Ökumenisches Heiligenlexikon

Mamertus von Vienne

1 Gedenktag katholisch: 11. Mai
Übertragung der Gebeine: 13. Oktober

Name: nach dem (römischen) Kriegsgott Mars (latein.)

Erzbischof von Vienne
* um 400 in Vienne in Frankreich
477 (?) daselbst


Mamertus wurde um 461 Erzbischof von Vienne. 463 setzte er unter Missachtung der Rechte des Metropoliten von Arles Marcellus als Bischof von Die ein und geriet darüber in Konflikt mit Papst Hilarius über die 450 erfolgte Neueinteilung der Diözesen in Südfrankreich. Mamertus erhielt aus Rom eine scharfe Rüge für sein Vorgehen, aber in einem zweiten Brief anerkannte der Papst, dass Marcellus eine gute Wahl für das Bischofsamt gewesen sei.

Statue in der Kathedrale in Vienne
Statue in der Kathedrale in Vienne

Nach zahlreichen Feuern und Erdbeben und großen Zerstörungen in seiner Heimatstadt Vienne führte Mamertus 470 die Drei Bittgänge vor dem Fest Christi Himmelfahrt ein, Prozessionen zur Abwendung von Gefahren und zur Erflehung göttlicher Hilfe. Flure und Äcker in einer Prozession zu umgehen war ein alter Brauch, der heidnische Wurzeln hatte; aber schon in den ersten Jahrhunderten wurden von den Christen Prozessionen zur Beendigung der Pest oder anderer Epidemien durchgeführt. Diese Prozessionen waren jedoch zunächst formlos, die von Mamertus hierfür erstellten Litaneien und Bittgebete verbreiteten sich nun in ganz Gallien und Spanien. 511 wurden die drei Bitttage vor Christi Himmelfahrt in allen Diözesen Galliens verbindlich eingeführt, im Jahr 800 übernahm Papst Leo III. sie für die ganze Katholische Kirche, jedoch ohne das von Mamertus erlassene Fastengebot.

Mamertus förderte durch den Bau der - heute abgegangenen - Basilika St-Ferreol um 469 die Verehrung des Märtyrers Ferreolus von Vienne. 475 nahm Mamertus teil an der SynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. in Arles - Kathedrale war damals die Basilika Saint-Étienne an der Stelle der heutigen Kathedrale Saint-Trophime.

An Mamertus' Grab in der Kirche St-Pierre in Vienne ereigneten sich Wunder. Im 7. Jahrhundert wurden seine Gebeine nach Orléans überführt, 1563 wurden diese von den Anhängern von Johannes Calvin zerstört. Mamertus' Sarkophag in Vienne wurde 1860 wiederentdeckt und ist nun im archäologischen Museum in der ehemaligen Petruskirche zu sehen.

Von Mamertus sind keine Schriften erhalten, aber von seinem engsten Mitarbeiter, seinem Bruder Claudianus Mamertus. Dieser wurde um 425 geboren, war Priester und ein bedeutender christlicher Philosoph, befreundet mit Sidonius Apollinaris. Von Claudianus Mamertus sind zwei Briefe und das Werk De statu animae, Über den Zustand der Seele erhalten. Er starb um 474.

Patron der Ammen, Hirten und der Feuerwehr; gegen Krankheiten der Brüste, Fieber und Dürre
Bauernregeln: Mamertus ist einer der Eisheiligen.
Mamertus, Pankratius, Servatius / stehn für Kälte und Verdruss.
Mamertus und Pankratius und hinterher Servatius sind gar gestrenge Herrn.
Der heilige Mamerz / hat von Eis ein Herz.
Mamerz hat ein kaltes Herz.

Worte von Claudianus Mamertus

Christus spricht zur Seele: Der Mensch als Wesen mit Seele und Leib ist mir ähnlich geschaffen:
Im Schweigen spricht zu mir die Wahrheit und sagt zu mir: Du, der du gewiss glaubst, ein Körper zu sein, woher kommt es dann, dass du ein unkörperliches Wort gebrauchst? Etwas anderes ist doch wohl dein Wort, d. h. deine damit verfolgte Absicht, etwas anderes die Lautgestalt des Wortes; etwas anderes ist das, was ertönt, etwas anderes, was damit gemeint ist. Denn wie ein Laut ohne Wort sein kann, so gibt es auch ein Wort ohne Lautgestalt. Doch verwendet dein Wort gleichsam das Gewand eines Lauts, um in den Ohren zu ertönen, so wie ich das Gewand des Fleisches annehme, um den Menschen sichtbar zu werden. Und wenn du sprichst, geht der Laut dienstbereit bis zum Ohr, doch das Wort dringt, ohne ortsgebunden zu sein, bis zur Seele vor; denn es kommt so zu deinem Gesprächspartner, dass es sich jedenfalls nicht von dir entfernt. Und wenn dich beim Sprechen einer hört, bleibt doch das ganze Wort bei dir, ganz auch bei ihm. Und wenn du zwei Zuhörer hast, hören sie das ganze Wort, und wenn du viele hast, ebenfalls; allen und jedem einzelnen und auch dir wird das ganze [Wort zuteil]. Vernichte also nicht mein so großes Geschenk in dir: die Ähnlichkeit mit mir, die ich dir überaus gütig zugeteilt habe, so dass du nicht in deinem Streben nach mir nicht außerhalb von dir suchest.

Der Mensch ist aber auch nach dem Abbild des Dreifaltigen Gottes geschaffen gemäß dem Wort: Lasst uns den Menschen machen nach unserem Bild und Gleichnis! (1. Mose 1, 26).
Blicke in dich selbst, menschliche Seele, was dich selbst betrifft und strebe nach mir! Sieh deinen Geist, sieh dein Wort, sieh deinen Willen [als Abbild des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes]! … Ich und der Vater und die uns verbindende Liebe, wir sind ein Gott: Du, dein vernünftiger Geist und dein Wort und deine Liebe, bist ein Mensch, nach dem Gleichnis deines Urhebers gemacht, nicht ihm gleich, da du doch geschaffen und nicht gezeugt bist, gebildet, aber nicht Bildner. Entferne dich von dem, was unterhalb von dir ist, also weniger gestaltet, d. h. von weniger schöner Gestalt als du! Tritt vielmehr hin zur formenden Gestalt, damit dir eine schönere Gestalt zuteil werden kann, und bleib immer mir ihr verbunden; denn von ihr wirst du umso mehr an Schönheit empfangen, je mehr du dich ihr mit dem Gewicht deiner Liebe einprägst. Denn von ihr wirst du [einmal] den unverlierbaren Zustand der Ebenbildlichkeit empfangen, von dem du schon ihren Anfang erhalten hast.

Quelle: Claudianus Mamertus: De statu animae, lib. 1, c. 26. In: Patrologia Latina 53, Sp. 734; eigene Übersetzung

Zitat von Claudianus Mamertus:

Warum Gott es zulässt, dass die Wahrheit so oft bekämpft wird:
Als ich of darüber nachdachte, wie es sein kann, dass die über alles erhabene Wahrheit wissentlich so viele Feinde hat, da tauchte nach reiflicher Überlegung über diese Frage eine, wie ich meine, nicht unwahrscheinliche Begründung [in mir] auf: Alles lässt sich nämlich besser durch den Vergleich mit seinem Gegenteil erkennen. So bereitet das Licht verglichen mit der Finsternis, das Leben verglichen mit dem Tod, die Wahrheit verglichen mit der Falschheit mehr Freude. So mussten sich also diese Verschiedenheiten entsprechend ihren Eigenschaften kompetente Anwälte verschaffen. damit der Verteidiger des Falschen nicht verborgen und der Beschützer der Wahrheit nicht untätig bleibe, und jener nicht mehr im Verborgenen schade und dieser nicht in Untätigkeit erschlaffe.

Quelle: Claudianus Mamertus: De statu animae, lib. 2, c. 1. In: Patrologia Latina 53, Sp. 755f; eigene Übersetzung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia

Schriften von Claudianus Mamertus und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Die Kathedrale in Vienne ist täglich von 8.30 Uhr bis 17 Uhr (im Sommer bis 18 Uhr) geöffnet. (2014)
Die Kathedrale Saint-Trophime in Arles ist täglich von 9 Uhr bis 12 Uhr und von 14 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. (2024)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 30.05.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• http://www.bauernregeln.net/mai.html nicht mehr erreichbar
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 6., Herder, Freiburg im Breisgau 1997
• https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/wochenheiliger/11-mai-der-heilige-mamertus-von-vienne;art4876,208057 - abgerufen am 18.07.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.