Acta Sanctorum der Bollandisten
1643 wurde der erste Band der Acta Sanctorum
, der Akten über die Heiligen
,
veröffentlicht, seitdem ist eine kleine Gruppe von Experten des Jesuitenordens damit
beschäftigt, das Werk von Jean Bollandus fortzuführen.
1607 publizierte der Jesuit Heribert Rosweyde den Plan, die Lebensgeschichten von
Heiligen aus belgischen Bibliotheken zu sammeln; 1615 wurde mit der Herausgabe der Vitae Patrum
belgischer Heiliger
der Grundstein zu den Acta Sanctorum gelegt. 1630 wurde der Jesuit Jean Bollandus nach
Antwerpen gesandt, um diese Arbeit fortzuführen.
Die ersten beiden Bände der eigentlichen Acta Sanctorum - für Januar - erschienen 1643, bis 1794 folgten weitere 52 Bände,
womit die Heiligen vom 1. Januar bis zum 14. Oktober erfasst sind.
Nach der Unterdrückung der Arbeit in den Niederlanden seit 1788 wurde die neue Gesellschaft der Bollandisten 1837 in
Belgien gegründet. Seit 1882 erscheinen die Analecta Bollandiana
als kritisches Journal zur Forschungsarbeit über
Heilige, seit 1886 die Monographienreihe Subsidia Hagiographica
. 1940 wurde der kritische Kommentar zum
Martyrologium Romanum veröffentlicht. Seit 1996 sind die
Bollandisten auch im Internet vertreten.
Die Acta Sanctorum sind Bestandteil der allgemeinen Geschichtswissenschaft, sie tragen wesentlich bei zur Geschichte einzelner Länder, Städte und Klöster und zur Chronologie und Geographie großer Teile der Erde. Schon vor über 350 Jahren wurden kritische und wissenschaftliche Methoden angewandt. Kaum ein historisches Werk kann sich ihnen vergleichen in der Fülle der Dokumentation wie in der Präzision auch im Detail.
Die Unwägbarkeiten der Geschichte - Kriege, Revolutionen, auch die Unterdrückung der
Jesuiten - machen es unmöglich, eine komplette Originalausgabe der Acta Sanctorum zu
finden. Ein privater Herausgeber veröffentlichte zwischen 1734 und 1760 auszugsweise Nachdrucke; der
Pariser Verleger Palmé legte zwischen 1863 und
1870 eine ebenfalls unvollständige, auch nicht fehlerfreie Ausgabe vor. Mit Zustimmung und Unterstützung der Bollandisten
erschienen zwischen 1966 und 1971 Reprints der ersten 60 Bände in den Éditions Culture et Civilisation
, heute
vertrieben durch Brepols Publishers
. Die Monate Januar bis Oktober und sechs Bände für November sowie die Vorrede
für Dezember sind lieferbar; sie finden diese kompletten Texte hier im Ökumenisches Heiligenlexikon,
erreichbar für jeden einzelnen Tag über die Kalenderseiten, wo auch alle in den Acta Sanctorum Verzeichneten
gekennzeichnet sind; die
in den Acta Sanctorum unter den Übergangenen
Verzeichneten sind mit dem Halbkreis
.
bezeichnet.
Der Link am Ende dieser Seite verweist auf die Einleitung Januar, von dort aus könnten Sie das komplette Werk
durchgängig lesen - es umfasst ausgedruckt über 200.000 Seiten Text.
Die Akten werden in chronologischer Reihenfolge veröffentlicht; diese richtet sich nach dem Gedenktag in Kalendern und Martyrologien. Alle Heiligen der Christenheit - dabei sind die protestantischen Kirchen nicht mit gemeint - werden aufgeführt, berücksichtigt werden also lateinische, griechische, syrische, arabische, koptische, äthiopische, armenische, georgische, slawische und keltische Kalender.
Für jeden Heiligen wird eine Akte erstellt. Dabei werden alle Wiederholungen und offenbare Falschheiten ausgeschieden. Unterschiedliche Geschichten, die nur aufgrund unterschiedlicher Aussprache mehreren Heiligen zugeschrieben werden und Überlieferungen, die nur Fabeln enthalten, werden ebenfalls aussortiert. Einige Heilige, Selige oder Ehrwürdige werden weggelassen oder bei anderen Tagen eingefügt. Dann folgt die kritische Aufarbeitung der Quellen wie Lebensgeschichten, Leidensgeschichten, Wundergeschichten, Berichten von Überführungen der Gebeine, Erzählungen posthumer Glanztaten. Inschriften usw. Mit wissenschaftlichen Methoden, teilweise von den Bollandisten selbst entwickelt, werden die Probleme der Biographien bearbeitet.
Die Heiligen übten Einfluss auf die zivile wie kirchliche Öffentlichkeit aus, schon zu Lebzeiten, aber auch nach ihrem Tod. Vieles, was wir aus der Zeit vom Beginn des Christentums bis zum Mittelalter wissen, verdanken wir den Heiligenüberlieferungen. Geschichte, Archäologie, Architektur, bildende Kunst, Musik, Literatur, selbst Rechtswissenschaft sind auch heute noch undenkbar ohne die Überlieferungen über die Heiligen. Staatliche oder heimatgeschichtliche Entwicklungen, alle Einzelheiten des häuslichen und öffentlichen Lebens, das Alltagsleben des Volkes wie die Lebensumstände der Prominenten des Mittelalter werden aus Heiligengeschichten ersichtlich.
Unter der Leitung des Jesuiten Robert Godding arbeiten heute - 1999 - weitere drei Mitglieder der Gesellschaft, dazu fünf wissenschaftliche Hilfskräfte; alle sind Mitglieder des Jesuitenordens.
Übersicht über die verfügbaren Bände der Acta Sanctorum.
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Acta Sanctorum: Einleitung Januar I
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Wikipedia: Artikel über Acta Sanctorum
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 21.10.2018
Quellen:
•
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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