Gelasius I.
Gedenktag katholisch: 21. November
gebotener Gedenktag in Nordafrika: 11. Januar
Gedenktag orthodox: 21. November
Name bedeutet: der Lachende (griech.)
Gelasius kam 483 in die Kanzlei von Papst Simplicius als Archidiakon und
Schriftführer. Unter Simplicius' Nachfolger Felix II. wurde er dessen
wichtigster Ratgeber. Nachdem Ostgotenkönig Theoderich I. den Thron übernahm, pflegte Gelasius enge Beziehungen zum Herrscher.
492 übernahm er selbst das Amt des Papstes. Durch seine unnachgiebige Haltung im Schisma mit dem Patriarchen von
Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul -, als er
die Streichung von Acacius aus dem Diptychon - dem Verzeichnis der Patriarchen, Bischöfe, Persönlichkeiten und von Wohltäter
der Kirche - durchsetzte, verteidigte er die Unabhängigkeit der Kirche vom Kaiser und verlängerte damit die Kirchenspaltung,
die erst 519 aufgehoben werden konnte. Er war einer der ersten Päpste, der mit der Zwei-Gewalten-Theorie
die Parität
von Papsttum und weltlicher Macht geltend machte, dies gegenüber Kaiser Anastasius I. nachdrücklich vertrat und so den Grund
legte für die Machtstellung des mittelalterlichen Papsttums: Priester seien zwar in weltlichen Dingen an die Staatsverfassung
gebunden, ihnen aber - als Spender der Sakramente - überlegen. Als Zweischwertertheorie
wurde diese Haltung für das
ganze Mittelalter maßgeblich.
Gelasius stellte zugleich die päpstliche Rechtsprechung über die allgemeinen Kirchenkonzile. Auch die Fürsorge für Arme lag ihm am Herzen, er forderte den KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. auf, ein Viertel seiner Einkünfte an Bedürftige abzugeben.
Gelasius wird besonders für seine tatkräftigen Bemühungen um die Neuordnung der Messfeier gerühmt. Indem er die
Verwendung von Brot und Wein beim Abendmahlsgottesdienst vorschrieb, trug er zur Vertreibung des
Manichäismus aus der Kirche bei, denn dessen Anhänger tranken keinen Wein.
Gelasius zählte zu den herausragendsten Autoren seiner Zeit, darunter eine Schrift gegen den
Pelagianismus und vier Schriften gegen den
Monophysitismus Viele seiner Briefe sind erhalten geblieben, traditionell wird
er als Autor des so genannten Sacramentarium Leoninum
betrachtet, einer Sammlung aus dem 6. Jahrhundert, die Messgebete
der römischen Liturgie enthält. Ihm zugeschrieben wird auch eine Aufstellung der von der Kirche anerkannten und der
verworfenen Schriften der Kirchengeschichte, das Decretum Gelasianum de recipiendis et non recipiendis libri
, der
Erlass des Gelasius über die aufzunehmenden und nicht aufzunehmenden Bücher
- sie ist aber wohl erst im 6. Jahrhundert
entstanden. Auch die ihm zugeschriebene Gebetssammlung Sacramentarium Gelasianum
stammt aus dem 6./7. Jahrhundert.
Das Grab von Gelasius ist unbekannt.
Worte des Heiligen
Für die spätere Kirchengeschichte bedeutsam ist Gelasius' Auseinandersetzung mit dem oströmischen
Kaiser Anastasius I. In einem Brief an ihn beschreibt er 494 das Verhältnis zwischen weltlicher und geistlicher Macht,
wie er es sieht:
Es sind zwei Gewalten, erhabener Kaiser, von welchen diese Welt hauptsächlich regiert wird: die geheiligte
Autorität der Bischöfe und die königliche Gewalt. Bei diesen wiegt das Gewicht der Priester umso schwerer, als sie auch
selbst für die Könige beim göttlichen Gericht Rechenschaft ablegen werden. Du weißt nämlich, mildester Sohn, dass du,
magst du auch an Würde den Vorsitz führen über das Menschengeschlecht, du doch demütig dein Haupt beugst unter die, die
den geistlichen Dingen voranstehen und du erwartest von ihnen die Mittel und Ursachen deines Heils, und, was den Empfang
und die Verwaltung der himmlischen Sakramente betrifft, erkennst du, dass du dich der religiösen Ordnung eher unterwerfen
musst als dass du ihr vorstehst. Du weißt, dass bei diesen Angelegenheiten du von ihrem Urteil abhängst und nicht sie
deinem Willen unterworfen werden wollen.
Denn was die Ordnung der Staatsverwaltung betrifft, wissen selbst die Vorsteher der Religion, dass die kaiserliche
Gewalt dir durch Gottes Anordnung übertragen ist, daher gehorchen sie deinen Gesetzen, um selbst in weltlichen Dingen
jede Besonderheit und jeden Widerspruch zu vermeiden. Mit welcher Bereitwilligkeit sollst dann du ihnen gehorchen, welche
zur Spendung der verehrungswürdigen Geheimnisse eingesetzt sind. Gleichwie also sich die Bischöfe einer nicht geringen
Gefahr aussetzen, wenn sie bezüglich der Gottesverehrung geschwiegen haben, dort wo sie eigentlich reden sollten, ebenso
setzen sich die keiner geringen Gefahr aus, welche Verachtung zeigen, obwohl sie doch gehorchen sollten, was aber ferne
sei. Und wenn sich die Herzen der Gläubigen überhaupt allen Bischöfen, welche das Göttliche recht verwalten, unterwerfen
sollen, wieviel mehr muss man dem Vorsteher jenes Stuhls beipflichten, welchen sowohl Gott als den höchsten über alle
Bischöfe einsetzte als auch in der Folgezeit die gesamte Kirche stets mit Ehrfurcht verehrte.
Aus einem Brief an die orientalischen Bischöfe:
Sagst du jedoch:
Aber der Kaiser ist Katholik!
, so wollen wir, ohne demselben nahezutreten, erwidern, er
ist ein Sohn, aber nicht ein Vorsteher der Kirche; in Angelegenheiten der Religion geziemt es ihm zu lernen, nicht zu
lehren: Er hat die Privilegien seiner Macht zur Verwaltung der Staatsangelegenheit von Gott empfangen, und wolle sich
nicht im Undank gegen dessen Wohltaten an der von oben eingesetzten Ordnung vergreifen. Denn Gott wollte, dass die
kirchlichen Anordnungen den Bischöfen zustehen, nicht den weltlichen Obrigkeiten.
Quelle: Brief an Kaiser Anastasios. In: Die Briefe der Päpste 7. Bibliothek der Kirchenväter 1.
1880, S. 122f. = Patrologia Latina 59; bearbeitet
Brief an die orientalischen BischöfeIn: Die Briefe der Päpste 7. Bibliothek der Kirchenväter 1. 1880, S. 22. =
Patrologia Latina 59; bearbeitet
Zitat von Gelasius:
Wie der Hirt einer Kirche beschaffen sein solle: wie er die heilige Kirche leiten solle, wie er sich
selbst in guten Werken üben solle, wie er sich beobachten und täglich alle Bestrebungen seines Herzens erwägen solle,
wie oder auf welche Weise er zur höchsten Stufe der Herrschaft gelangen könne, oder wie er das Lehramt ausüben solle,
und wie sehr, indem er recht lehrt, seine eigene Schwäche täglich erkennen und beherzigen, der verrichteten guten Werke
sich erfreuen möge: …
Er muss tadellos sein, keusch, züchtig, heilig, mäßig, in allen heiligen Schriften
unterrichtet
(1. Timotheusbrief 3, 2), sich selbst täglich züchtigen, auf dass er sich in guten Werken seinen
Untergebenen als einen solchen darstellen kann, dass die guten Beispiele, die von ihm ausgehen, die Untergebenen mehr
belehren als seine Worte. Auch dies [durch Worte zu belehren] bemühe er sich nebst dem guten Lebenswandel täglich zu
erfüllen. Jeder soll auch den ihm anvertrauten Klerus mit Aufopferung lieben, achten, belehren in aller Demut und größter
Liebe, die Priester nach ihren Stufen, die Diakone seiner Kirche, wie viele ihrer sind, je nach den Kräften oder der
Armut des Ortes.
Quelle: Die Briefe der Päpste 7. Bibliothek der Kirchenväter 1. 1880, S. 382. = Patrologia Latina 59; bearbeitet
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Martyrologium Romanum Flori-Legium
Schriften von Gelasius und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
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- zuletzt aktualisiert am 14.12.2023
Quellen:
• P. Ezechiel Britschgi: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_6618.html nicht mehr erreichbar
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.
Bd. 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.