Radegund von Thüringen
auch: Radegundis
auch: von Poitiers
Gedenktag katholisch: 13. August
Übertragung der Gebeine: 11. Februar
Übertragung der Gebeine (nach Trier ?): 23. Mai
Übertragung der Gebeine nach Dijon: 7. Juli
gebotener Gedenktag im Bistum Erfurt, nicht gebotener Gedenktag im Bistum Fulda: 12. August
Gedenktag evangelisch: 13. August
Name bedeutet: Rat und Kampf (althochdt.)
Radegund, Tochter des Königs Berthachar von Thüringen, wurde nach dem Sieg der Merowinger über ihren Vater im Jahr 531 als Geisel nach Frankreich gebracht, in Athies bei Péronne in der Picardie christlich erzogen und dann nach 540 gezwungen, Merowingerkönig Chlotar I. zu heiraten, um damit den Anspruch der Franken auf Thüringen durchzusetzen. Die Ehe blieb kinderlos.
Um 550 floh Radegund vor ihrem tyrannischen Mann, nachdem der ihren Bruder hatte ermorden lassen, nach Noyon in ein Kloster. Merowingerkönig Chlotar I. versuchte mehrfach - wohl aus Prestigegründen - sie zurückzugewinnen und unterstützte sie bei ihren caritativen Werken, blieb aber erfolglos. Der Bischof von Noyon weihte sie dann zur Diakonin.
Um 558 gründete sie auf ihrem Gut Saix bei Poitiers
das Nonnenkloster Ste-Marie-hors-les-Murs
nach der Regel des
Cäsarius von Arles - das erste Frauenkloster in Europa -, setzte
Agnes von Poitiers als Äbtissin ein und lebte dann dort.
567 besuchte Venantius Fortunatus Radegund in ihrem Kloster
Ste-Marie-hors-les-Murs bei
Poitiers. 569 erhielt Radegund für ihr Kloster
von Kaiser Justin II. einen Splitter des Kreuzes Jesu und nannte ihr Kloster
nun Ste-Croix
. Es wurde für Jahrzehnte das bedeutendste Frauenkloster des Frankenreichs. Sie stand in Verbindung mit
Gregor von Tours, der ihr Leben dokumentierte.
Venantius Fortunatus verfasste nach 587 das Klagelied der
Radegunde
, in dem der Untergang des Thüringer Reiches emotional und dramatisch geschildert wird - Beleg dafür, dass
die Königstochter ihre traumatischen Kindheitserlebnisse nie verarbeiten konnte. Eine weitere Lebensgeschichte schrieb um
612 die Nonne Baudovinia aus dem von Radegund gegründeten Kloster Ste-Croix bei
Poitiers.
Radegund wurde in ihrem Kloster Ste-Croix bei Poitiers bestattet.
Als eine der ersten Christinnen wagte Radegund in der von Männern dominierten Zeit nach eigenen Überzeugungen zu leben und trotzte Standes- und politischen Zwängen. Die Verehrung breitete sich v. a. in Frankreich aus, wo ihr In 150 Kirchen geweiht sind und neun Gemeinden ihren Namen tragen, sie kam aber auch nach England, Süddeutschland und Österreich; dort sind die Orte St. Radegund in Oberöstereich und St. Radegund bei Graz 2 nach ihr benannt.
Attribute:
Teufel
Patronin
von Poitiers,
Chinon,
Péronne und
La Charité-sur-Loire; der Weber und Töpfer; gegen
Aussatz, Geschwüre, Krätze, Grind und Fieber bei Kindern; gegen Wassergefahren
1 ▲ Traditionell gilt die Mühlburg bei Mühlberg nahe Gotha als Radegunds Geburtsort, neben der heutigen Burgruine war ihr eine 1333 erstmals erwähnte Kapelle geweiht, von der heute nur noch die Grundmauern erhalten sind. Gesichert ist aber nur, dass das Siedlungsgebiet der Thüringer damals Thüringer Becken entlang der Unstrut war. Die Mühlburg wurde erstmals 704 erwähnt, als der thüringische Herzog Hedan II. sie Willibrord von Echternach schenkte, sie ist damit die älteste schriftlich bezeugte Burg in Thüringen. Ob diese Burg damals an der Stelle der heutigen Mühlburg-Ruine stand, ist nicht zweifelsfrei gesichert.
2 ▲ Kirchenpatronin ist Ragdegund von Thüringen, nicht wie verschiedentlich zu lesen Radegund von Wellenburg.
Radegunds Testament gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die Reste der Mühlburg bei Mühlberg sind täglich von 10 Uhr bis 17 Uhr, am Wochenende bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 2,50 €. (2023)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
Artikel kommentieren / Fehler melden
Suchen bei amazon: Bücher über Radegund von Thüringen
Wikipedia: Artikel über Radegund von Thüringen
Fragen? - unsere FAQs antworten!
Impressum - Datenschutzerklärung
Schauen Sie sich zufällige Biografien an:
Dunchaid O Braoin
Heribert von Köln
Sulpicius II von Bourges
Unser Reise-Blog:
Reisen zu den Orten, an denen die
Heiligen lebten und verehrt werden.
Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 15.07.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999
• http://www.stadtmuseum-erfurt.de/sonderausstellungen/radegunde.html nicht mehr erreichbar
• https://www.otz.de/startseite/detail/-/specific/Fesselnder-Vortrag-in-Saalfeld-ueber-die-Heilige-Radegunde-1435815040 - abgerufen am 27.10.2023
• Infotafel an der Kapelle neben der
Mühlburg bei Mühlberg
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.