Eadmer
auch: Edmer
Gedenktag katholisch: 6. Mai
Name bedeutet: durch Besitz berühmt (althochdt.)
Eadmer war Benediktinermönch im von
Augustinus von Canterbury gegründeten Kloster an der Kathedrale in
Canterbury, wo er
Anselm von Canterbury kennenlernte. 1120 wurde zum Bischof von
St Andrews in Schottland berufen, aber nie
geweiht, weil sie Schotten ihn nicht anerkannten; nach einem Jahr trat er deshalb zurück und wurde wieder Mönch in
Canterbury. Er verfasste die Historia Novorum in Anglia
, die Neue Geschichte von England
, die besonders die
Jahre 1066 und 1122 behandelt und das bedeutendste Geschichtswerk üner das Land in jener Zeit ist, und um 1124 Anselms
Lebensgeschichte. Eadmer vertrat als einer der ersten die Lehre von der
unbefleckten Empfängnis Marias, die er als volkstümliche Traditionen
verteidigte, denn in Canterbury, Worcester und
Winchester gab es seit um 1030 Gegenstand deren
liturgische Verehrung und einen Festtag am 8. oder 9. Dezember.
Lanfranc von Canterbury hatte zuvor das Fest von der
unbefleckten Empfängnis Marias bei seiner Neuordnung des liturgischen
Kalenders verworfen; die Vorstellung einer sündenlos von einer Jungfrau geborenen Maria wurde damals von
Rom nicht gebilligt und von einigen sogar als
Häresie angesehen. Eadmer argumentierte, dass die menschliche Vollkommenheit Christi voraussetzte, dass auch seine Mutter
ohne Sünde sein musste. Im Laufe des 12. Jahrhunderts verbreitete sich Eadamers Ansicht in ganz England und Frankreich,
weitgehend und ironischerweise wegen der falschen Auffassung, dass Eadmers Schrift De Conceptione Sanctae Mariae
,
Von der Empfängnis der Heiligen Maria
von Anselm stmme; der
allerdings hatte den Gedanken der sündenlos geborenen Maria abgelehnt, da damit die absolute Notwendigkeit für die Inkarnation
in Jesus „Christus” von Nazaret zerstört sei.
In der Enzyklika Ad diem illum laetissimum
, Für diesen freudvollen Tag
, 1904 von durch Papst
Pius X. zum Juniläum der Einführung des Dogmas von der
unbefleckten Empfängnis Marias veröffentlicht, zitierte er Eadamer.
Worte des Heiligen
Am Beispiel der Kastanie zeigt Eadmer auf, dass es Gott vermochte, Maria von Anfang an vor jeder Sünde zu
bewahren:
Schau auf die Kastaniennuss: Wenn von einem Baume ihrer Art eine Frucht fällig wird, dann erscheint ihre Hülle ganz
borstig und von Stacheln überall aufs dichteste bedeckt. In ihrem Innern entsteht aber die Kastanie zunächst in Form einer
milchigen Flüssigkeit, nichts Stacheliges, nichts Hartes, nichts durch Dornen Schädliches an sich tragend oder irgendwie
an sich fühlen lassend. Dort wird sie in aller Zartheit ernährt, gehegt und aufgezogen. Dann, nach ihrer Art und
Beschaffenheit geformt und nunmehr ausgewachsen, wird sie als reife Frucht aus der zerbrochenen Hülle herausgeworfen, ganz
frei von jedem Dornenstichlein und jeglicher Rauheit.
Gib acht! Wenn Gott es der Kastanie verleiht, dass sie, inmitten von Dornen, doch von, Stacheln frei erzeugt, aufgezogen
und geformt wird, konnte er es dann einem menschlichen Leibe, den er sich selbst zu seinem Tempel bereitete, in dem er
leibhaft wohnte, von dem aus er in der Einheit der Person wahrhaft Mensch werden sollte, nicht verleihen, dass er, mag er
inmitten der Sündenstacheln empfangen sein, von jedem Anteil an den Dornenstacheln völlig frei blieb? Er konnte es
offensichtlich. Hat er es gewollt, dann hat er es also getan.
Eadmer bringt einen weiteren Vergleich zu diesem Thema:
Ferner: Stell Dir einen Mächtigen vor, der sich einen Palast errichten will, der in besonderer Weise für seinen
eigenen Gebrauch geeignet sein soll, in dem er selbst bei vielen festlichen Anlässen verweilt und dort allen, die seiner
Hilfe und seines Rates bedürftig sind, milderen und froheren Antlitzes antwortet oder hilft. Würde er es zulassen, so frage
ich, dass dieses Palastes Fundament brüchig oder mit Kot beschmiert und ohne Einklang und Zusammenhang mit dem zu
errichtenden Bau sei? Das glaube ich nicht, wenn er vernünftigen Sinnes wäre und auch seine Absicht zur Ausführung bringen
möchte. Also: Dass die göttliche Weisheit vor aller Zeit geplant hat, sich eine Wohnung zu errichten, die sie in besonderer
Weise bewohne, daran halten wir mit unerschütterlichem Glauben fest. Welche Wohnung das aber gewesen ist, ist aller Welt
schon längst bekannt. …
Als dieses Heiligtum, das Wohnschloss der alles umfassenden Versöhnung, durch das Wirken des Heiligen Geistes erbaut
wurde, da trat meines Erachtens ans Tageslicht seines Fundamentes Anfang, der Beginn der Empfängnis Mariens, die wir den
Palast selbst nennen. Wenn nun ihre Empfängnis durch irgendeinen Sündenmakel verdorben gewesen ist, dann stimmte die
Grundmauer der Wohnung göttlicher Weisheit mit dem Bau selbst nicht überein und war ohne Zusammenhang mit ihm.
Quelle: Eadmer: Die Empfängnis der Seligen Jungfrau, übersetzt von Carl Feckes. Paderborn 1954, S. 17 - 19
Zitate von Eadmer:
Einzig die Sünde war es, welche die Menschen vom Frieden mit Gott losriss. Damit der Sohn Gottes sie
zunichte mache und so das Menschengeschlecht zum Frieden zurückrufe, wollte er Mensch werden, und zwar dergestalt, dass
nichts an ihm anzutreffen sei, was auch nur irgendwie mit dem Gemeinschaft habe, wodurch der Mensch mit Gott im Widerspruch
stand. Weil es demnach so sein sollte, geziemte es sich, dass die Mutter, aus der er dergestalt gebildet werden sollte,
von jeder Sünde frei sei. Denn wie sollte sonst mit jener allerhöchsten Reinheit ein Fleisch so innig vereint sein, dass
der in Gott aufgenommene Mensch und Gott selbst so sehr eins sind, dass das, was Gottes ist, unterschiedslos des Menschen,
und das, was des Menschen, Gottes ist?
Nichts, o Herrin, ist Dir gleich, nichts Dir vergleichbar. Alles nämlich, was existiert, steht entweder über
Dir oder unter Dir. Über Dir steht Gott allein; unter Dir alles, was nicht Gott ist. Wer näherte sich Deiner Höhe? Wer
langte an sie heran? Um zu dieser Höhe emporzusteigen, hast Du sicherlich im Niedrigsten, das heißt im Schoße Deiner Mutter,
ganz klein begonnen. Wärest Du nicht in dieser Art empfangen worden und hättest Du nicht so Deinen Anfang genommen, dann
wärest Du auch zu einer solchen Höhe nicht emporgewachsen.
Quelle: Eadmer: Die Empfängnis der Seligen Jungfrau, übersetzt von Carl Feckes. Paderborn 1954, S. 20 - 23
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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- zuletzt aktualisiert am 11.10.2019
Quellen:
• P. Ezechiel Britschgi: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
• Vollständiges Heiligen-Lexikon …, 2. Band: E-H. Herausgegeben von Johann Evangelist Stadler, B. Schmid'sche
Verlagsbuchhandlung (A. Manz), Augsburg, 1861
• https://en.wikipedia.org/wiki/Eadmer - abgerufen am 20.07.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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