Ökumenisches Heiligenlexikon

Aonio Paleario

eigentlich: Aonio della Paglia

1 Gedenktag evangelisch: 3. Juli

Name bedeutet: der Ewige (griech. - latein.)

Humanist, Märtyrer
* 1503 (?) in Veroli in Italien
3. Juli 1570 in Rom


Aonio, früh schon Waise, wurde unter Aufsicht des Bischofs seiner Heimatstadt erzogen und ging 1520 zum Studium nach Rom. Dort kam er in Kontakt mit reformatorischen Ideen. Als Kaiser Karl V. 1527 die Stadt eroberte, war für die Vertreter der neuen Lehren kein Bleiben mehr, Aonio wanderte als Lehrer durch Norditalien, hielt sich mehrfach bei der reichen und bedeutenden Familie von Antonio Bellanti in deren Palazzo in Siena auf und unterrichtete deren Kinder als Hauslehrer, bis er 1537 in Colle di Val d'Elsa bei Siena für sich und seine Familie ein Haus kaufte und als Privatlehrer arbeitete.

Aonio Palearios Haus in Colle di Val d'Elsa mit Inschrift, die an den einstigen Bewohner erinnert
Aonio Palearios Haus in Colle di Val d'Elsa mit Inschrift, die an den einstigen Bewohner erinnert

Als 1542 die päpstliche Bulle die Eliminierung aller protestantischen Regungen anordnete, wurde Aonio von der Inquisition nach Rom vorgeladen,vor allem wegen seiner Lehre vom Fegefeuer. Einflussreiche Humanisten im Kirchendienst konnten seine Verurteilung verhindern, er wurde nach einer Verwarnung wieder frei gelassen. In Briefwechseln mit Martin Luther, Philipp Melanchthon, Martin Bucer und Johannes Calvin warb er für die Einberufung eines allgemeinen Konzils.

1546 wurde er Professor für Literatur am Liceo Classico Machiavelli in Lucca, 1555 erhielt er endlich eine Berufung als Hochschullehrer für griechische und lateinische Literatur bei den Kanonikern an der Kirche Santa Maria alla Scala - an der Stelle der heutigen berühmten Oper - Mailand. 1556 musste er wieder vor der Inquisition erscheinen, wurde aber wiederum für unschuldig erkannt. In jener Zeit erarbeitet er eine Denkschrift für das von den Reformatoren erhoffte allgemeine Konzil der katholischen Kirche; diese schickte er nach Basel und Augsburg, weil er hoffte, die oberdeutsche Reformation könne auch in Italien heimisch werden. 1606 wurde diese Schrift, Actio in pontifices romanos, in Leipzig erstmals gedruckt.

Gedenkstein, 2004, im Straßenpflaster am Dom in Veroli
Gedenkstein, 2004, im Straßenpflaster am Dom in Veroli

1567, nach dem Amtsantritt von Papst Pius V., griff die Inquisition noch härter durch. Aonio wurde wieder festgenommen; vorgeworfen wurde ihm vom Mailänder Inquisitor Fra Angelo von Cremona das Leugnen des Fegefeuers, die Geringschätzung des Mönchswesens und die Verbreitung der reformatorischen Rechtfertigungslehre. 1568 wurde der Prozess auf Weisung von Papst Pius V. in Rom weitergeführt; nach insgesamt dreijähriger Haft wurde Aonio erhängt und sein Leichnam verbrannt.

Umstritten ist, ob Aonio den reformatorischen Lehren vor seiner Hinrichtung abgeschworen hat.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 05.04.2024

Quellen:

• Erich Wenneker. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. VI, Herzberg 1993
• https://it.wikipedia.org/wiki/Aonio_Paleario - abgerufen am 20.09.2022
• https://catalogo.beniculturali.it/detail/ArchitecturalOrLandscapeHeritage/0900403683A - abgerufen am 19.10.2022

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.