Ökumenisches Heiligenlexikon

Apollinaris von Ravenna

1 Gedenktag katholisch: 20. Juli
nicht gebotener Gedenktag
bedacht im Ambrosianischen      Die Ambrosianische Liturgie entstand im 8. Jahrhundert unter orientalischem Einfluss, sie wird auf Ambrosius von Mailand zurückgeführt, von dem wohl die meisten Texte auch stammen. Sie wird v. a. in der Kirchenprovinz Mailand und im Bistum Lugano benutzt. Karl Borromäus förderte diese Sonderform, im Mittelalter wurde aus ihr auch die Gleichwertigkeit des Mailänder Erzbistums gegenüber Rom abgeleitet. Hochgebet I
Gedenktag III. Klasse      Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.

Gedenktag der Passion: 23. Juli
Hochfest in der Stadt Düsseldorf, Gedenktag im Bistum Trier: 23. Juli
Fest in den Bistümern Bologna, Rimini und San Marino-Montefeltro: 23. Juli
nicht gebotener Gedenktag in Polen: 21. Juli

1 Gedenktag orthodox: 23. Juli

1 Gedenktag armenisch: 23. Juli

Name bedeutet: dem Lichtgott (Apollon) geweiht (griech. - latein.)

Bischof von Ravenna, Märtyrer
* in Antiochia, heute Antakya in der Türkei (?)
um 150 oder um 75 in Ravenna in Italien


Apsismosaik, 6. Jahrhundert, Basilika Sant'Apollinare in Classe bei Ravenna
Apsismosaik, 6. Jahrhundert, Basilika Sant'Apollinare in Classe bei Ravenna

Apollinaris war nach den Legenden des 7. Jahrhunderts zusammen mit Petrus aus Antiochia nach Rom gekommen und wurde dann von diesem ausgesandt, um als Glaubensbote in Ravenna zu wirken, wo er zwanzig Jahre lang Bischof war. Heiden überfielen, misshandelten und töteten ihn auf qualvolle Weise.

Ernst Deger und Karl Müller: Apollinaris wird zum Bischof geweiht
Ernst Deger und Karl Müller: Apollinaris wird zum Bischof geweiht
Ernst Deger und Karl Müller: Apollinaris stürzt die Jupiter-Statue
Ernst Deger und Karl Müller: Apollinaris stürzt die Jupiter-Statue
Ernst Deger und Karl Müller: Apollinaris erweckt die Tochter des Rufinus vom Tod
Ernst Deger und Karl Müller: Apollinaris erweckt die Tochter des Rufinus vom Tod
Ernst Deger und Karl Müller: Apollinaris stirbt, 1843 bis 1852, in der Wallfahrtskirche St. Apollinaris in Remagen
Ernst Deger und Karl Müller: Apollinaris stirbt
alle 1843 bis 1852, in der Wallfahrtskirche St. Apollinaris in Remagen

Nach früherer Überlieferung überlebte Apollinaris in Ravenna qualvolle Peinigungen und Verfolgung, wurde mehrmals als tot geltend fortgetragen, entkam nach Dalmatien, verkündigte auch dort das Evangelium und wendete eine große Hungersnot ab. Nach dreijähriger Wirksamkeit ist er demnach zurückgekehrt und wurde dann mit einer Keule erschlagen; am überlieferten Ort seines Martyriums wurde dann - über einem römischen Friedhof des 2./3. Jahrhunderts - die Kirche Sant'Apollinare in Classe errichtet.

Der erste nachgewiesene Bischof von Ravenna war Severus, nach den Bischofslisten war er der elfte Nachfolger des ersten Bischofs Apollinaris, der deshalb in die Mitte des 2. Jahrhunderts datiert wird.

Der Bericht von Apollinaris' Martyrium ums Jahr 200 stammt von Petrus Chrysologus; das Protokoll der Überführung seiner Reliquien nennt ihn nur Bekenner. Das Bestreben nach Unabhängigkeit Ravennas von Rom brachte im 7. Jahrhundert die Legende von der Einsetzung durch Petrus hervor; die Herkunft aus dem Osten dürfte aber richtig sein. Eine stattliche Zahl von Martern, Heilungen, Wundern ist in der Legenda Aurea zusammengestellt.

Über Apollinaris' Grab bei Ravenna wurde die weltberühmte dreischiffige Basilika Sant'Apollinare in Classe gebaut und 549 geweiht; 856 wurden die Reliquien von dort in die frühere Palastkirche von Ostgotenkönig Theoderich nach Ravenna übertragen, die zur Kirche Sant'Apollinare Nuovo wurde.

Kirche Sant'Apollinare in Rom
Kirche Sant'Apollinare in Rom

Die Verehrung war früh schon auch in Rom zuhause, wo Papst Symmachus ihm um 505 einen Altar 1 in der Peterskirche weihte, um damit dem in Ravenna residierenden Ostgotenkönig Theoderich seine Reverenz zu erweisen; um 630 wurde ihm in Rom die Kirche Sant'Apollinare geweiht. Frühe Verehrung gab es auch in Mailand und Dijon; von hier breitete sie sich aus im Elsass, so in Obermichelbach - dem heutigen Michelbach-le-Haut - bei Mulhouse im Elsass, dazu in der Schweiz und bis nach Reims sowie Gorkum / Gorinchem in den Niederlanden.

Kaiser Otto III. brachte 1000 nach einem Besuch in Ravenna den Kult in das 997 gegründete Kloster nach Burtscheid - heute ein Stadtteil von Aachen. Die Abtei Siegburg hat - möglicherweise durch Anno von Köln - Reliquien - vielleicht aus Dijon - erhalten und verbreitete den Kult im Rheinland; die Siegburg unterstellte Propstei Apollinarisberg bei Remagen wurde ein berühmter Wallfahrtsort mit Pilgerfahrten, vor allem Mitte Juli; die Reliquien auf dem Apollinarisberg kamen der Legende zufolge 1164 zusammen mit denen der heiligen Drei Könige durch den Kölner Erzbischof Reinald von Dassel nach Deutschland; die Überlieferung ist eine durch das Zusammenfallen von Apollinarisfest und Translationsfest der Drei Könige am 23. Juli angeregte Erfindung aus der Zeit um 1450.

Apollinarisschrein, 1665, in der Stiftskirche St. Lambertus in Düsseldorf
Apollinarisschrein, 1665, in der Stiftskirche St. Lambertus in Düsseldorf

Auf dem Apollinarisberg bei Remagen wurde schon nach 1110 eine kleine Kirche errichtet, die von Benediktinern aus der Abtei Siegburg betreut wurde und in der dann Apollinaris' Reliquien verwahrt wurden; diese Gebeine wurden vom Jülicher Herzog Wilhelm I. geraubt und 1383 nach Düsseldorf gebracht; zuvor hatte ein Ritter mit Namen Gerhard von Einenberg den Kopf versteckt, so dass der in Remagen verblieb; 1793 wurde dieser im deutsch-französischen Krieg zum Schutz in die Abtei Siegburg gebracht, 1802 das Kloster auf dem Apollinarisberg aufgelöst, die Gebäude kamen in Privatbesitz. Nachdem der Kopf 1826 wieder nach Remagen zurückgeführt worden war, begann 1839 der Bau der heutigen Kirche, die 1857 geweiht wurde und wieder Wallfahrtsort wurde, nachdem im selben Jahr der Kopf wieder in diese Kirche gebracht worden war. Kirche und Wallfahrt wurden nun bis 2006 von Franziskanern betreut; seit 2007 hat diese Aufgabe der neue Orden der Gemeinschaft der gekreuzigten und auferstandenen Liebe übernommen.

Ercole Graziani: Apollinaris wird von Petrus zum Bischof geweiht, um 1750, in der Kathedrale in Bologna
Ercole Graziani: Apollinaris wird von Petrus zum Bischof geweiht, um 1750, in der Kathedrale in Bologna

Attribute: Ähren, Keule, Kreuz
Patron von Ravenna, Remagen und Düsseldorf; der Nadelmacher; des Weines und Wassers, bei Kopfkranheiten, gegen Gallen- und Nierensteine, Gicht, Geschlechtskrankheiten und Epilepsie
Bauernregel: Klar muss Apollinaris sein, / soll der Bauer sich erfreu'n.
Klar muss Apollinaris sein, / dann bringt man gute Ernte heim.

1 Symmachus errichtete einen Altar, nicht ein ganzes Oratorium - vgl. Peter Cornelius Claussen: Die Kirchen der Stadt Rom im Mittelalter 1050 – 1300. Franz Steiner Verlag Stuttgart, 2010, S. 99f.

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia

Das Erzbistum Köln bietet auf seiner schönen und informativen Website Heiliger Apollinaris umfassende Informationen über Legenden, Reliquien und Verehrung.

Die Kirche Sant'Apollinare in Classe in Ravenna ist täglich von 10 Uhr bis 19 Uhr - sonntags erst ab 13 Uhr - zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt 5 €. Da die Zahl der Besucher begrenzt wird, ist vorab Reservierung zu empfehlen auf der Seite https://info.ravennantica.it/selection/timeslotpass?productId=10228213489700. (2020)
Die Kirche Sant'Apollinare in Rom ist montags bis freitags von 7.30 Uhr bis 9 Uhr und von 12 Uhr bis 13.30 Uhr zur Besichtigung geöffnet. (2017)
Die Apollinariskirche in Remagen ist täglich von 9 Uhr bis 18 Uhr, von Mai bis September bis 20 Uhr geöffnet. (2017)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 20.04.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Erhard Gorys: Lexikon der Heiligen. dtv, München 1997
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.st-apollinaris.de/duesseldorf/siegesbeute.html nicht mehr erreichbar
• http://www.st-apollinaris.de/remagen/wirren.html nicht mehr erreichbar
• http://www.bauernregeln.net/juli.html nicht mehr erreichbar
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I, Hamm 1990
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.