Ökumenisches Heiligenlexikon

Benno von Meißen

1 Gedenktag katholisch: 16. Juni
Hochfest in der Stadt München
gebotener Gedenktag in den Erzbistümern Berlin und München-Freising sowie im Bistum Dresden-Meißen
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
Tag der Heiligsprechung: 31. Mai

Name bedeutet: der Bärenstarke (althochdt.)
oder:
der Gesegnete (latein.)

Bischof von Meißen, Glaubensbote bei den Wenden
* um 1010 nahe Hildesheim (?) in Niedersachsen
16. Juni 1106 (?) in Meißen in Sachsen


Benno stammte vermutlich aus einer sächsischen Grafenfamilie. Er wurde von Bischof Bernward in der Schule am Dom in Hildesheim erzogen. 1031 wurde er Mönch, 1040 zum Priester geweiht und 1042 Abt des Klosters an der Kirche St. Michaelis in Hildesheim.

Sedilie in der erhaltenen Vorhalle des 1050 geweihten, 1819 abgebrochenen Domes in Goslar
Sedilie in der erhaltenen Vorhalle des 1050 geweihten, 1819 abgebrochenen Domes in Goslar

Schon nach drei Monaten wurde Benno HofkaplanEin Kaplan (von lateinisch capellanus, „der einer Hofkapelle zugeordnete Kleriker”) ist im deutschen Sprachraum ein römisch-katholischer Priester in den ersten Jahren nach seiner Weihe, der in der Regel noch einem erfahrenen Pfarrer unterstellt ist. In manchen Bistümern wird er Vikar genannt - dies ist die Bezeichnung des kanonischen Kirchenrechts von 1983 - in anderen Kooperator. bei König Heinrich III. an der Pfalz sowie Kanoniker des Stifts St. Simon und Judas am damaligen Dom an der Kaiserpfalz in Goslar. 1066 wurde er Bischof von Meißen. In seiner Zeit wurde 1073 die viertürmige romanische Basilika fertiggestellt, die an der Stelle einer 968 errichteten Kapelle erbaut wurde und der Vorgängerbau des heutigen, ab 1260 gebauten Domes war.

Weil Bischof Benno sich nicht an den militärischen Maßnahmen von König Heinrich IV. gegen den Sachsenaufstand beteiligte, wurde er im September 1075 von Heinrich IV. unter der Beschuldigung des Hochverrats gefangen gesetzt. 1077 war er wieder frei, doch er beteiligte sich mit den Gegnern Heinrichs an der Wahl des Gegenkönigs Rudolf von Schwaben und stellte sich im Investiturstreit weiter auf die Seite von Papst Gregor VII.. Nachdem Heinrich IV. 1084 Papst Gregor aus Rom vertrieben hatte und sich zum Kaiser hatte krönen lassen, ließ er im April 1085 Benno von der Mainzer SynodeSynode (altgriech. für „Zusammenkunft”) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden „Konzil” und „Synode” synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. exkommunizieren und als Bischof von Meißen absetzen.

Matthäus Günther: der bayerische Kurfürst und die Stände huldigen Landespatron Benno, um 1750, Deckenfresko in der in der Stiftskirche in Rottenbuch  bei Schongau
Matthäus Günther: der bayerische Kurfürst und die Stände huldigen Landespatron Benno, um 1750, Deckenfresko in der in der Stiftskirche in Rottenbuch bei Schongau

Zeitweilig schlug sich Benno nun auf die Seite des vom Kaiser eingesetzten Gegenpapstes Clemens III., den er in Rom besuchte, und wurde auf dessen Empfehlung hin wieder in Meißen eingesetzt, 1088 jedenfalls war er wieder unangefochten im Amt in Meißen und vermittelte erfolgreich zwischen dem Kaiser und den oppositionellen sächsischen Bischöfen. Aber 1097 schloss sich Benno wieder der römischen Seite an und anerkannte Urban II., der die Politik von Gregor VII. im Kampf mit dem Kaiser fortführte, als rechtmäßigen Papst.

Benno war ein unkriegerischer Mann, beim Aufstand der Sachsen und nach 1085 suchte er diplomatische Lösungen. Bei seinen Beziehungen zu Heinrich IV. und dessen Verbündeten Vratislav II. musste er bedenken, dass die Oberlausitz mit dem größten Teil der Besitzungen des Bistums unter böhmischer Herrschaft standen. Die Überlieferung, dass er sich auch besonders der Bekehrung der Slawen an Elbe und Ostsee widmete, brachte ihm den Beinamen Apostel der WendenDie Wenden sind die Westslawen, die vom 7. Jahrhundert an große Teile Nord- und Ostdeutschlands bewohnten. Höhepunkt ihrer Geschichte war die Staatsbildung der Abodriten im heutigen Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg im 11. Jahrhundert. Sie kämpften gegen Dänen und Deutsche um die Vorherrschaft im südlichen Ostseeraum. Durch die fränkische Kolonisation des Ostens ab dem 11. Jahrhundert verloren sie ihre Herrschaft und es kam zur Verschmelzung mit den zugewanderten deutschen Siedlern. ein; diese Tradition entstand zur Unterstützung der Bemühungen um seine Heiligsprechung um das Jahr 1500 und ist historisch nicht belegt.

Hochgrab für Benno im Dom in Meißen, um 1270, in der Reformation zerstört
Hochgrab für Benno im Dom in Meißen, um 1270, in der Reformation zerstört

Als Benno 1085 von Heinrich IV. abgesetzt wurde, soll er bei seinem Fortgang aus Meißen die Kirchenschlüssel in die Elbe geworfen haben, damit der Kaiser die Kirche nicht betreten könne. Als er den Bischofsstuhl wieder in Besitz nehmen konnte, brachte ihm der Überlieferung nach ein Fischer einen Fisch, an dessen Flossen die Schlüssel hingen. Dieser Elbe-Episode verdankt Benno wohl sein Patronat gegen Überschwemmung, aber für ausreichend Regen. Mit seinem Krummstab habe Benno eine Quelle entspringen lassen. Markgraf Heinrich I. von Eilenburg, der ihn beleidigt hatte, soll tatsächlich entsprechend Bennos Prophezeiung nach einem Jahr tot umgefallen sein.

Dom in Meißen
Dom in Meißen

Die Verehrung von Bennos Grab im Dom in Meißen ist seit 1285 bezeugt. Dort sollen sich viele Wunder ereignet haben, so wurde 1270 die leblose 5-jährige Kunigunde, Tochter des Ehepaares Preuß, wieder zum Leben erweckt. Bennos Gebeine wurden 1524 erhoben; Martin Luther verfasste aus diesem Anlass seine Schrift Wider den neuen Abgott und alten Teufel, der zu Meißen soll erhoben werden. 1539 wurde die Reformation in Sachsen eingeführt, Bennos Grab wurde aufgebrochen, seine Gebeine sollten in die Elbe geworfen werden; doch man hatte sie angeblich bereits vorher aus dem Sarg entfernt. An der Stelle des einstigen Hochgrabes liegt heute eine schlichte Steinplatte im Boden.

Mit einem Echtheitszertifikat versehen wurden Bennos Gebeine 1576 nach Bayern übertragen und 1580 in der Liebfrauenkirche - dem heutigen Dom - in München beigesetzt. Knochenfragmente wurden 2019 dem Bistum Dresden-Meißen zurückgegeben. Im Münchner Stadtteil Maxvorstadt wurde Benno die 1888 bis 1895 erbaute Kirche St. Benno geweiht.

İskender Yediler: Skulptur „Fisch mit Schlüssel”, 2005, vor der Kirche St. Benno in München
İskender Yediler: Skulptur „Fisch mit Schlüssel”, 2005, vor der Kirche St. Benno in München

In München wird der Benno-Tag bis heute festlich begangen: Vertreter von Kirche und öffentlichem Leben treffen sich zum Hochamt mit anschließendem Empfang. Der St.-Benno-Verlag in Leipzig trägt heute seinen Namen, ebenso eine Buchhandlung und das 1991 eröffnete Gymnasium in Dresden, auch eine Weinsorte ist nach ihm benannt.

Kanonisation: Bennos Heiligsprechung erfolgte am 31. Mai 1523 durch Papst Hadrian VI.
Attribute: Fisch mit Kirchenschlüssel
Patron von Altbayern, München, Berlin und Görlitz; der Fischer und Tuchmacher; für Regen; gegen Unwetter, Trockenheit und Pest; des Bistums Dresden-Meißen
Bauernregel: Wer auf St. Benno baut, / kriegt viel Flachs und Kraut.

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Der Dom in Hildesheim ist täglich von 10 Uhr bis 17.30 Uhr geöffnet - samstags nur bis 16 Uhr. (2024)
Die Kirche St. Michaelis in Hildesheim ist täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr - von November bis März nir bis 16 Uhr geöffnet. (2024)
Der Dom in Meißen ist täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr - von November bis März nur bis 16 Uhr - geöffnet, der Eintritt beträgt 6 €. (2023)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 09.10.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Erhard Gorys: Lexikon der Heiligen. dtv, München 1997
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.erzbistum-muenchen.de/emf072/emf007155.asp nicht mehr erreichbar
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• https://de.wikipedia.org/wiki/Benno_von_Mei%C3%9Fen - abgerufen am 20.07.2023
• http://www.kirche-chemnitz.de/geschichte.php?show=0&beitrag=201 nicht mehr erreichbar
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I, Hamm 1990
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994
• https://muenchen.im-bild.org/fotos/skulpturen-plastiken/fisch-und-schluessel - abgerufen am 20.07.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.