Martin Bucer
eigentlich: Butzer
Gedenktag evangelisch: 28. Februar
Name bedeutet: dem (römischen) Kriegsgott Mars geweiht (latein.)
Martin Bucer war das - wahrscheinlich einzige - Kind des Küblerehepaares Claus und Eva Butzer. Er wurde im
Kloster der
Dominikaner in seiner Heimatstadt ausgebildet, 1517 kam er zum Studium ins
Ordenshaus - an der Stelle des heutigen
Psychologischen Institus - nach Heidelberg, wo er bei der Disputation im
Domus Scholarum
1518
Martin Luther begegnete und ein Anhänger seiner Theologie wurde. Anfang 1521 flüchtete
er vom Dominikanerorden und fand zunächst Zuflucht auf der Burg des Reichsritters Franz von Sickingen. 1522 - also schon
zwei Jahre vor der Skandalhochzeit Luthers mit Katharina von Bora -
heiratete er die ehemalige Nonne Elisabeth Silbereisen. Bucer bekleidet dann eine Pfarrstelle in
Landstuhl 1
und wirkte von November 1522 bis April 1523 auf Einladung des Ortspfarrers reformatorisch im elsässischen Weißenburg /
Wissembourg an der Kirche St-Jean; beide mussten
dann die Stadt verlassen, weil der Bischof von Speyer
der Stadt drohte. 1523 wurde Bucer von der katholischen Kirche exkommuniziert und für vogelfrei erklärt, er fand Zuflucht
in Straßburg.
Hier war Bucer ab 1524 in einer Vorstadt seelsorgerlich tätig als Pfarrer an der
Aurelia-Kirche, der Gemeinde der Gemüsegärtner,
ab 1529 war er Pfarrer an der Thomaskirche, die
zur Kathedrale des Protestantismus
im Elsass wurde. Bucer wurde zum Führer der Reformation in Südwestdeutschland,
maßgeblich beteiligt an der Reformation in den Reichsstädten
Ulm im Jahr 1530,
Memmingen und
Biberach an der Riß im Jahr 1531 und
Augsburg in den Jahren 1534 - 1537 und verfasste
verschiedene Kirchenordnungen. 1533 wurde Bucer Präses des Straßburger Kirchenkonvents, 1541 - nachdem seine Frau an der
Pest gestorben war - Superintendent der Straßburger Kirche und Mitglied des Thomaskapitels, 1544 Dekan des Thomaskapitels.
Bucer versuchte auch im Streit der Reformatoren um die Frage des Abendmahls zu vermitteln:
Huldreich Zwingli vertrat die Auffassung, dass das Abendmahl nur eine
Symbolhandlung ist, Luther hielt an einer der katholischen Lehre näherliegenden Auffassung
fest, dass nämlich Christus in den Elementen von Brot und Wein real anwesend sei und sich den Gläubigen schenke. Auf vielen
Reisen bemühte Bucer sich, die Parteien zu einer einheitlichen Formulierung zu bewegen. Nach gescheiterten Verhandlungen
bei dem 1530 im Rathaus in Augsburg abgehaltenen
Reichstag verfasste er sein eigenes Bekenntnis, die Confessio Tetrapolitana
, das Glaubensbekenntnis der vier
Städte
Straßburg,
Memmingen,
Lindau und
Konstanz.
Nach Zwinglis Tod 1531 war Bucer Führer der oberdeutschen und schweizerischen Reformation; schon 1530 hatte er den auf
der Veste in Coburg weilenden Luther besucht, um
mit ihm eine Vereinigung der lutherischen und der oberdeutschen Reformation zu besprechen. Bucers großer Erfolg war dann
die Mitarbeit an der Wittenberger Konkordie von
1536: die oberdeutschen Reformatoren unter Bucer schlossen sich in der Abendmahlsfrage der lutherischen Sicht an, damit
führte er den von Zwingli beeinflussten südwestdeutschen Raum wieder
an das Luthertum heran. Seine Losung war: Auf dass sie alle eins seien
, so kämpfte er für die Einheit der Reformation
und gegen die Spaltung in Reformierte und Lutheraner.
Über das Elsass und Deutschland hinaus pflegte Bucer Verbindungen nach Italien,
Böhmen, Dänemark, Schweden, Polen und bis
nach Palästina und förderte die Reformation in Frankreich und England. Bucer war Vermittler zwischen den Konfessionen und
Nationen, Vorkämpfer dessen, was wir heute unter Ökumene
verstehen. Von herausragender Bedeutung ist Bucers
Theologie für das Verhältnis von Kirche und Staat: Er versuchte einerseits, die Freiheit der evangelischen Kirche von der
Obrigkeit zu wahren bis hin zu freikirchlichen Ansätzen - darauf beruht auch seine Wirkung auf den
Pietismus im 17. und 18. Jahrhundert. Anderseits betonte er nachdrücklich die
Bedeutung christlicher Tradition für die Gesamtgesellschaft.
1538 rief Landgraf Philipp von Hessen Bucer nach Hessen, er sollte
dort die Täuferbewegung eindämmen, was ihm durch Einführung der Ziegenhainer Zucht- und Ältestenordnung
gelang;
diese Gemeindeordnung sah u. a. die Einführung der Konfirmation vor. 1542 bemühte er sich auf Bitten von Erzbischof
Hermann von Wied um die Reformation des Erzbistums
Köln, die aber scheiterte. Nach dem Tod seiner
Frau 1541, die ebenso wie vier der fünf Kinder an der Pest starb, heiratete Bucer die Witwe von
Wolfgang Capito, die ihm noch einmal zwei Kinder schenkte. 1549 musste
er auf Druck des katholischen Kaisers Straßburg
verlassen, weil er das Augsburger Interim ablehnte. Er
folgte der Einladung von Erzbischof Thomas Cranmer von Canterbury, ging nach
Cambridge, wo er einen Lehrstuhl erhielt, großen
Einfluss auf die Theologie der noch jungen Anglikanischen Kirche und
die Erstellung des Common Book of Prayer
nahm und in seinem Werk De Regno
Christi
, Von der Regierung Christi
, 1551 die Grundlage für das
englische Staatskirchentum erarbeitete. Schon kurz darauf starb Bucer und wurde mit allen Ehren beigesetzt.
Luthers Urteil über den um Vermittlung bemühten Bucer war streng: er nannte ihn ein
Plappermaul
. Während der - vorübergehenden - Rekatholisierung in England unter Königin Maria wurde Bucer 1557
posthum zum Ketzer erklärt, seine Gebeine wurden zusammen mit seinen Schriften in
Cambridge öffentlich verbrannt. 1560 wurde er
durch Königin Elisabeth rehabilitiert.
Bucer war Herausgeber eines Gesangbuchs, das von Hans Baldung Grien bebildert wurde. Erhalten sind viele seiner Schriften und 2700 Briefe; sein Werk wird seit 1952 wieder herausgegeben.
1 ▲ Die heutigen Kirchen
in Landstuhl stammen aus der Neuzeit. Erhalten ist der Chor der ehemaligen mittelalterlichen Kirche St. Andreas, heute
Alte Kapelle
genannt. Am Rand der Altstadt
von Landstuhl ist ein Platz nach Martin Bucer
benannt.
Die Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG³)
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die
Thomaskirche in Straßburg ist täglich von 10 Uhr
bis 18 Uhr zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt ist frei. (2016)
Die Veste in Coburg ist täglich von 9.30 Uhr
bis 17 Uhr zur Besichtigung geöffnet. (2021)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 01.04.2021
Quellen:
•
• Daniela Ziegler: Streiter für die Einigkeit der Christen. In: Deutsches Pfarrerblatt 10/2007
• Paroisse protestante St Jean: The protestant Church of St Jean of Wissembourg, Wissembourg o. J.
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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