsch: Ursula

1 Gedenktag katholisch: 9. Juli
Messe an einigen Orten
Fest im Kapuzinerorden: 10. Juli
gebotener Gedenktag in den Franziskanerorden und im Kapuzinerorden: 10. Juli

Name bedeutet: V: die Sieg Bringende (griech.)
O: die kleine Bärin (latein.) oder: kleines Schlachtross (german.)

Äbtissin in Città di Castello, Mystikerin
* 27. Dezember 1660 in Mercatello sul Metauro bei Urbino in Italien
9. Juli 1727 in Città di Castello bei Perugia in Italien


Veronikas Geburtshaus (mit Gedenktafel), heute Kloster der Kapuziner-Klarissen und Sanktuarium für Veronika, in Mercatello sul Metauro
Veronikas Geburtshaus (mit Gedenktafel), heute Kloster der Kapuziner-Klarissen und Sanktuarium für Veronika, in Mercatello sul Metauro

Ursula Giuliani wurde als Kind von ihrer sterbenden Mutter der Seitenwunde Jesu anempfohlen. Mit 16 Jahren trat sie im Kloster in Città di Castello den Orden der Kapuziner-Klarissen bei und wählte den Ordensnamen Veronika. Im Alter von 34 Jahren hatte sie eine erste Vision eines Kelches.

Statue in der Kathedrale San Catervo in Tolentino
Statue in der Kathedrale San Catervo in Tolentino

1688 wurde Veronika Novizenmeisterin ihres Klosters in Città di Castello. Am Karfreitag 1697 wurde sie mit Christi Wundmalen stigmatisiert. Zunächst versuchte sie dies trotz großer Schmerzen vor den anderen Schwestern geheim zu halten.

Nach ihrer Entdeckung musste sie ihr Amt als Novizenmeisterin aufgeben. Von Mitschwestern denunziert, wurde sie schwersten Prüfungen seitens der Inquisitionsbehörde unterworfen; auch Peinigungen und Verhöhnungen ihrer Mitschwestern trug sie mit tiefer Demut, bis ihre Wunden als echt anerkannt wurden. Zuvor fast Analphabetin, lernte sie nun Lesen und Schreiben und schrieb auf Veranlassung ihres Beichtvaters und des Ortsbischofs von 1693 bis 1727 nachts ihre Erfahrungen auf - fast 22.000 handschriftliche Seiten sind ihr Nachlass, dazu 443 Briefe. Ab 1716 wurde sie mehrfach zur Äbtissin ihres Klosters gewählt.

Veronikas unverweste Gebeine finden sich heute unter dem Hochaltar der heute ihr geweihten Klosterkirche in Città di Castello. Im Kloster ist auch ein kleines Museum über ihr Leben und Wirken eingerichtert. Veronikas Einfühlung in und Teilhabe am Leiden Christi waren so einzigartig, dass ein Kongress 1978 vorschlug, sie zur Kirchenlehrerin zu ernennen.

Kanonisation: Am 17. Juni 1804 wurde Veronika durch Papst Pius VII. selig- und am 26. Mai 1839 von Papst Gregor XVI. heiliggesprochen.

Worte der Heiligen

Veronika gibt ihren drei leiblichen Schwestern, die in das Klarissinnenkloster S. Chiara in Mercatello eingetreten sind, Ratschläge zur Fastenzeit. Dabei ermutigt sie ihre Schwestern zu einer Radikalität, die selbst lebt:
Schwestern, in dieser kurzen Lebenszeit, die uns noch verbleibt, wollen wir einen Wettstreit machen, wer [von uns] die demütigste und ergebenste ist, wir wollen uns selbst und alles, was vorübergeht, vergessen. Lasst uns unser Herz in Gott hineinlegen, unseren Geist in Gott, unsere Zuneigung in Gott, lasst uns ganz Gottes Eigentum sein, überlassen wir unser Denken Gott und denken wir immer das, was wir tun können, um ihm zu gefallen, um ganz nach dem Herzen Gottes zu sein!
Es sei unsere Übung, den Willen Gottes zu tun, das häufige Gebet zu üben, die beständige Abtötung [der schädlichen Begierden], die glühende Liebe zusammen mit all den übrigen Tugenden. Lassen wir unsere Neigungen und Befriedigungen los, lasst uns in allem jeder eigenen Lust absagen und auf ihre Befriedigung verzichten. In allem wollen wir Abscheu vor uns selbst haben; immer weniger wollen wir unsere eigen Befriedigung suchen, sondern immer Verleugnung von uns selbst. Wo wir aber Geringschätzung und Erniedrigung finden, da sollen wir uns freuen und sie seien für uns kostbare Gastmähler.
Aber vor allem sollen wir uns beständig der Heiligsten Passion widmen; dort werden wir die Regelungen für unser Leben in der Nachfolge Jesu finden. Er wird uns gut belehren, aber es kommt alles darauf an, dass wir von ihm lernen wollen; seien wir ihm treu, weil [auch] er uns gegenüber überaus treu ist. Unser ganzes Tun und Leiden sei vereint mit dem Wirken Jesu, mit den Leiden Jesu. Ich lasse euch im Herzen Jesu und grüße euch alle,
Eure unwürdige Schwester Veronica.

Quelle: Lettere di Santa Veronica Giuliani, Monastero delle Cappuccine, Città di Castello 1965, S. 20; eigene Übersetzung

Zitate von Veronika Giuliani:

O ihr Sünder, o ihr Sünderinnen … kommt alle zum Herzen Jesu, kommt, euch von seinem kostbaren Blut reinigen zu lassen. … Er erwartet euch, um euch in seine offenen Arme zu schließen. (Tagebuch II, S. 16 - 17)

Wir können nicht predigend durch die Welt ziehen, um Menschen zu bekehren, aber wir sind verpflichtet, stets für alle Menschen zu beten, die gegen Gott sündigen …, vor allem durch unser Leid, also nach dem Prinzip eines gekreuzigten Lebens. (Tagebuch IV, S. 877)

Wenn wir bei dem, was Gott verfügt, wie in allem, was der Tag uns bringt, ruhig bleiben und uns ganz dem Willen Gottes fügen, dann werden wir schon hier auf Erden ein Paradies haben.

Der wahre Meister ist der gekreuzigte Jesus und das genügt; wenn wir dabei bleiben, beständig sein Leben zu betrachten, dann werden wir sicher eine neue Lebensweise aneignen.

Alle Heiligen sind dort oben durch die Verdienste und das Leiden Jesu; doch an allem, was unser Herr getan hat, haben sie mitgewirkt, so dass ihr Leben ganz durch eben diese Werke geordnet und geregelt wurde. (Tagebuch III S. 203)

Quelle: Lettere di Santa Veronica Giuliani, Monastero delle Cappuccine, Città di Castello 1965, S. 4f; eigene Übersetzung
Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 15. Dezember 2010

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Catholic Encyclopedia

Das Museum über Veronika im Kloster in Città di Castello kann nur nach Voranmeldung unter Tel. 371 1886742 besucht werden.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 30.06.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 10. Herder, Freiburg im Breisgau 2001
• http://www.kathwahrheit.de/index.php?option=com_content&view=article&id=55&Itemid=1338 nicht mehr erreichbar
• https://www.die-tagespost.de/politik/die-heilige-veronica-giuliani-art-230212 - abgerufen am 26.07.2022

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.