Honoratus von Arles
französischer Name: Honoré
Gedenktag katholisch: 16. Januar
Gedenktag orthodox: 16. Januar
Name bedeutet: der Geehrte (latein.)
Honoratus stammte aus einer in Gallien lebenden Familie, die römische Konsuln gestellt hatte. Er erhielt eine gute Ausbildung, wurde schon in jungen Jahren Christ, ließ sich taufen, suchte ein Leben in Askese zu führen und begab sich deshalb zusammen mit seinem von ihm bekehrten Bruder Venantius auf eine Studienreise nach Ägypten, um dort in einer Wüste als Einsiedler unter Anleitung des Einsiedlers Caprasius zu leben. Nachdem Venantius in Griechenland gestorben war, kehrte Honoratus zusammen mit Caprasius nach Gallien zurück. Um 400 wurde er von Bischof Leontius von Fréjus zum Priester ordiniert und führte nun ein Einsiedlerleben in den Bergen bei Fréjus. Um 410 gründete er zusammen mit Caprasius auf einer der Lérins-Inseln, die damals wüst und unbewohnt waren - nämlich auf der kleineren, heute nach ihm benannten Insel Saint-Honorat - ein Kloster mit Regeln nach dem Vorbild der Wüstenväter aus Ägypten und Syrien; dort lebten sowohl Anachoreten wie Koinobiten, d. h. Mönche als Einsiedler oder in Gemeinschaft.
Das stark asketisch geprägte Kloster auf der Lérins-Insel wurde zu einem geistlichen Zentrum für Gallien, seiner Schule entstammten u. a. Eucherius von Lyon, Patrick von Irland, Vinzenz von Lérins und Hilarius von Arles. Das Kloster auf Saint-Honorat war zudem der Ausgangspunkt für den Semi-Pelagianismus in Gallien. Nach der Ermordung von Bischof Patroclus von Arles 426 wurde Honoratus gegen seinen Willen 427 Bischof von Arles - Kathedrale war damals die Basilika Saint-Étienne an der Stelle der heutigen Kathedrale Saint-Trophime. Auf dem Sterbebett bestimmte er seinen Verwandten Hilarius von Arles zum Nachfolger, bevor er an Entkräftigung starb.
Honoratus wurde in der damals Genesius von Arles geweihten Kirche - der später Honoratus geweihten Kirche Saint-Honorat - im frühchristlichen Gräberfeld Alyscamps bei Arles begraben. 1391 wurden seine Gebeine ins Kloster auf der Lérins-Insel Saint-Honorat übertragen.
Auch nach Honoratus' Tod brachte die Schule im Kloster auf der Lérins-Insel bedeutende Bischöfe wie Cäsarius von Arles oder Augustinus von Canterbury hervor. Honoratus' Nachfolger Hilarius von Arles verfasste eine Lobrede über sein Leben; dort sind auch Schriften aufgeführt, die aber verloren gingen; erhalten sind zwei kleine Mönchsregeln, an denen Honoratus wohl mitgewirkt hat. 1381 wurden Honoratus' Reliquien in sein Kloster auf der Insel übertragen, die nun nach ihm benannt wurde.
Reliquien von Honratus kamen in die Kathedrale nach Grasse bei Nizza. Auch in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Bad Aibling in Bayern liegen Reliquien eines Honoratus; diese sind aber nicht wie gelegentlich erzählt wird jene von Honoratus von Arles, sondern die eines KatakombenheiligenKatakombenheilige sind als heilig verehrt Gebeine vor allem in den deutschsprachigen Gebieten nördlich der Alpen, die aus Katakomben in Rom stammen, von denen man oft nicht den Namen des Verstorbenen kennt und keinesfalls seine Lebensgeschichte. Besonders nach der Reformation, in der katholische Kirchen oft ihrer Reliquien beraubt worden waren, wurden als Ersatz in Rom die Gebeine Tausender erhoben; ihnen wurde ein Name zugeordnet und oft auch eine Geschichte, (nicht nur) bei bekanntem Namen oft die Geschichte eines tatsächlichen Heiligen., die 1673 aus Katakomben der Cyriaca an der Kirche San Lorenzo fuori le Mura in Rom hierher kamen; dieser gilt hier als Helfer bei Pferdekrankheiten.
Heiligen Transiwurde:
Während des Hundertjährigen Krieges beschloss ein Prior des Klosters Ganagobie, dem die Verwaltung der Kirche Saint-Honorat zufiel, die Reliquien des heiligen Patrons dieser Kirche, der im 5. Jahrhundert Bischof von Arles gewesen war, an einen sicheren Ort zu schaffen. Da er eine Schändung des Grabes in der Begräbnisstätte, der Nekropole Alyscamps in Arles, fürchtete, nutzte er eine Phase vorübergehender Ruhe, um seinen Schatz heimlich nach Ganagobie zu überführen. Dann begab er sich eines Tages auf die Îles de Lérins. Dort unterbreitete er seinem Cousin, dem Sakristan der Abtei, das Angebot: Wenn dieser zustimmen würde, ihn in die Klostergemeinschaft auf zunehmen, dann erhielte er die Reliquien des heiligen Honoratus, der gegen 410 das Kloster auf der Insel gegründet hatte. Wozu es dann 1391 auch kam.
Der vorübergehende Aufenthalt der Gebeine von Honoratus in Ganagobie dauerte etwa 15 Jahre und bildet die Grundlage zu einem Kult in diesem Kloster: der Wallfahrt zum
heiligen Transit. Die Bewohner der Provence feierten den Jahrestag dieser Überführung (
transitus) des heiligen Honoratus in Ganagobie mit solcher Inbrunst, dass sie aus ihm bald einen neuen Heiligen machten: Transit, später Transi. Lange Zeit brachte die einheimische Bevölkerung ihre vor Fieber oder Kälte starren - französisch:
transir) - sowie schwächliche oder schmächtige Kinder nach Ganagobie, damit diese geheilt würden.
Patron von Grasse; für und gegen Regen, gegen Unglück, bei Pferdekrankheiten
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Das
Kloster und die Lérins-Insel Saint-Honorat sind
nur mit dem Schiff zu erreichen, es fährt los im Hafen
in Cannes, von April bis Mitte Oktober ab 8 Uhr bis 17 Uhr stündlich, im Winter seltener, die Rückfahrt ist jeweils eine
halbe Stunde später möglich; die Überfahrt kostet hin- und zurück 19 €, der Eintritt in die Klosterkirche ist frei. (2024)
Die Kathedrale Saint-Trophime in Arles ist
täglich von 9 Uhr bis 12 Uhr und von 14 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. (2024)
Das frühchristliche Gräberfeld Alyscamps in Arles mit der
Kirche Saint-Honorat ist von Mai bis September von
9 Uhr bis 17 Uhr, im Winter nur von 10.30 Uhr bis 16.30 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 9 €. (2024)
Das Kloster Ganagobie wird von Mönchen bewohnt.
Besichtigt werden kann deshalb nur die in ihrer Schlichtheit eindrückliche Kirche täglich von 15 bis 17 Uhr, zudem zur
Teilnahme an der Messe sonntags und 10 Uhr, werktags um 9 Uhr, und zur Vesper, täglich um 17.30 Uhr. (2014)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 31.05.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart /
Weimar 2000
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. II,
Hamm 1990
• Mathias Braun, E-Mail vom 10. Juli 2012
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• https://www.ovb-online.de/rosenheim/bad-aibling/feierten-heiligen-honoratus-kirchweih-6858513.html - abgerufen am 06.02.2024
• https://www.erzbistum-muenchen.de/pfarrei/stadtkirche-bad-aibling/cont/61641 - abgerufen am 06.02.2024
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.