Ökumenisches Heiligenlexikon

Alexius von Edessa

auch: Alexis


Giovanni Francesco Rossi: Alexius vor Papst Sixtus III. und seinem Vater, dem Senator Euphemianus, um 1660, in der Kirche Sant'Agnese in Agone in Rom
Giovanni Francesco Rossi: Alexius vor Papst Sixtus III. und seinem Vater, dem Senator Euphemianus, um 1660, in der Kirche Sant'Agnese in Agone in Rom

Alexius war nach der Legende aus dem 9. Jahrhundert Sohn des römischen Senators Euphemianus und der Aglaia. Er verließ noch in der Hochzeitsnacht seine angetraute Frau und die Eltern und floh nach Edessa, wo er als Einsiedler in Armut lebte und bald schon hohe Verehrung erfuhr. Nach dem Vorbild von Johannes dem Kalybiten wird erzählt, dass er 17 Jahre als Bettler vor einer Kirche in Edessa lebte. Als dem Küster durch ein Gesicht kund wurde, dass dieser Bettler ein heiliger Mann sei, veranlasste er dessen Verehrung. Aber Alexius floh und wurde durch einen Sturm zurück nach Rom verschlagen, wo sein Vater den als Pilger Bettelnden nicht erkannte, aber mildtätig in sein Haus aufnahm. Wiederum 17 Jahre lebte Alexius unter der Treppe des Elternhauses, vom Gesinde mit Spülwasser übergossen, leidend und Geduld übend. Sterbend gab er sich durch ein Schreiben zu erkennen. Zur größten Bestürzung und Betrübnis von Ehefrau und Eltern entzifferte der herbeigerufene römische Bischof das Schriftstück im Beisein der Kaiser (Flavius) Honorius und Arcadius. 2

Marien-Ikone, angeblich gemalt von Lukas, tatsächlich aus dem 12./13. Jahrhundert, von Alexius nach Rom gebracht, in der Kirche Santi Bonifacio e Alessio in Rom
Marien-Ikone, angeblich gemalt von Lukas, tatsächlich aus dem 12./13. Jahrhundert, von Alexius nach Rom gebracht, in der Kirche Santi Bonifacio e Alessio in Rom

Die syrische Version der Legende aus dem 4. oder 5. Jahrhundert nennt keinen Namen, er wird nur als Gottesmann bezeichnet, der schon immer in Edessa lebte, ein heiligmäßiges Leben als Einsiedler in Armut führte und dort auch starb. Die äthiopische Tradition nennt als Namen dieses Gottesmannes Moses. In der Überlieferung vermischt sich seine Person mit der von Bonifatius von Tarsus. Eine ähnliche Geschichte wird in der koptischen Tradition von Gabra Krestos erzählt.

Alexius' Gebeine wurden unter dem römischen Bischof Innozenz I. übertragen in die damals neue, Bonifatius von Tarsus und ihm geweihte Kirche Santi Bonifacio e Alessio - angeblich erbaut über seinem Elternhaus auf dem Aventin in Rom - und dort durch zahlreiche Wunder verherrlicht. Besonders Abt Leo vom Kloster an Santi Bonifacio e Alessio förderte um 990 Alexius' Verehrung. Durch Berühren seines Leichnams geschahen der Überlieferung nach Heilungen, griechische Quellen berichten auch, dass aus dem Grab MyronDas Myron (von griech μύρον duftendes Öl) ist ein mit duftenden Gewürzen angereichertes Olivenöl, das in den orthodoxen, in orientalischen und in katholischen Ostkirchen als Salböl benutzt wird, vor allem bei Firmung und Altarweihe, teilweise auch bei der Kaiserkrönung. floss.

Andrea Bergondi: der sterbende Alexius, um 1780, Kapelle in der Kirche Santi Bonifacio e Alessio in Rom
Andrea Bergondi: der sterbende Alexius, um 1780, Kapelle in der Kirche Santi Bonifacio e Alessio in Rom

Die jüngere Alexiuslegende und seine Verehrung waren im Mittelalter sehr beliebt und verbreitet; die Legende wurde in französischer, italienischer und mittelhochdeutscher Sprache dichterisch bearbeitet. Reliquien liegen außer in der Kirche Santi Bonifacio e Alessio in Rom im Stadtteil Břevnov in Prag und an vielen anderen Orten. Eine um 1350 gegründete Brüdergenossenschaft zur Pflege von Kranken nannte sich nach ihm Alexianer. Seine Verehrung erlangte ihren Höhepunkt im Spätmittelalter und Barock. Im 17. Jahrhundert wurde von Stefano Landi die Oper über den heiligen Alexius zu einem vom späteren Papst Clemens IX. verfassten Libretto komponiert; 1977 wurde sie bei den Salzburger Festspielen wieder aufgeführt.

Weil die Witterung nach Alexius bis zum 29. Juli in der Mehrzahl der Jahre zu häufigeren Niederschlägen und unter der Norm liegenden Temperaturen neigt, kommt es in diesen Tagen oft zu Unterbrechungen der Halmfruchternte, was sich in den Bauernregeln ausdrückt.

M. Cabbaey: Mehrfarbig handkolorierter Kupferstich auf Pergament, 18. Jahrhundert, Antwerpen
M. Cabbaey: Mehrfarbig handkolorierter Kupferstich auf Pergament, 18. Jahrhundert, Antwerpen

Attribute: Bettler unter Treppe
Patron von Innsbruck; der Pilger, Bettler, Vagabunden und Kranken; gegen Erdbeben, Blitz und Unwetter, Pest und Seuchen
Bauernregeln: Wenn Alexius verregnet heuer / werden Korn und Früchte teuer!
Wenn's an Alexius regnet, so fault das Getreide auf der Mauer.
Regen an Alexe, / wird zur alten Hexe.
Wenn`s an Alexius regnet, / ist die Ernt' und Frucht gesegnet.
Bereitet mit Himmelsnass Alexius Verdruss, / der Bauer bis Anna im Haus bleiben muss; / doch lässt er die Sonne vom Firmament lachen, / Schlechtwetterwolken bis Lydia (gemeint ist der frühere Gedenktag am 3. August) über'm Dach kaum erwachen.

1 Die syrische Version der Legende gibt um 430 als Todesdatum und Edessa - das heutige Sanlıurfa in der Türkei als Todesort an.

2 Kaiser Arcadius starb schon am 1. Mai 408, was nicht zu Alexius' Todesdatum passt.

Catholic Encyclopedia





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 05.03.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München, 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Otto Wimmer, Hartmann Melzer: Lexikon der Namen und Heiligen, bearb. u. erg. von Josef Gelmi. Tyrolia, Innsbruck, 1988
• https://www.newadvent.org/cathen/01307b.htm - abgerufen am 13.02.2023
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• http://www.bauernregeln.net/juli.html nicht mehr erreichbar
• http://www.agrarheute.com/landleben/umwelt/heiliger_alexius_soll_blitz_und_unwetter_vom_feld_fernhalten.html?redid=307096 nicht mehr erreichbar
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I, Hamm 1990

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.