Ökumenisches Heiligenlexikon

Wigbert von Fritzlar

auch: Wibert

1 Gedenktag katholisch: 13. August
gebotener Gedenktag im Bistum Erfurt
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Fulda
Übertragung von Reliquien in die Jesuitenkirche São Roque nach Lissabon: 25. Januar
in Fritzlar: Übertragung der Gebeine: 15. Mai

Name bedeutet: der im Kampf Glänzende (althochdt.)

Priester, Glaubensbote in Hessen und Thüringen,
Abt in Fritzlar und Ohrdruf

* vor 670 in Wessex in England
732 oder 736 oder 746 in Fritzlar in Hessen


Wigbert, ein angelsächsischer Mönch aus dem Kloster Glastonbury, missionierte etwa ab 720 zusammen mit Bonifatius in Hessen und Thüringen. Er war Lehrer - wohl auch mit Aufgaben eines Abtes - am Kloster an der von Bonifatius gegründeten Kirche in Fritzlar und bildete wohl auch Sturmius aus. 730 baute er die Mönchsniederlassung in Ohrdruf von einer Missionsstation für Glaubensboten im thüringischen Land zum Benediktinerkloster aus - es stand an der Stelle der Michaeliskirche, von der nach der Bombardierung 1945 nur noch der bis 1999 wieder aufgebaute Kirchturm erhalten ist - nd wurde dessen erster Abt. Um 732 kehrte er nach Fritzlar zurück.

Wigbert-Statue im Hof des Klosters Werningshausen, einem ökumenisches Benediktinerkloster unter dem Dach der Evangelisch-lutherischen Kirche in Thüringen
Wigbert-Statue im Hof des Klosters in Werningshausen

Als einmal kein Wein für die Messe vorhanden war, pflückte Wigbert der Legende nach eine Traube von einem imaginären Weinstock, presste sie über dem Kelch aus und steckte eine nicht zerdrückte Beere vor der Kirche in den Boden; ein mächtiger Weinstock soll daraus gewachsen sein. Eines Tages habe ihm ein Vogel vom Himmel her einen Fisch gebracht - Hinweis auf das Geschenk des Evangeliums mit dem Fischsymbol für Christus -, das Wigbert nach eigener Bekundung Richtschnur der ganzen Lebensführung war.

Wigbert starb nach langer Krankheit in Fritzlar. Dreimal soll bei der Grablegung ein in allen Farben schimmernder Paradiesvogel um seinen Leichnam fliegend gesehen worden sein - ein Hinweis darauf, dass sein ganzes Wirken als vom Geist Gottes erfüllt angesehen wurde.

Reliquien von Wigbert ruhen im Dom in Fritzlar, der größere Teil wurde 780 auf Veranlassung von Lullus ins um 772 gegründete Kloster nach Hersfeld - dem heutigen Bad Hersfeld - übertragen. Zum Bau der dortigen Abteikirche verfasste Lupus von Ferrières 836 Wigberts Lebensgeschichte. Das von Hersfeld aus gegründete Kloster St. Wiperti in Quedlinburg wurde Wigbert geweiht. In der Gegend um Ohrdruf gibt es noch heute viele Wigbertkirchen. Auch die älteste Kirche in Schornsheim ist Wigbert geweiht, da sie 815 dem Kloster Hersfeld geschenkt wurde.

Ein Problem der Forschung stellen verschiedene Personen gleichen Namens dar, die im Umkreis von Bonifatius wirkten.

Das Kloster St. Wiperti in Quedlinburg wurde 1525 im Bauernkrieg zerstört, die Kirche wurde nach der Reformation evangelische Gemeindekirche, 1812 aufgegeben und dann privat genutzt; 1955 bis 1959 wurde die Kirche restauriert, seitdem wird sie von der katholischen Gemeinde genutzt. Seit 1994 ist sie Weltkulturerbe der UNESCO.

1973 ließen sich drei Mitglieder einer Brüdergemeinde im Pfarrhaus an der Kirche St. Wigberti in Werningshausen am Harz nieder - das Dorf war um 775 an das Kloster Fulda übertragen worden. Sie begannen mit der Renovierung von Kirche und Pfarrhaus. Die Gemeinschaft wurde 1987 als erstes lutherisches Kloster nach der Reformation approbiert unter dem Dach der Evangelisch-lutherischen Kirche in Thüringen. Heute leben Brüder verschiedener Konfessionen in diesem Kloster nach der Regel von Benedikt von Nursia und setzen damit ein Zeichen für Ökumene.

Attribute: Taube, Fisch, Beil

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 13.09.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.bonifatius-in-thueringen.de/mitarb_bonifatius.html nicht mehr erreichbar
• http://www.wigbert.de/wigbertweb/Wigbert%20v.Fritzlar/wigbert_von_fritzlar.htm - abgerufen am 26.10.2023
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 10. Herder, Freiburg im Breisgau 2001
• https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/aufsaetze/post-kirche-schornsheim-st-wigbert.html - abgerufen am 26.10.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.