Maria Wilhelmina Ämilie de Rodat
französischer Name: Marie Guillemette Émilie
Gedenktag katholisch: 19. September
Hochfest bei den Schwestern der Heiligen Familie von Villefranche
Name bedeutet: M: die Beleibte / die Schöne / die Bittere / die von Gott Geliebte (aramäisch)
W: Wille und Schutz (althochdt.)
Ä: die Eifrige (latein.)
Maria Wilhelmina Ämilie de Rodat war das erste Kind des französischen Schatzmeister für die Gegend um
Montauban, Jean-Louis-Guillaume Amans de Rodat,
und der Henriette de Pomayrols. Nach vier vergeblichen Versuchen der Teilnahme am religiösen Leben schloss sie sich mit
17 Jahren einer von ihrer Großmutter geleiteten Gemeinschaft von in der Französischen Revolution vertriebenen Nonnen in
Villefranche-de-Rouergue an. 1815 trat sie aus
dieser Kommunität aus und arbeitete als Lehrerin für gefallene Mädchen und verwahrloste Kinder; zusammen mit drei
Gefährtinnen begann sie in ihrem Zimmer mit dem Unterricht. 1816 konnte sie die erste Schule gründen und es entstand die
Kongregation der Sœurs de la Sainte Famille de Villefranche
, die Schwestern von der
Heiligen Familie von Villefranche
, die sie als Oberin leitete. 1819
wurde das Haus erworben, das bis heute das Mutterhaus der Gemeinschaft ist, 1820 legten die Frauen ihre ewigen Gelübde ab.
1822 konnte in Aubin die erste Niederlassung
eröffnet werden; 1827 wurde die Kongregation vom König anerkannt.
Die Aufgaben wurden erweitert auf die Pflege von Frauen, Waisen und Alten. 1835 wurde in Figeac bei Cahors das erste klösterliche Haus eröffnet, 1840 kam die Arbeit für Strafgefangene hinzu, 1841 in Villefranche-de-Rouergue die erste Einrichtung für Kleinkinder und eine Hilfsorganisation für Prostituierte. In schweren Prüfungen erwies sie sich Ämilie de Rodat als starke Frau, die in der letzten Lebensphase aufgetretene Krebskrankheit ertrug sie duldsam. 1850 veröffentlichte sie ihr geistliches Testament. Ihre mystische Begabung wurde zu Lebzeiten kaum bekannt.
Beim Tod von Maria Wilhelmina Ämilie de Rodat gab es 38 Einrichtungen ihres Ordens, der 1875 päpstlich anerkannt wurde. Der Orden ist heute (2013) in Frankreich, Italien, Belgien, Spanien, England und Irland, im Libanon und in Ägypten, in Brasilien, Bolivien und Argentinien, der Elfenbeinküste und im Senegal, auf den Philippinen und in Indien mit 480 Schwestern tätig.
Kanonisation: Maria Wilhelmina Ämilie de Rodat wurde am 9. Juni 1940 durch Papst Pius XII. selig- und am 23. April 1950 durch denselben Papst heiliggesprochen.
Worte der Heiligen
Ausschnitt aus den autobiographischen Aufzeichnungen von Maria Wilhelmina Ämilie de Roda, die etwas von
ihrer Spiritualität verraten:
Bei Widrigkeiten rief ich mir immer das ewige Heil ins Bewusstsein. Es genügte, dass wir von Anfang an geeignete
Ziele hatten, damit sie der gute Gott uns abnahm. Der göttliche Bräutigam fand die reifen Früchte in seinem Garten und
er beeilte sich, sie zu ernten.
M. Marty [ein Beichtvater] pflegte zu mir zu sagen: Das Talent ist nichts, der Opfergeist ist alles.
Die Einfachheit war meine bevorzugte Tugend und ich hatte mir zum Gesetz gemacht, meinen Beichtvätern nie zu
widersprechen. Und wenn ich es aus Unachtsamkeit dennoch tat, beichtete ich es. Ich betrachtete alles, was mir meine
Beichtväter sagten, als von Gott kommend und der Widerstand, den ich in mir sah bezüglich dessen, was sie mir sagten,
war für mich ein beständiges Martyrium. …
Ich liebte sehr das Leben der Hirten; das des seligen Benedikt Labre
entzückte mich. Ich litt beinahe ständig unter Schlaflosigkeit. Diese große Ruhe der Natur erleichterte mir die Einheit
mit Gott. Ich bat [den Beichtvater] M. Marty um Erlaubnis, ein Christuszeichen in meinem Bett zu haben wegen der
Versuchungen, die ich durchmachte; er erlaubte es mir. Ich trug es auch bei den Reisen und hatte es immer vor Augen.
Magdalena am Fuß des Kreuzes und die heilige
Theresia waren meine bevorzugten Heiligen. Die Lektüre von Heiligenleben
versetzte mich in Schmerzen … Wenn man zu mir von einem eifrigen religiösen Orden sprach, war ich gleichermaßen
beeindruckt. Und meine Seele ist immer noch an die Erde gebunden!
rief ich dann aus. Es ist unmöglich zu verstehen,
was man leidet, wenn man Gott nicht hinreichend liebt. …
Alles auf den Reisen führte mich zu Gott. Ich heiligte sie durch das Gebet und unternahm keine ohne Notwendigkeit.
Sie waren für mich Zeiten der tiefsten Einkehr. Ich meditierte während der Heiligen Messe regelmäßig das Leiden [Jesu].
Während der Versuchungen las ich auf Anordnung von M. Marty während des Heiligen Opfers die Selbstgespräche [die
Soliloquien
des Augustinus] oder die Nachfolge [Christi]. Ich liebte
sehr die [Kreuzweg-] Stationen; die frommen Bilder nährten meine Frömmigkeit.
Ich liebe auch sehr die Litaneien des hl. Namens Jesu und Marias. Ich legte sie [auch] aus.
In meiner Kindheit unterließ ich es nie, mein Herz Gott zu schenken, abends und frühmorgens. Psalm 119 übte auf mich
ein große Anziehungskraft aus. Ich las ihn immer wieder und bediente mich seiner entsprechend dem Zustand, in dem ich
mich befand. Ich liebe [auch] das De profundis
[Psalm 130] und Psalm 145. Ich hatte auch noch Zuneigung entwickelt
zu einem Canticum des hl. Johannes vom Kreuz, in dem er von einem
Zustand sprach, der meinem gegenüber ganz entgegengesetzt war. Ich fühlte mich auch sehr von den Seligpreisungen
[Matthäusevangelium 5, 1 - 12] angezogen, besonders von der ersten und von der letzten, die mich anspornte in den Leiden
und Widrigkeiten.
Ich feierte immer meinen Geburtstag, den Tag meines Eintritts in den Orden, den Tag der Einkleidung und den meiner
Gelübdeablegung. Ich machte alle Abende etwa zwei Stunden Meditation. Manchmal war ich so in Gott versunken, dass ich die
Schritte der Schwestern nicht hörte. Man musste mich heftig rütteln, um mich aus der Versenkung aufzuwecken. Gewöhnlich
befand ich mich in einer angenehmen Kontemplation.
Überzeugt, dass die Ausgeglichenheit der Seele notwendig sei, mäßigte ich mich in allem und überall. Mein Leidenszustand
hat mir in diesem Punkt eine lange Übung vermittelt. … Die Demütigungen, die mir Gott geschickt hat, haben mich in
manchen Zügen Jesus Christus ähnlich gemacht. Ich habe viel Angst vor den schwierigen Geistern. Ich bin indifferent
gegenüber Geschenken und Gaben. Das Wenn nicht der Herr …
[Psalm 127] war dienlich für die Gründungen.
Bei der Leitung der Kongregation hat mir Gott Mut bei jeder Prüfung gegeben. Wenn ich den Willen Gottes erkannt hatte,
hielt mich nichts auf: Es wird geschehen, was Gott will
: dieser Gedanke hielt mich aufrecht.
Quelle: Vie de la mère Marie-Guillemette-Emilie de Rodat, Fondatrice de la Congrégation de Sainte-Famille, dictée par elle-même a Monsieur l'Abbé Fabre. Couvent de la Sainte Famille, Villefranche-de Rouerge 1958, S. 52 - 54; eigene Übersetzung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 17.05.2020
Quellen:
• https://fr.wikipedia.org/wiki/%C3%89milie_de_Rodat - abgerufen am 18.07.2023
• http://www.sainte-famille-villefranche.com/fr/fondatrice-sainte-emilie-de-rodat/biographie-sainte-emilie-de-rodat.php nicht mehr erreichbar
• Emilie de Rodat - La Passion de Dieu au service des pauvres, Èditions C2L, Paris o. J. (2014)
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.