Theodolinda
auch: Theodelinde, Theudelinde, Dietlinde
Gedenktag katholisch: 22. Januar
Name bedeutet: die im Volk Milde
oder die das Volk mit dem Lindenholzschild Schützende (althochdt.)
Theodolinda war das fünfte Kind des ersten namentlich bekannten bayerischen Herzogs, Garibald I., und dessen Frau Walderada, der Tochter des Langobardenkönigs Wacho, die zuerst mit dem König der Franken, Theudebald, verheiratet war. Theodolinda hatte drei Brüder: Grimoald I., Tassilo I. und Gunduald sowie eine namentlich nicht bekannte Schwester, die Evin, den ersten langobardischen Herzog von Trient verheiratet war. Theodolinda sollte nach den Plänen der Heiratspolitik ihres Vaters den katholischen Frankenkönig Childebert II. heiraten, was aber dessen Mutter Brunichild vereitelte. Wohl 588 griff Childebert die Langobarden an, wurde aber vom Heer des Langobardenkönigs Authari geschlagen; Authari suchte nun das Bündnis mit Bayern, das mit der Verlobung mit Theodelinde besiegelt wurde. Als dann Garibald I. 589 von Childebert bedroht wurde, schickte er seine Kinder Gundoald und Theodelinde nach Italien zu ihrem Schwager Evin von Trient; Authari ritt seiner Braut entgegen und auf dem Sardisfeld vor den Toren von Verona wurde unter dem Jubel der Bevölkerung 589 die Hochzeit gefeiert; Theodelindes Bruder Gunduald setzte Authari als Herzog von Asti ein.
Die Langobarden waren Anhänger des Arianismus, ihr Übertritt zum katholischen Glauben war Ziel nicht nur für Papst Gregor „den Großen”; dazu konnte nun Theodelinde dienen. Ihr Einfluss zeigte sich in der Gründung von Kirchen und Klöstern und der Unterstützung von Missionen. Bald nach ihrer Hochzeit veranlasste sie den Bau einer königlichen Sommerresidenz, die mit edlen Kunstschätzen ausgestattet wurde, und den Bau des Johannes dem Täufer geweihten Domes in Monza. Doch ihr Mann Authari verbot auch weiterhin die Taufe von Langobarden nach katholischem Ritus. 590 griffen die Franken wieder das Langobardenreich an, nun im Bündnis mit den Byzantinern, aber die Angriffe scheiterten; noch vor einem endgültigen Friedensschluss starb Authari im September 590 in seinem Palazzo Reale in Pavia; man nimmt an, dass er vergiftet wurde.
Als Witwe konnte Theodolinda das Reich nicht allein halten, sie lud noch 1590 einen Verwandten ihres verstorbenen
Mannes zu sich ein: Agilulf, den Herzog von Turin.
Beim ersten Zusammentreffen soll sie zu ihm, der ihr die Hand küssen wollte, gesagt haben: Der meinen Mund küssen darf,
braucht die Hand nicht küssen
. Anfang November 590 heirateten die beiden, im Mai 591 wurde Agilulf in
Mailand als König der Langobarden gekrönt.
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Agilulf hielt auch noch am Arianismus fest. Zudem nahm er die Eroberungspolitik
wieder auf und richtete seine Energie vor allem gegen Byzanz, was Theodolinda nicht verhindern konnte. Agilulf konnte aber
auch in Italien an Boden gewinnen: 593 stand er vor
Rom, wurde aber von Papst
Gregor I., der zunehmend die Rolle eines Stadtherren an Stelle des
Kaisers in Byzanz übernahm, zu einem Friedensvertrag bewogen; Dietlind übte dabei offenbar entscheidenden Einfluss auf
ihren Mann aus. Gregor wusste, dass Theodelinde zu jeglichem guten Werk schnelle bereit war
, wie
Paulus der Diakon schrieb.
Papst Gregor hatte schon früh erkannt, dass Theodelinde eine gute Verfechterin ihres Glauben war; als päpstlicher Vertrauensmann bei der Königin wirkte ein einflussreiche Berater, der Mönch Secundus, und der Mailänder Diakon Konstantius, der 593 Bischof von Mailand wurde. Die Machtverhältnisse in Italien waren zu jener Zeit zersplittert: In Ravenna vertrat ein Exarch und in Rom der Dux den byzantinischen Kaiser; die Päpste führten dagegen eine eigenständige, den Franken freundliche Politik. Die langobardischen Herzogtümer Friaul und Trient an den Grenzen des Reiches sowie Benevent und Spoleto im abgelegenen Süden neigten zu Unbotmäßigkeit. Papst Gregor begann mit Theodolinda zu korrespondieren. Seinen ersten Brief bekam sie jedoch nicht zu Gesicht, Konstantius schickte ihn an den Papst zurück, dieser überarbeitete ihn und schickte auch in Ampullen abgezapftes Öl aus den Lampen römischer Märtyrergräber, fläschchenweise Heilandsblut und vor allem das Gregoriuskreuz, ein Brustkreuz aus Gold mit Bergkristallfassung, das einen Reliquienbehälter für einen Splitter des Kreuzes Christi enthält und heute im Domschatz in Monza zu besichtigen ist sowie einen von den Nägeln, mit welchen Christus ans Kreuz geschlagen worden war; dazu widmete er ihr vier seiner Bücher.
Agilulf suchte unter Theodolindas Einfluss die Annäherung an den Papst; er gestattete einigen vor den Langobarden
geflohenen katholischen Bischöfen die Rückkehr und gab enteignete Kirchengüter zurück. Andererseits hielten sich die
Langobarden weiter an die schismatischen
Bischöfe, die infolge des Dreikapitelstreits
um den
Monophysitismus vom Papst abgefallen waren, und Agilulf versuchte, einen
dem Monophysitismus zugeneigten, vom Kaiser in Byzanz - dem heutigen
Ístanbul - unterstützten Mann als Bischof von
Mailand wählen zu lassen; Papst
Gregor erklärte, ein Schismatiker könne nicht den Stuhl von
Ambrosius einnehmen, und verhinderte dadurch, dass auch der
Nordwesten Italiens, wie der Nordosten unter dem Patriarchen von
Aquileia, dem Einfluss des Papstes entzogen
wurde.
Um 595 ließ Agilulf die aufständischen Herzöge von
Verona,
Bergamo und
Pavia umbringen; er duldete nun zunehmend die
missionarischen Bemühungen seiner Frau und ihrer Berater, was die allmähliche Konversion der Langobarden vorbereitete.
Den vor den Franken fliehenden Kolumban konnte Theodolinda
unterstützen, indem sie für ihn das später berühmt gewordene Kloster
Bobbio stiftete, das zum Zentrum des Wirkens
gegen Arianismus und Heidentum wurde. 603 konnte ihr einjähriger Sohn Adaloald
auf Drängen Theodolindas von Secundus von Trient - wie schon zuvor
die Tochter Gundiperga - katholisch getauft werden; er wurde 604 durch öffentliche Akklamation im Circus von Mailand
zum Mitherrscher erhoben und mit einer Tochter von Frankenkönigs Theudebert II. verlobt.
Paulus der Diakon urteilte: Durch diese Königin gewann die Kirche
des Herrn viele Vorteile.
Agilulf starb 615 nach 25 Regierungsjahren als erster Langobardenkönig eines natürlichen Todes. Für den noch unmündigen Adaloald führte Theodelinde die Regentschaft bis zu dessen Volljährigkeit. Wohl wegen der nun der katholischen Kirche und dem byzantinischen Kaiser gegenüber freundlichen Politik, aber wohl auch wegen der sich ab 624 zeigenden Anzeichen einer Geisteskrankheit Adaloald, bildete sich eine Opposition lombardischer Fürsten; sie erhoben 626 seinen Schwager Arioald, den Herzog von Turin, zum König und Adaloald wurde gestürzt, möglicherweise vergiftet, er starb kurz danach. Ein oder zwei Jahre später starb auch Theodolinda eines natürlichen Todes.
Theodolinda wurde in ihrem Dom in Monza bestattet. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurden ihre Gebeine in die ihr geweihte Kapelle der heutigen Kathedrale übertragen.
Secundus von Trient verfasste ein - verlorenes - Geschichtswerk, in dem Theodolinda wohl sehr positiv dargestellt wurde und auf das sich wohl die Schilderungen bei Paulus dem Diakon stützten, der die Hauptquelle für Theodolinda darstellt. In der Walhalla bei Donaustauf nahe Regensburg befindet sich eine Gedenktafel für Theodolinda / Dietlinde.
1 ▲ Als Todestag wird auch der 28. Januar angegeben.
2 ▲ Der deutsche Jurist, Schriftsteller und Historiker Felix Dahn weist darauf hin, dass die Überlieferung der Hochzeit der beiden legendenhafte Züge trägt, lehnt aber die von Georg Waitz vertretene Meinung ab, dass Agilulf den Thron usurpiert und Theodelinde zur Heirat gezwungen habe.
Der
Dom in Monza ist täglich von 7.30 Uhr bis 12 Uhr
und von 15 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet. (2021)
Der Palazzo Madama in Turin mit seiner
Antikenausstellung ist täglich außer dienstags von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 10 €. (2022)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 04.02.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Johannes Hofmann. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. XVIII, Herzberg 2001
• Prof. Helmut Bouzek aus Wien, E-Mail vom 9. Januar 2012
• https://it.wikipedia.org/wiki/Teodolinda - abgerufen am 20.07.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.