Hegesippus
Gedenktag katholisch: 7. April
Gedenktag orthodox: 7. April
Name bedeutet: der Pferdelenker (griech.)
Der Jude Hegesippus bekehrte sich zum Christentum und wurde Mitglied der jungen Christengemeinde in Jerusalem. Ab 154 unternahm er eine Reise über Korinth nach Rom, um sich über die rechte Lehre des christlichen Glaubens zu vergewissern, denn er sah ihn durch Gnosis und Markionismus bedroht. Unterwegs und in Rom, wo er sich über 20 Jahre lang aufhielt, kam er mit vielen Bischöfen zusammen und erforschte die christliche Überlieferung von den Aposteln bis zu den Bischöfen der römischen Christengemeinde. Er verfasste eine Kirchengeschichte in fünf Büchern, die spätestens im 17. Jahrhundert verloren ging, aber in Teilen bei Eusebius von Cäsarea erhalten ist; dessen Kirchengeschichte basiert für die ersten Jahrzehnte des Christentums auf Hegesippus' Werk.
Hegesippus war offenbar ein Verteidiger des Judenchristentums in der Tradition von Jakobus, dem Bruder des Herrn und besonders interessiert am Schicksal der Verwandten Jesu. Seine Bischofsliste von Petrus bis Anicetus gilt als früheste Liste der Päpste, sie wurde offenbar u. a. von Eusebius und Irenäus von Lyon übernommen. Hegesippus wurde damit zum Begründer der Idee der Apostolischen Sukzession, die die rechte Lehre verbürgt; diese Liste ist jedoch in der Forschung stark umstritten.
Worte des Heiligen
Den Herrenbruder Jakobus schildert Hegesippus in Anlehnung an alttestamentlicheWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde.
Vorbilder. Er beschreibt ihn wie folgt:
Die Kirche wurde übernommen von den Aposteln und
Jakobus, dem Bruder des Herrn, der von den Zeiten des Herrn
an bis auf unsere Tage allgemein der Gerechte genannt wurde; denn es gab noch viele, die den Namen Jakobus führten. Schon
vom Mutterleib an war er heilig, Wein und geistige Getränke nahm er nicht zu sich, auch aß er kein Fleisch. Eine Schere
berührte nie sein Haupt. Er salbte sich weder mit Öl, noch nahm er ein Bad. Jakobus allein war es gestattet, das Heiligtum
zu betreten; denn er trug kein wollenes, sondern ein leinenes Gewand. Er pflegte allein in den Tempel zu gehen, und man
fand ihn auf den Knien liegend und für das Volk um Verzeihung flehend. Seine Knie wurden hart wie die eines Kamels, da er
ständig auf den Knien lag, um zu Gott zu beten und ihn um Verzeihung für sein Volk zu bitten. Wegen seiner hervorragenden
Gerechtigkeit wurde er
der Gerechte
genannt.
Aufgrund der Predigt des Jakobus kamen viele zum Glauben an Jesus als den Messias, darunter auch führende Leute.
Um zu verhindern, dass noch mehr Leute diesen Glauben annahmen wurde Jakobus von den Schriftgelehrten und Pharisäern auf
eine Tempelzinne gestellt, damit er von der Volksmasse leichter gehört werden konnte. Er sollte diesem Glauben Einhalt
gebieten. Sein darauffolgendes Martyrium wird in deutlicher Anlehnung an die Steinigung des Stephanus (Apostelgeschichte
7, 54 - 60) dargestellt:
Sie gingen daher zu Jakobus und sagten zu ihm:
Wir bitten dich, dem Volk Einhalt zu gebieten; denn es ließ sich
von Jesus verführen, da es ihn für den Messias hält. Wir bitten dich: Kläre alle, die zum Osterfest gekommen sind, über
Jesus auf! Dir schenken wir alle Vertrauen. Denn wir und das ganze Volk geben dir das Zeugnis, dass du gerecht und
unparteiisch bist. Rede daher dem Volk zu, dass es sich nicht bezüglich der Person Jesu irreführen lasse! … Stell dich auf
die Zinne des Tempels, damit du dort oben gesehen und deine Worte vom ganzen Volk leicht verstanden werden!
Die
Schriftgelehrten und Pharisäer führten nun Jakobus auf die Zinne des Tempels und riefen ihm zu: Gerechter, dem wir
alle folgen wollen! Da das Volk sich von Jesus, dem Gekreuzigten, irreführen lässt, so tue uns kund, wer er ist!
Er antwortete mit lauter Stimme: Was fragt ihr mich über den Sohn des Menschen? Er thront im Himmel zur Rechten
der großen Kraft und wird kommen auf den Wolken des Himmels.
Als auf dieses Zeugnis des Jakobus hin viele voll
Begeisterung in Lobpreisungen ausbrachen und riefen: Hosanna dem Sohn Davids!
, da sprachen die Schriftgelehrten und
Pharisäer zueinander: Wir haben ungeschickt gehandelt, da wir Jesus solches Zeugnis verursachten. Doch lasst uns
hinaufsteigen und ihn hinabstürzen, damit sie aus Angst nicht an ihn glauben!
Da sie schrien: Oh, oh, auch der
Gerechte hat sich irreführen lassen!
erfüllten sie die bei Jesaja [3, 10] geschriebenen Worte: Lasst uns den
Gerechten aus dem Weg räumen; denn er ist uns lästig.
… Sie stiegen nun hinauf und warfen den Gerechten hinunter. Und
sie schrien einander zu: Lasset uns Jakobus, den Gerechten, steinigen!
Und sie begannen, ihn zu steinigen; denn
obwohl er hinabgestürzt worden war, war er noch nicht tot. Vielmehr richtete er sich auf und betete auf den Knien: Ich
bitte dich, Herr, Gott und Vater, verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!
Während sie ihn noch steinigten
rief ein Priester aus der Familie Rechab, des Nachkommen der Rechabim, welche der Prophet Jeremias erwähnt: Haltet ein!
Was tut ihr? Der Gerechte betet für euch!
Da nahm einer von ihnen, ein Walker, das Holz, womit er die Kleider presste,
und schlug es auf den Kopf des Gerechten. So starb er des Martertodes. Man begrub ihn an derselben Stelle in der Nähe des
Tempels. Noch jetzt ist sein Grabmal in der Nähe des Tempels. Jakobus war für Juden und Heiden ein glaubwürdiger Zeuge
der Messianität Jesu.
Quelle: Kirchengeschichte des Eusebius, 2, 23; 3 ,20; 4, 22. In: Bibliothek der Kirchenväter: Des Eusebius Pamphili Bischofs von Cäsarea Kirchengeschichte, übersetzt aus dem Griechischen von Phil. Haeuser, Bd. 2, München 1932, S. 92 - 95
Zitate von Hegesippus:
Hegesipp berichtet auch über die Anklage gegen die Enkel des Herrenbruders Judas unter Kaiser Domitian,
der 81 bis 96 regierte:
Als man sie über Christus und über die Art, den Ort und die Zeit seines Reiches fragte, antworteten sie, dasselbe
sei nicht von dieser Welt und dieser Erde, es sei vielmehr ein himmlisches und englisches Reich, das erst am Ende der Welt
kommen werde, wenn Christus in Herrlichkeit erscheine, um die Lebenden und die Toten zu richten und jedem nach seiner
Gesinnung zu vergelten. Daraufhin verurteilte sie Domitian nicht, sondern verachtete sie als gemeine Leute. Er setzte sie
in Freiheit und befahl, die Verfolgung der Kirche einzustellen. Sie aber erhielten nach der Freilassung, da sie Bekenner
und Verwandte des Herrn waren, führende Stellungen in der Kirche. Nachdem Frieden geworden war, lebten sie noch bis
Trajan
(Kaiser von 98 bis 117).
Als Erster berichtet Hegesipp über die Abfolge der Bischöfe von Rom:
In Rom verweilte ich bei Anicet, dessen Diakon
Eleutherius war. Auf Anicet folgte Soter
und auf diesen Eleutherus. In jeder Stadt, wo ein Bischof auf den anderen folgte, entsprach das kirchliche Leben der Lehre
des Gesetzes, der Propheten und des Herrn.
Quelle: Kirchengeschichte des Eusebius, 2, 23; 3 ,20; 4, 22. In: Bibliothek der Kirchenväter: Des Eusebius Pamphili Bischofs von Cäsarea Kirchengeschichte, übersetzt aus dem Griechischen von Phil. Haeuser, Bd. 2, München 1932, S. 124f, 192
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Eusebius von Cäsareas Schilderung über Hegesippus und seine Berichte gibt es auf Deutsch zu lesen in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg.
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- zuletzt aktualisiert am 09.09.2023
Quellen:
• Vollständiges Heiligen-Lexikon …, 2. Band: E-H. Herausgegeben von Johann Evangelist Stadler, B. Schmid'sche
Verlagsbuchhandlung (A. Manz), Augsburg, 1861
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.