Ökumenisches Heiligenlexikon

Cäsarius von Arles

1 Gedenktag katholisch: 27. August
nicht gebotener Gedenktag" in Frankreich: 26. August

1 Gedenktag evangelisch: 27. August

Name bedeutet: aus dem Geschlecht der Cäsarianer (latein.)

Mönch, Erzbischof von Arles
* um 470/471 bei Chalon-sur-Saône in Frankreich
27. August 542 in Arles in Frankreich


Ikone in der Kathedrale Saint Trophime in Arles
Ikone in der Kathedrale Saint Trophime in Arles

Cäsarius wurde im Alter von 18 Jahren in den KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. seiner Heimatstadt aufgenommen, dann 490 Mönch im Kloster auf der Lérins-Insel Saint-Honorat; das Kloster war bedeutend für das soziale Leben in Gallien und im ganzen Mittelmeerraum und ein politisches Zentrum im Konflikt von West- und Ostgoten, Burgundern und Franken. Cäsarius verließ das Kloster bald wieder, vertiefte in Arles - Kathedrale war damals die Basilika Saint-Étienne an der Stelle der heutigen Kathedrale Saint-Trophime - seine Kenntnisse über Augustinus, wurde um 499 durch Bischof Aeonius von Arles zum Priester geweiht und als Abt des Klosters Trinquetaille - vielleicht an der Stelle der heutigen, modernen Kirche Saint-Pierre in diesem Stadtteil - auf der Rhôneinsel eingesetzt, für das er die Regel verfasste. 503 wurde Cäsarius selbst Bischof von Arles; mehrfach wurde er in die politischen Auseinandersetzungen verwickelt. 505 wurde er von Westgotenkönig Alarich II. verbannt, 507 der Zusammenarbeit bezichtigt, 512 von Ostgotenkönig Theoderich dem Großen zum Treueeid verpflichtet; dabei nutzte er die Gelegenheit zum Loskauf vieler Gefangener.

Glasfenster: Casarius (Mitte) beim Konzil in Orange von 529, 1891, in der Kathedrale in OrangeX
Glasfenster: Cäsarius (Mitte) beim Konzil in Orange von 529, 1891, in der Kathedrale in Orange

513 reiste Cäsarius nach Rom zu Papst Symmachus, der wesentliche Teile einer von Cäsarius verfassten Schrift über kirchendisziplinarische Fragen genehmigte, zugleich übergab er ihm das Pallium und ernannte ihn zum Primas von ganz Gallien, 514 auch zum Primas über Spanien. Cäsarius berief und leitete eine Reihe von erfolgreichen SynodenSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet., so die in Agde 506, Arles 524, Carpentras 527, Orange 529 und Vaison - dem heutigen Vaison-la-Romaine - im selben Jahr sowie in Marseille - Kathedrale war dort vom 5. bis 7. Jahrhundert und 977 bis um 1060 eine Kirche, die an der Stelle der heutigen Kathedrale Sainte-Marie-Majeure stand. Diese Synoden fassten zumeist disziplinarische Beschlüsse, die Synode von 529 beendete durch ihre Verurteilung den Semi-Pelagianismus in Gallien.

Cäsarius hinterließ 238 Predigten und HomilienEine Homilie (von griech.„ὁμιλεῖν”, „vertraut miteinander reden”) ist eine Art von Predigt. Während eine Predigt die Großtaten Gottes preist (lat. „praedicare”, „preisen”) und Menschen für den Glauben begeistern will, hat die Homilie lehrhaften Charakter.; sie zeigen, wie sehr die pastorale Praxis noch von der Auseinandersetzung mit Heidentum und Aberglaube geprägt war. Er erläuterte die Spendung der Sakramente und die Feier des Stundengebets, die Pflicht zur Teilnahme an der Sonntagsmesse und zum Empfang der EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23. an Hoch- und Märtyrerfesten. Für das Gemeindegebet in der bischöflichen Basilika Saint-Étienne führte er zahlreiche Hymnen aus dem Kloster auf Saint-Honorat ein. Die Predigt - in der Fastenzeit täglich - sah er als gleichbedeutend mit dem Empfang der Eucharistie. Da er jeden Tag eine öffentliche Predigt hielt, war Caesarius nach Augustinus von Hippo der vielleicht bedeutendste Volksprediger der alten Kirche.

Reliquiar in der Kathedrale Saint Trophime in Arles
Reliquiar in der Kathedrale Saint Trophime in Arles

Cäsarius führte in allen Klöstern die Gebetszeiten des Klosters auf der Lérins-Insel Saint-Honorat ein. Seine besondere Fürsorge galt dem 512 von ihm geweihten Frauenkloster Saint-Jean - dem später nach ihm benannten Kloster Saint-Césaire - in Arles, für das er die strenge Regel - die erste überlieferte Regel für einen Nonnenkonvent - verfasste und wo er seine Schwester Cäsaria als Äbtissin einsetzte. Um 534 verfasste er auch eine Regel für Mönche mit Elementen aus dem Kloster Saint-Honorat und von Augustinus.

Cäsarius' Gebet soll eine Feuersbrunst zum Erlöschen gebracht haben, auch wird ihm der Bau einer Kirche in Rom zugeschrieben. Am Ende seiner Jahre lebte er in dem von ihm gegründeten Frauenkloster Saint-Jean in Arles.

Patron gegen Feuersgefahr

Worte des Heiligen

In einer Predigt erklärt Cäsarius, was es heißt, Christus nachzufolgen:
Durch den Sündenfall hatte der Mensch auf seinem Weg eine Menge Hindernisse aufgebaut. Sie wurden aber abgebaut, als Christus auferstand, seinen Fuß auf den Weg setzte und aus einem schmalen Pfad eine Straße machte, die eines Königs würdig war. Demut und Nächstenliebe sind die beiden Beine, auf denen wir uns rasch fortbewegen können. Alle werden von der Erhabenheit der Nächstenliebe angezogen, aber Demut ist die erste Stufe, die es zu erklimmen gilt. Warum hebst du deinen Fuß höher als du selber stehst? Willst du denn fallen anstatt zu steigen? Beginne mit der ersten Stufe, also mit der Demut; sie bringt dich schon voran.
Deshalb hat unser Herr und Retter sich nicht damit begnügt zu sagen: Er verleugne sich selbst, sondern hinzugefügt: Er nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Was bedeutet: er nehme sein Kreuz auf sich? Es bedeutet, dass er alles erträgt, was für ihn mühsam ist; dadurch geht er an meiner Seite. Sobald er beginnt mir nachzufolgen und sein Leben nach meinem Leben und meinen Geboten auszurichten, begegnet er auf seinem Weg vielen Menschen, die ihm widersprechen, die versuchen, ihn von diesem Weg abzubringen, die sich nicht nur über ihn lustig machen, sondern ihn verfolgen. Solche Leute finden sich nicht ausschließlich unter den Heiden, die der Kirche fern sind; es gibt sie sogar unter denen, die, von außen betrachtet, innerhalb der Kirche zu sein scheinen. …
Wenn du also Christus nachfolgen willst, dann nimm sein Kreuz unverzüglich auf dich und ertrage die Bösartigen, ohne dich entmutigen zu lassen. … Wer mein Jünger sein will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Wenn wir dieses Wort in die Tat umsetzen wollen, dann müssen wir uns darum bemühen, uns, mit Gottes Hilfe, das Wort des Apostels Paulus zu eigen zu machen: Wenn wir Nahrung und Kleidung haben, so soll uns das genügen. Eines steht zu befürchten: Wenn wir mehr irdische Güter haben wollen als wir brauchen und reich werden wollen, geraten wir in Versuchungen und verfallen in sinnlose und schädliche Begierden, die den Menschen ins Verderben und in den Untergang stürzen (1. Timotheusbrief 6, 8f). Der Herr möge uns seinen Schutz zuteil werden lassen und uns von dieser Versuchung befreien.

Quelle: Cäsarius von Arles: Predigt 159 Er folge mir nach. In: Corpus Christianorum, Series Latina 104, 650 - http://www.kirchlich.net

Zitate von Cäsarius von Arles:

Selig die Barmherzigen, denn sie werde Erbarmen finden (Matthäusevangelium 5, 7). … Wenn wir alle Barmherzigkeit wollen, dann lasst sie uns doch hier auf Erden als unsere Beschützerin annehmen, damit sie uns in der kommenden Welt befreit. Es gibt nämlich wirklich eine Barmherzigkeit im Himmel, die man durch Werke der Barmherzigkeit auf Erden erlangt. … Welcher Art ist die menschliche Barmherzigkeit? Sie zeigt sich darin, dass du ein Herz für die Armen hast. Und die göttliche Barmherzigkeit? Dass sie die Vergebung der Sünden gewährt. Alles, was die menschliche Barmherzigkeit auf dem Weg durch das irdische Leben von sich abgibt, gibt die göttliche Barmherzigkeit in der ewigen Heimat wieder zurück.

Quelle: Cäsarius von Arles: Predigt 25, 1. In: Corpus Christianorum, Series Latina 103, 111 - 112 - http://www.kirchlich.net

Wenn wir Geld an die Armen verteilen, so lasst uns … unsere Seele Gott schenken, damit dort, wo unser Schatz ist, auch unser Herz sein kann. Warum wohl verlangt Gott von uns Geld? Doch gewiss deswegen, weil er weiß, dass wir es besonders gerne haben und dauernd daran denken, und weil da, wo unser Geld ist, auch unser Herz ist. Deshalb ermahnt uns Gott, durch Gaben an die Armen Schätze im Himmel zu sammeln. Es soll unser Herz dorthin folgen, wohin wir unseren Schatz schon geschickt haben.

Quelle: Cäsarius von Arles: Predigt 2, 1 - 3. In: Corpus Christianorum, Series Latina 243 - http://www.kirchlich.net

Wegen seiner Gastfreundschaft hat Abraham es verdient, in diesen drei Männern Gott selber aufzunehmen. Auch Christus bestätigt diese Haltung, wenn er im Evangelium sagt: Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen (Matthäusevangelium 25, 35). Seid also nicht gleichgültig Leuten gegenüber, die unterwegs sind; es könnte ja Gott selber sein, den ihr nicht aufnehmen wollt.

Quelle: Cäsarius von Arles: Predigt 83: In: Corpus Christianorum, Series Latina - http://www.kirchlich.net

Nicht in entlegenen Regionen finden wir, was der Herr von uns verlangt. Er schickt uns in unser eigenes Innere, in unser Herz; denn in uns hinein hat er gelegt, was er von uns verlangt. … Bemühen wir uns also mit allen Kräften, mit der Hilfe Gottes der Güte anstatt dem Bösen den ersten Platz in unserer Seele einzuräumen, der Geduld statt dem Zorn, dem Wohlwollen statt der Missgunst, der Demut statt dem Hochmut. Kurz, die Sanftheit der Nächstenliebe ergreife so sehr Besitz von unserem Herzen, dass darin kein Platz mehr ist für die Härte des Hasses.

Quelle: Cäsarius von Arles: Predigt 37,1; 38,5. In: Corpus Christianorum, Series Latina 182, 3 - http://www.kirchlich.net

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia

Schriften von Cäasarius und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Das Kloster und die Lérins-Insel Saint-Honorat sind nur mit dem Schiff zu erreichen, es fährt los im Hafen in Cannes, von April bis Mitte Oktober ab 8 Uhr bis 17 Uhr stündlich, im Winter seltener, die Rückfahrt ist jeweils eine halbe Stunde später möglich; die Überfahrt kostet hin- und zurück 19 €, der Eintritt in die Klosterkirche ist frei. (2024)
Die Kathedrale Saint-Trophime in Arles ist täglich von 9 Uhr bis 12 Uhr und von 14 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. (2024)
Die Kathedrale Sainte-Marie-Majeure in Marseille ist täglich von 10 Uhr bis 19 Uhr - von November bis März nuur bis 17.30 Uhr - geöffnet. (2024)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 22.07.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• P. Ezechiel Britschgi: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Cesare Romanò: Abteien und Klöster in Europa. Pattloch, Augsburg 1997
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994

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