Ökumenisches Heiligenlexikon

Teresio Olivelli

1 Gedenktag katholisch: 16. Januar
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum Bamberg: 5. Oktober

Name bedeutet: von der Insel Thera (der heutigen Insel Santorin) stammend (griech.)

Märtyrer
* 7. Januar 1916 in San Giovanni, Ortsteil von Bellagio am Comer See in Italien
17. Januar 1945 in Hersbruck bei Flossenbürg in Bayern


Gymnasium Cairoli in Vigevano
Gymnasium Cairoli in Vigevano

Teresio Olivelli, Sohn von Domenico Olivelli und Clelia geb. Invernizzi, besuchte nach dem Umzug der Familie nach Mortara dort das Gymnasium Travelli und schloss sich dann der Katholischen Aktion an; anschließend besuchte er das Gymnasium Cairoli in Vigevano bei Mailand. Von 1934 bis 1938 studierte er an der Universität in Pavia Rechtswissenschaften, wobei er im Kolleg Ghislieri wohnte; 1938 promovierte er sich mit Auszeichnung in Verwaltungsrecht. 1936 hatte ihn seine Familie nur mit Mühe davon abhalten können, im Spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Katholiken und Putschisten zu kämpfen.

Universität in Turin
Universität in Turin

Ab 1938 wurde Teresio Olivelli Assistenzprofessor für Verwaltungsrecht an der Universität in Turin und arbeitete dort ehrenamtlich im von Josef Benedikt Cottolengo gegründeten Piccola casa della Divina Provvidenza, dem Kleinen Haus von der göttlichen Vorsehung für Arme und Kranke. Wie viele katholische Zeitgenossen unterstützte er den Faschismus und wurde Sekretär des Faschistischen Kulturinstituts sowie im Büro für Studien und Gesetzgebung im Palazzo del Littorio, untergebracht im Kloster an Santi Cosma e Damiano in Rom . 1939 und 1941 nahm er an Fortbildungen in Berlin teil.

Teresio Olivelli als Gebirgsjäger
Teresio Olivelli als Gebirgsjäger

Als Antikommunist meldete Teresio Olivelli sich zu den Gebirgsjägern und nahm 1941 freiwillig am Russlandfeldzug teil. Im März 1943 kehrte er nach Italien zurück, kümmerte sich um Familien von Gefallenen und wurde Rektor des Instituts, an dem er studiert hatte, des Collegio Ghislieri in Pavia. Im Juli 1943 wurde er wieder eingezogen; nach dem Waffenstillstand von Cassibile am 9. September 1943, mit dem sich Italien aus dem Bündnis mit dem Deutschen Reich löste, wurde er von deutschen Truppen gefangen genommen, verweigerte den Schwur auf den geflohenen, aber von den deutschen Besatzern unterstützten Mussolini und wurde in das Internierungslager - an der Stelle des heutigen Recyclinghofes - in Innsbruck und dann ins Kriegsgefangenenlager - an der Stelle der heutigen Krobatinkaseren - nach St. Johann im Pongau gebracht. 1

Aus dem Lager in St. Johann im Pongau konnte Olivelli im Oktober 1943 fliehen und erreichte Udine, wo er von einer Familie versteckt wurde. Er schloss sich dem katholischen Flügel der italienischen Freiheitsbewegung an und beteiligte sich unter dem Kampfnamen Agostino Gracchi am Aufbau der katholische Partisanenorganisation Brigate Fiamme Verdi, der Brigaden der Grünen Flamme, in Brescia. Im Februar 1944 war er Mitbegründer der Widerstandszeitschrift Il Ribelle, Der Rebell, die in Norditalien verteilt wurde.

Reste des Durchgangslagers in Fossoli, heute als Gedenkstätte erhalten
Reste des FossoliDurchgangslagers in Fossoli, heute als Gedenkstätte erhalten

Ende April 1944 wurde Olivelli in Mailand verhaftet und ins Gefängnis San Vittore gebracht. Zusammen mit 71 weiteren Gefangenen sollte er als Vergeltungsmaßnahme für die in Carpi durch Partisanen erfolgte Tötung von sieben deutschen Soldaten erschossen werden; Erzbischof Ildefons Schuster bewirkte, dass er nicht sofort getötet wurde, sondern ins Durchgangslager nach Fossoli bei Carpi verlegt wurde.

Im Lager in Fossoli konnte Olivelli sich verstecken, Fluchtversuche scheiterten aber, schließlich wurde er entdeckt. Im September 1944 kam er ins Konzentrationslager nach Flossenbürg, von dort im Oktober in dessen Außenstelle nach Hersbruck. Als im Januar 1945 ein junger Mithäftling aus dem Osten von einem Aufseher verprügelt wurde, warf er sich dazwischen, erhielt einen heftigen Tritt in den Bauch und 25 Schläge, kam in die Krankenstation, erholte sich aber nicht.

Teresio Olivellis Leichnam wurde eingeäschert. Die Nationale Vereinigung der Partisanen Italiens (A.N.P.I.) nannte ihn eine Lichtgestalt des katholischen Widerstands. 1953 wurde ihm postum die italienische Tapferkeitsmedaille in Gold verliehen. In den Nachkriegsjahren gab es immer wieder Initiativen zur Seligsprechung, aber die Erzdiözese Bamberg - zuständig, weil Olivelli auf ihrem Gebiet gestorben war -, unternahm nichts.

Reliquien in der Kathedrale in Vigevano
Reliquien in der Kathedrale in Vigevano

Schließlich leitete das Bistum Vigevano - da Olivelli zwei Drittel seines Lebens in diesem Bistum verbracht hatte - das Verfahren ein. 1988 ernannte Papst Johannes Paul II. ihn zum Diener Gottes. Im Dezember 2015 wurde Olivelli von Papst Franziskus als Ehrwürdiger Diener Gottes anerkannt und im Juni 2017 auch als Märtyrer. 2018 nahm das Erzbistum Bamberg Olivelli zusammen mit den ebenfalls auf ihrem Gebiet gestorbenen Nazi-Opfern Josef Mayr-Nusser und Eduard Focherini in den Diözesankalender auf.

Kanonisation: Teresio Olivelli wurde am 3. Februar 2018 durch Kardinal Angelo Amato im Palazzetto Palasport in Vigevano im Auftrag von Papst Franziskus seliggesprochen.

1 Außer dem Kriegsgefangenenlager gab es in St. Johann im Pongau ein weiteres Lager speziell für sowjetische Gefangene. Die rund 3600 Toten wurden auf dem Russenfriedhof bestattet, an dem nun eine kleine Gedenkstätte eingerichtet ist.

Das ehemalige Durchgangslager in Fossoli wird als Gedenkstätte erhalten und weiter renoviert; diese kann - außer im August und Dezember - sonntags von 10 Uhr bis 12.30 Uhr und von 15 Uhr bis 19 Uhr besucht werden. (2023)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 04.02.2024

Quellen:
• https://it.wikipedia.org/wiki/Teresio_Olivelli - abgerufen am 11.02.2023
• http://www.ca.archiworld.it/riviste/riviste/rivista_arch/anno_2002/giugno/num4B.pdf - abgerufen am 11.02.2023
• https://tirol.orf.at/news/stories/2578893 - abgerufen am 11.02.2023
• https://www.sn.at/wiki/Kriegsgefangenenlager_Markt_Pongau - abgerufen am 11.02.2023
• https://www.wiesentbote.de/2018/11/25/erzbistum-bamberg-verehrt-drei-weitere-maertyrer-der-ns-diktatur - abgerufen am 11.02.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.