Ökumenisches Heiligenlexikon

Vortrag: Erlebnisse und Heilige in Kreta 1

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Die Anreise zum Besuch in Kreta führte mich Anfang Februar 2019 durch die französische Schweiz, wo natürlich um diese Zeit noch viel Schnee liegt …

… und alles - hier in Aigle am Genfer See - alt, gemütlich, und ordentlich ist. In der Schweiz gab es keine Zerstörungen im Krieg, Altes wird gepflegt und erhalten, Straßen und öffentliche Einrichtungen sind in Ordnung, kein Sparen auf Teufel komm raus für die „schwarze Null“ – ein Land zum Wohlfühlen. Und welch Kontrast zu dem, was mich erwartet!

Die Reise führt dann über die Alpen – Winter ade! Im Hafen von Ancona - mit Blick auf die Kathedrale - geht’s aufs Schiff.

Früh am nächsten Morgen: Zwischenstop in Igoumenitsa im Norden von Griechenland …

… und dann am Mittag nach 22 Stunden auf dem Schiff Ankunft im Hafen von Patras – auf den Bergen des Peloponnes liegt auch noch Schnee.

Von dort sind es 2h auf der Autobahn zum Hafen in Piräus bei Athen, dann noch einmal 9 Stunden Schifffahrt in der Nacht nach Kreta.

Und dann endlich morgens um 6 Uhr – es hat um diese Zeit schon 12°, herrlich! – ist der Hafen von Chania auf Kreta erreicht – Zeit für erste Erholung an einem englischen Soldatenfriedhof nahe des Hafens. Hier liegen 1527 britische und Soldaten aus anderen Commonwealth-Ländern, die 1941 bei der – erfolglosen – Verteidigung von Kreta gegen die angreifenden Deutschen gefallen sind. Der Hafen Souda ist heute einer der größten Marine- und Luftwaffenstützpunkte der NATO und der USA im Mittelmeer, auch deutsche Soldaten sind (wieder!) dort.

Mittags komme ich an am Campingplatz Grammeno in Paleochora im Südwesten von Kreta – dem, wie ich lerne, einzigen im Winter geöffneten Campingplatz auf Kreta. Außer mir ist nur noch ein deutsches Ehepaar mit Baby dort; Kreta ist wenig gefragt als Ort zum Überwintern, die Anreise mit dem Auto ist weit, für mich waren es fast 3000 km, davon 1444 mit dem Auto.

Ich bin wunschgemäß im Frühling gelandet. Im Hintergrund die „Lefka Ori“, die „weißen Berge“ – ihr Name erschließt sich von selbst –, bis zu 2452m hoch. Abends um 21 Uhr hat es noch immer 15° – Afrika (Libyen) ist gerade mal 250 km entfernt, eine Paleochora vorgelagerte Insel ist der südlichste Punkt Europas.

Hier bleibe ich nun 5 Wochen, um mich vorzubereiten: welche Heilige gibt es in Griechenland?

Und recht schnell kommt die erste Erkenntnis: Es gibt hier - wie in ganz Griechenland - fast keine Heiligen aus den ersten 17 Jahrhunderten unserer Zeitrechnung !
Damit hatte ich nicht gerechnet und lerne nun: Griechenland gibt es eigentlich erst seit 100 Jahren!
Es gab 800 bis 500 v. Chr. die archaische Zeit mit der „Polis“, den Stadtstaaten, als Staatsform, und dann die klassische Periode 500 bis 300 v. Chr., eine Zeit großer kultureller Entfaltung – das, was wir heute als für die Entwicklung der europäischen Zivilisation maßgeblich kennen.
Aber schon 146 v. Chr. wurde das Gebiet des heutigen Griechenland römische Provinz, nach der Reichsteilung 395 war es Bestandteil des Oströmischen Reichs, zwar von griechischer Sprache und Kultur geprägt, aber eben von Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul regiert und beherrscht.
623 kam es zu Angriffen slawischer Seefahrer, ab 674 zu arabischen Angriffen. 816 wurden die Muslimen endgültig aus dem islamischen Südspanien vertrieben, sie kamen nach Kreta, das 820 ihr Emirat wurde.
961 konnte Byzanz die Insel zurückerobern, aber 1204 kamen die Venezianer, zeitweise auch die Genuesen, bis 1645 die türkischen Osmanen Kreta besetzten – erst 1913 wurde es mit Griechenland vereinigt.
Auch das griechische Festland war all die Jahrhunderte beherrscht von den katholischen Italienern und den muslimischen Türken, wurde aber schon 1828 formell selbständig, allerdings de facto von den europäischen Mächten beherrscht. 1832 wurde der bayerische Prinz Otto, als Otto I. erster König Griechenlands; sein Nachfolger war Georg I., Prinz von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Wirklich selbständig wurde Griechenland erst nach dem 1. Weltkrieg.

Also: Griechenland gibt es eigentlich erst seit 100 Jahren, zuvor gab es 2000 Jahre Fremdherrschaft. Und diese war immer verbunden mit Ausbeutung durch die jeweiligen Herrscher, weitgehender Unterdrückung der Kultur – und dazu gehörte auch die Religion, die orthodoxe Kirche.
Und auch diese 100 Jahre Selbständigkeit waren noch einmal unterbrochen durch die deutsche Besatzung 1941 bis 1944. Wer will sich wundern, dass die Griechen sich leidenschaftlichst wehren gegen Einflussnahme von außen, also z. B. vor einigen Jahren in der Finanzkrise die Diktate der EU?
Dass die Orthodoxie sich dennoch erhalten konnte: ein Wunder! Trotz aller Bedrängnisse und Unterdrückung: die Orthodoxe Kirche hat die griechische Sprache, die Gebräuche – oft im Geheimen – erhalten. Deshalb hat ihre Kirche heute bei den Griechen noch immer eine ganz große Bedeutung – an allen Sonn- und Festtagen habe ich nur überfüllte Kirchen erlebt.

Die Geschichten von den Heiligen Griechenlands und Kretas sind also meist noch recht jung – es gab kaum eigenständige Kultur und organisierte Kirche und wenig, das sich als Überlieferung über alle Verfolgungen und Zerstörungen hinweg erhalten konnte.
Eine Geschichte spielt ganz in der Nähe von meinem Standort Paleochora: die der „99 heiligen Väter von Kreta“.
Erzählt wird, dass 37 Einsiedler, darunter ihr Anführer Johannes, Anfang des Jahres 1600 Ägypten verließen und nach Zypern gingen, um sich dort an einem einsamen Ort Gott zu widmen. Aber ihr Ruhm verbreitete sich auf der Insel und viele Menschen kamen zu ihnen, um ihren Lebensstil zu bewundern; 38 Zyprioten schlossen sich der Gruppe an. Auf der Suche nach einem stilleren abgelegenen Ort fuhren die nun 75 Väter nach Kleinasien, wo sie sich bei Antalya niederließen und viele Menschen zum Glauben führten; 24 davon schlossen sich ihnen dort an. Die nun 99 Väter beschlossen, anderswohin zu gehen, aber keine Eremiten mehr hinzuzufügen, denn als 100. hatten sie ja Christus in ihrer Mitte.
So machten sie sich auf nach Kreta, wo sie nach einem Sturm zunächst auf der vorgelagerten Insel Gávdos landeten; weil sie sehr unter dem Wassermangel litten, beteten sie viele Stunden lang; einer machte dann das Kreuzzeichen auf einem Felsen, aus dem sofort kristallklares Trinkwasser floss. Nach 24 Tagen beruhigte sich das Meer und sie fuhren hinüber nach Kreta. Als sie ankamen, bemerkten sie, dass Johannes fehlte; der war nämlich tief im Gebet versunken und hatte die Abfahrt versäumt; er benutzte deshalb seinen Mantel als Boot, seinen Stock als Mast und seine Kutte als Segel und erreichte Kreta deshalb etwas später.

Auf der Suche nach einem einsamen Ort fanden die 99 Väter dann ihre neue Unterkunft in den Bergen nahe Paleochora: die einen in der Höhle Charakas, über der dann dieses Kloster der heiligen Väter errichtet wurde, das den Höhleneingang überbaute.

Unweit davon steht eine 1000 Jahre alte Platane; von ihr wünschten sich die 99 Heiligen Väter, dass sie zu jeder Jahreszeit grünen solle und dass sich ihre Äste zu Kreuzen formen, was geschah und bis heute zu sehen ist – na ja.

Die anderen bezogen die tief in einer Bergspalte verborgenen Höhle Soure.

Johannes aber suchte nach absoluter Einsamkeit und beschloss, ganz allein weiterzuwandern. Beim letzten gemeinsamen Gebet flehten die Väter Gott an, ihnen den Wunsch zu erfüllen, dass sie alle am selben Tag zusammen sterben dürfen. Johannes trennte sich von den übrigen die 98 Vätern, zog sich zurück in eine Höhle auf der Halbinsel Akrotiri im Norden Kretas, in der er dann viele Jahre lang lebte.

Eines Tages sammelte Johannes, der sich mit einem Fell als Kleidung vor der Kälte schützte, sich seine Nahrung in den Büschen; ein Hirte hielt ihn für eine Ziege und beschoss ihn mit einem Pfeil.
Johannes kehrte verletzt in seine Höhle zurück, der Hirte folgte seiner Blutspur; an dem Licht, mit dem sich die Höhle nun wundersam erhellte, erkannte er, dass er einen heiligen Mann getroffen hatte und bat ihn um Vergebung, die Johannes ihm gewährte mit der Bitte, dass der Hirte zur Höhle der anderen 98 Väter gehen solle und den dort Verbliebenen sagen, dass nun auch sie – gemäß ihrem gemeinsamen Wunsch – sterben sollten. Als der Hirte dort eintraf, waren jedoch bereits alle Brüder tot; sie hatte ein so plötzlicher Tod ereilt, dass viele von ihnen noch auf Stöcken gestützt dastanden oder in Gebetshaltung verharrten.

- Idylle am Wegesrand.
Aber jenseits des Stimmungsbild scheint sich das Vorurteil zu bestätigen: Sie sind halt nicht produktiv, diese Griechen.
Sie müssten dringend bei uns lernen: 1000, nein: 2000 Schweine in einem Stall, das gibt billiges Fleisch! Wir wissen, wie Wirtschaft geht und haben den faulen Griechen in den letzten Jahren „geholfen“ – in Wahrheit ihnen unsere neokapitalistischen Bedingungen aufgezwungen.
Das griechische Bruttoinlandsprodukt sank in der Zeit der Rettung vom Jahr 2008 bis 2015 um 46%! 2017 verfügte jeder Grieche im Durchschnitt über 18.637 $, jeder Deutsche über 44.550 $, das zweieinhalbfache.
Die Haushaltseinkommen fielen in Griechenland um mehr als 30 Prozent. Der Mindestlohn wurde auf 3,39 € pro Stunde herabgesetzt. 2017 betrug die Arbeitslosenquote 21,5%, die Jugendarbeitslosigkeit, d. h. von Menschen bis 24 Jahren, stieg auf 48,1% im Jahr 2016.
Auch jene, die Arbeit haben, sind von Armut betroffen. Die Löhne fielen um die Hälfte oder mehr – und sie werden oft auch erst mit monatelanger Verzögerung ausbezahlt. Zumindest die Hälfte der Arbeitsverhältnisse sind zeitlich befristet oder Teilzeit. „Wir überleben nur, aber wir leben nicht“, fasste es eine Griechin zusammen.

Das Resultat der Griechenland auferlegten Maßnahmen: Das BruttoInlandsProdukt ist um 25 % geschrumpft, 230.000 mittelständische Betriebe mussten nach 2008 schließen. Die Renten wurden um 45% gekürzt. Die Zahl der Arbeitslosen hat sich in den „Rettungsjahren“ mehr als verdoppelt, die der Langzeitarbeitslosen vervierfacht. Auf dem Höhepunkt der Griechenlandrettung im Juli 2013 waren 27,9% der Erwerbstätigen arbeitslos. Die Staatsschuldenquote stieg von 126% Ende 2009 auf 187% im Juni 2018 - eingetreten ist also das Gegenteil des Bezweckten.
Gerettet wurden in Wahrheit die Banken in Deutschland und Frankreich, nicht Griechenland und seine Menschen.
Mehr als eine halbe Million Griechen wanderten seit Beginn der Krise aus; damit verliert der Staat nicht nur die intellektuelle Elite, sondern auch seine Investitionen in die Ausbildung. Von der Abwanderung von Fachkräften und Akademikern profitieren vor allem die großen EU-Länder.

Auch für mich kam dann das Chaos: am Nachmittag heftigster Regen, Strom- und Telefon- (also auch: Internet-)ausfall; in der Nacht Gewitter, das ich körperlich spürte, so elektrisch war die Luft. Schlaflos habe ich das Prasseln des Regens und das Wackeln meines Autos – ich nenne es „Kiste“ – im Regen erduldet. Dienstag gegen Abend war dann die Sintflut zuende, aber auch die – einzige – Straße ins Innere der Insel wegen Erdrutschen gesperrt.
Es gab in Westkreta mehr als 100 Millionen Euro Schaden. 7 große Brücken waren eingestürzt, das gesamte Straßennetz zu 50% zerstört oder stark beschädigt. In den Bergen oberhalb von Paleochora fiel in 1½ Tagen die unglaubliche Menge von 496 Liter Regen/m². Über 100 Strommasten sind durch die Stürme umgeknickt. 6 Tote waren zu beklagen, die in den reißenden Flüssen ihr Leben ließen. Griechische Medien sprachen von einer biblischen Katastrophe.

Im Norden wollte ich bei „Lidl“ einkaufen; auch er war überschwemmt, deshalb geschlossen. Einige Tage später, drei Tage nach der Wiedereröffnung, wiederholte sich dasselbe. Der Klimawandel und die hiesigen Umweltsünden fordern ihren Tribut.
In Deutschland war gleichzeitig der Winter mit 2,6 Grad Celsius über dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990 zu warm und gehörte zu den wärmsten je registrierten.

Das Dorf Melissourgio im Nordwesten von Kreta war die Heimat von Emmanuel und seiner Familie, die 1861 als Märtyrer starben; ihre Geschichte ist eine der vielen Geschichten von Märtyrern aus der Zeit der Osmanischen Herrschaft.

Emmanuel, seine Frau Anezina und seine Kinder Georg and Maria lebten ihren Christenglauben weiter im Verborgenen, nachdem sie 1853 zum Islam konvertiert waren und muslimische Namen angenommen hatten. Eines Tages sah ein Nachbar, wie sie sich bei der Feldarbeit bekreuzigten; sie wurden weiter ausspioniert und man entdeckte, dass sie auch vor dem Schlafengehen ihr Kreuz machten.
Zwar war Christen die Ausübung ihres Glaubens gestattet, sie hatten aber oft Nachteile und Einschränkungen zu ertragen; die Konversion vom Islam zum Christentum war aber bei Todesstrafe verboten. Nach der Entdeckung, dass sie ihren alten Glauben weiter praktizierten, wurden Emmanuel und seine Familie vor das Gericht in der damaligen Inselhauptstadt Hanya - das heutige Chaniá – gebracht.

Das Gefängnis war in dieser Festung Firkas in Chania. Sie gestanden, deshalb wurde beschlossen, sie zu enthaupten - das war die mildeste Strafe. Das Gerichtsurteil ist erhalten. Ihre Leichname wurden vor die Stadtmauer geworfen, um von Wildtieren und Geiern gefressen zu werden.

Die Kirche in Melissourgio, Emmanuels Heimatdorf.

Auf deren Friedhof lerne ich: die Gräber werden hier als „οικος“, also als „Haus“ bezeichnet. Jedenfalls massiv wie ein Haus sind sie auch …

Unterwegs: dieses Denkmal nahe dem Dorf Kakopetros. Inschrift: „An dieser Stelle wurde der ehrwürdige kretische Bürger Nikolaos Iosepos Ieronimakis am 28. August 1944 von der deutschen Wehrmacht erhängt.“
Auf Kreta haben die Deutschen im 2. Weltkrieg – wie an anderen Orten Griechenland – furchtbar gewütet. Nach der Besatzung der Insel gelang den britischen Truppen die Flucht nach Süden und von dort mit dem Schiff nach Ägypten; dass dies möglich war, verdankten sie den griechischen Widerstandskämpfern, die die Deutschen tagelang aufhalten konnten; als Rache wurde dann nicht nur viele Männer exekutiert, sondern auch Frauen und auch Kleinstkinder, ja ganz Dörfer in den Bergen dem Erdboden gleichgemacht. Kakopetros war 1941, 1943 und 1944 Stätte solcher Massaker – die bis heute ungesühnt blieben.
146 solcher „Märtyrerdörfer“ gibt es in Griechenland, davon allein 41 auf Kreta – und noch sind nicht alle anerkannt.

Ein anderes Beispiel: Das Denkmal für die am 2. Juni 1941 vorgenommene, auf Befehl von Herrmann Göring durch Generaloberst Kurt Student angeordnete Erschießung von 42 Männern des Ortes neben der Pfarrkirche in Alikianós.
Das war die Vergeltung dafür, dass Partisanen hier den Vormarsch der Deutschen bei der Eroberung der Insel aufgehalten hatten, so dass die Briten an die Südküste fliehen und sich von dort nach Ägypten absetzen konnten.
Generaloberst Kurt Student sagte: „Es kommt nun darauf an, alle Maßnahmen mit größter Beschleunigung durchzuführen, unter Beiseitelassung aller Formalien und unter bewusster Ausschaltung von besonderen Gerichten. Bei der ganzen Sachlage ist dies Sache der Truppe und nicht von ordentlichen Gerichten. Sie kommen für Bestien und Mörder nicht in Frage.“
Kurt Student wurde nach Kriegsende von den Briten festgenommen, 1946 wegen Kriegsverbrechens zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, aber 1948 aus der Haft entlassen; die 1947 von Griechenland beantragt Auslieferung war abgelehnt worden. Er wurde einer der führenden Köpfen in den Traditionsverbänden der Wehrmacht, in der Bundesrepublik wurden Straßen nach ihm benannt. Er starb 1978 im Alter von 88 Jahren.

Wir gehen weiter zurück in der Geschichte – zu Johannes „dem Fremden”, der 970 geboren wurde – neun Jahre nach der Befreiung Kretas von den Arabern durch den byzantinischen Feldherrn und späteren Kaiser Nikephoros II. Phokas - auch er ist ein Heiliger.
Weil unter der arabischen Herrschaft seit 826 viele Städte und Dörfer zerstört und die Christen, die der Islamisierung entgangen waren, in der Zeit der Unterdrückung ihren Glauben hatten verleugnen müssen, bestand die dringende Notwendigkeit, die Einwohner neu zu evangelisieren.

Die Kirche in Johannes' Geburtsort Sivas.
Obwohl seine Eltern wohlhabend waren, widmete Johannes sein Leben schon in jungen Jahren der Askese. Eine Zeit lang lebte er in einer Höhle, dann widmete er sich ganz der Wiederausbreitung des orthodoxen Glaubens: fünfzig Jahre lang predigte er auf der ganzen Insel und erbaute Kirchen und Klöster.

Sein erstes Kloster: das der „Panagia Antiphonetria“, der „schnell antwortenden Gottesmutter“, geweiht, steht im Dorf Myriokefala; dieses errichtete Johannes nach einer Marienerscheinung, bei der er wundersamer Weise das kurz zuvor verlorene Augenlicht wieder erhielt.
Von einer Reise zum Kaiser nach Konstantinopel brachte er Ikonen und heilige Gefäße mit und auch die bis heute im Kloster verehrte Ikone der Maria, die der Überlieferung zufolge vom Apostel Lukas geschrieben worden war. (Ikonen werden geschrieben, nicht gemalt) Johannes war auch ein großer Gelehrter, er verfasste eine Schrift über das Matthäusevangelium und war wahrscheinlich auch Hymnenschreiber und Übersetzer von Werken des Aristoteles.

Eine andere seiner Kirchen war die Kirche des späteren Klosters „Agios Georgios Phalandras“ nahe dem nach Johannes benannten Ort Ágios Ioánnis, das Kloster von „Georg, dem Textilarbeiter“, so genannt, weil die Mönche des angeschlossenen Klosters in venezianischer Zeit Seidenraupenzucht betrieben.
Georg der Märtyrer ist auch in Griechenland sehr populär, er ist der Schutzpatron der Bauern.

Johannes baute auch die - heutzutage mit einem Schutzdach versehene - Pauluskirche am Strand östlich des heutigen Ortes Chora Sfakion an dem Strand, an dem Paulus sich auf seiner Reise nach Rom eine Zeitlang aufhielt …

… und die Georgs-Kirche in Ándiri mit einem Fresko von Georg (links), entstanden um 1320. In der Mitte der Ikonostase sehen Paulus (links) und Petrus.

Johannes ist einer der ganz wenigen frühen Heiligen, über den man etwas weiß; die Nachrichten stammen aus seinem Testament. In den Feldern beim Dorf Alikianós steht diese Johannes geweihte Kirche „Ágios Kúrios Joánnnnes ó Xénos“, „heiliger Herr Johannes der Fremde“ mit Fresken aus dem 11. Jahrhundert.

Erhalten ist auch – jedenfalls angeblich – Johannes' Schädelreliquie, heute in der ihm geweihten Kirche im nach ihm benannten Ort Ágios Ioánnis.

Inzwischen wurde es „Kathará Deftéra“, der „saubere Montag“. An ihm beginnt die Fastenzeit vor Ostern – das ist also sozusagen der Aschermittwoch.
Zum langen Wochenende sind einige griechische Familien auf den Campingplatz gekommen. Zuvor war „Apokriés“, „Fleisch ade“, also daselbe wie „carne vale“, aber die griechische Fastnachtszeit dauert nur drei Wochen.
Orthodox Fasten heißt für die nächsten Wochen nun: kein Fleisch, kein Fisch mit rotem Blut, keine Butter, kein Öl, keine Milch, keine Eier – aber Halva, die Fastensüßigkeit, und durchaus: auch Alkohol.
Am Kathará Deftéra geht man mit den Kindern zum Drachensteigen (!!!), so auch bei mir am Strand.
Karnevals-Hochburg in Griechenland ist Patras, dort feiern 50.000 aktive Karnevalisten und hunderttausende Teilnehmer. Der Karneval in Patras erhebt den Anspruch, zu den zwei oder drei größten Karnevalsveranstaltungen Europas zu gehören.

Es ist Mitte März geworden – nach fünf Wochen für mich Zeit zum Abschied aus diesem schönen Städtchen Paleochora, deutsch: die „alte Stadt“.

Chania – früher die Hauptstadt der Insel, heute die zweitgrößte Stadt auf Kreta mit 54.000 Einwohnern. Der Hafen zeigt Geschichte: der Hafen mit dem Leuchtturm stammt aus venezianischer zeit, die Moschee wurde 1645 von den Osmanen gebaut und ist heute Museum. Beim Unwetter vor einigen Wochen schlugen die Wellen über deren Dach.

Weil heute Sonntag ist, ist die Kathedrale geöffnet. (Griechische Kirchen sind ja leider sonst meist verschlossen) Den ganzen Tag über kommen viele – auch junge – Leute und küssen eine oder mehrere der Ikonen – aber nicht ins Gesicht! – als Zeichen der Beziehung zwischen dem Menschen und dem jeweiligen Heiligen.

Im türkischen Viertel der Stadt: das Minarett der ehemaligen Achmet-Aga-Moschee.

Die Kirche Agios Nikolaos mag an den 793 in Chaniá geborenen Nikolaus Studites erinnern – ein berühmter Abt und Gelehrter im Kloster Studion in der Reichshauptstadt Konstantinopel, der in Chania geboren wurde. Diese Kirche wurde 1320 unter venezianischer Herrschaft als Dominikanerkloster errichtet und Petrus geweiht, unter Osmanischer Herrschaft war das Gebäude die Zentralmoschee der Stadt, seit 1918 ist es wieder Kirche. Einträchtig stehen der Kirchturm links und rechts das Minarett aus der osmanischen Zeit nebeneinander.
Das Verhältnis von Griechen und Türken ist bekanntlich gespannt. Dabei muss man sehen: unter osmanischer Herrschaft durften die Griechen ihren orthodoxen Glauben bewahren – wenn auch unter Auflagen. Unter der Herrschaft der katholischen Venezianer 1204 bis 1669 dagegen wurde die Orthodoxie unterdrückt, wurden die Bischöfe abgesetzt, die Priester verfolgt, die Leute zwangsgetauft – also nach ihrer orthodoxen nun noch zur katholischen Taufe gezwungen.

Warum ist das griechischtürkische Verhältnis aber so schlecht? Hintergrund ist die „Kleinasiatische Katastrophe“ von 1922. Griechenland hatte gerade seine Selbständigkeit erreicht, die Türkei war nach dem Weltkrieg geschwächt, die Griechen dachten: die Zeit ist günstig: wir schicken unsere Armee, um die türkische Westküste zu erobern und in den griechischen Staat einzugliedern, denn dort lebten viele Griechen – Ephesus, Pergamon, Troja - alles Städte der griechischen Geschichte.
Das Unternehmen war schwach-sinnig im wahrsten Wortsinn, die Türken wehrten sich erfolgreich – in den Schlachten tat sich übrigens Kemal Atatürk hervor und legte den Grundstein für seine spätere Präsidentschaft. 1923 wurde nach dem gescheiterten Überfall auf die Türkei ein Bevölkerungsaustausch vereinbart: 1½ Millionen Griechen aus Kleinasien kamen nach Griechenland, 500.000 Türken aus Griechenland mussten in die Türkei übersiedeln.
In der griechischen Geschichtsbetrachtung gilt dies als „Vertreibung“ der Griechen durch die Türken – tatsächlich war es griechischer Übermut, der die zuvor meist friedlich Zusammenlebenden trennte und entwurzelte. Diese griechische Geschichtsbetrachtung ist ähnlich der Deutschen nach dem 2. Weltkrieg: man redet von aus den Ostgebieten Vertriebenen und vergisst die Ursache, den von den Deutschen angefachten, aber verlorenen 2. Weltkrieg.
Hinzu kam dann die Zypernkrise von 1974 und damals wie heute geht es im Hintergrund um den Besitz des ägäischen Meeres, weil dort Öl und Gas vermutet wird.

Die Natur kann grausam sein …

… und gleich daneben wunderschön, dem Regen sei Dank.

Nocheinmal zum griechisch-türkischen Verhältnis: Eigentlich haben beide Kulturen vieles gemeinsam: viel Geschichte, aber auch viel Alltägliches. Man erkennt das beim Essen: Als griechische Gerichte gelten viele Speisen, die eine türkische Vergangenheit haben:
- Dolmades, die gefüllten Weinblätter, heißen türkisch Dolma.
- Moussaka, der Auberginen und Hackfleisch-Auflauf, kommt vom arabischen „musaqqa“, „befeuchtet“.
- Briam, im Ofen geschmorte Auberginen oder Zucchini sind die türkischen „Imam Baildi“ - das ist türkisch für „Der Imam fiel [vor Entzücken über den köstlichen Geschmack] in Ohnmacht“.
- Tsatsiki ist türkisch „Cacik“.
- Der „griechische“ Anisschnaps Ouzo wird auf Kreta noch heute wie auch von den Türken „Rakı“ genannt.
- Griechischer Kaffee wird wie türkischer Mokka mit dem Kaffeepulver aufgekocht. Bis vor einiger Zeit wurde dieser Kaffee auch in Griechenland „Tourkikos“ oder „Aravikos“ genannt.

Schluchten …

… und diese Brücke darüber …

… bringen mich an die Südküste, an die Bucht von Finikas, an der Paulus überwintern wollte. Nach Apostelgeschichte 27, 12 wurde er aber von einem Sturm – ich kann bestätigen: die gibt es hier wirklich, v. a. ablandig! – abgetrieben und landete deshalb dann auf der Insel, die in der Apostelgeschichte Melita genannt wird und meist - wohl fälschlich - mit Malta identifiziert wird. 800 Höhenmeter geht es hier auf der Schotterpiste bergab, dann versperrt mir ein Erdrutsch die Weiterfahrt.

Manchmal ist es ganz schön mühsam und zeitraubend, ans Ziel zu kommen: für den Weg zu dieser Kirche, die möglicherweise auch Johannes „der Fremde” ums Jahr 1000 erbaut hat, brauchte ich Dank Straßensperrung, Umwegen und steilen Fußmärschen fast 3 Stunden, obwohl sie nur 5 km vom Campingplatz entfernt war.

Das Kapitel dazu in meinem Reiseblog habe ich überschrieben: „Langsamkeit lernen!“

Dennoch schaffe ich es an diesem Tag noch, im Inselinneren das Kloster Arkadi zu erreichen.
Es ist Feiertag, der 25. März, der griechische Nationalfeiertag, der „Unabhängigkeitstag“. Für ein Volk, das unter ständig wechselnder Fremdherrschaft – Römer, Araber, dann Venezianer, dann Osmanen – leben musste, ist das ein wichtiger Tag. Und das Kloster Arkadi ist dafür ein wichtiges Symbol, deshalb heute gut besucht.
Hier liegen die im – gescheiterten – Befreiungskampf gegen die Osmanen 1824 gestorbenen Märtyrer Angelis, Manuel, Georgios und Nikolaos bestattet.

Die Brüder Angelis und Manuel sowie ihre Vettern Georgios und Nikolaos lebten mit ihren Familien als Bauern und heimliche Christen, die sich nur nach außen als Muslime ausgaben; aber beim griechischen Aufstand von 1821 bekannten sie sich auch öffentlich als Christen.
Als die Osmenen 1824 mit Hilfe ägyptischer Truppen Kreta zurückerobert hatten, kamen die türkischen Steuereintreiber, um die den Christen auferlegte Abgabe zu erheben. Die vier jungen Bauern weigerten sich und bekannten ihr Christsein, deshalb wurden sie um Juli 1824 eingesperrt; denn es war, wie schon gesagt, erlaubt - unter Belastungen - Christ zu sein, aber auf die Konversion vom Islam zum Christentum stand die Todesstrafe.

Bei der Vorladung vor dem Wali – dem Statthalter – Mehmet Pasha weigerten sie sich, ihren Glauben zu widerrufen und sich zum Islam zu bekennen. Das Bild zeigt den Palazzo Rettere in der schon von den Venezianern ab 1573 erbauten Fortezza in Réthymno, damals Sitz des Statthalters (im nicht erhaltenen Obergeschoss), das Gefängnis war in diesem Untergeschoss. Hier fand also die Verhandlung statt.

Die Sultan Ibrahim Moschee innerhalb der Fortezza, von den Osmanen 1646 an der Stelle der venezianischen Kathedrale erbaut; rechts daneben die Reste des einstigen Bischofspalastes.

Deshalb wurden die vier hier, am Großen Tor in Rethymno, enthauptet, wozu extra ein Volksfest veranstaltet wurde, zu dem Türken und Griechen kommen sollten.
Die Leichname der vier Hingerichteten ließ man drei Tage an der Hinrichtungsstätte liegen, in dieser Zeit strahlten sie der Überlieferung zufolge Licht aus. Antonios Papadakis, der Dolmetscher des Paschas, bat um die Erlaubnis, sie begraben zu dürfen, sie wurden im Kloster Arkadi bestattet.

Drei Häupter der Märtyrer befinden sich in dieser 1905 nahe der Hinrichtungsstätte in Rethymno erbauten „Kirche der vier Märtyrer“, die als Denkmal für den Widerstand gegen die osmanische Herrschaft gilt. Der vierte Kopf wurde 1898 als Reliquie dem russischen Marinekommando übergeben, das damals für die Sicherheit Kretas sorgte, und nach St. Petersburg überführt.

Seine große Bedeutung als Freiheitssymbol erhielt das Kloster Arkadi aber durch die Ereignisse von 1866: Am 1. Mai versammelten sich dort 1500 kretische Rebellen und wählten ihre Anführer, darunter den Abt des Klosters, Gabriel Marinakis. Der türkische Statthalter Ismail Pascha forderte nun, dass der Abt das Revolutionskomitee aus dem Kloster vertreiben müsse, sonst würde er es zerstören. Der Abt weigerte sich; im Juli zerstörten die Truppen Ikonen des inzwischen verlassenen Klosters.
Nachdem die Rebellen zurückgekehrt waren, erneuerte der Pascha seine Forderung, aber die Rebellen organisierten die Verteidigung des Klosters, in dem auch viele Frauen und Kinder aus den nahe gelegenen Dörfern Zuflucht gesucht hatten. Am 7. November 1866 waren 964 Personen im Kloster, davon 325 Männer, von denen 259 bewaffnet wurden. Am Abend umstellten die Türken das Kloster mit 6000 Soldaten, 200 Reitern und 30 Kanonen und forderten am nächsten Morgen die Übergabe des Klosters, was mit Schüssen und dem Zeigen der Fahne, die die Verklärung Jesu darstellt, beantwortet wurde.

- der Innenhof des Klosters.
Die Schlacht begann und setzte sich den ganzen Tag fort mit vielen Verlusten der Türken. Am folgenden Tag, dem 9. November, zerstörten neu herangebrachte Kanonen das Westtor; der Abt befahl seinen Leuten, im Weinkeller, in dem das Schießpulver lagerte, Zuflucht zu suchen. Die Schlacht ging innerhalb des Klosters weiter: die Rebellen kämpften mit ihren Schwertern, Mädchen und Frauen verübten mit Pulverfässern Selbstmordattentate an den Angreifern. Nach Einbruch der Dunkelheit, als die Lage für die Rebellen aussichtslos war, brachte der militärische Führer auf Anforderung des Abtes im Magazin das Schießpulver zum explodieren. Die dort versammelten Kreter starben, ebenso aber auch viele Türken vor dem explodierenden Keller, die Kellerdecke wurde dabei abgesprengt.

- der nun dachlose Weinkeller.
Insgesamt gab es 864 tote Kreter und etwa 1500 tote Türken, dazu 114 gefangen genommene Rebellen. Diese Schlacht wurde in Europa aufmerksam zur Kenntnis genommen und führte dazu, dass die europäische Diplomatie sich nun für Kreta interessierte und schlussendlich zu seiner Befreiung im Jahr 1898.
Der Keller ist heute wichtige Gedenkstätte, die UNESCO erklärte das Kloster Arkadi zum Europäischen Freiheitsdenkmal.

Im abgelegenen Bergdorf Axos wurde der spätere Patriarch von Konstantinopel, Athanasios III. Patelaros, geboren. Zu seinen Ehren baute man dort 2008 diese Kirche.
Die Griechisch-orthodoxe Kirche ist in Griechenland Staatskirche, rund 97 Prozent der Bevölkerung gehören ihr an. Sie hat einen enormen Stellenwert und ist reich; die unzähligen Kirchen sind meist in gutem oder sehr gutem Zustand – kein Vergleich mit den meisten Häusern. Das Bergdorf Axos hat neun Kirchen bei 385 Einwohnern.
Für 46 km nach Axos habe ich 1½ Stunden gebraucht; nicht weil viel Verkehr war, sondern einfach weil die Straßen unendlich bergig und kurvig sind, ich mich fast nur im 2. und 3. Gang bewege. Also: ich lerne Geduld, versuche es jedenfalls …

… genieße die Natur …

… und sehe die Unwetter-Schäden, hier an der Straße durch die Kourtalíoti-Schlucht.

Den Ort Agia Galini gibt es erst seit 1884, als der Naturhafen Bedeutung für die Verschiffung von Holz und Olivenöl bekam. Jetzt ist er wie ausgestorben, die meisten Geschäfte und Tavernen sind zu, noch sind kaum Touristen da.

Weil der Weg in den Süden durch die Kourtalíoti-Schlucht gesperrt ist, muss ich sie in weitem Bogen umfahren und komme so durch diese ebenfalls eindrückliche, die Kotsifou-Schlucht.

In Asómatos wurde um 1620 Nikolaus von Kourtalíoti geboren.

Nikolaus gab schon als Kind freigiebig den Armen von den Trauben und dem Öl seines Vaters, deshalb vermehrten sich wundersamer Weise die Trauben bei jeder Ernte und die Ölgefäße blieben immer voll. Als Jugendlicher begann er dann ein asketisches Leben.
Sein Mitbruder erschoss ihn eines Tages aus Versehen auf der Jagd mit einem Pfeil – Sie erinnern sich: dasselbe wird erzählt von Johannes von den 99 heiligen Vätern von Kreta.

Auf seinen Wunsch hin brachte der Mönch, der Nikolaus getötet hatte, ihn in die Kourtalíoti-Schlucht nahe seines Heimatortes. Um den Durst seines zufälligen Mörders zu stillen, ließ Nikolaus dort dann – indem er seine fünf Finger in den Felsen steckte – fünf Quellen entspringen, die bis heute in die Schlucht fließen und das ganze Gebiet das ganze Jahr über bewässern.

Die Nikolaus-Kapelle in der Kourtalíoti-Schlucht wurde 1838 erbaut, nach mancher Überlieferung von einem Türken aus Dankbarkeit für ein von Nikolaus gewirktes Wunder. Jedes Jahr pilgern am Gedenktag Tausende zu der Kapelle, in deren Nähe sein Grab vermutet wird.

Auf der Weiterfahrt komme ich vorbei an dieser venezianischen Brücke am Ausgang der Kourtalíoti-Schlucht. Sie hat die Sturzfluten von neulich überstanden – damals hat man noch Qualität gebaut – aber ihre ganze Umgebung wurde offenbar zerstört und wird jetzt mit schweren Maschinen wieder hergerichtet.

Mein Ziel: das Kloster Preveli an der Südküste, es war schon im 19. Jahrhundert ein Zentrum des Widerstandes gegen die Türken,
Nach der Besatzung Kretas durch die Deutschen 1941 bot es über 5000 Fliehenden der britischen Truppen Unterkunft, bis sie am darunterliegenden Strand von U-Booten abgeholt und nach Ägypen evakuiert wurden. Vor dem Kloster liegt der „Gedenkpark“, eingeweiht im Jahr 2001, 60 Jahre nach der Schlacht um Kreta.
Der waffentragende Mönch irritiert mich – aber es ist dieser Widerstand der Kirche gegen die verschiedenen Besatzer aller Jahrhunderte, der ihre herausragende Rolle heute begründet.

Auch im Kloster selbst gibt es ein großes Denkmal mit einem Brunnen. Es wurde 1991 gestiftet von einem australischen Soldaten zum 50. Jubiläum seiner Rettung vor den – so wörtlich – „grausamen Deutschen“ und erinnert an den Widerstand von 1821 und den von 1941 und die herausragende Rolle des Klosters in beiden Fällen.

Sie mögen sich fragen: Warum wird hier dauernd vom 2. Weltkrieg und den Verbrechen der Deutschen erzählt? Aber ich habe darauf keinen Schwerpunkt gelegt, sondern es begegnet einem eben an allen Orten.
Das Erstaunliche ist: obwohl diese Erinnerungen höchst präsent sind, sind die Leute auch Deutschen gegenüber von einer höchst eindrücklichen Freundlichkeit und Gastlichkeit – sicher auch, aber eben nicht nur, weil unsereins Geld ins Land bringt – der Tourismus trug 2017 18% zur Wirtschaftsleistung von Griechenland bei, auf Kreta war der Anteil noch höher.
2018 konnte die Insel über 25 Millionen Übernachtungen verzeichnen, die meisten Touristen kamen aus Deutschland, jeder gibt im Durchschnitt 98 € pro Tag aus.

Das Katholikon des Klosters Preveli.

Etwas im Landesinnern: die Ruinen eines verlassenen Klosters, das früher zum Kloster Preveli gehörte und Anfang des 19. Jahrhunderts von den Türken zerstört wurde. In den 1970/1980-er Jahren wohnten Hippies in den Ruinen, dann wurden sie vertrieben und der Komplex eingezäunt.

Hier sehen sie die Statistik über die Fahrt an diesem Tag: vom Campingplatz auf Meereshöhe geht es über die Berge bis auf fast 900 m Höhe und wieder zurück – die obere Grafik. In der Mitte sehen Sie das Auf und Ab, unten die Geschwindigkeit: selten etwas über 80 km/h, im Durschschnitt unter 40 km/h – das Autofahren durch die Berge, Kurven und schmalen Straßen ist mühsam - „Langsamkeit lernen!“

Gortyna, die antike Hauptstadt Kretas. Dort stehen Reste der Titus-Basilika, benannt nach Titus, dem ersten Bischof der damaligen Insel-Hauptstadt, den Paulus einsetzte, als er bei seiner Überfahrt nach Rom auf der Insel weilte und dort den Winter verbrachte.
824 wurde die Basilika von den Sarazenen zerstört. Sie ist das besterhaltene Bauwerk der ab 1884 von italienischen Archäologen ausgegrabenen Stadt, war wegen Bauarbeiten als ich dort war aber leider nicht zugänglich.

Von der Stadt gibt es noch die Ruinen des Odeion, des Konzertsaales, berühmt für die „Große Inschrift von Gortyna“ aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., die als ältester Gesetzescodex Europas gilt und alle für das Gemeinwesen wichtigen Bestimmungen enthält, z. B. ein erstaunlich liberales Ehe- und Familienrecht.

Auch in diesem Gelände: die angeblich „immergrüne“ Platane, unter der Zeus mit der schönen Europa den Minos gezeugt habe, den legendären König von Kreta und Begründer der „minoischen“ Kultur, die 2600 v. Chr. bis 1500 v. Chr. Kreta prägte und die früheste Hochkultur Europas war.

Die ältere Basilika von Gortyna und damit wohl die tatsächliche Bischofskirche ist die an ihren Grundmauern erkennbare Basilika außerhalb des touristischen Geländes.

Titus, geboren ums Jahr 3 auf Kreta, war der Sohn eines berühmten Mannes, wurde gut ausgebildet in der hellenistischen Philosophie und der antiken Literatur. Im Alter von 20 Jahren las er das Buch des Propheten Jesaja und war besonders beeindruckt vom 47. Kapitel, der Unheilsprophetie gegenüber Babylon, die er auf sich bezog.
Sein Onkel, der Statthalter von Kreta, sandte ihn dann nach Jerusalem, wo er Jesus kennen lernte, dessen Tod und Auferstehung miterlebte und beim Pfingstwunder dabei war. Dann lernte er Paulus kennen und wurde dessen engster Schüler und Mitarbeiter.
Paulus sandte Titus nach Korinth, um dort die Konflikte in der Gemeinde zu schlichten. Beide zusammen kamen dann nach Kreta, missionierten die Insel und Paulus setzte ihn als Bischof ein, bevor er weiterzog – so jedenfalls die Überlieferung.

- Titus' Kopfreliquie.
Am Ende der Zeit der Herrschaft von Venedig über Kreta, die bis 1669 währte, wurde die Schädelreliquie zum Schutz vor den Türken mitgenommen; 1966 wurde sie zurückgegeben und liegt nun in der Agios-Titos-Kirche in Iráklio.

Nach Legenden konnte Titus Wunder vollbringen, brachte in Gortyna durch sein Wort den heidnischen Diana-Tempel zum Einsturz, verhinderte durch sein Gebet die Fertigstellung eines Zeus-Tempels, führte viele Menschen zum Glauben und reiste zur Unterstützung des in Rom im Gefängnis gehaltenen Paulus dorthin. Himmlischer Glanz erleuchtete demnach sein Antlitz, als Titus mit 94 Jahren in Gortyna starb und der Überlieferung zufolge in dieser Kirche bestattet wurde.
Tatsächlich gab es noch 325 – beim 1. Konzil in Nicäa – offenbar keinen Bischof auf Kreta. Gleichwohl kennt die Überlieferung schon zuvor vier heilige Bischöfe.

Heute ist Gortyna ein Provinzdorf, vom einstigen Glanz und Reichtum blieb nichts.

Vor dem Kloster „Hodegetria“ – deutsch: „Lehrmeisterin (Maria)“ – steht das Denkmal für Ioannis Markakis, der hier Mönch war und den Widerstand gegen die Türken anführte. Sein Bischof steckte ihn zeitweilig ins Gefängnis, um die Herrscher zu besänftigen. 1829 griffen die Türken das Kloster an, töteten die verteidigenden Mönche und als letzten Markakis, deshalb würdigt ihn ein kretisches Volkslied und auch der kretische Literat Nikos Kazantzakis, bekannt als Verfasser von „Alexis Sorbas“.
Auch hier wieder: ein Mönch mit Gewehr!

Die Wehrhaftigkeit zeigt sich auch von innen; der Turm diente als Fluchtturm bei Piratenüberfällen, in ihn hatte sich auch Ioannis Markakis zurückgezogen.

Das Kloster ist von Männern und Frauen bewohnt – hier das Katholikon.
Griechische Klöster sind nicht zu vergleichen mit den Klöstern, die wir aus der lateinischen Kirche kennen. Kein Prunk – außer im Inneren der Kirche, dem „Katholikon“, deutsch: „dem Allgemeinen“ – mit den Ikonen, Fresken und Leuchtern. Ansonsten sehen die Klöster meist eher aus wie ein Bauernhof oder eine Burg, es fehlen die mächtigen, repräsentativen Bauten, die wir aus unseren Klöstern kennen; es gibt auch keine große Bibliotheken.
Orthodoxe Mönche sind nicht zuerst Herrscher und Gelehrte, sondern Bauern und Selbstversorger, sie leben also wie die anderen Leute auch, allerdings zölibatär.
Orthodoxe Priester dagegen sind verheiratet, haben Kinder und müssen oft noch in einem weltlichen Beruf etwas hinzu verdienen; sie leben also auch sehr „normal“. Beides scheint mir entscheidend für die tiefe Verankerung der Kirche im Volk.

Es geht nun hinab an die Südkiste – wieder über eine bei den Unwettern zerstörte Straße – nach Kaloi Limenes – deutsch: „guter Hafen“.

Der kleine Ort mit 21 Einwohnern blüht nur in der Sommersaison auf, wenn Touristen kommen. Hier überwinterte Paulus nach Apostelgeschichte 27, 8 auf seiner Reise nach Rom.

In dieser Höhle lebte er der Überlieferung zufolge den Winter über.

Natürlich hat man oberhalb der Höhle auch eine Kirche erbaut …

… von der man auf den kleinen Ort blickt.

Für den Rückweg nehme ich nicht die Schotterpiste, sondern eine Teerstraße, von der aus man schön auf den Ort zurückschauen kann.

Etwas im Landesinnern, hinter der ersten Bergkette, steht in einem Dorf dieses Baptisterium aus dem 4./5. Jahrhundert, das im 10. Jahrhundert zur Paulus geweihten Kirche erweitert wurde. Nachdem Paulus in Kaloi Limenes mehrere Monate verweilte, könnte er tatsächlich auch hierher gekommen sein und getauft haben.

Das kretische Auto: gefühlt die Hälfte aller Autos sind hier solche Pick-ups. Die sind praktisch: auf die Ladefläche passen Ziegen und Schafe, Menschen und Kinder, Strohballen und Einkaufstüten, einfach alles, was bewegt werden muss. Dieser hier ist vom Zustand her noch recht ordentlich, manche sind wesentlich schlimmer. Einen TÜV gibt es hier – was er bewirkt, erschließt sich mir aber nicht. Viele Autos fahren in Griechenland übrigens ohne Zulassung und Versicherung – die Leute haben das Geld dafür nicht.

Auch die Straßen - hier direkt vor dem Campingplatz in Gouves bei Iráklio - haben ihren speziellen Charakter: wer hier nachts über die Uferpromenade fährt, übersieht womöglich deren Ende ohne Schild oder Abschrankung und landet auf dem Strand …

… aber auch, wer den Schwenk nach links schafft, hat noch nicht jedes Risiko ausgeschaltet.

In der Hauptstadt Iraklio steht die kleine alte Menas-Kathedrale (links), daneben steht die große neue Menas-Kathedrale von 1895, auch sie ist dem Stadtpatron Menas geweiht, der im 3. Jahrhundert als Einsiedler in Ägypten lebte und in der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian als Märtyrer starb.

Auch innen ist die neue Kathedrale prächtig, immerhin ja Sitz des „Metropoliten von Kreta und ganz Europa“. So wird er genannt, seit nach dem Ende der venezianischen Herrschaft und der Machtübernahme der Osmanen 1669 die orthodoxen Bistümer wieder hergestellt werden konnten.

Es ist wieder Sonntag, im Stadtzentrum von Iraklio genießen die Menschen den Frühling am 1628 vom venezianischen Statthalter Francesco Morosini gebauten und nach ihm benannten Brunnen.

Statthalter Morosini ließ auch die „venezianische Loggia“ als Repräsentationsbau errichtet; im 2. Weltkrieg wurde sie komplett zerstört, dann vollständig wieder aufgebaut, heute ist sie das Rathaus. Sonst gibt es in der im 2. Weltkrieg von den Deutschen heftigst bombardierten Stadt nicht viel Sehenswertes.

Ein Erlebnis ist das Kloster Kapsa an der Südküste, hoch am steilen Berg gelegen; in dem damals in Ruinen liegenden Kloster, das 1640 von türkischen Piraten zerstört worden war, wurde Johannes von Kapsa geboren, nach wechselvollem Leben hat er es neu gegründet.

Johannes' Eltern waren wegen einer Attacke der Osmanen auf ihr Dorf in die Ruinen des Klosters geflohen.
Johannes arbeitete dann in der Landwirtschaft seiner Eltern und heiratete – wieder in den Trümmern des Klosters – seine Frau Kallipi. Deren Eltern hatten die junge Frau lange in den Höhlen an der Küste versteckt, weil immer wieder Türken Begehrlichkeiten auf die Schöne zeigten; ihre Schwester hatte sich das Leben genommen, weil sie einer Heirat mit einem Türken und der Konversion zum Islam entgehen wollte. Johannes und seiner Frau wurden dann drei Töchter und ein Sohn geschenkt. Manche Überlieferung erzählt, Johannes sei ein Taugenichts gewesen, habe die Zeit tot- und sich mit Gaunereien durchgeschlagen.

- die Kirche im nahen Dorf Lithines, wo Johannes mit seiner Familie lebte
Durch einen Unfall hatte das Ehepaar eine Tochter verloren; wenig später, am Karfreitag 1843, fiel Johannes in einen tiefen Schlaf, aus dem er erst nach 43 Stunden erwachte. Aus dem zänkischen Johannes war plötzlich ein barmherziger und sanfter Mensch geworden, der nun von seiner Traumvision des Himmels erzählte und sofort eine gelähmte alte Dame, die mit anderen an seinem Bett stand, in Gegenwart aller Zuschauer heilte. Viele Kranken und Behinderte kamen dann zu ihm, die türkischen Behörden aber vermuteten hinter den Versammlungen keine religiösen, sondern aufrührerische Motive, deshalb wurde er dreimal vor dem Gouverneur von Kreta, Mustafa Pascha, angeklagt, entging aber einer Strafe – beim dritten Mal deshalb, weil er die nach einem Sturz bewusstlose Tochter des Statthalters und dessen unheilbar kranke Schwiegermutter heilte.

Der zuständige Bischof riet Johannes nun, sich aus seinem Dorf zu entfernen, um die Türken zu beruhigen. Johannes kaufte die Ruinen des Klosters Kapsa und lebte zunächst –17 Jahre lang – in dieser Höhle nahe des Klosters.

- eine Steile Treppe führt vom Kloster hinauf zur Höhle …

… von der der Blick in die Schlucht hinab zum Meer geht.

Viele Kranke kamen nun zu Johannes in die Höhle, um sich von ihm heilen zu lassen. Die alten Zellen des Klosters Kapsa wurden Pilgern zugeteilt, viele spendeten reichlich für den Wiederaufbau; Gefährten kamen, um sich Johannes anzuschließen; so entstand die erste Bruderschaft, die nun das Kloster wieder instand setzte.

- das Katholikon des Klosters.
Spötter sagen, Johannes habe die Spenden auch dazu benutzt, seinen liderlichen Lebenswandel nicht wirklich ändern zu müssen. Aber 1863 wurde das Kloster mit einer erweiterten Kirche fertiggestellt, es umfasste Zellen, ein Gästehaus, ein Esszimmer, eine Küche, eine Bäckerei, Lagerhäuser und eine große Zisterne. Bischof Hilarion weihte das Kloster und Johannes zum Mönch mit dem Namen Joseph, das Kloster zog viele Pilger an.

- das Kloster klebt am Berg.
Joseph blieb bis zum Ausbruch des Aufstandes der Kreter gegen die Osmanenherrschaft 1866 im Kloster Kapsa. Aus Furcht, dass die Türken sein Kloster bei den Kämpfen oder aus Rache wieder zerstören könnten, entschied er sich, mit seiner Bruderschaft in ein ebenfalls verlassenes Kloster im Inselinnern zu ziehen und nun dieses zu renovieren.
Kritiker unterstellen, er habe dies nur gemacht, um weiter Spenden sammeln zu können.
Heilige – er wurde 2004 offiziell vom ökumenischen Patriarchat heiliggesprochen – sind eben auch nur Menschen.

- ein Dorf im Osten von Kreta

- ein Kamin auf einem Haus

Hier im Osten ist nun wirklich der Hund begraben. Nicht unfruchtbar, aber die Landwirtschaft alleine wirft zu wenig ab, Industrie, Handel und Tourismus fehlen, die Jungen ziehen weg.

Ich war genau 10 Wochen lang auf Kreta, habe 109 Stätten besucht, bin auf der Insel 3062 km gefahren und habe 2120 € ohne Anreise – ausgegeben.
Kreta ist faszinierend, herausfordernd, urtümlich, arm, lebendig und hat überaus freundliche Menschen, denen man die Prägung durch Hochkultur – wenn auch vor langer Zeit – ebenso abspürt wie ihre ungekünstelte Gastfreundschaft und Menschlichkeit.
Wer Natur erleben will in ihrer rauhen Schönheit, auch unsere Ausgesetztheit ihren Gewalten gegenüber, aber ebenso ihre überbordende Vielfalt, der ist hier richtig.
Also: Kreta ist paradiesisch – auf seine Art: kahl, steil mit tiefen Schluchten, schneebedeckt und frühlingssprießend, freundlich, aber von der Geschichte geplagt und jedenfalls in diesem Jahr auch vom Wetter.
Die Kreter sind ehrlich, aufrecht und widerspenstig. Ein kretisches Wort beschreibt diesen Charakter: „Kouzoulada“ – manche Leute übersetzen das als Verrücktheit oder Wahnsinn, aber das stimmt nicht wirklich, treffender ist: Leidenschaft oder: zugreifende Spontaneität.
Dass es außer jenen aus dem Widerstand gegen die osmanischen Besatzer kaum Heilige gibt liegt daran, dass die stets wechselnden Fremdherrscher auch kulturell immer gewütet haben, es also praktisch keine Überlieferungen mehr gibt; den Freiheitswillen und die Lebensart der Kreter aber konnten sie offensichtlich nicht zerstören.

Sie alle kennen den Roman, der höchst treffend das kretische Lebensgefühl beschreibt und der dann verfilmt wurde – v. a. hier, im Dorf Kokkino Chorio: Alexis Sorbas von Nikos Kazantzakis, der 1883 auf Kreta geboren wurde und 1957 in Freiburg im Breisgau an Krebs starb.
Die Handlung dreht sich um eine Kohlemine, die auf Kreta eingerichtet werden soll; zum Abtransport braucht man eine Seilbahn zur Küste. Doch bei der Inbetriebnahme bricht das Gerüst der Seilbahn wie ein Kartenhaus in sich zusammen – der Roman basiert auf einer tatsächlichen Geschichte. Am Schluss bleiben Basil, der aus Amerika gekommene Investor, und Sorbas, der kretische Projektleiter, alleine am Strand zurück.

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Mit diesem von Mikis Theodorakis komponierten Sirtaki und dem befreienden Gelächter angesichts des spektakulären Zusammenbruchs all ihrer Pläne endet der Film.
Sorbas' (Darsteller Anthony Quinn) Lebensmotto „Das Leben lieben und den Tod nicht fürchten“ ist das Leitmotiv des Romans. Wahre Freiheit besteht darin, das Leben mit allen Freuden und Katastrophen zu nehmen, wie es ist, zu kämpfen, auch wenn eine Niederlage droht.
Die Existenz verloren, das Leben gewonnen: das ist „Kouzoulada“. Oder, anders ausgedrückt: unzerstörbares Gottvertrauen wie bei Ijob, dem Vielgeprüften.

1 Wir sagen in Kreta, denn die Kreter betrachten ihre Insel trotz der Zugehörigkeit zu Griechenland als eigenständig, ja als eigenen Kontinent.

fotografiert Februar bis April 2019


Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 12.11.2022->

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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