Nikolaus Groß
Gedenktag katholisch: 15. Januar
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Essen und Köln: 23. Januar
Name bedeutet: der Sieger über das / aus dem Volk (griech.)
Nikolaus Groß, Sohn eines Grubenschmiedes, arbeitete nach der Volksschule zunächst in einem Blechwalzwerk, dann als
Schlepper und Kohlenhauer unter Tage. 1917 wurde er Mitglied im Gewerkverein christlicher Bergleute
, 1918 in der
Zentrumspartei. Schon im Alter von 22 Jahren arbeitete er ab 1920 als Jugendsekretär beim Gewerkverein Christlicher
Bergarbeiter
in Oberhausen, dann in
Schlesien, in Zwickau in Sachsen und von 1924
bis 1926 in Bottrop. Er heiratete Elisabeth Koch,
mit der er sieben Kinder hatte. 1927 wurde er erst Hilfsredakteur, bald darauf Schriftleiter der Westdeutschen
Arbeiterzeitung
, dem Organ der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung
, in der er führende Stellen übernahm.
Nikolaus Groß arbeitete eng mit Bernhard Letterhaus zusammen,
beide setzten sich bereits vor 1933 offen mit den Nationalsozialisten auseinander, Groß bezeichnete sie 1930 als
Hauptgegner
und schrieb: Wir lehnen als katholische Arbeiter den Nationalsozialismus nicht nur aus politischen
und wirtschaftlichen Gründen, sondern auch aus unserer religiösen und kulturellen Haltung entschieden und eindeutig ab
.
Schon 1929 hatte er die Nazis als Todfeinde des heutigen Staates
bezeichnet, nach deren Machtübernahme 1933 nannte
er den Führer der Deutschen Arbeitsfront
, Robert Ley, staatsfeindlich
.
Die Westdeutsche Arbeiterzeitung
wurde zur Jahreswende 1934/35 in Ketteler-Wacht
umbenannt und 1938
verboten, Nikolaus Groß konnte nun nur noch einige Broschüren veröffentlichen, deshalb wurde er mehrfach verhört und musste
Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Ab 1941 arbeitete er in der Männerseelsorge und versuchte, so die
Verbandsarbeit fortzusetzen. Wegen seiner Kontakte zur Widerstandsgruppe des 20. Juli wurde Groß im August 1944 von der
Gestapo verhaftet, ins Konzentrationslager Ravensbrück
bei Fürstenberg in Brandenburg eingeliefert und dann ins
Zuchthaus nach Berlin-Tegel gebracht.
Seine Frau konnte Nikolaus Groß im Zuchthaus in
Berlin-Tegel zwei Mal besuchen, sie berichtete von deutlichen Folterspuren. Am 15. Januar 1945 wurde Groß vom
Volksgerichtshof - im Gebäude des ehemaligen
Wilhelms-Gymnasiums, das beim Luftangriff im Februar 1945 zerstört wurde und an dessen Stelle heute das Sony-Center
steht - unter Roland Freisler zum Tod verurteilt und wenige Tage später im - heute nachgebauten -
Hinrichtungsraum des Gefängnisses Plötzensee in
Berlin erhängt. Eine Bestattung wurde verweigert, seine Asche wurde verstreut.
Nahe der Pfarrkirche in Niederwenigern ist das von einem Verein betriebene Nikolaus-Groß-Haus Gedenkstätte und Museum für den NS-Widerstandskämpfer.
Kanonisation: Nikolaus Groß wurde am 7. Oktober 2001 in Rom von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. 1
1 ▲ Nikolaus' Sohn
Alexander Groß, bis zu seinem Ruhestand Leiter der
Jugendakademie Walberberg im Erzbistum Köln,
sah in der Seligsprechung eine unzulässige Vereinnahmung des Widerstandskämpfers durch die Kirche, die damit vom eigenen
Versagen ablenken und sich selbst als Ort des Widerstandes
erscheinen lassen wolle. Gegen diese Einschätzung
grenzten sich zwei seiner Geschwister ab, weil nach ihrer Meinung in den Briefen ihres Vaters aus dem Gefängnis
Gefühle des Verlassenseins von Bischöfen keinen Platz
gehabt hätten.
Worte des Seligen
Am 21. Januar 1945 schrieb Groß an seine Familie seinen Abschiedsbrief. Zwei Tage später wurde er im
Gefängnis Plötzensee erhängt:
Herzallerliebste Mutter! Ihr lieben und guten Kinder!
Es ist St. Agnestag, an dem ich diesen Brief schreibe, der … Euch
künden wird, dass der Herr mich gerufen hat. Vor mir stehen Eure Bilder und ich schaue jedem lange in das vertraute
Angesicht. Wie viel hatte ich noch für Euch tun wollen - der Herr hat es anders gefügt. Der Name des Herrn sei gepriesen.
Sein Wille soll an uns geschehen. Fürchtet nicht, dass angesichts des Todes großer Sturm und Unruhe in mir sei. Ich habe
täglich immer wieder um die Kraft und Gnade gebeten, dass der Herr mich und Euch stark mache, alles geduldig und ergeben
auf uns zu nehmen, was er für uns bestimmt oder zugelassen. Und ich spüre, wie es durch das Gebet in mir still und
friedlich geworden ist.
Mit inniger Liebe und tiefer Dankbarkeit denke ich an Euch zurück. Besonders Dir, liebe Mutter, muss ich noch danken.
Als wir uns vor einigen Tagen für dieses Leben verabschiedeten, da habe ich, in die Zelle zurückgekehrt, Gott aus tiefem
Herzen gedankt für Deinen christlichen Starkmut. Ja, Mutter, durch Deinen tapferen Abschied hast Du ein helles Licht auf
meine letzten Lebenstage gegossen. Schöner und glücklicher konnte der Abschluss unserer innigen Liebe nicht sein, als er
durch Dein starkmütiges Verhalten geworden ist. Ich weiß: Es hat Dich und mich große Kraft gekostet, aber dass uns der
Herr diese Kraft geschenkt, dessen wollen wir dankbar eingedenk sein.
Manchmal habe ich mir in den langen Monaten meiner Haft Gedanken darüber gemacht, was wohl einmal aus Euch werden möge,
wenn ich nicht mehr bei Euch sein könnte. Längst habe ich eingesehen, dass Euer Schicksal gar nicht von mir abhängt. Wenn
Gott es so will, dass ich nicht mehr bei. Euch sein soll, dann hat er auch für Euch eine Hilfe bereit, die ohne mich wirkt.
Gott verlässt keinen, der Ihm treu ist, und Er wird auch Euch nicht verlassen, wenn Ihr Euch an Ihn haltet.
Habt keine Trauer um mich - ich hoffe, dass mich der Herr annimmt. Hat er nicht alles wunderbar gefügt. Er ließ mich
in einem Hause, in dem ich auch in der Gefangenschaft manche Liebe und menschliches Mitgefühl empfing. Er gab mir über
fünf Monate Zeit - wahrlich eine Gnadenzeit -, mich auf die Heimholung vorzubereiten. Ja, er tat viel mehr: Er kam zu mir
im Sakrament, oftmals, um bei mir zu sein in allen Stürmen und Nöten, besonders in der letzten Stunde. Alles das hätte ja
auch anders sein können. Es war nur ein kleines dazu nötig, ich brauchte, wie viele andere nach dem Angriff vom 6. 10. nur
in ein anderes Haus verlegt werden, und ich hätte vieles und Entscheidendes nicht empfangen. Muss ich nicht Gottes weise
und gnädige Fügung preisen und ihm Dank sagen für seine Güte und väterliche Obhut? Sieh, liebe Mutter, so menschlich schwer
und schmerzlich mein frühes Scheiden auch sein mag - Gott hat mir damit gewiss eine große Gnade erwiesen. Darum weinet
nicht und habt auch keine Trauer; betet für mich und danket Gott, der mich in Liebe gerufen und heimgeholt hat.
Quelle: Jürgen Aretz (Hg.): Nikolaus Groß. Christ - Arbeiterführer - Widerstandskämpfer. Briefe aus dem Gefängnis = Topos Taschenbücher Bd. 229. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1993, S. 141 - 144
Zitate von Nikolaus Groß:
Angesprochen auf seine Verantwortung gegenüber seiner großen Familie, antwortete Groß:
Wenn wir heute nicht unser Leben einsetzen, wie wollen wir dann vor Gott und unserem Volk einmal bestehen. …
Zuoberst steht die Forderung, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen. Wenn von uns etwas verlangt wird, was
gegen Gott oder den Glauben geht, dann dürfen wir nicht nur, sondern müssen den Gehorsam ablehnen.
Aus den Gefängnisbriefen:
Die meisten großen Leistungen entstehen aus der täglichen Pflichterfüllung in den kleinen Dingen des Alltags.
Nur wenn das Gebet aus der Tiefe des Herzens kommt, dringt es durch bis zu Gott.
Es kommt doch alles, wie Gott es will. Je mehr wir uns ihm anvertrauen, um so mehr Frieden und innere Ruhe werden
wir gewinnen.
Unser guter Wille, der uns den Frieden bringt, den Frieden des Herzens, den Frieden Gottes, soll darin bestehen,
dass wir Gottes Willen tun. Denn Gottes Wille ist allemal der gute Wille, der beste Wille.
Wer die Kraft und Macht des Gebetes kennt, ist nie allein.
Jedes Opfer trägt seinen Segen in sich, und so gewiss auch unser Opfer.
Quelle: Jürgen Aretz (Hg.): Nikolaus Groß. Christ - Arbeiterführer - Widerstandskämpfer. Briefe aus dem Gefängnis = Topos Taschenbücher Bd. 229. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1993, S. 211, 54, 94, 104, 109, 136
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Martyrologium Romanum Flori-Legium
Das Nikolaus-Groß-Weiterbildungskolleg in Essen hat eine umfangreiche, sehr informative und mit vielen Fotos und Dokumenten gestaltete Internetseite über Nikolaus Groß und seine Frau Elisabeth.
Das Bistum Essen hat anlässlich der Seligsprechung eine Internetseite über Nikolaus Groß eingerichtet.
Die Nikolaus Groß-Gemeinde in Bochum-Grumme ist die erste nach ihm benannte Kirchengemeinde und informiert über ihren Patron.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Das Außengelände des
ehemaligen Konzentrationslagers Ravensbrück bei
Fürstenberg ist täglich von von 9 Uhr bis 20 Uhr - im Winter nur bis 18 Uhr geöffnet; die Ausstellungen sind täglich von
10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. (2023)
Die Gedenkstätte Plötzensee in Berlin mit einer
Ausstellung im damaligen Hinrichtungsraum des Gefängnisses Plötzensee in Berlin ist täglich von 9 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. (2023)
Das Nikolaus-Groß-Haus in Niederwenigern ist
an jedem 3. Sonntag im Monat von 10.30 Uhr bis 12 Uhr geöffnet, zudem nach Vereinbarung unter
info@nikolaus-gross.org, der Eintritt ist frei, Spenden sind erbeten. (2023)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 04.02.2024
Quellen:
•Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• http://www.nikolaus-gross.com/lebenslauf/index.html - abgerufen am 20.1.2023
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 7., Herder, Freiburg im Breisgau 1998
• https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Gro%C3%9F#Protest_gegen_die_Seligsprechung_des_Vaters - abgerufen am 20.1.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.