Ökumenisches Heiligenlexikon

Andreas von Kreta

1 Gedenktag katholisch: 4. Juli

1 Gedenktag orthodox: 4. Juli, 25. August
Tag des Großen Kanon des Andreas: Donnerstag der fünften Fastenwoche

Name bedeutet: der Mannhafte (griech.)

Metropolit von Gortyna, Hymnologe
* um 660 in Damaskus in Syrien
4. Juli um 720 (?) in Mytilene auf der Insel Lesbos in Griechenland


Fresko am Katholikon des Klosters Eikosifinissa nahe Nikisiani bei Drama in Griechenland
Fresko am Katholikon des Klosters Eikosifinissa nahe Nikisiani bei Drama in Griechenland

Andreas, Sohn einer frommen christliche Familie, war bis zu seinem 7. Lebensjahr stumm; erst nach seiner ersten EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23.feier erlangte er die Sprache. Im Alter von 15 Jahren trat er in Jerusalem ins Grabeskloster ein und führte ein sehr strenges asketisches Leben. Aufgrund seiner theologischen Bildung wurde er vor 680 Archidiakon und Sekretär von Theodor I., der Bischof von Hesbon - den heutigen Ruinen bei Amman - war und das damals - unter der Herrschaft der Araber - unbesetzte Amt des Patriarchen von Jerusalem verwaltete.

Bischof Theodor sandte Andreas 685 zu Kaiser Konstantin IV. Pogonatus nach Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul -, um diesen zur Abhaltung des 3. Konzils von Konstantinopel zu bewegen; an diesem nahm er dann als Vertreter des Jerusalemer Patriarchats teil. Kurz nach dem Ende des Konzils 681 wurde er aus Jerusalem nach Konstantinopel zurückgerufen und zum Erzdiakon der Hagia Sophia ernannt und dann 692 zum Metropoliten von Gortyna 1 auf Kreta berufen.

Andreas' Haltung zum Monotheletismus war wankelmütig, berühmt wurde er aber ob seiner Predigten und Schriften, als eifriger Verehrer der Ikonen und vor allem als Hymnologe.

Byzantinisches Fresko, 1225, in der Kirche Agia Anna bei Amári auf Kreta; deren Fresken sind die ältesten datierten Fresken Kreta
Byzantinisches Fresko, 1225, in der Kirche Agia Anna bei Amári auf Kreta; deren Fresken sind die ältesten datierten Fresken Kretas Foto: Uoaei1

Andreas war der Urheber der neuen liturgischen Form des Kanons; ein solcher Kanon der orthodoxen Liturgie besteht aus neun Oden genannt, die jeweils zunächst Bibeltexte rezitieren 2, die durch Hymnenstrophen ergänzt werde. Andreas' Griechischer Kanon, ein Bußgesang mit 250 Strophen, wird in der griechischen Kirche bis heute in der Fastenzeit am Donnerstag der fünften Fastenwoche gesungen, andere Hymnen und seine Regeln der Hymnologie sind bis heute von Bedeutung, darunter seine Hymnen auf Maria. Zugeschrieben werden ihm auch ein Kanon für das Fest der Geburt Christi, drei Oden für den Palmsonntag sowie Verse für das Fest Hypapanthe und viele andere Kirchenlieder. Auch Predigten zu einigen kirchlichen Festen sind erhalten geblieben.

Andreas starb während einer Rückreise von Konstantinopel in sein Bistum. Seine Gebeine wurden nach Konstantinopel überführt, wo sie 1350 in dem nach Andreas benannten Kloster bezeugt wurden.

Der Bischof Andreas von Kreta darf nicht verwechselt werden mit dem Mönch und Märtyrer Andreas „Crisinus” von Kreta.

1 Inzwischen kann als gesichert gelten, dass die heute teilweise unter der Straße verborgene große Basilika die ursprüngliche Bischofskirche war; die besser erhaltene Titusbasilika, gebaut im 10. Jahrhundert an Stelle einer Vorgängerkirche aus dem 6. Jahrhundert, wurde erst nach ihrer Entdeckung im 19. Jahrhundert so benannt.

2 Die Bibeltexte der Oden sind:
1. der Gesang des Mose (2. Mose 15, 1 – 19),
2. der Gesang des Mose (5. Mose 32, 1 – 43) - wird nur in der Karwoche gesungen,
3. das Gebet der Hanna, der Mutter des Propheten Samuel (1. Samuel 2, 1 – 10),
4. das Gebet des Propheten Habakkuk (Habakkuk 3, 2 – 19),
5. das Gebet des Propheten Jesaja (Jesaja 26, 9 – 20),
6. das Gebet des Propheten Jona (Jona 2 ,3 – 10),
7. der Gesang der Jünglinge im Feuerofen (Daniel 3, 26 – 56),
8. der Gesang der Jünglinge im Feuerofen (Dan 3, 57 – 88),
9. der Gesang der Gottesgebärerin, das Magnificat (Lukasevangelium 1, 46 – 55) und das Gebet des Zacharias, der Benedictus (Lukasevangelium 1, 68 – 79).

Worte des Heiligen

In seiner Ansprache über das Gleichnis vom Zöllner und Pharisäer (Lukasevangelium 18, 9 - 14) hebt Andreas die Bedeutung der Demut für das christliche Leben hervor.

Der Erzählstoff vom Zöllner und Pharisäer ist eine Vorübung und Vorbereitung für die, die sich an die heilige Demut halten wollen, die alle Tugenden umfasst, durch die man wahrhaft das Himmelreich erlangt. Er ist eine Vorübung für die, die sich abkehren wollen, vom Hochmut, der Gott verhasst ist und den Menschen von allen Tugenden abwendet.
Die Demut ist die Erzieherin zu den Tugenden, sie ist Haupt, Ursprung und Ziel der Frömmigkeit, in der die Schönheit des Christen besteht. Sie ist die Abtötung der Leidenschaften, Hinwegnahme der Sünde, sie bewahrt die Feuchtigkeit in der Wurzel des Glaubens.
Der Zöllner steigt zum Tempel empor, indem er im Geist durch Demut absteigt; der Pharisäer aber steigt ab, indem er im Geist durch Überhebung aufsteigt.
Denn der Hochmütige bleibt nicht in der Liebe; und wer nicht in der Liebe bleibt, bleibt nach nicht in Gott. Wer aber in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm, und er ist nach Paulus ein Tempel Gottes. … Es verliert wahrhaft die Liebe, wer sich nicht demütigt, es verachtet, wer nicht liebt. So ist also der Hochmut der Anfang einer jeden Art von Sünde. Ihr folgt Hass, dem Hass der Mord. Also ist der Hochmut der Anfang jeglicher Sünde. Ihr folgt Hass.
Lernen wir also, Brüder, und lassen wir uns belehren und erfüllen wir unsere großen Verpflichtungen. Doch erheben wir uns nicht ihretwegen. Wenn wir auch gut sind, gerecht und sanftmütig, menschlich und barmherzig, demütigen wir uns dennoch, überlassen wir uns nicht der Verachtung und dem Hochmut, um nicht um nicht unsere Mühen und unsere Anstrengungen zunichte zu machen. Wenn ihr dies alles getan habt, sagt der Herr, dann sagt: Wir sind unnütze Knechte. Wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.
Es ist nämlich unsere Es ist nämlich unsere notwendige und unvermeidliche Schuldigkeit, dem, der Gott ist über allen, dienstbereite Demut, Geduld, Unterwerfung, Gehorsam, Willfährigkeit und Dankbarkeit darzubringen und seinen heiligsten Willen zu preisen und zu verehren, und uns nicht von Schmähungen und Beschimpfungen anderer kränken zu lassen und nicht ungehalten zu sein über Versuchungen und uns nicht empören, wenn wir geschmäht werden, weil wir aus all diesem viel Nutzen ziehen. Lernen und erkennen wir, meine lieben Brüder, die Kraft, Macht und Hilfe der Demut. und lernen wir auch, welche Verurteilung, Strafe und Vernichtung die Überhebung mit sich bringt.
Eine demütige Gesinnung reinigt von allen Sünden; der Hochmut ist ein größeres und schlimmeres Übel als jede Sünde. So ist es besser, als Sünder umzukehren und sich zu demütigen, als das Rechte tuend hochmütig zu werden.
Zweierlei wird von uns allen gefordert: nämlich, die eigenen Sünden zu verurteilen, den anderen aber die ihren nachzulassen. Wenn jemand auf seine eigenen Sünden blickt, wird er geneigter, anderen zu vergeben. Doch im Gegensatz dazu verurteilt sich selbst, wer die anderen verurteilt, und er zieht sich das Gericht zu, auch wenn er mehr Tugenden besitzt [als der andere].

Quelle: S. Andreae Cretensis oratio XX: In argumento Publicani et Pharisaei. In:, Migne Patrologia Graeca, t. 97, Sp. 1255ff; eigene Übersetzung

Zitate von Andreas von Kreta:

Der Anfang des Stolzes ist der Hochmut. Denn wer die anderen verachtet und sie für nichts hält, die einen für arm, die anderen für unedel, wieder andere für ungebildet und unverständig, andere für ungerecht und sündig, wird von diesem Hochmut eingenommen und glaubt, nur er selbst sei weise, verständig, wohlgeboren, reich, fähig und besser als alle Menschen und so ist der Hochmut der Anfang des Stolzes und der Stolz ein Übel, das mit dem Hochmut verwandt ist. Deswegen wird der bekannte Tag des Herrn über jeden Hochmütigen und Stolzen die Strafe bringen; denn die verwandten Sünden werden in gleicher Weise bestraft.

Quelle: S. Andreae Cretensis oratio XX: In argumento Publicani et Pharisaei. In:, Migne Patrologia Graeca, t. 97, Sp. 1255ff; eigene Übersetzung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia

Das gegen Eintritt zugängliche Ausgrabungsgelände von Gortyna umfasst im Wesentlichen nur die Titusbasilika - wobei diese seit einiger Zeit wegen Instandsetzungsarbeiten nicht zugänglich ist - und das Odeion sowie ein kleines Museum; es ist täglich von 8 Uhr bis 19 Uhr - im Winter nur bis 15 Uhr - geöffnet, der Eintritt beträgt 6 €. Die große Basilika und alle anderen Ausgrabungen liegen auf der anderen Straßenseite und sind jeweils eingezäunt, aber bis zum Zaun frei zugänglich. (2019)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 06.02.2022

Quellen:
• https://www.newadvent.org/cathen/01473b.htm - abgerufen am 19.07.2023
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• C. S., Brief vom 23. August 2009
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I, Hamm 1990
• https://oca.org/saints/lives/2019/07/04/101894-st-andrew-the-archbishop-of-crete - abgerufen am 19.07.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.