Werner von Oberwesel
auch: von Bacharach
Gedenktag katholisch: abgeschafft
bis 1963: 19. April
Name bedeutet: aus dem german. Stamm der Warnen oder: das Verteidigungsheer (althochdt.)
Werner wurde als armer Knabe geboren und hatte sich in Oberwesel als Taglöhner bei einem Weinbauern verdingt. Den 16-jährigen Knaben fand man am Gründonnerstag erschlagen auf, wohl als Opfer eines Sexualdeliktes. Nach der Legende wurde er von Juden, für die er Erde aus einem Keller schaufeln musste, ins Haus gelockt und zu Tode gepeinigt; sein Blut hätten diese Juden für ihre Passahfest-Riten benötigt, seine Leiche sei in den Rhein geworfen worden.
Solche anti-jüdischen Legenden waren in jener Zeit vielfach im Umlauf;
Vorwürfe wie Ritualmord
, aber auch Hostienfrevel
oder Brunnenvergiftung
(als Ursache für Epidemien
wie die Pest) wurden erhoben, der Antisemitismus breiter Volksmassen damit geschürt. Tatsächlich wurde Werner wohl Opfer
eines Raubmordes oder nach mancher These eines Sexualverbrechens. Nachdem es in
Bacharach schon keine Juden mehr gab, beschränkte
sich deren Verfolgung nicht auf Bacharach, sondern fand auch in einigen Nachbarorten statt; allein in
Oberwesel und
Boppard wurden über 40 Juden ihr Opfer. Die
jüdischen Gemeinden wandten sich an König Rudolf und den Reichskanzler Siegfried III. von Eppstein, den Erzbischof von
Mainz; Kaiser und Bischof waren von der
Grundlosigkeit der Beschuldigungen überzeugt, legten den Mördern der Juden eine Geldbuße auf und befahlen, die Leiche von
Werner zu verbrennen, um einer Verehrung vorzubeugen; die Anweisungen wurden jedoch nicht befolgt.
Werner wurde in der damaligen Kunibert geweihten Kapelle in Bacharach bestattet, die nun zur 1293 ihm geweihten Märtyrerkapelle ausgebaut wurde; sie steht unweit der Mündung des Winzbach, an der die Leiche der Überlieferung zufolge gefunden worden war; die Mörder wollten den Leichnam angeblich nach Mainz bringen und hatten ihn auf ihrer Rheinfahrt dort abgelegt. Der Besuch der Kapelle wurde mit Ablass belohnt.
Um 1300 entstand im Auftrag des Trierer Erzbischofs Boemund I. die Legende durch den Schöffenmeister Ordulf Scholer in den drei Sprachen Niederländisch, Deutsch und Lateinisch; in ihr wurde erzählt, wie Juden Werner an den Füßen aufgehängt hätten, um eine Hostie, die er im Begriff war zu verschlucken, in ihren Besitz zu nehmen; eine Magd sei Augenzeugin gewesen. 1338 wurde der geplante weitere Ausbau der Werner-Kapelle in Bacharach unterbrochen, die Verehrung ebbte ab. Unter Kaiser Ludwig IV. wurde der Kult anfangs des 14. Jahrhunderts wieder belebt. 1426 beauftragte der Trierer Erzbischof Otto von Ziegenhain den Ortspfarrer Winand von Steeg mit der Sammlung der örtlichen Überlieferung über Werner, um damit die Kanonisierung zu erreichen; zugleich begann der Weiterbau der Kapelle, der 1429 sein Ende fand. 1548 wurde eine Fingerreliquie nach Besançon überführt, nun breitete sich die Verehrung auch in Frankreich aus. Die anderen Gebeine wurden 1621 vom spanischen General Ambrosio Spinola, der zum Kampf gegen protestantische Reichsfürsten abgesandt worden war, an einen unbekannten Ort gebracht.
Wir erkennen heute, dass viele Jahrhunderte der Blindheit unsere Augen verhüllt haben, so dass wir die Schönheit deines auserwählten Volkes nicht mehr sehen und in seinem Gesicht nicht mehr die Züge unseres gestorbenen Bruders wiedererkennen.
Wir erkennen, dass ein Kainsmal auf unserer Stirn steht. Im Laufe der Jahrhunderte hat unser Bruder Abel in dem Blute gelegen, das wir vergossen, und er hat Tränen geweint, die wir verursacht haben, weil wir deine Liebe vergaßen.
Vergib uns den Fluch, den wir zu Unrecht an den Namen der Juden hefteten. Vergib uns, dass wir dich in ihrem Fleische zum zweitenmal ans Kreuz schlugen. Denn wir wussten nicht, was wir taten.
Trotz des Verlustes der Reliquien und der Beschädigung der
Werner-Kapelle in Bacharach im Pfälzischen
Erbfolgekrieg 1689 und dem folgenden Zerfall zur Ruine wurde der Gedenktag in der Diözese
Trier weiterhin begangen und der gute
Winzerknabe Werner
am Mittelrhein als einer von sieben Weinheiligen verehrt; in Oberwesel wurde die
Kapelle des um 1345 errichteten Hospitals später
ebenfalls Werner geweiht, erstmals 1656/57 urkundlich bezeugt. Erst 1963 wurde Werner im Kalender der Diözese gestrichen.
1996 wurde eine Gedenktafel mit einem Gebetszitat von Papst Johannes
XXIII., in welchem die Schuld an christlichem Judenhass bekannt und die Bitte um Vergebung ausgesprochen wird, an der
Ruine der Kapelle in Bacharach angebracht.
2007 wurde in der Ruine der Werner-Kapelle in
Bacharach eine Glasinstallation eingeweiht; das rote Fenster mit dem Text des Anfangs der Erzählung von Heinrich Heine
Der Rabbi von Bacherach
, in der er die Legende verarbeitete, wollte für einen friedlichen Dialog der Religionen
werben. Nach drei Jahren wurde die Installation aus Gründen des Denkmalschutzes wieder entfernt. Am Romantischen
Weinlehrpfad bei Oberwesel am Rhein
wird er
als einer der sieben Weinheiligen
dargestellt: Die Weinheiligen des Rheines sollt ihr ehren! … Der gute
Winzerknabe Werner – vom Winzerstand seit 1287 verehrt.
Attribute:
Hacke und Wanne
Patron
der Winzer
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die früher Werner geweihte Kapelle in Oberwesel - seit 2008 Rosa Flesch-Kapelle - ist von 1. April bis 31. März täglich von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, im Winter aber nur über das Loreley-Klinikum zu erreichen. (2021)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 15.07.2023
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 10. Herder, Freiburg im Breisgau 2001
• https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Werner_(Di%C3%B6zesanheiliger_von_Trier)
• https://www.artplace.de/karlmartinhartmann/bacharach/bacharach_expose.pdf
• https://www.oberwesel.mittelrhein.net/rhein-wein/weinlehrpfad
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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