Pierre Teilhard de Chardin
Gedenktag katholisch: 10. April
Name bedeutet: der Fels (griech. - latein.)
Pierre Teilhard de Chardin trat 1899 dem Jesuitenorden bei und wurde 1911 zum Priester geweiht. 1912 begann er auch ein Studium der Geologie und Paläontologie in Paris. In den Kriegsjahren 1914 bis 1918 war er als Sanitäter an der Front eingesetzt; in dieser Zeit verfasste er seine ersten Schriften. 1922 wurde er Professor für Geologie am katholischen Institut von Paris, 1923/24 unternahm er seine erste Forschungsreise nach China.
Teilhard sah die traditionelle Lehre von der Erbsünde kritisch und vertrat die Lehren der Evolutionstheorie, die damals von der Kirche noch abgelehnt wurden, zudem wurden ihm pantheistische Auffassungen vorgeworfen; deshalb musste er seine Lehrtätigkeit, 1926 auch seine Professur aufgeben, für alle theologischen Schriften erhielt er Publikationsverbot, er musste sich nun auf naturwissenschaftliche Veröffentlichungen beschränken. 1926 reiste er wieder nach China, er unternahm Forschungsreisen in die Mandschurei und Mongolei, nach Indien, auf die Insel Java und nach Birma. 1929 wurde er Berater beim Geologischen Landesamt in Peking / Beijing. Bis 1946 gab es nur kürzere Aufenthalte im Heimatland; 1946 kehrte er nach Frankreich zurück, nahm am geistigen Leben im Nachkriegs-Paris teil, unterstützte die Bewegung der Arbeiter-Priester.
Teilhards Anliegen war es, Religion und Naturwissenschaft nicht als Konkurrenten zu verstehen, sondern zusammen zu denken.
Seine grundlegende Überzeugung war, dass die Schaffung des Kosmos zielgenau ausgerichtet war auf die Schaffung von Leben,
des Menschen und der Vernunft. Er vertrat schon zu einer Zeit, als dieser Gedanke einzigartig war, die These, dass die
Bedingungen des ganzen Universums und die grundsätzlichen, naturwissenschaftlich anerkannten Konstanten und Naturgesetze
genau so sein mussten wie sie sind, damit menschliches Leben möglich wurde. Sein Hauptwerk Der Mensch im Kosmos
will
erweisen, dass die Entwicklung des Universums nicht zufällig, sondern mit dem Zielpunkt Mensch vor sich ging, vom Willen
des Schöpfergottes geleitet war und in Christus zur Erfüllung und
Vollendung kommt. Was viele Physiker und andere Naturwissenschaftler inzwischen postulieren - eine göttliche Vorsehung
im Hintergrund des Weltalls und des Lebens 1 - hatte Teilhard schon visionär vorweggenommen.
In seinem letzten Tagebucheintrag fasste er seine Gedanken zusammen: Die beiden Artikel meines Credo: Das Universum ist
zentriert - evolutiv, nach oben/vorn. Christus ist sein Zentrum.
Teilhard forderte, dass die Verkündigung der Kirche und die Frömmigkeit an das neu erkannte, evolutionäre Weltbild
angepasst und so mit den Naturwissenschaften versöhnt werden müsse; deshalb forderte er ein neues Glaubensbekenntnis, ja
ein neues Bild und neue Lehre von Christus, er sprach sogar von einer
neuen Menschwerdung Gottes in aktueller Form. Ein neues Glaubensbekenntnis müsse das
von Nicäa ersetzen; es müsse Gott nicht als Schöpfer der
statischen Welt, sondern als neuen Gott der Evolution
und Christus als universellen Evolutor
bekennen. Wie
die Schöpfung sei auch die Erlösung des Menschen ein Prozess, der in kosmischen Dimensionen zum Ziel führt. Deshalb führe
der Weg in den Himmel - nur! - über den auf der Erde, der Weg zu Gott nur über den der Liebe zur Erde. Nötig sei ein
Neo-Christentum
, das ein der Welt zugewandtes Christentum ist. Teilhard hatte auch damals schon das heute so
aktuelle Problem der Globalisierung erkannt, unter den Stichworten Planetisation
und Totalisation
bedacht
und bejaht.
1947 wurde ihm von seinem Ordensgeneral abermals die Veröffentlichung theologischer und philosophischer Texte untersagt,
1948 verboten, einen Ruf als Professor am paläontologischen Institut des Collège de France anzunehmen. 1951 begab Teilhard
sich deshalb wieder ins Exil
, er wirkte bei der Wenner-Gren-Foundation in
New York, in deren Auftrag er mehrere
Forschungsreisen nach Südafrika unternahm. Er starb unerwartet am Ostersonntag; kurz zuvor hatte er sich gewünscht am
Tage der Auferstehung zu sterben
.
Nur zwei Ordensbrüder nahmen an Teilhards Bestattung teil. Seine Bücher konnten nun, nach seinem Tod, veröffentlicht
werden, wurden aber in katholischen Büchereien nicht geduldet und durften in katholischen Buchhandlungen nicht verkauft
werden. Noch 1962 warnte ein Lehrschreiben des Vatikan vor seinen schweren
Irrtümern
und Abweichungen von der kirchlichen Lehre, v. a. weil er die Evolutionstheorie von Charles Darwin anerkannte;
erst mit dem 2. Vatikanischen Konzil konnten seine Werke in der
katholischen Kirche gelesen und seine Auffassungen diskutiert werden. Nachdem sich Papst Franziskus in seinem apostolischen
Schreiben Laudato Si
wie zuvor schon seine Vorgänger Benedikt XVI. und
Johannes Paul II. positiv auf Teilhard de Chardin bezogen hatte,
verabschiedete der päpstliche Kulturrat 2017 eine Petition zu seiner Rehabilitierung; seine Schriften könnten zur Versöhnung
von Wissenschaft und christlicher Weltsicht beitragen.
Inzwischen erschienen 13 Bände einer Werkausgabe, dazu Briefe und Tagebücher; Teilhard erlangte in den 60er-Jahren auch in Deutschland geradezu Kultstatus.
1 ▲ Dass die Kette
der Zufallsbedingtheiten, die zu uns geführt hat, auf irgendeine geheimnisvolle Weise gelenkt wird
und darin eine
göttliche Vorsehung wirksam ist
, schrieb 1978 der Neurobiologe und Nobelpreisträger John C. Eccles.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 10.06.2024
Quellen:
• Sigurd Martin Daecke: Der Weg zu Gott führt durch die Welt. Zeitzeichen 3/2005
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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