Argula von Grumbach
Geburtsname: von Stauff
Gedenktag evangelisch: 23. Juni
Name bedeutet: ?
Argula, Tochter des Reichsfreiherrn Bernhardin von Stauff, des Hauptmannes von Landshut, und der Katharina von Törring zu Seefeld, beide aus altbayrischem, aber inzwischen verarmtem Adel, bekam schon 1502 von ihrem Vater eine Bibel in deutscher Sprache geschenkt. 1509 verlor sie durch die Pest innerhalb von fünf Tagen beide Eltern, kam dann an den Hof der Herzöge von Bayern und heiratete 1514 den Ritter Friedrich von Grumbach - dem heutigen Burggrumbach. Argula, eine Schülerin von Georg Spalatin, las die Schriften von Martin Luther und stand mit ihm im Briefwechsel.
1523 kam es an der Hohen Schule
-
der Universität - in Ingolstadt zu einem Aufsehen erregenden Prozess gegen einen jungen Magister namens Arsacius Seehofer,
der als Anhänger Luthers für die neue Glaubensbewegung unter den
Studenten geworben hatte, aber nun durch Gewaltandrohung zum öffentlichen Widerruf gezwungen wurde. Argula schrieb
einen Brief an den Rektor und an die gesamte Universität, worin sie sich beschwerte, dass man den jungen Magister durch
Drohungen zum Widerruf gezwungen habe: Ich finde an keinem Ort der Bibel, dass
Christus noch seine Apostel oder Propheten jemanden eingekerkert,
gebrannt noch gemordet haben oder das Land verboten.
Sie forderte die Professoren auf, in Gegenwart unserer drei
Fürsten und der ganzen Gemeinde
sich mit ihr theologisch auseinanderzusetzen, und zwar in Deutsch und auf der
Grundlage der Heiligen Schrift.
Ich finde einen Spruch Matthäus am 10., also lautend:Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater.Und Lukas am 9.:Wer sich mein schämt und meiner Worte, des werde ich mich auch schämen, wenn ich komme in meiner Herrlichkeit.Solche Worte, von Gott selbst geredet, sind mir allezeit vor meinen Augen; denn es werden weder Frauen noch Männer darin ausgeschlossen. Aus diesem werde ich als ein Christ gedrungen, Euch zu schreiben. Denn Ezechiel 33 heißt es:Siehst du sündigen deinen Bruder, so straf ihn, oder ich will sein Blut fordern von deinen Händen.
Ach Gott, wie werdet Ihr bestehen mit Eurer Hohen Schule, dass Ihr so töricht und gewalttätig handelt wider das Wort Gottes und mit Gewalt zwingt, das heilige Evangelium in der Hand zu halten und dasselbige dazu zu verleugnen, wie Ihr denn mit Arsacius Seehofer getan habt und ihn mit Gefängnis und Drohung des Feuers dazu gezwungen habt, Christum und sein Wort zu verleugnen. Hat Euch das Christus gelehrt oder seine Apostel, Propheten und Evangelisten? Zeigt mir, wo es steht, Ihr hohen Meister, ich finde es an keinem Ort der Bibel, dass Christus noch seine Apostel oder Propheten jemanden eingekerkert, gebrannt noch gemordet haben oder das Land verboten.
Man weiß wohl, wie weit man der Obrigkeit gehorsam sein soll. Aber über das Wort Gottes haben sie nicht zu gebieten, weder Papst, Kaiser noch Fürsten, wie es Apostelgeschichte 4 und 5 heißt. Ich bekenne aber bei Gott und meiner Seelen Seligkeit, wo ich Luthers und Melanchthons Schriften verleugnete, dass ich Gott und sein Wort verleugnete, davor Gott ewig sei. Amen.
Im Spätsommer 1523 schrieb Argula dem Herzog von Bayern, den sie aus ihrer Zeit am Hof - heute
Alter Hof
- in München persönlich
kannte, einen Brief, in dem sie ihm die Vorgänge in
Ingolstadt schilderte und erklärte, ein
Christ müsse der Obrigkeit gehorchen, diese aber die ihr von der Heiligen Schrift gesetzten Grenzen achten; im Konflikt
zwischen Gehorsam gegenüber der Obrigkeit oder Gott, habe der Christ eher Leib und Leben zu riskieren, als das Wort
Gottes zu verleugnen. Der Herzog antwortete ebenfalls nicht, entließ aber umgehend Argulas Mann aus seiner gut dotierten
Stelllung als Statthalter in Dietfurt an der
Altmühl, weil er seine Frau nicht gehindert habe, solche Briefe zu schreiben. Ohne ihr Zutun erschienen beide Briefe
im Druck, Argula wurde so die erste weibliche Autorin im Protestantismus.
Argula erhielt nie eine Antwort auf ihre Eingaben. Deshalb schrieb sie an den Bürgermeister und die Ratsherren von
Ingolstadt, um sie, die heimliche Jünger
des Herrn sind und vor Furcht wie
Nikodemus Christus nicht zu bekennen wagen
, zum Bekenntnis zu ermahnen.
Wenn ich allein sterbe, so werden doch hundert Frauen wider sie schreiben. Denn ihrer sind viele, die belesener und
geschickter sind als ich.
Dann schrieb sie auch an Kurfürst Friedrich
„den Weisen”. Die katholischen Verwandten aber rieten ihrem Mann, Argula einzumauern. Sie musste die Zerrüttung ihrer
Ehe und die finanzielle Not ihrer Familie mit ihren drei Söhnen und einer Tochter erleben. Im Spätherbst 1523 reiste sie
zur Versammlung der Reichsstände nach Nürnberg,
um die Fürsten zugunsten der Reformation zu beeinflussen. Aber sie wurde enttäuscht: Wenn man so viel Fleiß auf Gottes
Wort legen würde wie auf Essen, Trinken, Bankett halten, Spielen, Plaudern und Anderem würde es bald besser … Ich habe
es selbst zu Nürnberg gesehen, ein solch kindisches Wesen der Fürsten, das mir zeit meines Lebens vor Augen sein wird.
Unerschrocken setzte sich Argula auch sonst für die freie Verkündigung des Evangeliums ein, sie verfasste weitere
Flugschriften und - auch als Argula, Gräfin Schlick
und eine geborene von Stauff
- Schriften zur Verteidigung
der lutherischen Lehre; ihre acht Flugschriften erschienen in den Jahren 1523/1524 in 30 Ausgaben und dürften damit mehr
als 30.000 Leser und Leserinnen erreicht haben.
Liebe Brüder, seid eingedenk, dass Euch Gott zu Hütern und Aufsehern gesetzt hat, nehmet wahr der Seelen in Eurem Gebiet, nicht mit Gold oder Silber erkauft, sondern mit einem teuren Wert des rosenfarbenen Bluts des Herrn Christus. Es ist Zeit, aufzustehen vom Schlaf; denn unser Heil ist näher, denn da wir gläubig wurden. Lasst uns ritterlich wider die Feinde Gottes kämpfen; er wird sie erschlagen mit dem Hauch seines Mundes. Das Wort Gottes muß unsere Waffe sein - nicht mit Waffen dreinzuschlagen, sondern den Nächsten zu lieben und Frieden untereinander zu haben. Das ist die Ursach, dass ich hab gewagt, Euer Lieben zu schreiben und zu ermahnen. Es ist Zeit, dass die Steine bei uns schreien.
In einem Brief an einen Vetter ihrer Mutter, Adam von Törring, den Statthalter der jungen Pfalzgrafen Ottheinrich und Philipp in Neuburg an der Donau:
Man heißt mich lutherisch, ich bin es aber nicht, ich bin im Namen Christi getauft, den bekenn ich und nicht Luther. Aber ich bekenn, dass ihn Martinus auch als ein getreuer Christ bekennt. Gott helfe, dass wir solches nimmermehr verleugnen, weder durch Schmach, Schande, Kerker, Peinigung, auch durch den Tod. Das helf und verleihe Gott allen Christen. Amen.
Nach der Absetzung ihres Mannes behielt Arhula ihre Zuversicht: Meine vier Kindlein wird Gott wohl versorgen und
sie speisen mit den Vögeln in der Luft, auch bekleiden mit den Blümlein des Feldes. Er hat's gesagt, er kann nicht lügen.
Ihr Mann überließ nun ihr allein die Verwaltung des verschuldeten Besitzes.
1530 1 starb ihr Mann, Argula musste Bayern verlassen und
ging nach Franken. 1530 traf sie mit dem auf der Veste
in Coburg ausharrenden Martin Luther zusammen, mit dem sie schon zuvor
in Briefwechsel stand. Sie ist ein besonderes Werkzeug Christi
,
hatte der geurteilt - und sie dennoch in ihren Auseinandersetzungen nie unterstützt. 1533 heiratete Argula den
protestantischen Grafen Schlick von Passaun - dem heutigen
Bassano del Grappa in Venetien -, schon 1534
wurde sie erneut Witwe; auch drei ihrer Kinder musste sie in den Folgejahren beerdigen, darunter einen Sohn, der 1543 von
Katholliken erstochen wurde. Öffentlich äußerte sie sich nun nicht mehr.
Argula starb - nach dem Bericht des bayerische Geschichtsschreiber Wiguläus Hundt - wohl 1554. Manchmal wird berichtet,
dass sie 1563 in Straubing verhaftet wurde, weil
sie Menschen vom rechten katholischen Glauben abgehalten habe; die Arrestierte war aber tatsächlich ihre Schwägerin Anna
von Stauff, die in den Archivalien meistens als alte Staufferin
bezeichnet wurde, und die vermutlich 1568 starb.
1 ▲ Auf seinem Epitaph in der Kirche in Lenting steht zwar 1529, aber aus der erhaltenen Korrespondenz geht eindeutig hervor, dass er 1530 noch am Leben war.
In ihrem Buch (Link mit Vergütung) 40 Frauenschicksale aus dem 15. und 16. Jahrhundert schildert Maike Vogt-Lüerssen höchst lesenswert das Schicksal von Argula von Grumbach - auch online zu lesen.
Die Veste in Coburg ist täglich von 9.30 Uhr bis 17 Uhr zur Besichtigung geöffnet. (2021)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 01.04.2021
Quellen:
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. II, Hamm 1990
• Sonja Domröse: Lasst sie toben und wüten. zeitzeichen 11/2009
• Elisabeth Spitzenberger, E-Mail vom 23. Juni
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.