Kolumban der Jüngere
auch: Columba, Columbanus
auch: von Luxeuil, von Bobbio
Gedenktag katholisch: 23. November
nicht gebotener Gedenktag
gebotener Gedenktag in Irland, im Bistum Feldkirch und im Bistum St. Gallen
Regionalkalender deutsches Sprachgebiet, Diözesankalender Chur
21. November
Gedenktag im Silvestrinerorden: 24. November
Übertragung bzw. Erhebung der Gebeine: 16. Mai
Übertragung der Gebeine in Bobbio: 31. August
Niederlegung der Gebeine in Tours: 19. Oktober
Gedenktag evangelisch: 23. November
Gedenktag orthodox: 21. November
Name bedeutet: die Taube (latein.)
Kolumban wurde im strengen Kloster auf der Insel Cleenish bei Enniskillen in Nordirland ausgebildet und trat dann - der Überlieferung nach gegen den Willen der Eltern - im Alter von knapp 20 Jahren ins Kloster Bangor ein. Hier wirkte er fast 30 Jahre lang als Lehrer; der für seine asketische Strenge bekannte Abt Comgall beeindruckte ihn. In Irland gründete er dann bedeutende Klöster wie Durrow und Kells.
Mit zwölf Gefährten zog Kolumban - nach dem Vorbild seines Namensvetters Kolumban dem Älteren - als Glaubensbote in die Fremde: zunächst in die Bretagne, dann in die Vogesen. Wieder gründete er einige Klöster, so zunächst 587 das Kloster in Annegray - heute ein Ortsteil von La Voivre - und nach dessen raschem Wachstum 593 das Kloster Luxeuil - im heutigen Luxeuil-les-Bains -, dessen erster Abt er wurde.
Schließlich gründete Kolumban auch das Kloster Fontanas - im heutigen Fontaine-lès-Luxeuil. Er stellte selbst Klosterregeln auf für seine Gründungen, die sich durch außerordentliche Strenge von den seitherigen Regeln abhoben. Kolumban legte Wert auf handwerkliches Können und landwirtschaftliches Wissen, aber auch auf Rhetorik und Kunstsinnigkeit. Zunächst setzten sich diese Regeln fast im ganzen Frankenreich durch und lösten das altgallische Mönchtum - ausgehend von Tours und Lérins - ab, erst später wurden sie von den milderen Benediktinerregeln abgelöst.
Da Kolumban sich weigerte, die hierarisch gegliederte fränkische Kirche als Obrigkeit anzuerkennen, und seine Klöster dem Einfluss des Diözesanbischofs entziehen wollte, kam es um 602 zum Konflikt mit den burgundischen Bischöfen. Der wurde noch verschärft, weil Kolumban sich zur Errechnung des Osterdatums der keltischen Methode bediente; Papst Gregor I. vermittelte schließlich einen Kompromiss. Kolumbans Kritik an einer unmoralischen Affäre des burgundischen Königs Theuderich II. und seine Weigerung, den außerehelichen Söhnen des Königs den Segen zu erteilen, führte schließlich 610 zu seiner Verbannung aus Burgund.
Kolumban wandte sich von Nantes aus an den Hof von König Chlothar II., ging dann nach Metz an den damaligen Königshof zu König Theudebert II. von Austrasien.
Theudebert schickte Kolumban zur Mission ins Oberrheingebiet um Freiburg; Kolumban ging aber 610 mit seinen irischen Gefährten, darunter Gallus, nach Tuggen am Zürichsee in die Schweiz. Dort warf er der Überlieferung zufolge die Heiligtümer der Heiden in den damals noch direkt angrenzenden See, um durch die ausbleibende göttliche Strafe zu zeigen, dass mit diesen Göttern nicht wirklich zu rechnen ist. Trotz seiner Erfolge bei der Mission unter den heidnischen Alamannen wurde Kolumban von den Einheimischen vertrieben, auch weil sein Gönner Theudebert II. von Austrasien durch dessen Halbbruder Theuderich II. von Burgund ausgeschaltet wurde.
Kolumban zog zusammen mit Gallus weiter an den Bodensee nach Bregenz, wo es schon zuvor Christen gegeben hatte, die aber wieder ins Heidentum zurück gefallen waren; sie führte er von 610 bis 612 wieder zum Glauben an Jesus Christus, belebte die Verehrung von Aurelia wieder und gründete einige Zellen, womit er den Grund legte für das später berühmte Kloster Mehrerau, das älteste Kloster in deutschen Landen.
Kolumbans Mission löste aber Streitigkeiten aus, deshalb forderte der Herzog von Überlingen ihn auf, die Gegend zu verlassen. Gallus blieb zurück, angeblich aufgrund einer Krankheit; weil Kolumban ihm dies nicht glaubte, verbot er ihm, fortan die Messe zu lesen.
Nach einem Jahr zog Kolumban also nach Oberitalien, wo ihm der Langobardenkönig Agilolf - trotz Kolumbans Kritik an dem in Mailand gepflogenen Arianismus - Land schenkte. Kolumban gründete in der halb verfallenen Peterskirche in Bobbio um 613 ein Kloster, dessen erster Abt er wurde, wo er sein Leben friedlich beenden konnte und wo er auch begraben ist.
Von Kolumbans Werken sind erhalten sechs Briefe, 13 Abhandlungen, fünf Gedichte, zwei Klosterregeln und eine Anleitung zur Buße, letztere in Abkehr von antikem Brauch und irischer Tradition.
Die wichtigsten Quellen für das Leben von Kolumban sind zwei Bücher vom Leben des Abtes und seiner Schüler, 639 bis 642
verfasst von seinem Schüler, Mönch Jonas von Bobbio,
dazu seine eigenen hinterlassenen Werke sowie die Lebensgeschichte des Gallus.
Kolumban gilt als der Missionar des Gebiets am Oberrhein und in der deutschen Schweiz, er wird daher als der Glaubensbote
Alemanniens
bezeichnet.
Das Kloster Luxeuil wurde 1790 in der Französischen Revolution aufgehoben, die Abteikirche St-Colomban ist jetzt Pfarrkirche, in den Klostergebäuden ist eine Schule untergebracht. Neben den Ausgrabungen des Klosters in Annegray wurde eine Kolumban geweihte Kapelle errichtet. Auch das Kloster in Bobbio wurde 1803 unter französischer Besatzung geschlossen, die Kirche ist heute Pfarrkirche.
Attribute:
als Pilger, segnend, Bär, Sonne
Patron
von Irland und von Bobbio; gegen Geisteskrankheiten
und Überschwemmungen
Worte des Heiligen
In einer seiner Predigten sinniert Kolumban über die Flüchtigkeit des Lebens. Er schreibt, ein
vermeintliches Augustinus-Zitat aufnehmend:
O du menschliches Leben, zerbrechlich und sterblich bist du, aber wie viele Menschen hast du getäuscht,
verführt, verblendet?
Insofern du flüchtig bist, bist du ein Nichts, insofern du dich sehen lässt, bist du ein
Schatten, insofern du dich erhebst, bist du Rauch; täglich fliehst du dahin, und täglich kommst du, im Kommen schon fliehst
du, im Fliehen kommst du, unähnlich bist du im Ausgang, ähnlich im Ursprung, unähnlich im Aufwand, ähnlich im Vergehen,
angenehm den Törichten, bitter den Weisen.
Die dich lieben, wissen nicht um dich, und die, die dich verachten, kennen dich. Du bist also nicht wahrhaftig,
sondern trügerisch; du zeigst dich als wahrhaftig, ziehst dich aber zurück als trügerisch.
Was also bist du, menschliches Leben? Du bist der Weg (via) der Sterblichen und nicht das Leben (vita), bei der Sünde
ihren Ausgang nehmend und bis zum Tode darin verharrend; ein wahres Leben wärst du, wenn nicht durch die Sünde der ersten
Übertretung ein Bruch in dein Leben gekommen wäre und du dann nichtig und sterblich wurdest, indem du all deine Wanderer
dem Tod überantwortet hast.
Du bist also nur ein Weg zu Leben, nicht das Leben selbst; du bist nämlich ein wahrer Weg, doch kein für alle klarer,
denn für die einen bist du lang, für die anderen kurz, für die einen breit, für die anderen schmal, für die einen ein
froher, für die anderen ein trauriger, für alle aber ähnlich dahineilend und unwiderruflich. Ein Weg bist du, ein Weg,
aber kein für alle offenkundiger; denn viele sehen dich, aber nur wenige erkennen, dass du nur ein Weg bist. So fein und
verführerisch bist du, dass es nur wenigen vergönnt ist, dich als Weg zu erkennen.
Man muss dich also in Frage stellen, darf dir aber nicht vertrauen und Anspruch auf dich erheben, du bist ein Übergang,
aber keine Wohnstätte, du elendes menschliches Leben; keiner wohnt nämlich auf einem Weg, sondern er geht darauf, damit
die, die auf ihm gehen, einst in ihrer Heimat wohnen dürfen.
Warum also wird in dir, sterbliches Leben, Wohnung genommen, warum wirst du geliebt, in Anspruch genommen von den
Toren und Verlorenen, aber verachtet von den Verständigen, warum nehmen sich die, die gerettet werden sollen, vor dir in
Acht? Fürchten muss man sich also und sehr in Acht nehmen vor dir, menschliches Leben; denn du bist so flüchtig, so
schlüpfrig, so gefährlich, so kurz, so unsicher, dass du wie ein Schatten oder ein Bild oder ein Wolke oder ein Nichts
oder eine Leere aufgelöst wirst. …
Deshalb lasst uns das uns fremde Irdische meiden, wenn es auch fröhlich, wenn es auch verlockend, wenn es auch
ansehnlich ist, damit wir das uns eigene Ewige nicht verlieren; wollen wir doch treu in dem uns Fremden erfunden werden,
damit wir in dem uns Eigenen und uns Gehörigen zu Erben gemacht werden, durch die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, der
lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.
Quellen: Columba: Instructio V, https://www.ucc.ie/celt/published/L201053/index.html, Sermon 5, S. 84.
Instructio V, vgl. Migne Patrologia Latina 40, Sp. 1332, eigene Übersetzung
Zitat von Kolumban:
Genau wie Irrtum jene befällt, die vorwärtsgehen wollen ohne einen Weg, so ist denen, die ohne die
Gabe der Unterscheidung leben, eine Übertreibung vorprogrammiert, die immer den Tugenden entgegengesetzt ist, die in die
Mitte zwischen beide Extreme gestellt sind. … Deshalb müssen wir Gott beständig bitten, dass er das Licht wahrer
Unterscheidung schenken möge, um den Lebensweg zu erleuchten, der auf jeder Seite von der dichtesten Dunkelheit des
Zeitgeistes umgeben ist, auf dass seine wahren Anbeter dieser Dunkelheit ohne Irrtum zu ihm entrinnen können. So hat die
Gabe der Unterscheidung ihren Namen vom Unterscheiden erhalten, indem sie in uns zwischen Gut und Böse, zwischen
Mittelmäßigen und Vollkommenen unterscheidet. … Zwischen Wenig und Zuviel ist daher das vernünftige Maß in der Mitte, das
immer vom Überflüssigen auf beiden Seiten abhält, überall nur das unbedingt Notwendige besorgt und das Unvernünftige eines
überflüssigen Wunsches ablehnt. Und dieses Maß wahrer Unterscheidung, das alle unsere Taten gerecht abwägt, erlaubt in
keiner Weise, dass wir von dem, was recht ist, abweichen, noch einem Irrtum erliegen, wenn immer wir ihm ohne Umschweife
als Führer folgen.
Quelle: Ivo Auf der Maur OSB (Hrsg.): Columban von Luxeuil, Mönchsregeln. St. Ottilien 2007, S. 28 - 31
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Martyrologium Romanum Flori-Legium
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Schriften von Kolumban und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die Kirche des ehemaligen Klosters in Bobbio ist täglich von 8 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. (2023)
Web 3.0 - Leserkommentare:
In dem Artikel über Kolumban steht, dass Agilolf TROTZ dessen Kritik am Arianismus Bobbio schenkte. Richtig insofern, als aus Briefen Kolumbans an den Papst hervorgeht, dass Agilolf zeitlebens Arianer blieb. Aber: Es war Agilolf, der seinen Sohn katholisch taufen ließ (was sein Königs-Vorgänger noch strikt verboten hatte), der mit einer Katholikin verheiratet war, der den zuvor vertriebenen Bischöfen (naja, nicht allen …) eine Rückkehr ermöglichte und Besitztümer an die Kirche zurückgab. Das kann man mit Fug und Recht Annäherung nennen. Es dauerte dann ja auch nicht mehr lange, bis die Langobarden sogar ihre Sprache aufgaben, sich in den italienischen Kulturkreis ergaben und katholisch wurden.
Adi Grossmann über E-Mail, 23. Oktober 2011
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- zuletzt aktualisiert am 25.11.2024
Quellen:
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart /
Weimar 2000
• Vollständiges Heiligen-Lexikon …, 3. Band: [I]K-L. Herausgegeben von Johann Evangelist Stadler, B. Schmid'sche
Verlagsbuchhandlung (A. Manz), Augsburg, 1869
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.
Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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