Bruno der Kartäuser
auch: von Köln
Gedenktag katholisch: 6. Oktober
nicht gebotener Gedenktag
Hochfest im Kartäuserorden
gebotener Gedenktag im Trappisten- und Zisterzienserorden
Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet
Gedenktag III. Klasse Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.
Name bedeutet: der Braune / der Bär (althochdt.)
Bruno entstammte der Überlieferung zufolge der niederrheinischen Patrizierfamilie Herdefust. Er studierte an der Domschule in Köln, wurde Stiftsherr an St. Kunibert und kam dann nach Reims, wo er einen Lehrauftrag erhielt und 1057 zum Leiter der Domschule ernannt wurde. Er war als Lehrer ein getreuer Interpret von Augustinus und ein Vorbild, von dem seine Schüler - unter anderem auch der spätere Papst Urban II. - begeistert waren. Die angestrebte Wahl zum Erzbischof von Reims scheiterte 1067, weil sein Mitbewerber Manasse von Gournay das Amt durch Simonie erkaufte; um 1075 ernannte der ihn aber zum Kanzler des Erzbistums. Immer mehr widerstand Bruno der von seinem Erzbischof angewandten Praxis des Ämterkaufes und hing den Reformen von Papst Gregor VII. an; deshalb enthob Manasse I. - nach einer Reise zum Papst in Rom, von der er bestärkt zurückkehrte - Bruno 1076 aller Ämter. Bruno musste zum Grafen Ebal nach Roucy fliehen.
Manasse I. wurde im September 1077 auf der SynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. in Autun von seinen KlerikernEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. und insbesondere von Bruno angeklagt und vom päpstlichen Gesandten, Bischof Hugo von Die, suspendiert, Anfang 1080 von der Synode in Lyon abgesetzt und Ende 1080 von Papst Gregor VII. exkommuniziert. Dennoch kehrte Bruno nicht aus der Verbannung nach Reims zurück, sondern trat ins Benediktinerkloster Molesme ein.
Bruno lebte selbst in strenger Askese. Gregor VII. forderte schließlich
1080 die KlerikerEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat.
Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien.
von Reims zur Wahl eines neuen Erzbischofs auf;
Bruno galt als Kandidat, lehnte aber ab, da er sich durch das Gelübde, die Welt zu verlassen
und als Mönch nach
dem Ewigen zu streben
gebunden hatte; denn als ein berühmter Lehrer der Philosophie bei der Beerdigung sich aus dem
Sarg erhoben und schreiend seine Verdammnis beklagt habe, soll dieser Vorfall Bruno veranlasst haben, sein Kanonikat
niederzulegen. Das Amt des Erzbischofs bekam ein Günstling des Königs übertragen.
Bruno zog sich 1082 mit zwei Gefährten an die einsame, Sèche-Fontaine genannte Stelle im Wald beim heutigen Avirey-Lingey im Département Aube 1 zurück und baute hier eine kleine Einsiedlergenossenschaft auf.
1084 ging Bruno mit den sechs Begleitern Landwin,
Stephan du Bourg, Stephan von Die, dem alten Priester Hugo und den
Laienbrüdern Andreas und Guerin nach Grenoble
zu seinem früheren Schüler, Bischof Hugo; der stellte ihm das
Cartusia
genannte Felsengebiet bei Grenoble zur Verfügung. Bruno gründete zunächst ein kleines Bethaus mit
einzelnen Zellen für jeden; absolutes Schweigegebot, Verständigung nur durch Zeichen und Zusammenkunft nur zur nächtlichen
Stunde mit Gregorianischen Chorälen und zur Messe bildeten die Regel in der neuen Einsiedelei, die später
La Grande Chartreuse
genannt wurde.
Angeregt von den Wüstenvätern
in der Tradition von Antonius
und Hieronymus sowie von Benedikt von Nursia
teilte Bruno den Tageslauf in Gebet und Arbeit ein - echter Handarbeit wie auch geistiger Arbeit, worunter besonders das
Abschreiben von Büchern verstanden wurde; daraus entstand der Kartäuserorden.
Sechs Jahre lang konnten sie ungestört das Leben in Einsamkeit und Stille führen in der Grande Chartreuse, bis Bruno von seinem ehemaligen Schüler, Papst Urban II., 1089 aufgefordert wurde, als Berater zu ihm nach Rom zu kommen. Bruno kam dieser Aufforderung nur widerwillig nach. Der Fortgang des Gründers ließ die Gemeinschaft zunächst zerfallen, 1090 konnte sie aber wieder neu gebildet werden. Einer sagenhaften Überlieferung zufolge soll der Papst ihm in Rom die Kirche S. Cyriakus - die heutige Kirche Santa Maria degli Angeli e dei Martiri - in den Thermen des Diokletian angewiesen haben, wo dann 1561 Papst Pius IV. die Kartäuser tatsächlich ansiedelte.
Bruno begleitete Papst Urban II. 1090 auf der Flucht vor dem drohenden Ansturm des Kaisers Heinrich IV. in die Festung der Normannen - von der Reste erhalten sind im Torre Sant'Erasmo, dem heutigen Archäologischen Museum - nach Santa Maria Capua Vetere und später auch nach Salerno. Als ihm das Erzbistum Reggio in Kalabrien angeboten wurde, reiste Bruno nach Reggio, erkannte aber nach kurzer zeit, dass er dem Amt nicht gewachsen sei, bat den Papst, von der Bischofsweihe abzusehen und wurde vom Papst wieder ins Einsiedlerdasein entlassen. Er erhielt Land von Roger I. von Sizilien, dem er im Traum erschienen war, um ihn vor einem Verrat zu warnen; darauf gründete Bruno wohl 1091 das erste Kartäuserkloster Santa Maria dell'Eremo im Tal La Torre beim heutigen Serra San Bruno: eine Einsiedelei in der Wildnis von Kalabrien unter dem Patronat von Maria. Hier verbrachte er seine letzten Lebensjahre als Abt. Kurz nach seinem ersten Kloster gründete er ganz in der Nähe das Kloster San Stefano del Bosco im heutigen Serra San Bruno; bei seinem Tod lebten in den beiden Klöstern 30 Mönche.
Ob er die zwei Bruno zugeschriebenen Psalmenkommentare tatsächlich verfasste, ist ungewiss; sicher stammen ein
Glaubensbekenntnis und zwei Briefe von ihm. In ihnen erläutert er das Einsiedlerleben als Vorschattung
der
endzeitlichen Vollendung. Bruno verstand sich nicht als Ordensgründer, er legte den Grundstein der Lebensweise, aus der
später der Kartäuserorden entstand.
Bruno wurde in seinem Kloster San Stefano del
Bosco in Serra San Bruno bestattet. 1122 wurden seine Gebeine ins nahe
Santa Maria dell'Eremo überführt, wo sie
zahlreiche Wunder gewirkt haben soll. In Kalabrien verehrte
man ihn deshalb bald schon wie einen Heiligen. Während Hugo von Grenoble
seit 1135 in der Grande Chartreuse gefeiert
wurde, blieb der eigentliche Gründer des Kartäuserordens mehrere Jahrhunderte lang
nur der Magister Bruno
. Der Kartäuserorden wurde 1176 von Papst Alexander III. anerkannt.
Kanonisation:
Bruno wurde nie formell heiliggesprochen, die Verehrung wurde aber 1514 von Papst Leo X. für den Orden und
1622 von Papst Gregor XV. für die ganze Kirche anerkannt. Erst durch Papst Clemens X.
erhielt das Fest 1674 allgemeine Verbindlichkeit.
Attribute:
Buch, Totenkopf, Kruzifix, dessen Enden in Blätter ausschlagen, abgelegte
Mitra, sieben Sterne - sie deuten auf die schweigende
Einsamkeit seines Ordens
Patron
der Besessenen; gegen Pest
Bauernregel:
St. Bruno, der Kartäuser, / lässt Fliegen in die Häuser.
1 ▲ Auf der Waldlichtung Sèche-Fontaine bei Avirey-Lingey gibt es keine Spuren der Einsiedelei mehr, nur ein Privathaus auf eingzäuntem Gelande.
Worte des Heiligen
Bruno schildert in einem Brief an seinen Freund Radolf, der inzwischen Erzbischof von
Reims geworden war, die Vorzüge der Einsamkeit
und des Schweigens. Dabei nimmt er die fürsorgliche Pflege und Zuwendung einer Frau zu König
David als Bild für die Liebe Gottes zu uns Menschen:
Ich bewohne eine im Lande Kalabrien gelegene
Einöde, die nach allen Seiten hin von jeder
menschlichen Wohnung hinreichend entfernt ist, zusammen mit meinen Ordensbrüdern - einige von ihnen sind gelehrt -,
die in unablässiger Wache
auf ihren Herrn hoffen, um ihm zu öffnen, sobald er ruft
. …
Welchen Nutzen und welche göttliche Wonne die Einsamkeit und das Schweigen der Einöde denen bereitet, die sie lieben,
das wissen allein die, welche es erfahren haben.
Hier können mutige Männer sich so oft in sich sammeln, wie sie es wollen und bei sich verweilen, um mit Eifer die
Tugendkeime zu pflegen, und sich glücklich von den Früchten des Paradieses nähren.
Hier erwirbt man jenes Auge, durch dessen klaren Blick der Bräutigam von Liebe verwundet wird und dessen Reinheit
Gott schauen lässt.
Hier übt man eine mühevolle Muße und ruht in einer gelassenen Tätigkeit.
Hier verleiht Gott seinen Kämpfern für die Mühe des Kampfes den ersehnten Lohn, nämlich den Frieden, den die Welt
nicht kennt und die Freude des Heiligen Geistes (vgl. Römerbrief 14, 17).
Das ist jener bessere Teil, den Maria erwählte, der ihr nicht wird
genommen werden
(vgl. Lukasevangelium 10, 38 - 42). Das ist jene ganz schöne Sunamitin, allein in ganz Israel
gefunden, die als Jungfrau den greisen David zärtlich pflegen und warmhalten durfte (vgl. 1. Könige 1, 2 ff). Wie sehr
wünschte ich, liebster Bruder, Du möchtest einzig sie lieben, damit die Wärme ihrer Umarmungen Dich zu göttlicher Liebe
entflamme! Wenn ihre Liebe sich einmal in Deinem Herzen niederlässt, dann wirst Du den schmeichelhaften und
verführerischen Ruhm der Welt für gemein erachten und wirst leicht die Reichtümer, welche die Seele so sehr beunruhigen
und beschweren, zurückweisen und wirst Dich vor den für Leib und Seele so schädlichen Vergnügungen ekeln.
Deine Klugheit weiß, wer gesagt hat: Wer die Welt liebt und was in der Welt ist: Fleischeslust, Begierde der
Augen und Ehrgeiz, hat keine Liebe zum Vater
(1. Johannesbrief 2, 15 f). Und auch: Wer ein Freund dieser Welt
sein will, macht sich zum Feinde Gottes.
(Jakobusbrief 4, 4). …
Was ist törichter, was der Vernunft und sogar der Natur widriger, als das Geschöpf mehr als den Schöpfer zu lieben,
und mehr dem Vergänglichen nachzufolgen als dem Ewigen, dem Irdischen mehr als dem Himmlischen?
Ist es nicht eine ganz schlechte und unnütze Mühe, von Begierden gequält zu werden und sich unaufhörlich um Sorgen
und Ängste, Befürchtungen und Schmerzen wegen solcher Begierden zu bekümmern? Welche Last ist schwerer als die, welche
die Seele von der erhobenen Höhe ihrer Würde niederdrückt zum Niedrigsten, was jede Ungerechtigkeit schließlich ist?
Fliehe also, mein Bruder, alle diese Mühseligkeiten und Nöte und schreite hinüber vom Sturm der Welt zur sicheren Ruhe
und zum ruhigen Hafen.
Deine Klugheit weiß, was die Weisheit selber sagt: Wer nicht auf alles verzichtet, was er besitzt, kann nicht mein
Jünger sein.
(Lukasevangelium 14, 33). Wer sieht nicht, wie schön, nützlich und angenehm es ist, in ihrer Schule,
unter der Leitung des Heiligen Geistes zu verweilen und die göttliche Philosophie zu erlernen, die allein die wahre
Glückseligkeit verleiht? …
Was aber ist ebenso gerecht wie nützlich, ebenso angeboren wie mit der menschlichen Natur übereinstimmend, als das
Gute zu lieben? Und welches andere Sein ist so gut wie Gott? Mehr noch, welches andere Gut gibt es außer Gott allein?
Daher kommt es, dass die menschliche Seele, die unvergleichliche Anziehungskraft, den Glanz und die Schönheit dieses
Gutes teilweise wahrnehmend, von der Flamme der Liebe entzündet, spricht: Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem
lebendigen Gott: Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen?
(Psalm 42, 3).
Quelle: Brief an Radolf, den Propst von Reims. In: A. Wienand u. O. Beck: Der heilige Bruno - Vater der Kartäuser. Köln 1987, S. 161 - 165
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Schriften von Bruno und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Die Kirche Santa Maria degli Angeli e dei Martiri in Rom ist täglich von 7 Uhr bis 18.30 Uhr, im Sommer bis 19 Uhr, sonntags bis 19.30 Uhr geöffnet. (2017)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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- zuletzt aktualisiert am 07.07.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.bauernregeln.net/september.html nicht mehr erreichbar
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart /
Weimar 2000
• https://it.wikipedia.org/wiki/Serra_San_Bruno - abgerufen am 18.07.2023
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.
Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I,
Hamm 1990
• http://www.christaldesaintmarc.com/un-pelerinage-a-l-ermitage-de-seche-fontaine-ou-vecut-saint-bruno-a57559793 - abgerufen am 18.07.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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