Ökumenisches Heiligenlexikon

Wilhelm-Joseph Chaminade

italienischer Name: Guillaume-Joseph

1 Gedenktag katholisch: 22. Januar
Fest bei den Marianisten

Name bedeutet: W: der willensstarke Schützer (althochdt.)
J: Gott hat hinzugefügt (hebr.)

Priester, Ordensgründer
* 8. April 1761 in Périgueux in Frankreich
22. Januar 1850 in Bordeaux in Frankreich


Wilhelm-Joseph wurde 1785 zum Priester geweiht; als junger Priester erlebte er die Auswirkungen der französischen Revolution, 1797 war er deshalb nach Saragossa in Spanien ins Exil. Nach seiner Rückkehr 1800 wirkte er in Bordeaux als engagierter Pfarrer mit besonderer Betonung der Marienfrömmigkeit. 1801 veröffentlichte er sein Manuel du serviteur de Marie, Handbuch des Dieners Mariens. Zur geistlichen Erneuerung des Volkes gründete er die Congrégation de l’Immaculée, die Kongregation der Unbefleckten Jungfrau Maria, aus der 1816 der von Adele de Batz de Trenquelléon gegründete weibliche und 1817 der männliche Zweig des Marianistenordens hervorgingen. Bis 1841 war Chaminade Generaloberer des Ordens, der viele Schulen aufbaute.

Kanonisation: Wilhelm-Joseph Chaminade wurde am 3. September 2000 durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

Worte des Seligen

Chaminade greift für die christliche Gemeinde im allgemeinen und die von ihm gegründeten Gemeinschaften das Bild vom mystischen Leib Christi auf. Leib Christi sein hat für Christen Konsequenzen:
1. die Einheit von Haupt und Gliedern: Wenn wir mit Jesus Christus geeint sind so wie die Glieder eine Leibes mit ihrem Haupt, dann sind wir zusammen mit Jesus Christus nur eine Person, denn das Leben der Glieder muss dasselbe sein wie das des Hauptes.
2. Als Glieder Christi sind wir auch Könige, Priester und Propheten:
Könige:
Der wiedergeborene Mensch herrscht über die bösen Mächte, über die Welt und über seine Leidenschaften, besonders aber über seinen Geist, sein Herz und seinen Leib.
Priester: ein Priester sieht sein Leben an als eine beständige Abfolge von Opfern, die der Christ Gott darbringt:
• das Opfer der Anbetung und des Lobpreises Gottes, das wir als Priester der unbelebten Geschöpfe darbringen.
• das Opfer der Loslösung von allen Dingen; denn wir betrachten uns nur als Pilger auf Erden, die unterwegs sind zu unserer himmlischen Heimat.
• das Opfer der Entbehrung, da wir uns all dem verweigern, was der Glaube verbietet und verurteilt.
• das Opfer der Sühne durch unsere Buße für die vergangenen Sünden und für die Bewahrung von zukünftigen.
• das Opfer des Zurücktretens, da wir durch den Glauben in allen Dingen den Willen Gottes sehen.
• das Opfer der Entsagung, da wir nicht mehr uns selbst suchen, sondern in allen Dingen nur Gott und sein Wohlgefallen.

3. Als Christen sind wir alle dem Kreuz geweiht. Der Name Christen verpflichtet uns wesentlich, nicht nur das Kreuz Christi zu tragen, sondern sogar es mit Freude zu umfassen. Denn von einem Christen zu sprechen heißt von einem Wesen zu sprechen, dessen Berufung es ist, dem Haupt zu folgen, das Jesus Christus ist, und zwar auf seinem schmerzvollen Weg der Leiden und Demütigungen. Und das wird für ihn nicht nur eine Pflicht, sondern eine Ehre und Ruhm.
4. Jesus Christus, unser Haupt, zutiefst verbunden mit seinen Gliedern, wirkt in diesen und mit diesen alles Gute, das sie tun. … Die Vollkommenheit besteht [also] in der Unterwerfung der eigenen Vernunft unter die souveräne Vernunft Gottes, in der Absage an die eigenen Meinungen, den eigenen Willen, an alle natürlichen Neigungen der Selbstliebe und dies aufgrund der Selbstverachtung, die der Sohn Gottes so oft in seinem Evangelium denen empfiehlt, die seine Jünger sein wollen.

Quelle: Thomas Stanley S. M.: The mystical body of Christ according to the writings of father William Joseph Chaminade. A study of his spiritual doctrine. St Paul's Press, Fribourg, Switzerland 1952, S.232 - 236; eigene Übersetzung

Zitate von Wilhelm-Joseph Chaminade:

Unsere Einheit mit Jesus Christus, unsere ganze Unterwerfung unter seinen höchsten Willen wird unser Friede. Jesus Christus wird ja genannt der Gott des Friedens. Je inniger diese Einheit ist, je vollkommener unsere Zuneigung zu Christus ist, umso mehr werden wir wie er. Wir nehmen dann teil an Seinem Frieden, an Seiner Ruhe und Seiner Unveränderlichkeit. Jesus Christus beruhigt alle Sorgen des Christen, der mit ihm vereint ist.
Wer den Glauben nicht weitergibt, der hat ihn selbst nicht. Ihr seid alle Missionare - seid es!

Quelle: Thomas Stanley S. M.: The mystical body of Christ according to the writings of father William Joseph Chaminade. A study of his spiritual doctrine. St Paul's Press, Fribourg, Switzerland 1952, S.237 f; eigene Übersetzung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 06.09.2024

Quellen:
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 10. Herder, Freiburg im Breisgau 2001

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.