Ökumenisches Heiligenlexikon

Martin Luther King

1 Gedenktag evangelisch: 15. Januar (ELCA)

Name: nach Martin Luther

Pfarrer, Bürgerrechtler, Friedensnobelpreisträger, Märtyrer
* 15. Januar 1929 in Atlanta in Georgia in den USA
4. April 1968 in Memphis in Tennessee in den USA


Martin Luther King
Martin Luther King

Michael Luther King - er nannte sich später nach dem Reformator Martin - war wie sein Vater Pfarrer der Baptistengemeinde, schon mit 17 Jahren wurde er zum Prediger berufen. Nach dem Abschluss am theologischen College 1951 studierte er an der Universität von Boston. Während seines Studiums begann sich King für Mahatma Gandhi zu interessieren, dessen Lehren zum Kern seiner eigenen Philosophie des gewaltlosen Widerstandes werden sollten. In Boston lernte er auch Coretta Scott kennen, nach der Heirat 1953 wurde King Pastor 1954 der Baptistenkirche Dexter Avenue in Montgomerry im Bundesstaat Alabama. 1955 promovierte er zum Doktor der Philosophie.

In den 50er-Jahren war die Rassentrennung in der amerkanischen Bevölkerung - ihren Ursprung hatte sie in einem Urteil des Obersten Gerichtshofes von 1894 mit der Formel seperate but equal, getrennt aber gleich - weitestgehend akzeptiert, sie wurde in den meisten Staaten im Süden sogar vom Gesetz gefordert. 1952 wurden einige Fälle der Rassentrennung in Schulen vor dem höchsten amerikanischen Bundesgericht verhandelt. So auch der Fall Oliver Brown gegen die Schulbehörde von Topeka in Kansas, bei dem das Gericht 1954 einstimmig entschied, dass die Rassentrennung ungesetzlich sei.

Diese Entscheidung hatte Auswirkungen auch auf andere Bereiche des öffentlichen Lebens. 1955 wurde King zum Anführer eines Boykotts der Schwarzen gegen die Omnibusse in Montgomery in Alabama; Anlass hierfür war die Festnahme von Rosa Parks, einer Schwarzen, die sich geweigert hatte, einem weißen Fahrgast ihren Sitzplatz zu überlassen. In der Nacht darauf trafen sich 50 führende Köpfe der späteren Bürgerrechtsbewegung in einer Kirche, um das Problem zu diskutieren, unter ihnen der junge Priester Dr. Martin Luther King Jr. Die Anführer organisierten den Montgomery-Bus-Boykott, der die Busunternehmen zwei Drittel ihres Umsatzes kostete. Im Laufe der 381 Tage dauernden Aktion wurde King - unter dem Vorwand, er sei mit dem Auto etwas zu schnell gefahren - festgenommen und inhaftiert; sein Haus wurde von Unbekannten in die Luft gesprengt, er bekam mehrere Morddrohungen. Aber der Boykott endete 1956 erfolgreich mit einem Erlass des Obersten Gerichtshofes, der jegliche Art von Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln der Stadt für gesetzwidrig erklärte.

King ging aus dieser Aktion als hoch angesehener Führer der Schwarzen hervor. Schwarze Kirchenmänner aus dem ganzen Süden der USA organisierten 1957 im Anschluss an den Erfolg des Boykotts in Montgomery die Southern Christian Leadership Conference (SCLC), eine Versammlung der christlichen Schwarzenführer der Südstaaten; King wurde der Präsident. In diesem Jahr mit vielen Demonstrationen reiste er über 1 Million km und hielt über 200 Reden. 1958 veröffentlichte King sein erstes Buch mit dem Titel Stride Toward Freedom: The Montgomery Story, Schritte zur Freiheit: die Montgomery-Geschichte. Während einer Werbeaktion für sein Buch wurde er Opfer eines Messer-Attentats durch eine schwarze Amerikanerin.

In der Central Highschool in Little Rock in Arkansas sollte mit dem Beginn des Schuljahres 1957 die Rassentrennung aufgehoben werden. In der Nacht vor dem ersten Schultag kündigte der Gouverneur von Arkansas an, dass er der Nationalgarde von Arkansas befohlen habe, die Schule zu überwachen. Als eine Gruppe von neun schwarzen Schülern an der Schule ankam, wurden sie von Soldaten am Betreten gehindert. Nach einer einstweiligen Verfügung gegen den Gouverneur kehrten die Schüler zur Schule zurück, aber eine Menschenmenge von rund tausend Einwohnern verhinderte, dass sie an der Schule bleiben konnten. Präsident Eisenhower machte dem Treiben fünf Tage später ein Ende, indem er 1000 Fallschirmjäger und 10.000 Soldaten der Nationalgarde nach Little Rock beorderte. Die große Aufmerksamkeit auf diesen Vorfall und der Einsatz der Armee gegen die eigene Bevölkerung brachten dem Problem der Rassentrennung nun die gebührende Beachtung.

1959 reiste King nach Indien, um Gandhis Prinzip des Satyagraha, des gewaltlosen Widerstandes, besser kennen zu lernen. Über Gandhi sagte er: Wenn die Menschheit sich weiterentwickeln will, ist Gandhi unausweichlich. Er lebte, dachte und handelte im Glauben an eine Menschheit, die sich zu einer Welt des Friedens und der Harmonie entwickeln wird. Wir dürfen Gandhi nur auf eigene Gefahr ignorieren!

1960 gab King seine Stelle als Pastor in Montgomery auf und wurde Kopastor seines Vaters an der Ebenezer Baptist Church in Atlanta; nun hatte er Zeit, noch effizienter in der Führung der Bürgerrechtsbewegung mitzuarbeiten. Er unterstützte nun auch die von Stokely Carmichael geführte Studentenbewegung; damals vollzog sich aber auch innerhalb der schwarzen Bewegung eine Wende: bislang sollten nur juristische Mittel eingesetzt werden, das Streben nach Versöhnung bildete die Grundlage; nun wurde der Wandel by any means possible, mit allen möglichen Mitteln, gefordert; Differenzen zwischen der SCLC und anderen Gruppen wurden unausweichlich. Kings hohes Prestige führte dazu, dass die Gewaltlosigkeit trotz vieler anderer Tendenzen doch der offizielle Weg des Widerstandes blieb.

Martin Luther King in seinem Arbeitszimmer vor einem Bild von Gandhi
Martin Luther King in seinem Arbeitszimmer vor einem Bild von Gandhi

King traf 1962 sich mit Präsident John F. Kennedy und erhielt dessen Unterstützung für die Bürgerrechtsbewegung. In den 60er-Jahren war Birmingham in Alabama die Stadt, in der die Rassentrennung am härtesten durchgesetzt war. Schwarze Männer und Frauen veranstalteten Sit-ins an Essensausgaben, an denen sie kein Essen bekamen und kneel-ins auf den Stufen der Kirchen, in die sie nicht eingelassen wurden. Hunderte von Demonstranten wurden bestraft und kamen ins Gefängnis. 1963 führten Martin Luther King und zwei weitere Geistliche einen Protestmarsch in Birmingham an; Polizei und Hunde wurden ihnen entgegengesetzt, die drei Priester wurden verhaftet und ins Gefängnis gebracht.

King organisierte im ganzen Süden der USA Aktionen für die Registrierung Schwarzer in die Wählerlisten, gegen Rassentrennung und für bessere Schulbildung und Wohnungen. Während dieser Aktionen wurde er mehrfach inhaftiert. Beim historischen Marsch auf Washington - 250.000 Schwarze und Weiße demonstrierten am 28. August 1963 gemeinsam vor dem Lincoln Memorial, einem Denkmal für Präsident Abraham Lincoln, der 1862 die Sklaverei in den USA aufgehoben hatte - hielt er seine berühmte Rede I Have a Dream, Ich habe einen Traum. Das Time Magazine ernannte ihn 1963 zum Mann des Jahres. 1964 besuchte er im Rathaus Schöneberg in Berlin den regierenden Bürgermeister Willy Brandt und in Rom Papst Paul VI. Im selben Jahr wurde sein Buch Why We Can't Wait, Warum wir nicht warten können, veröffentlicht; als Wortführer der gewaltlosen Rassenintegration bekam er den Friedensnobelpreis. Am 2. Juli 1964 unterzeichnete Präsident Johnson unter Protest der Südstaaten das Civil Rights Law zur Gleichberechtigung der Schwarzen, das jede Diskriminierung in öffentlichen Einrichtungen und am Arbeitsplatz verbietet.

Trotz weltweiter Anerkennung und moralischer und politischer Unterstützung im Norden der USA taten aber auch die Verantwortlichen im Norden wenig, um die Rassentrennung tatsächlich abzuschaffen. Zudem vergiftete der Vietnamkrieg die Atmosphäre zunehmend, lokale Probleme wurden in den Hintergrund gedrängt. Kings Gewaltlosigkeit wurde auf harte Proben gestellt: in Chicago, wo er seine erste größere Kampagne im Norden abhielt, stellten sich ihm schwarze Baptisten öffentlich entgegen. Uniformierte Neonazis und Mitglieder des Ku-Klux-Klans setzten weiße bewaffnete Schlägertrupps in Marsch, Überfälle auf Schwarze mehrten sich. King protestierte weiterhin gegen Rassendiskriminierung bei der Registrierung der Wähler; nachdem er sich im Januar 1965 zur Wahl registrieren ließ, wurde er deshalb wieder festgenommen und ins Gefängnis gesteckt. Er traf sich dann kurz darauf mit Präsident Lyndon B. Johnson und anderen amerikanischen Politikern, um über das Wahlrecht für schwarze Amerikaner zu sprechen; im selben Jahr noch wurde der Voting Rights Act, in dem allen Amerikanern die Wahlrechte zugesichert wurden, verabschiedet.

King kümmerte sich immer intensiver auch um den Vietnamkrieg und tat sich Anfang des Jahres 1967 mit der Antikriegsbewegung und deren weißer Führung zusammen, denn er war der Auffassung, der Krieg in Vietnam würde seinen Teil dazu beitragen, dass die Atmosphäre in den USA vergiftet und somit die Basis für eine menschliche Lösung der Rassen-Problematik zerstört werde. Er kritisierte öffentlich die Forderungen der Militärs - Schätzungen zufolge wurden für jeden getöteten Vietcong 500.000 Dollar aufgewandt; für einen Bedürftigen in den USA hingegen standen nur 53 Dollar zur Verfügung. Diese Konzentration auf den Vietnamkrieg sowie seine Absicht, einen Poor People's March, einen Marsch armer Leute aller Rassen auf Washington anzuführen, gefährdeten seine Führungsposition in der Bewegung der Schwarzen. Hinzu kamen durch Stress bedingte gesundheitliche Probleme; in seinen Reden spielte er nun immer wieder auf seinen Tod an.

Kings berühmte Rede am 28. August 1963 in Washington: I have a dream - deutscher Text

Das bewusst zur Schau gestellte Selbstbewusstsein und sein zielstrebiges Auftreten täuschten über Kings wirklichen seelischen Zustand hinweg. Er haderte zeit Lebens mit seiner schwarzen Haut und hatte in seiner Jugend zweimal versucht, sich das Leben zu nehmen. Auch zu Zeiten seiner größten Erfolge verließen ihn die Selbstzweifel nicht: Er, der gerne gut aß und sich teuer kleidete, wäre gerne so genügsam und anspruchslos gewesen wie sein Vorbild Gandhi. Am 3. April 1968 sagte er in Anspielung auf Mose, er habe das Gelobte Land gesehen. Einen Tag später wurde er in einem Motel erschossen.

Hunderttausende Menschen kamen zu seiner Beerdigung in Atlanta. Ein weißer entflohener Häftling, James Earl Ray, wurde wegen des Mordes festgenommen, er erklärte sich schuldig und wurde zu 99 Jahren Gefängnis verurteilt. Ray widerrief später sein Geständnis, das Verfahren wurde 1997 neu aufgerollt, da sich die Beweise gegen Rays Täterschaft und die Hinweise auf ein Komplott gegen Martin Luther King mehrten, aber Ray starb im April 1998. Im Dezember 1999 kam ein Gericht in Memphis zu dem Schluss, dass King nicht einem Einzeltäter zum Opfer gefallen sei, sondern eindeutige Beweise für ein Komplott gegeben seien, an dem Mitglieder der Mafia und der US-Regierung beteiligt waren.

Papst Paul VI. würdigte Martin Luther wenige Tage nach seiner Ermordung im Angelusgebet mit den Worte, er sei ein schuldloser und christlicher Prophet der Rassen-Integration gewesen.

1983 wurde der dritte Montag im Januar zu Ehren Martin Luther Kings zum Nationalfeiertag in den USA erklärt; sein Geburtshaus und sein Grab in Atlanta gehören zu den nationalen Denkmälern.

Die berühmte Rede I Have a Dream

Auszug aus Der Weg zur Gewaltlosigkeit

Literatur von und über Martin Luther King

Das Martin-Luther-King-Zentrum für Gewaltfreiheit und Zivilcourage in Südwestsachsen hält auf seiner Website deutschsprachige Informationen über seinen Namensgeber vor, dazu Reden, auch im O-Ton, Bilder, links und anderes.

Das Martin Luther King, Jr. Center for Nonviolent Social Change in Alabama pflegt das Andenken an ihn und die Idee der Gewaltfreiheit und bietet eine englischsprachige Website mit vielen Informationen.

Eine unserer Leserinnen hat uns aufmerksam gemacht auf eine Website in Amerika, die anscheinend das Andenken an Martin Luther King Jr. pflegt. Tatsächlich betreibt sie jedoch rassistische und rechtsradikale Agitation auf übelste Weise. http://www.martinlutherking.org/ und http://www.mlking.com/ führen auf dieselbe Seite. Deren Verfasser gibt sich auf der Unterseite http://www.mlking.com/letter.html zu erkennen mit einer E-Mail-Adresse, die direkt zu einer Seite mit unverhüllter Nazi-Propaganda führt. Wer sich über den in den USA immer noch verbreiteten Rassenhass ein Bild machen will, der findet auf dieser Seite, was schlicht nur mit Entsetzen zu lesen ist. Dass wir uns davon distanzieren, ist so klar, dass es hier nur aus juristischen Gründen vermerkt ist.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 04.02.2024

Quellen:
• Joachim Januschek - http://www.glaubenszeugen.de/kalender/k/kalk032.htm
• dtv-Lexikon, Bd. 10, München 1980
• https://www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2018-04/vatikan-jurkovic-martin-luther-king-neues-zeitalter-franziskus.html - abgerufen am 04.02.2024

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.