Diadochus von Photike
Gedenktag orthodox: 29. März
Name bedeutet: der Nachfolger (griech.)
Diadochus war Bischof von Photike - den heutigen Ruinen bei Paramythia. 451 nahm er am Konzil von Chalkedon teil und unterstützte den Kampf gegen den Monophysitismus. 457 war er Mitunterzeichner eines Briefes der Bischöfe von Epirus an den byzantinischen Kaiser Leo I. Während eines Einfalls der Vandalen wurde er offenbar zwischen 467 und 474 zusammen mit anderen wichtigen Personen aus Epirus gefangen genommen, nach Karthago - den heutigen Vorort von Tunis - verschleppt und nach einiger Zeit freigelassen. Sein genaues Todesdatum und der Todesort sind unbekannt.
Die von Diadochos erhalten Schriften mit asketischen Lehren sind in hohem Maße beeinflusst von den Wüstenvätern
Euagrios Pontikos sowie
Makarius dem Ägypter und deren Vorstellungen von
Stille, spiritueller Erfahrung und dem Kampf gegen Dämonen. Diadochos' bekanntestes Werk Über spirituelles Wissen
und Diskriminierung
, bekannt auch als Einhundert Kapitel
, wurde geschrieben für Mönche als Reaktion auf Lehren
einer ketzerischen Sekte in Mesopotamien. Zugeschrieben
werden ihm auch Predigten über die Himmelfahrt Christi und ein Dialog
mit Johannes dem Vorläufer. Obwohl er in den
SynaxarienSynaxarion, griechisch von Versammlung
, bezeichnet in den Ostkirchen ein liturgisches Buch. Es verzeichnet die gottesdienstlichen Feiern im Verlauf des Kirchenjahres: die Angaben zu den Bibeltexten, zur Gottesdienstordnung und den Heiligen, deren Feiern begangen werden sollen. Damit entspricht es in etwa dem Martyrologium der römisch katholischen Kirche.
nicht offiziell als Heiliger anerkannt ist, wird er in einigen alten Manuskripten als solcher geehrt.
Die 167 v. Chr. gegründete Siedlung Photike war Sitz des Königs von Epirus; sie wurde unter Kaiser Justinian I. „dem Großen” Mitte des 6. Jahrhunderts aufgegeben und unweit als nach Donatus von Euroea benannte Festung Agios Donatos - dort steht heute die Anastasios von Paramythia geweihte Kirche - neu errichtet. 1796 wurden die Ruinen von Photike ausgegraben, 21 Bronzeskulpturen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. kamen von dort in Museen nach London, Russland und Ístanbul; heute ist das Gelände wieder zugewachsen und wird teilweise landwirtschaftlich genutzt.
Diadochos' Werk (Link mit Vergütung)
Gespür für Gott: Hundert Kapitel über
die christliche Vollkommenheit wurde 1982 in der Reihe Christliche Meister
von Karl Suso Frank übersetzt und
herausgegeben; 2015 erfolgte die 2. Auflage.
Worte des Heiligen
Diadochus verfasste geistliche Gedanken über die christliche Vollkommenheit:
Ganz wenigen Menschen ist es gegeben, alle ihre Verfehlungen genau zu erkennen. Es ist dies bei jenen der Fall,
deren Geist sich niemals vom Gedenken Gottes losreißen lässt. Sind nämlich unsere leiblichen Augen gesund, vermögen sie
alles zu sehen, sogar bis hin zu den Mücken oder Schnaken, die durch die Luft fliegen. Wenn sie aber von Schmutz oder
Flüssigkeit bedeckt werden und ihnen etwas Großes begegnet, sehen sie es undeutlich. Die kleinen Dinge aber nehmen sie gar
nicht wahr.
So verhält es sich auch mit der Seele. Wenn sie die Blindheit, welche ihr durch ihre Liebe zur Welt zuteil wird, durch
die Aufmerksamkeit schwächt, dann hält sie auch ihre sehr kleinen Vergehen für überaus groß und vergießt unter großer
Dankbarkeit unaufhörlich Tränen über Tränen. Die Gerechten
, heißt es ja, werden deinen Namen preisen.
Wenn
sie aber in der Verfassung der Welt verharrt und etwas Grausames oder etwas getan haben sollte, was schwere Strafe verdient,
nimmt sie es nur schwach wahr. Von ihren anderen Vergehen aber kann sie sich an keines erinnern, sondern hält sie oft sogar
für gute Taten. Darum schämt sich die elende Seele auch nicht, derentwegen leidenschaftlich große Worte zu machen.
Ferner schreibt Diadochus: Den Geist zu reinigen kommt allein dem Heiligen Geist zu. Wenn nämlich der Starke
nicht eindringt und dem Räuber die Waffen entreißt und ihn fesselt, wird seine Beute niemals befreit werden. Man muss also dem
Heiligen Geist stets, vor allem durch den Frieden der Seele, eine Ruhestätte bereiten, damit die Leuchte der Erkenntnis
stets bei uns scheine. Denn wenn sie unaufhörlich in den Kammern der Seele strahlt, werden nicht nur jene kleinen und dunklen
Einflüsterungen der Dämonen im Geist off enbar, sondern sie werden auch äußerst schwach, wenn sie von jenem heiligen und
herrlichen Licht an den Tag gebracht werden.
An einer anderen Stelle heißt es: Wer sich selbst gern hat, kann Gott nicht lieben. Doch wer sich um
des überströmenden Reichtums der Liebe Gottes selbst nicht gern hat, der liebt Gott. Gerade deshalb sucht ein solcher nie
seine eigene Ehre, sondern die Ehre Gottes. Denn wer sich selbst gern hat, sucht seine eigene Ehre; wer aber Gott gern hat,
liebt die Ehre dessen, der ihn erschaffen hat. Es ist nämlich einer empfindsamen und Gott liebenden Seele eigen, in allen
Geboten, die sie erfüllt, stets die Ehre Gottes zu suchen, doch sich an der Verdemütigung ihrer selbst zu erfreuen. Denn Gott
gebührt die Ehre aufgrund seiner Herrlichkeit, doch dem Menschen die Verdemütigung, damit wir durch sie zu Vertrauten Gottes
werden.
Über die Nächstenliebe schreibt Diadochus:
Wenn jemand beginnt, die Liebe Gottes reichlich zu erfahren, dann fängt er an, in der Erfahrung des Geistes auch den
Nächsten zu lieben. Denn dies ist die Liebe, von der alle heiligen Schriften sprechen. Die fleischliche Zuneigung nämlich
kommt sehr leicht zur Auflösung, nachdem ein geringfügiger Grund gefunden ist. Sie ist ja nicht mit der Erfahrung des
Geistes gebunden. Sollte sich aber bei der Seele, die von Gott bewegt wird, eine gewisse Erbitterung eingestellt haben, so
wird bei ihr das Band der Liebe nicht gelöst. Denn indem sie sich durch die Glut der Gottesliebe wieder neu belebt, ruft
sie sich so schnell wie möglich wieder zum Guten zurück und nimmt mit großer Freude die Liebe des Nächsten entgegen, selbst
wenn sie von ihm äußerst hochmütig behandelt und geschädigt wurde. Denn in der Süße Gottes verzehrt sie ganz und gar die
Bitternis des Streites.
Quelle: Diadochos von Photike: Philokalie, der heiligen Väter Nüchternheit, Bd.1, 2. Aufl. Würzburg 2007, S. 387 - 451
Zitate von Diadochus:
Wer Gott liebt, besitzt Glauben nach Gebühr und führt die Werke des Glaubens in frommer Weise aus. Wer
aber Glauben besitzt und nicht in der Liebe steht, besitzt auch den Glauben nicht, den er zu besitzen meint. Er glaubt ja
mit einer gewissen Leichtfertigkeit des Geistes, da er von dem Gewicht der Herrlichkeit der Liebe nicht zur Tat bewegt
wird. Der Glaube also, der durch die Liebe tätig ist, ist der überragende Inbegriff der Tugenden.
Die Kämpfer im geistlichen Leben müssen ihr Denken stets frei von jeder Zorneswallung bewahren. So kann der
Geist die Gedanken scheiden, welche an ihm vorbei auf das Denken zueilen, die guten und gottgesandten in den Vorratskammern
des Gedächtnisses aufbewahren und die verkehrten und dämonischen aus den Scheunen der Natur irgendwohin werfen. Denn wenn
das Meer windstill ist, lässt es sich von jenen, die nach Fischen jagen, bis hin zu jeder Bewegung durchschauen. … Wird es
aber von den Winden aufgewühlt, verbirgt es in der Finsternis der stürmischen Bewegung, was es während der Heiterkeit der
Windstille gerne sehen lässt.
Quelle: Diadochos von Photike: Philokalie, der heiligen Väter Nüchternheit, Bd.1, 2. Aufl. Würzburg 2007, S. 387 - 451
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 26.07.2020
Quellen:
• https://www.johnsanidopoulos.com/2016/03/life-and-works-of-saint-diadochos-of.html - abgerufen am 20.07.2023
• https://dimossouliou.gov.gr/building/archea-fotiki - abgerufen am 20.07.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.