Ökumenisches Heiligenlexikon

Theodosius Florentini

1 Gedenktag katholisch: 15. Februar

Name bedeutet: Gottes Geschenk (griech.)

Ordensgründer
* 23. Mai 1808 in Müstair (Münster) in Graubünden in der Schweiz
15. Februar 1865 in Heiden in der Schweiz


Theodosius Florentini
Theodosius Florentini

Anton Crispin Florentini trat 17-jährig dem Kapuzinerorden bei und erhielt bei der Profess 1826 den Ordensnamen Theodosius. 1830 wurde er in Sion / Sitten zum Priester geweiht, dann war er bis 1838 als Novizenmeister und als Lektor für Philosophie und Theologie am 1841 aufgelösten Kapuzinerkloster in Baden im Aargau tätig, zugleich war er ein unermüdlicher Seelsorger und gründete 1844 das Institut der Schwestern vom Heiligen Kreuz in Menzingen im Kanton Zug. Als Pfarrer am Dom in Chur ab 1845 gründete er gemeinsam mit Maria Theresia Scherer 1850 das Kreuzspital in Chur, 1852 die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz in Ingenbohl im Kanton Schwyz; hier entstand aus einem 1855 gekauften Bauerngut das neue Kloster.

Die - inzwischen auch abgetragene - Kapelle des ehemaligen Kapuzinerklosters in Baden im Aargau
Die - inzwischen auch abgetragene - Kapelle des ehemaligen Kapuzinerklosters in Baden im Aargau

1855 eröffnete Florentini ein Waisenhaus in Paspels, 1856 eröffnete er die von den Jesuiten aufgegeben Kolleg in Schwyz wieder und richtete dort eine Industrieschule und ein Gymnasium ein. 1857 gründete er eine Baumwollfabrik und 1859 eine Buchdruckerei und -binderei in Ingenbohl. Als 1859 in Oberleutensdorf in Böhmen - dem heutigen Litvinov - eine Textilfabrik bankrott ging, sorgte er sich um die Arbeiter und führte die Fabrik trotz großer finanzieller Belastung weiter; von einer klosterähnlichen Organisation der Fabrik erhoffte er sich eine Lösung der Probleme, die sich aber nicht einstellte; ähnlich erging es mit der 1860 in Thal bei St. Gallen übernommenen Papierfabrik. Auch als er 1860 Generalvikar des Bischofs von Chur wurde, war ihm die Lösung der sozialen Frage ein Hauptanliegen.

Kernsätze von Theodosius Florentini:
Was Bedürfnis der Zeit ist, das ist Gottes Wille.
Im Notwendigen die Einheit, im Zweifel die Freiheit, in allem die Liebe!

Der 1863 gegründete Verein für inländische Mission und der 1865 gegründete Bücherverein für die katholische Schweiz sollte das katholische Leben in der weithin protestantischen Schweiz befördern. Große Verbreitung fanden die volkstümlichen Veröffentlichungen Florentinis, so seine vier Bände vom Leben der Heiligen.

Denkmal im Kloster der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz in Ingenbohl
Denkmal im Kloster der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz in Ingenbohl

Florentini wurde zunächst in der Kathedrale in Chur bestattet, 1906 wurden seine Gebeine in die Kirche der Barmherzigen Schwestern in Ingenbohl übertragen.

Worte des Heiligen

Über den Unterricht am Fest des HI. Engelbert setzte P. Theodosius den Titel Pflichten der Gerechtigkeit und schrieb:
Der heilige Engelbert wurde Märtyrer, weil er die Gerechtigkeit liebte, weil er das Recht jedes Einzelnen seiner Untertanen, wenn er auch arm war, schützte, dagegen jede Rechtsverletzung unter seinen Untergebenen, wenn auch von Gewalttätigen geschehen, ohne Rücksicht bestrafte. Daraus sollen wir lernen, das Recht unserer Mitmenschen hochzuachten und heilig zu halten und alle und jede Verletzung desselben zu vermeiden; denn jeder Mensch ist Mensch wie wir. … Jeder Mensch trägt in seiner vernünftigen Natur die Anlage und den Beruf, Gottes Bild zu sein wie wir, hat denselben Gott zum Vater wie wir. Daher:
• Achte die Menschenwürde in jedem Menschen und kränke kein Recht des Menschen!
• Verachte keinen Menschen, sei er arm oder reich, tugendhaft oder lasterhaft, gescheit oder dumm, krüppelhaft oder wohlgestaltet, schön oder hässlich, Herr oder Sklave.
• Heilig und unantastbar sei dir auch das Eigentum des Menschen.
• Heilig und unantastbar sei dir die Freiheit des Mitmenschen; enthalte dich also jeder gewaltsamen, zwingenden Beschränkung seiner persönlichen Freiheit.
• Heilig und unantastbar sei dir Denk-, Gewissens- und Religionsfreiheit des Andern; d. h. dringe und zwinge dem Anderen nicht als Wahrheit, als Pflicht, Gottesverehrung auf, was er nicht als Wahrheit, Pflicht, Gottesverehrung erkennt; denn der Andere hat gleiche Rechte wie wir und gleiche Pflicht, nach seiner besten Überzeugung der Erkenntnis der Wahrheit nachzustreben.


Im Unterricht zum Fest des HI. Gerhard von Clairvaux am 16. Oktober schrieb P. Theodosius über wahre und falsche Reform:
Eine Reform muss zuerst das Innere umgestalten, dann von innen nach außen sich entfalten. Wer die Gesellschaft reformieren will, muss zuerst sich selbst, dann die einzelnen Glieder reformieren, auf dass die göttliche Gesinnung in ihnen lebt und aus ihnen spricht und handelt. Dann wird die Gesellschaft bald reformiert sein. … Menschen, Kirche und Staat können als lebendige Organismen nicht von außen her durch menschliche Tat allein, ebenso wenig von unten durch die Natur und durch die materielle Wohlfahrt wahrhaft verbessert werden. Dieselbe muss von da ausgehen, wo Mensch, Kirche und Staat ihren Ursprung haben …; durch göttliche Einwirkung muss der Verstand zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, das Herz zur Liebe des Guten, der Wille zur Ausübung desselben gekräftigt werden. … Die Reform der Gesellschaft kann nur wahr sein, wenn sie göttlich, daher christlich, daher kirchlich ist. Alles andere ist falsch.

Quelle: Zoe Maria Isenring: Pater Theodosius Florentini (1808 - 1865). Den Strom nicht stauen, sondern ihm ein Bett anweisen. Academic Press, Fribourg 2016

Zitate von Theodosius Florentini:

Was Bedürfnis der Zeit ist, ist Gottes Wille.
Erziehen heißt, absichtlich auf die Entwicklung der vorhandenen leiblichen und geistigen Anlagen des Kindes einwirken, dass sein ganzes Leben ein Abbild des Lebens Christi werde.
Was geht uns dieser und jener an? möchte wohl einer sagen. Darauf antworte ich: Das alles geht dich an. Bilden wir nicht alle eine Familie? Sind wir nicht alle geeinigt dadurch, dass Gott unser Vater ist, dass er für alle gesorgt hat dadurch, dass er uns vereinigen will im Jenseits zu einer großen Familie? … Lasst uns [auch] hinübergehen auf den christlichen Standpunkt und betrachten, dass wir alle erlöst sind durch einen Heiland; für uns alle ist er gestorben ohne Ausnahme. Er hat nicht gesagt: Ich sterbe für den, für diese Familie, für dieses Volk, für diese Nation, sondern er hat gelebt und gelitten, er ist gestorben für alle.

Quelle: Zoe Maria Isenring: Pater Theodosius Florentini (1808 - 1865). Den Strom nicht stauen, sondern ihm ein Bett anweisen. Academic Press, Fribourg 2016

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Die Homepage der Ingenbohler Schwestern informiert über das Werk und über Theodosius Florentini.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 13.02.2021

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Josef Tremp: Badener Kapellen, hg. von der Römisch-Katholischen Kirchengemeinde Baden-Ennetbaden, 2. Aufl. 2013

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.